Rund um den Grand Canyon
12. September - 08. Oktober 2010

Route 66
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Die Route 66 galt ab 1926, abgesehen vom Lincoln Highway, als eine der ersten durchgehenden Straßenverbindungen zur US-amerikanischen Westküste. Heute sind die verbliebenen Teilstücke der einst 2448 Meilen (3939,67 Kilometer) langen Strecke von Chicago (Illinois) nach Los Angeles (Kalifornien), auch Mother Road oder America’s Mainstreet genannt, ein Anziehungspunkt für Touristen und Nostalgiker.

Im Jahre 1914 machte in den USA ein Motorradfahrer namens Erwin G. Baker Schlagzeilen, der das Land von Küste zu Küste in elf Tagen durchquerte und danach über „Wege wie frisch gepflügte Äcker“ berichtete. Im Zuge des aufkommenden Autoverkehrs nach dem ersten Weltkrieg wurden viele Straßen gebaut - der Ruf wurde laut nach einer durchgehenden Straßenverbindung an die Westküste, die noch immer durch die Gebirgskette der Rocky Mountains und durch Wüsten vom Rest des Landes weitgehend getrennt war. Die wichtige und symbolträchtige Ost-West-Verbindung wurde ab dem Jahr 1926 Stück für Stück als „US Highway 66“ ausgebaut, hauptsächlich, indem man schon bestehende Straßen einfach miteinander verband. Im Jahre 1933 fuhr Erwin G. Baker, aufgrund von über einhundert Werbe-, Wett- und Rekordfahrten inzwischen als Cannonball bekannt, teilweise auf der neuen Strecke: von New York nach Los Angeles in der Rekordzeit von 53 Stunden. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug fast 100 km/h, obwohl die Route 66 damals noch durch Ortschaften führte und teilweise nicht geteert war. Erst im Jahre 1938 wurde die Asphaltierung der Straße vollendet.

Die Flucht verarmter Farmer und Landarbeiter aus Oklahoma und Texas, die nach den jahrelangen Staubstürmen und der Dürre des Mittleren Westens, auch Dust Bowl genannt, gemäß dem Motto „Go West!“ über die Route 66 zu den Obstplantagen Kaliforniens strebten, wurde 1939 im Roman „Die Früchte des Zorns“ von John Steinbeck verewigt. Die darauf basierende Verfilmung von Western-Regisseur John Ford mit Henry Fonda in der Hauptrolle gilt als eines der ersten Roadmovies. Der 1941 zweifach Oscar-prämierte Film (angeblich mit dem Arbeitstitel „Highway 66“ gedreht) machte die Route 66 auch bei jenen bekannt, die nie darauf reisen konnten oder mussten.

Im Jahre 1946 fuhr Bobby Troup nach Los Angeles, in der Hoffnung auf eine Karriere als Musiker. Seine eigene Aufbruchstimmung fasste er unterwegs in Worte und schrieb den Song Get Your Kicks on Route Sixty Six, der umgehend mit Nat King Cole veröffentlicht und später von Chuck Berry, den Rolling Stones, Depeche Mode und vielen anderen Musikern interpretiert wurde.

Die Route war in den 1950er und 1960er Jahren die wichtigste Ost-West-Verbindung der Vereinigten Staaten. Viele Menschen zogen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges an die Westküste, wo zu jener Zeit, unter anderem durch die aufblühende Rüstungs- und Flugzeugindustrie, mehr als 200.000 Arbeitsplätze geschaffen wurden.

Die Route 66 als einfache, oft kurvenreiche Landstraße konnte als wichtige Transkontinentalverbindung dem wachsenden Verkehr immer weniger gerecht werden. Der Verlauf wurde ständig geändert, es wurden Ortsumgehungen gebaut, Umwege abgekürzt usw. Gemäß dem Vorbild der Autobahnen, die der Ex-General und spätere US-Präsident Eisenhower (Präsidentschaft 1953–1961) in Deutschland 1945 kennengelernt hatte, wurde auch die Verlegenheitslösung „Route 66“ allmählich durch moderne mehrspurige Fernstraßen ersetzt (Interstate Highway System).

Während des allmählichen Niedergangs der Route 66 wurde ihr Verlauf besonders im wüstenartigen Westen der USA, ihre Tankstellen, Restaurants und Motels (viele mit teilweise auffällig-skurriler Architektur, z. B. das Wigwam Motel in Holbrook, Arizona) usw. romantisch verklärt. Bald umgab die Straße ein ähnlich mythischer Kult wie die Pferde und Cowboys des Wilden Westens. Schon Anfang der 1960er Jahre gab es im US-Fernsehen die Serie Route 66. Ab den 1960er Jahren spielten Roadmovies wie Easy Rider, Asphaltrennen und andere auf Teilstücken der schon damals legendären Strecke.

In den 1970er Jahren führten die Cannonball-Rennen teilweise über die ehemalige Route 66 und natürlich auch über die neugebauten Schnellstraßen. Über diese von der Autozeitschrift Car&Driver organisierten Protestveranstaltungen gegen das Tempolimit, bei denen u. a. professionelle Langstreckenfahrer wie Dan Gurney teilnahmen, wurden später diverse Filme gedreht. Neben dem Spaß an der Sache bestand das Anliegen darin, aufzuzeigen, dass es ein Unding sei, die Höchstgeschwindigkeit auf modernen Schnellstraßen auf 55 mph (88 km/h) zu begrenzen, wenn 40 Jahre zuvor schon ein einzelner Fahrer eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit erzielen konnte, und das über drei Tage hinweg bei wesentlich schlechteren Verhältnissen.

1985 wurde die Bezeichnung "U.S. Highway 66" von der American Association of State Highway and Transportation Officials aufgehoben.

Zwar folgten die meisten Straßen im flachen Mittelwesten der USA schachbrettartig den Haupthimmelsrichtungen – aber die Route 66 gehörte mit ihrer Diagonalität zu den vielen Ausnahmen, in denen Straßen parallel zu den bestehenden Eisenbahnverbindungen gebaut wurden, wie z.B. auch US 54, IL 48, US 150, US 45, etc.

Ausgehend von Chicago nahm die Route 66 ihren Weg diagonal in grob südwestlicher Richtung. Sie verlief in Illinois zunächst durch Städte wie Joliet, Bloomington, Lincoln, Springfield und Litchfield. Dieser Abschnitt gehört heute zu der Interstate 55 sowie zu den Illinois State Routes 4, 53 und 203.

Sie verlief anschließend durch die Bundesstaaten Missouri und Oklahoma, wobei sie in der Nähe von Joplin auch ein kleines Stück bei Galena durch die äußerste südöstliche Ecke von Kansas führte.

Damit diente die Route 66 nicht nur dem Transkontinentalverkehr, für den sie berühmt wurde, sondern auch der Anbindung der Landwirtschaft des Mittleren Westens an Chicago.

Längen Staat↓ Meilen↓ Kilometer↓
Illinois             301       484
Missouri           317       510
Kansas              13         21
Oklahoma         432       695
Texas               186       299
New Mexico       487       784
Arizona             401       645
Kalifornien         314       505
                      ___________
Insgesamt       2.448    3.939

Ab Oklahoma City führte die Route 66 weiter in westliche Richtung über Amarillo in Texas, Albuquerque Gallup und Holbrook in New Mexico nach Arizona. Dort wurde westlich von Flagstaff im Jahre 1984 der letzte Abschnitt der Route 66 durch den Interstate-Highway I-40 ersetzt, der längst die Route 66 als Ost-West-Verbindung zwischen Oklahoma City und Los Angeles abgelöst hatte. Im Jahr darauf, am 27. Juni 1985, entzog die AASHTO der Route 66 dann den United States Highway-Status. In Arizona existiert – zwischen Seligman, Kingman, Oatman und dem Colorado-Ufer bei Topock – weiterhin ein malerisches Teilstück als „Historic Route 66“, das weitab von der Autobahn liegt und teilweise über steile Bergstraßen führt.

Der weitere Verlauf der Route 66 führt von Needles durch die Mojave-Wüste, weiter nach Amboy, – vorbei u. a. am legendären Bagdad Café – nach Barstow und von dort in südwestlicher Richtung nach San Bernardino, einer Stadt im Einzugsgebiet von Los Angeles. Die Route endet schließlich in Los Angeles an den Piers von Santa Monica.

Zwischen Springfield und East St. Louis wurde die Route 66 im Jahr 1930 von der heutigen IL 4 in westliche Richtung zur heutigen I-55 verschoben. Auch der Verlauf durch die Downtown von St. Louis wurde zwei Jahre später verändert. Die US 66 verlief anfangs von El Reno nach Bridgeport nördlich über Calumet und dann westlich durch Geary, bis es 1933 eine direkte Verbindung zwischen El Reno und Bridgeport über eine Brücke eines Zuflusses des Canadian River gab. Im Bundesstaat New Mexico wurde durch einen teilweisen neuen Verlauf der Route 66 eine Verkürzung von mehr als 4 Stunden erreicht. Ursprünglich führte die Straße von Santa Rosa über Las Vegas, Santa Fe und Albuquerque nach Los Lunas, bis es eine direkte Verbindung gab.

Dank der Route 66 hatten viele kleinere Orte nahe der Route die Möglichkeit, Handel zu treiben und somit eine eigene Wirtschaft aufzubauen. Die größeren Orte bekamen eine eigene Anbindung an die Route, so zum Beispiel Springfield, San Bernardino und Oklahoma City. Entlang der Route entstanden mit der Zeit viele Motels, Tankstellen und Geschäfte, deren Angebot sich auf Grund des starken Konkurrenzkampfes stetig weiter entwickelte.

Heutzutage gilt die „Route 66“ als Symbol für Freiheit, Ungebundenheit und die „gute alte Zeit“. In vielen Orten längs ihrem früheren Streckenverlauf gibt es Souvenirshops, Museen und Ähnliches. Eine Vielzahl von Büchern, Internetseiten, Reiseberichten usw. widmet sich der Route 66 und strickt eifrig an deren Legende. Seit September 2005 sind Teilstücke der Route 66 in Illinois, New Mexico und Arizona unter der Bezeichnung Historic Route 66 als National Scenic Byway ausgewiesen.

Der Animationsfilm Cars aus dem Jahr 2006 ist eine moderne Liebeserklärung an die Route 66.

Touristen in Reisebussen, Wohnmobilen und Mietwagen, besonders jedoch Motorradfahrer (Biker – bevorzugt auf Harley-Davidson), sind gerne auf der Route 66 unterwegs. Sie alle sind auf der Suche nach den Resten des ehemaligen U.S. Highways, bewegen sich jedoch im Alltag meist auf den wesentlich bequemeren und schnelleren Interstate Highways. Im Sommer 2001 und 2003 war die historische Route 66 Austragungsstrecke der „American Solar Challenge“, eines zehntägigen Solarmobil-Rennens, an dem jeweils über 40 internationale Teams teilnahmen.

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© Peter Brassel (ViSdTDG), Bad Honnef 2010, Kontakt: info@wohnmobil-reisen.de