Akkon (Akko)
Animation: Rundfahrt durch mittelalterliches Akkon

Akkon

Akkon oder Akko, im
Altertum auch Ptolemais ist eine alte Hafenstadt im Nordbezirk
Israels in Galiläa an der Küste des östlichen Mittelmeers.
Die Altstadt liegt auf einer Landzunge am Nordrand der Bucht von
Haifa und ist von einer bis zu 150 m starken Festungsanlage
umgeben. Auf der Landseite ist die Altstadt von der Neustadt
umschlossen. Während die Neustadt eine mehrheitlich jüdische
Bevölkerung aufweist, wird die Altstadt fast ausschließlich von
israelischen Arabern bewohnt und ist eine der orientalischsten
Städte Israels.
Der Hafen der Stadt, die mehrere Jahrhunderte lang eine wichtige
Hafenstadt des östlichen Mittelmeers war, hat inzwischen stark
an Bedeutung verloren. Von wirtschaftlicher Bedeutung ist heute
die Industrie, vor allem die Eisenverarbeitung. Die Stadt
besitzt einen Bahnhof an der Strecke Naharija–Haifa.
Geschichte
Altertum
Die früheste Besiedlung auf dem
Tell Akko, arab. Tell el-Fukhar, begann bereits in der
Bronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.).
Die früheste schriftliche Erwähnung der Stadt findet sich in den
ägyptischen Ächtungstexten der 13. Dynastie. Daneben gibt es
in mesopotamischen Texten Belege dafür, dass die Stadt bereits
in der Bronzezeit eine bedeutende Hafenstadt war. Unter den
Amarna-Briefen finden sich einige Briefe von König Surata an den
Pharao. Akkon war zu dieser Zeit ein Stadtstaat und diente
als Vasall Ägyptens. Akkon taucht auch in Städtelisten aus der
Zeit von Thutmosis III., Sethos I. und Ramses II. auf. Das
Hypostyl des Ramses-Tempels in Karnak zeigt die Zerstörung von
Akkon, vermutlich zwischen 1276 und 1270 v. Chr. Im Papyrus
Anastasi I aus dem späten 13. Jahrhundert v. Chr. wird Akkon als
eine der Küstenstädte Kanaans aufgezählt. Ab dem 1. Jahrtausend
v. Chr. gehörte die Ortslage zum Einflussgebiet von Tyros. Der
phönizische Einfluss ist archäologisch sowohl durch zahlreiche
Keramikfunde als auch andere Objekte gut nachweisbar.
Nach großflächigen Zerstörungen und zahlreichen Wiederaufbauten
erreichte Akko unter persischer Herrschaft erneut eine
wirtschaftliche Blütezeit. Nach der Kampagne von Kambyses II.
gegen Ägypten um 526 v. Chr. wurde Akko zum militärisch und
wirtschaftlich bedeutenden Zentrum ausgebaut. An dieser Position
änderte sich im Verlauf der nächsten Jahrhunderte nichts. Im 4.
Jh. v. Chr. expandierte die Siedlung, und städtebauliche
Maßnahmen in der Ebene, unterhalb des antiken Siedlungshügels,
begannen. Seit 281 v. Chr. war die Stadt fest in ptolemäischer
Hand und erhielt mit ihrer Erhebung zur Polis auch ihren neuen
Namen: Ptolemais (Ptolomäis); zu Ehren des Begründers der
ptolemäischen Dynastie, Ptolemaios I. Soter.
Die Stadt Ptolemais ging nach dem Ende des Fünften Syrischen
Krieges um 198 v. Chr. schließlich in seleukidischen Besitz
über; ebenso wie die übrigen Städte Phöniziens und Palästinas.
Die hellenistische Zeit brachte eine erneute wirtschaftliche
Blütezeit durch den massiven Seehandel mit den griechischen
Gebieten und bis nach Italien. Archäologisch lässt sich dieser
Handel durch die Keramikfunde nachweisen.
Auch im Alten Testament der Bibel ist von Akkon die Rede (Ri
1,31 EU).
Um das Jahr 64 v. Chr. wurde die Stadt von den Römern
eingenommen. Es gehörte zur römischen Provinz Syria.
Der Apostel Paulus verbrachte im Jahr 57 n. Chr. einen Tag in
Akkon (Ptolemais) (Apg 21,7 EU).
Anfang des Jahres 67 wurde die Hafenstadt Ptolemais zum
Sammelplatz der römischen Truppen im ersten Jüdischen Krieg:
30.000 Legionäre der Legio V Macedonica und der Legio X
Fretensis (beide unter Vespasian aus Norden kommend) sowie der
Legio XV Apollinaris (unter Vespasians Sohn Titus aus
Alexandria) und etwa ebenso viele Auxiliartruppen. Von dort
marschierten sie unter dem Oberbefehlshaber Vespasian in Judäa
ein.
Plinius der Ältere beschreibt in seiner Naturalis historia im
Jahr 77 die Mündung des Flusses Belu bei Ptolemais als die
einzige Stelle, die den für die Herstellung von Glas
erforderlichen reinen Sand lieferte.
Mittelalter
Im Rahmen der islamischen
Expansion kam die Stadt 638 unter arabische Herrschaft, die bis
1104 anhielt. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts
beauftragte der ägyptische Herrscher Ahmad ibn Tulun den
Architekten Abu Bekr al-Bana' mit der Erweiterung des Hafens.
Der mit Steinlagen auf Sykomoren-Bohlen ausgebaute Hafen hatte
eine große Bedeutung für den Handel im Mittelmeer. Die Einfahrt
wurde nachts durch Ketten verschlossen.
Im Mittelalter war Akkon der einzige Hafen an der Levanteküste,
in dem bei jedem Wetter Waren gelöscht werden konnten, weshalb
er für die Kreuzfahrer von besonderer strategischer Bedeutung
war. Nachdem das Heer des Ersten Kreuzzugs vor der Belagerung
von Jerusalem 1099 die gut befestigte Stadt noch umgangen hatte,
unternahmen die Könige des durch sie gegründeten Königreichs
Jerusalem alsbald Anstrengungen zu deren Eroberung. Nachdem ein
erster Versuch König Balduins I. 1103 noch erfolglos geblieben
war, gelang ihm nur ein Jahr später nach einer zwanzigtägigen
Belagerung die Einnahme der Hafenstadt. Während der Kreuzzüge
bestand hier der Sitz des lateinischen Bistums Akkon, das 1135
gegründet wurde. Neben Pilgerinnen und Pilgern auf dem Weg
nach Jerusalem nutzten auch christliche Kaufleute den Hafen, um
mit Waren aus dem rund 180 km entfernten Damaskus zu handeln.
Die Stadt blühte auf.
1187 wurde neben Jerusalem auch Akkon durch Sultan Saladin
zurückerobert. Nach erbitterter und langer Belagerung
(1189–1191) fiel die Stadt schließlich wieder an die
Kreuzritter, die Verstärkung durch den Dritten Kreuzzug unter
Richard Löwenherz erhalten hatten. Da Jerusalem in den Händen
Saladins blieb, wurde Akkon nun Hauptstadt des Königreichs
Jerusalem.
Während der Belagerung Akkons gründeten im Jahr 1190 Kaufleute
aus Lübeck und Bremen den Deutschen Orden (Deutschritterorden)
als Hospitalgemeinschaft. 1198 erfolgte die Umwandlung in einen
Ritterorden, wobei Akkon bis zum Verlust der Stadt 1291 Amtssitz
des Hochmeisters blieb, der dann nach Venedig verlegt wurde.
1219 stiftete Franz von Assisi das noch heute existierende
Franziskaner-Kloster.
1229 wurde Akkon nach dem Frieden von Jaffa zwischen Friedrich
II. und dem Ayyubiden-Sultan al-Kamil unter die Verwaltung des
Johanniterordens gestellt – der alternative Name St. Jean d’Acre
weist darauf hin. Akkon wurde eine wichtige Schnittstelle für
die Vermittlung arabischer Kultur und Wissenschaft nach Europa.
Nach der endgültigen Eroberung Jerusalems durch die Muslime 1244
war Akkon einer der letzten Stützpunkte der Kreuzfahrer. Mit der
Eroberung der Festung am 18. Mai 1291 durch die Truppen des
ägyptischen Mamluken-Sultans al-Malik al-Asraf Chalil waren die
Kreuzzüge endgültig gescheitert. Ein gotisches Kirchenportal aus
Akkon wurde als Trophäe nach Kairo gebracht.
1517 wurde Akkon unter Sultan Selim I. Teil des Osmanischen
Reiches.
Neuzeit
Ab 1749 wurde die zum Teil noch
immer zerstörte Stadt neu aufgebaut. Es entstand die
Festungsanlage, die von Dschezzar Pascha, dem damaligen
Gouverneur von Damaskus, auf der Grundlage der
Kreuzritterfestung erbaut und von Dhaher al-Omar, dem Scheich
von Galiläa, ausgebaut wurde. Bis 1774 war Akkon Hauptstadt des
Herrschaftsgebiets von Dhaher.
1799 wurde Akkon 61 Tage lang vergeblich von Napoleon belagert.
Einer Legende nach warf dieser beim Rückzug der Truppen mit den
Worten „Wer Akkon erobert, erobert die Welt!“ seinen Hut ins
Meer. Von ihm zurückgelassene Kanonen stehen auf dem
Festungswall.
Mit dem Aufkommen von Dampfschiffen im 19. Jahrhundert verlor
der Hafen von Akkon an strategischer Bedeutung, weil die großen
Schiffe dort nicht anlegen konnten.
1869 kam Baha’u’llah, der Religionsstifter der Bahai, als
Gefangener des Osmanischen Reiches in die Festungsstadt Akkon,
wo 1873 eines seiner zentralen Bücher, das Kitab-i-Aqdas,
entstand. Dort entstand auch die Schriftensammlung Botschaften
aus Akka.
Ab 1920 gehörte Akkon zu dem unter britischem Mandat stehenden
Palästina.
Am 17. Mai 1948, drei Tage nach der israelischen
Unabhängigkeitserklärung, wurde Akkon von der Hagana besetzt.
2001 wurde die Altstadt (63 Hektar) von der UNESCO zum
Weltkulturerbe erklärt.
2006 wurde die Stadt während des israelisch-libanesischen Kriegs
Ziel von Raketenangriffen der Hisbollah.
2008 kam es während des Jom Kippurs in der Neustadt zu
Ausschreitungen zwischen der jüdischen und arabischen
Bevölkerung.
Kulturgeschichtliches
Die mittelalterliche Zitadelle,
überragt vom „Turm der Verdammnis“, beherbergt das älteste
Hospital des Johanniterordens (gegründet 1090), ein ebenerdiges
zweischiffiges Refektorium (gebaut um 1100), vermutlich Urbild
aller gotischen Kreuzrippengewölbe. Es wurde vom Deutschen Ze'ev
Goldmann ausgegraben.
Akkon-Sprüche. Der Vagant Freidank, der vermutlich am Kreuzzug
Friedrichs II. teilnahm, kritisiert in einer Serie von
mittelhochdeutschen Sinnsprüchen, die Teil seiner Bescheidenheit
genannten Spruchsammlung sind, das zwielichtige Verhalten der
Christen.
In der bisher noch nicht wiedergefundenen ältesten
Dominikanerkirche (Predigerkirche) Akkons wurde der katholische
Heilige und Ordensgeneral der Dominikaner Jordan von Sachsen
beigesetzt. Sein Schiff zerschellte 1237 in der Nähe von Akkon
vor der syrischen Küste.
Seit 1980 ist Akkon der Austragungsort des jährlich
stattfindenden Acco Festival of Alternative Israeli Theatre,
einer der bedeutendsten israelischen Kulturveranstaltungen.