Bethlehem
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Geburtskirche in Bethlehem
Bethlehem ist eine Stadt im Westjordanland mit 29.930 Einwohnern. Die Stadt gehört zu den Palästinensischen Autonomiegebieten und grenzt im Norden an Jerusalem. Sie beheimatet zwei Universitäten. Zur Agglomeration Bethlehem gehören auch Beit Dschala und Beit Sahur; letzterer Ort hat wie Bethlehem biblische Bedeutung für die Israeliten, weil sie der Überlieferung nach der Geburtsort König Davids sein soll. Für die Christen in der ganzen Welt ist die Stadt von besonderer Bedeutung, weil sie der Überlieferung nach der Geburtsort Jesu sein soll, was historisch jedoch zweifelhaft ist. Bürgermeister der Stadt Bethlehem ist der arabische Christ Anton Salman.
Wortherkunft
Die Bedeutung des Namens
Bethlehem ist bisher ungeklärt. Während beth das Wort für „Haus“
ist, steht im Hebräischen lechem für „Brot“, Speise oder
Nahrung, im Arabischen dagegen für „Fleisch“, in manchen
südarabischen Dialekten für „Fisch“. Die Wurzel bezeichnet somit
ursprünglich das Grundnahrungsmittel. In den modernen Sprachen
hat Bethlehem die Bedeutung von Haus des Brotes oder Haus des
Fleisches.
Möglich ist aber auch eine Ableitung des zweiten
Wortbestandteils mit dem semantischen Feld „kämpfen“; Bethlehem
hätte dann die Bedeutung „Haus des Kampfes“. Weitere Deutungen
beziehen das Götterpaar Lahmu/Lahamu in ihre Überlegungen ein,
Bethlehem wäre demnach das „Haus der Gottheit L.“
Biblische Überlieferung
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Altar über dem Stern von Bethlehem in der Geburtsgrotte | Stern von Bethlehem in der Geburtsgrotte |
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Das Grab Rachels heute | Hauptsitz des Gouvernements Bethlehem |
Der Ort wird in der Bibel
erstmals in Gen 35,19 EU erwähnt. Dort heißt es, dass Jakobs
geliebte Frau Rahel „an der Straße nach Efrata, das jetzt
Betlehem heißt“, begraben wurde (vgl. auch Gen 48,7). Nach der
Eroberung Kanaans durch die israelitischen Stämme fiel das
Städtchen dem Stamm Juda zu (Jos 15,59; 1Chr 4,22). Auch das
Geschehen aus dem Buch Rut spielt sich zu einem großen Teil in
Betlehem ab und sowohl Ruts erster Schwiegervater Elimelech wie
auch ihr späterer Mann Boas (Ruth 2,4) kamen aus diesem Ort (Rut
1,1 EU). Ruth zieht mit ihrer ersten Schwiegermutter Noomi nach
Bethlehem (Ruth 1,19.22), wo sie mit Boas eine Familie gründet
(Ruth 4,11).
Betlehem war nach 1 Sam 16,1 EU der Herkunftsort Davids, wo auch
der erwartete Messias als Nachkomme („Sohn“) Davids zur Welt
kommen sollte (Mi 5,1 EU). In diesem Vers wird es als „Betlehem-Efrata“
bezeichnet, um es von einem anderen Ort mit Namen Betlehem zu
unterscheiden, der im Stammesgebiet von Sebulon, ca. 11 km
westnordwestlich von Nazareth, lag (Jos 19,15).
Weitere Belege im Tanach sind die folgenden:
- Der Richter Ibzan (siebenjähriges Richteramt) stammt aus Bethlehem und ist dort begraben (Ri 12,8.10)
- Ein junger Levit aus Bethlehem wird bei Micha als Priester eingestellt (Ri 17,7–13)
- Eine erzürnte Nebenfrau eines Leviten in Ephraim läuft ihm davon zu ihrem Vater nach Bethlehem, woher sie stammt; der Levit zieht ihr hinterher und versöhnt sich mit ihr; auf ihrer Rückreise übernachten sie in Gibea, wo dem Levit Schlimmes angetan werden soll; stattdessen kann aber die Nebenfrau herausgegeben werden, die dann zu Tode vergewaltigt wird; der Levit teilt die Leiche in 12 Stücke, um je eins in jeden Stamm zu verteilen, um alle Stämme über den Schandtat zu informieren (Ri 19)
- Samuel kommt nach Bethlehem, die Heimatstadt Isais und Davids (1Sam 17,12; 20,6.28), wo David die Schafe seines Vaters hütet (1Sam 17,15), um Gott zu opfern und den neuen König – letztendlich David – zu salben (1Sam 16,4)
- Asael wird im Grab seines Vaters in Bethlehem begraben (2Sam 2,32)
- Jair aus Bethlehem hat einen Sohn namens Elhanan, der in der Auseinandersetzung mit den Philistern Goliat, den Gatiter, erschlägt (2Sam 21,19)
- Drei Helden Davids riskieren ihr Leben, um Wasser aus Bethlehem zu holen, das zu dem Zeitpunkt von den Philistern besetzt ist (2Sam 23,14–17; 1Chr 11,17–19)
- Nach dem Exil kehren 123 Männer von Bethlehem zurück (Esr 2,21); deren Anzahl zusammen mit Netofa beträgt 188 (Neh 7,26)
- Jismael ermordet Gedalja, den Stellvertreter des Königs von Babel vor Ort, und flieht deshalb mit seinen Leuten nach Ägypten, wobei er in Bethlehem eine Zwischenstation einlegt (Jer 41,17)
- Im Prophet Micha findet sich eine Verheißung über Bethlehem als Geburtsort eines Hoffnungsträgers, die im NT auf Jesus gedeutet wird (Mi 5,1)
Nach Matthäus 2,1 EU und Lukas
2,4–11 EU, implizit auch Johannes 7,42 EU wurde Jesus Christus
in Betlehem geboren. Der angenommene Geburtsort in einer Höhle
wird wohl schon ab dem 2. Jahrhundert verehrt. Seit dem Jahr 333
steht an der Stelle die Geburtskirche. Am 29. Juni 2012 wurde
die Geburtskirche in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO
aufgenommen. Umstritten ist, ob Betlehem tatsächlich der
Geburtsort Jesu ist.
Ein 3000 Jahre altes Siegel ist der älteste außerbiblische
Hinweis auf die Existenz des Ortes im Königreich Juda.
Rahelgrab
Nach der jüdischen Tradition
liegt das Rahelgrab (hebräisch Ḳever Raḥel, arabisch Qubbat
Rahil) in Judäa nördlich von Betlehem. Nach biblischer
Überlieferung wurde Rachel „an der Straße nach Efrata, das jetzt
Betlehem heißt“ (Gen 35,19 EU) begraben.
Rachel steht im Judentum auch als Symbol für Israel und seine
Trauer um das verlorene Volk Ephraim, das nicht aus assyrischer
Gefangenschaft zurückkehrte: „Rahel weint um ihre Kinder und
will sich nicht trösten lassen“ (Jer 31,15 EU).
Universitäten
Seit 1973 gibt es die vom
Vatikan gegründete Katholische Universität Bethlehem. Es sind
3.014 Studenten immatrikuliert; davon ein Drittel Christen und
zwei Drittel Muslime (Stand 2010). Es wird Philosophie,
Wirtschafts- und Naturwissenschaften, Erziehung, Krankenpflege
und Tourismus gelehrt. Außerdem wird ein Studiengang von acht
Semestern mit theologischen, religiösen und soziologischen
Fächern angeboten, der mit einem Bachelor of Arts abgeschlossen
wird.
Im September 2007 wurde von der palästinensischen Administration
die Gründung einer zweiten Universität in Bethlehem
bekanntgegeben. Die Aufnahme des Studienbetriebs an der
Ahliya-Universität erfolgte mit unmittelbarer Wirkung.
Krankenhäuser
SSchon 1882 eröffneten
französische Vinzentinerinnen ein Krankenhaus, aus dem 1990 das
Krankenhaus der Heiligen Familie (Holy family hospital), eine
Geburtsklinik des Malteserordens hervorging.
Die Kinderhilfe Bethlehem betreibt seit 1952 das Caritas Baby
Hospital, das einzige palästinensische Kinderspital im
Westjordanland, welches die Mütter in die Behandlung der Kinder
einbezieht.
Tourismus
Der Fremdenverkehr war für die
Stadt immer eine wichtige Einnahmequelle. Durch die Nähe zu
Jerusalem übernachteten viele Reisegruppen früher lieber in den
günstigeren palästinensischen Hotels als in der Hauptstadt. Nach
der Autonomie entstanden deswegen große Hotelneubauten, die von
zurückgekehrten Auswanderern errichtet wurden, z. B. Hotel
Bethlehem, Hotel Nativity. Der Krippenplatz wurde nach dem Bau
einer Parkgarage autofrei. Die vielen Andenkenläden lebten auch
von den Tagestouristen gut. Mit großem Eifer wurde das
Jubiläumsjahr 2000 vorbereitet und eröffnet, doch der Ausbruch
der Zweiten Intifada zerstörte alle Bemühungen. Die mehrmalige
Besetzung der Stadt (einmal mit Belagerung von Geburtskirche und
St. Katharinenkirche) verursachte große Schäden. Die große Mauer
behinderte den Tourismus massiv, und das umständliche
Durchqueren der Grenzkontrollstelle führte dazu, dass die
Reisegruppen nur noch selten in der Stadt übernachteten. Die
großen Hotels mussten wieder schließen bzw. ihre Kapazität
reduzieren, Tagesgäste mussten an der Grenze zu Jerusalem den
Bus und den Reiseführer wechseln. Die großen Werkstätten für
Olivenholz-Schnitzereien mussten viele Mitarbeiter entlassen.
Sie konnten ihre Produkte zwar noch in Jerusalem vermarkten,
aber mit weniger Gewinn.
Im Jahre 2010 hat sich die touristische Lage wesentlich
verbessert: Etwa die Hälfte der Touristen übernachtet in
Bethlehem und besucht die dortigen Restaurants; viele
Souvenirläden bieten ihre Waren an. Die palästinensische
Autonomiebehörde rechnet bis zum Jahreswechsel mit einem
Besucherrekord von bis zu zwei Millionen. Des Weiteren finden
seit dem Jahr 2000 wieder Touristenführungen durch israelische
Reiseleiter statt.
Wirtschaftskonferenz
Bethlehem war 2008 Gastgeber der größten jemals in den Palästinensischen Autonomiegebieten stattgefundenen Wirtschaftskonferenz, der Palestine Investment Conference. Die Initiative dazu ging vom palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fayyad aus. Es nahmen über 1000 Geschäftsleute, Banker und Regierungsbeamte überwiegend aus dem mittleren Osten teil. Die Konferenz wurde 2010 unter der Schirmherrschaft von Präsident Mahmud Abbas mit nahezu 2000 Teilnehmern aus 32 Ländern fortgesetzt.
Aktuelle Lage
Nördlich der Stadt verläuft die israelische Sperranlage, die mit einer bis zu acht Meter hohen Mauer Bethlehem von Jerusalem und kleineren palästinensischen Dörfern wie Walaja und Jaba trennt. Die Bewegungsfreiheit der palästinensischen Bewohner der Stadt Bethlehem wird dadurch eingeschränkt.
Aida , auch 'Ayda, ist ein palästinensisches Flüchtlingscamp rund 2 Kilometer nördlich des historischen Zentrums. Das Camp entstand 1950 durch Flüchtlinge aus der Gegend von Jerusalem und Hebron. 1125 Personen lebten in 94 Zelten. Derzeit leben rund 5498 Menschen im Camp (Stand 2014).
In der Agglomeration Bethlehem gab es vor 50 Jahren nur wenige Moscheen. Heute sind es etwa 100. Am Tag der Ankunft Arafats am 23. Dezember 1994 wurde auf dem Dach der Geburtskirche Bethlehems ein 4 × 4 Meter großes Modell des muslimischen Felsendoms aufgestellt. Die Christen antworteten mit dem Aufstellen großer beleuchteter Kreuze auf ihren Privathäusern. Im Januar 1994, wenige Tage nach der Übergabe Bethlehems an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), wohnten 49.654 Christen in den palästinensisch-kontrollierten Gebieten im Westjordanland und in Gaza. Seitdem sollen 10.754 Christen diese Gebiete verlassen haben, etwa die Hälfte von ihnen seit Ausbruch der El-Aksa-Intifada im September 2000. Allein in Bethlehem, der größten Konzentration von Christen, sank deren Zahl von 29.401 auf 23.659. Die Ursachen dafür sind umstritten. Während die israelische Regierung und pro-israelische Gruppen die Spannungen zwischen Christen und Muslime aufgrund der Stärkung islamistischer Strömungen sowie das soziale Gefälle zwischen eher wohlhabenden Christen und ärmeren Muslimen dafür verantwortlich machen, ergab eine Umfrage aus dem Jahr 2006 unter christlichen Bewohnern der Stadt, durchgeführt vom Palestinian Centre for Research and Cultural Dialogue, dass 78 % der Christen die israelischen Reiserestriktionen für den Exodus ihrer Glaubensgenossen verantwortlich machen. 90 % gaben an, muslimische Freunde zu haben, und 73 % der Christen Bethlehems glauben, dass die PA das christliche Erbe in der Stadt mit Respekt behandelt.
Von der PA wurde bestimmt dass
der Bürgermeister und sein Stellvertreter Christen sein müssen.
Sogar die Konfession des Bürgermeisters ist
festgelegt: Griechisch-orthodox oder römisch-katholisch. In
Anbetracht der Bevölkerungsentwicklung regt sich von Seiten der
Muslime Widerstand gegen dieses Statut. Andererseits erlaubt
dieser Umstand den Partnerstädten, die politischen Kontakte mit
der von der Hamas dominierten Gemeinde aufrechtzuerhalten.
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bethlehem