Geburtskirche

 
 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Geburtskirche ist die Kirche in Bethlehem, die über der angeblichen Geburtsstätte Jesu Christi errichtet wurde. Die Geburtskirche gehört zu den wenigen Beispielen vollkommen erhaltener frühchristlicher Kirchenbauten..

 

Geschichte der Geburtskirche

 
Der Stern markiert die traditionelle Geburtsstelle Jesu Christi
 
Szene in der Geburtskirche, Gemälde von Georg Macco, 1930
 
Fragmentale Reste der Ausmalung aus der Kreuzfahrerzeit auf den Säulen der Dreikonchenchor-Basilika
 
Der Grundriss der Geburtskirche diente auch beim Bau von anderen Kirchen als Vorlage. (siehe: St. Maria im Kapitol)

Die Höhle, die die Christen als Geburtsstätte Jesu ansehen, wurde ab dem 2. Jahrhundert verehrt. Kaiser Hadrian errichtete angeblich 135 ein Adonisheiligtum über ihr, wahrscheinlich auch, um damit die Jesusverehrung wieder zu unterbinden. Kaiser Konstantin der Große und seine Mutter Helena ließen an der Geburtsstätte eine Memorialkirche mit reichen Mosaikböden errichten, die sie noch vor 335 Jesus Christus weihten. Der Bau war eine fünfschiffige, 27 Meter lange Basilika mit einem westlich vorgelagerten Atrium und einer polygonalen Apsis im Osten. Die Apsis war 17 Meter breit und hatte in der Mitte eine vier Meter breite Öffnung, die Einblick in die Geburtsgrotte gewährte.


386 kam der heilige Hieronymus nach Bethlehem, wo er seine lateinische Bibelübersetzung Vulgata vollendete; in seinem umfangreichen Werk berichtet er wiederholt von der Geburtsgrotte, so z. B. in seinem 46. Brief, Kap. 11,3: „Hier in einer kleinen Erdspalte wurde der Schöpfer des Himmels geboren“ (Ecce in hoc parvo terrae foramine caelorum conditor natus est).

Die konstantinische Basilika wurde in der 2. Hälfte des 5. Jhs. mit einem westlichen Narthex vollständig neu erbaut, wie der vollständig erhaltene Baudekor an Kapitellen und Architraven zeigt; der Grund – möglicherweise ein Brand oder ein Erdbeben – ist nicht überliefert. Gegen einen Neubau unter Kaiser Justinian I. im 6. Jh. spricht der Baudekor des 5. Jhs., und es liegen auch keine Quellen für eine Bautätigkeit seinerseits in Bethlehem vor. Wesentliche Änderungen waren das Abdecken des Mosaikbodens mit Steinplatten, die Vergrößerung des Ostabschlusses mit drei Apsiden und ein doppelter Treppenabgang zur Grotte, sodass nun die Pilger bis unmittelbar an die Geburtsstätte gelangen konnten.

Während andere Kirchenbauten 614 von den gegen das Byzantinische Reich vorrückenden Persern beschädigt wurden, blieb diese Kirche verschont; sie ist somit die älteste erhaltene und ununterbrochen genutzte Kirche im Heiligen Land. Vermutet wird, dass ein Relief über dem Eingangstor, das die Heiligen Drei Könige in orientalischer Kleidung darstellte, der Grund dafür war. Die Kreuzfahrer restaurierten die Kirche gründlich (1161–1169). Auch die Mamluken ließen die Kirche im 13. Jahrhundert stehen. Unter den Türken, die die Marmorverkleidung abmontierten, verfiel die Kirche zunehmend. 1670 begann die griechisch-orthodoxe Kirche, die Kirche zu renovieren. Am mutmaßlichen Geburtsort in der Geburtsgrotte wurde exakt auf der Mittelachse der Basilika 1717 von der römisch-katholischen Kirche ein silberner Stern mit der Inschrift Hic de virgine Maria Jesus Christus natus est ‚Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren‘ angebracht. Seine 14 Zacken symbolisieren die 14 Geschlechter im Stammbaum Jesu.

In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Konfessionen über die Verwendung des Gebäudes, sodass die Hohe Pforte 1757 eine Regelung festsetzen musste. Der zufolge gehören der Hauptaltar und die rechten Seitenaltäre den Griechen, zwei Seitenaltäre links den Armeniern. Den römischen Katholiken (Lateiner) blieben neben dem Dreikönigsaltar und dem Stern unter dem Geburtsaltar nur die Hieronymus-Grotten und der Platz links von der Kirche, wo sie sich eine eigene Kirche bauen durften.

Nachdem der silberne Stern in der Geburtsgrotte 1847 entfernt worden war, wurde er zwar 1852 von Sultan Abdülmecid I. wieder neu gestiftet, doch führte unter anderem dieser Vorfall zum Ausbruch des Krimkriegs. Nach starker Beschädigung durch ein Erdbeben (1927) ließen die britische Mandatsverwaltung und später die Franziskaner Ausgrabungen und Restaurierungen durchführen.

Während der Zweiten Intifada kam es im April 2002 zu einer 39 Tage dauernden Belagerung der Anlage durch israelisches Militär, nachdem sich 40 bewaffnete palästinensische Kämpfer in die Geburtskirche geflüchtet und dort verschanzt hatten. Außerdem waren ca. 160 weitere Personen (darunter 60 Priester, Mönche und Nonnen) auf dem Kirchenkomplex eingeschlossen. Durch die Feuerwechsel wurden einige Fenster zerstört; größere Schäden trugen nur die angrenzenden Gebäude davon. Die Vertreter der christlichen Kirchen verweigerten eine Bestattung der beiden erschossenen Palästinenser im Kirchenkomplex aus Angst, dass Muslime dies später als Grund verwenden könnten, hier einen Verehrungsplatz einrichten zu wollen.

Auch in neuerer Zeit gibt es, wie in der Grabeskirche, immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Konfessionen über die Nutzung der Kirche. So kam es Ende Dezember 2007 und 2011 beim traditionellen Kirchenputz für das orthodoxe Weihnachtsfest zu Raufereien zwischen armenisch- und griechisch-orthodoxen Priestern, die von der Polizei aufgelöst werden mussten. Eine notwendige Dachrenovierung scheiterte jahrelang an der Frage nach der Aufteilung der Finanzierung, wurde aber 2013 begonnen und sollte bis Mitte September 2014 abgeschlossen sein.

Der ganze Kirchenkomplex wurde vom Welterbekomitee auf seiner 36. Sitzung am 29. Juni 2012 (als erster Standort in Palästina) als UNESCO-Welterbe anerkannt. Gleichzeitig wurde er in die Rote Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen.

Architektur der heutigen Geburtskirche

 
Eingang zur Geburtskirche
 
Die Kirche von außen
 
Mittelschiff der Geburtskirche

Die jetzige Geburtskirche ist eine fünfschiffige Kirche mit einem Narthex. An die Stelle des einfachen Chorabschlusses ist ein Drei-Konchen-Chor mit Querschiff und quadratischer Vierung getreten. Die Basilika hat einen offenen Dachstuhl. Nur die drei Konchen sind gewölbt; die Mauern der Konchen sind deshalb dicker als im Schiff. Die Säulen sind nicht aus Marmor, sondern aus einem rötlichen, in Palästina gebrochenen dolomitischen Gestein.

Im Mittelschiff und in der nördlichen Chorpartie befinden sich unter dem jetzigen Fußboden Reste von Bodenmosaiken aus dem 4. Jahrhundert, die mit Holzdeckeln geschützt sind. An den Wänden des Schiffes sind Mosaiken der Kreuzfahrerzeit (Mitte 12. Jh.) zu sehen, welche Konzilien darstellen: auf der Südwand sieben ökumenische Konzilien (Nicaea 325, Konstantinopel 381, Ephesus 431, Chalcedon 451, Konstantinopel 553 und 680 sowie Nicaea 787), auf der Nordwand sechs Provinzialkonzilien (Carthago, Laodicea, Gangara, Serdica, Antiochia, Ancyra). Im Nordschiff finden sich Mosaiken, die Szenen des ungläubigen Thomas und der Himmelfahrt Christi zeigen. An 33 Säulen im Langhaus haben sich Malereien erhalten. Auf der rechten Seite gelangt man über eine Tür zum Kloster der Griechisch-Orthodoxen, auf der linken Seite gibt es zwei Verbindungstüren zur römisch-katholischen Katharinenkirche bzw. dem Kreuzgang davor. Über zwei schmale Treppen gelangt man in die Geburtsgrotte, in der die Geburtsstelle unter dem Geburtsaltar gezeigt wird, bezeichnet mit einem Silberstern, auf dem die lateinische Inschrift „Hic de Virgine Maria Jesus Christus Natus Est“ steht. Rechts davon befindet sich jener Platz, an dem die Krippe gestanden haben soll.

Römisch-katholische Katharinenkirche

 
Katharinenkirche von außen
 
Der Altarraum der Bethlehemer Katharinenkirche 2006
 
Jesuskind im Seitenaltar der Katharinenkirche

Links, direkt an die Geburtskirche angebaut, befindet sich die 1881 von den Franziskanern an Stelle einer früheren Kirche neu errichtete Katharinenkirche (der heiligen Katharina von Alexandria geweiht) mit einem Kreuzgang und dem Casa-Nova-Komplex. Dieser beherbergt unter anderem das römisch-katholische Pfarrzentrum von Bethlehem.

Das Mittelschiff der dreischiffigen Kirche war bis 1999 mit vielen Rädern, dem Attribut der heiligen Katharina, verziert. Dann folgte eine Restaurierung für das Jubiläumsjahr 2000 mit dem Papstbesuch, bei der der Raum hinter dem Hauptaltar vergrößert wurde.

Über eine Treppe gelangt man zum nördlichen Teil des Grottensystems, in dem sich die Gräber des hl. Hieronymus, der hl. Paula und der hl. Eustochium befinden. Die Gebeine der Heiligen wurden im 15. Jahrhundert nach Rom in die Basilika Santa Maria Maggiore gebracht.

Über eine Verbindungstür gelangt man direkt in die Geburtsgrotte, diese wird jedoch nur zu religiösen Anlässen wie an Weihnachten oder bei den Prozessionen der Franziskaner geöffnet. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Jesuskind aus Holz. Die lebensgroße Krippenfigur wird das Jahr über unter dem rechten Seitenaltar, auf Stroh gebettet, gezeigt. Zu Weihnachten liegt es jedoch (ohne weitere Figuren) unter dem Hauptaltar. Seit dem Umbau hat der Altar sogar eine spezielle ovale Schale als Liegestatt dafür integriert.

Orgel

Die Orgeln der Katharinenkirche wurden 2002 bis 2003 von der Orgelbaufirma Rieger (Schwarzach, Vorarlberg, Österreich) erbaut. Die Anlage besteht aus Hauptorgel und Chororgel, mit insgesamt 52 Registern auf drei Manualwerken und Pedal. Die Hauptorgel hat 37 Register auf zwei Manualwerken und Pedal. Vom Spieltisch der Hauptorgel (2. Manual: Positif) aus lässt sich auch die Chororgel anspielen, die 15 Register auf einem Manual und Pedal hat. Im Zusammenhang mit der palästinensischen Besetzung der Geburtskirche wurden 2002 während des Aufbaues 38 Register der Hauptorgel durch eine israelische Brandbombe zerstört. Ein Palästinenser, der den Brand löschen wollte, wurde erschossen.

Weihnachtszeremoniell

Am Mittag des Heiligen Abends (24. Dezember) reist der Lateinische Patriarch von Jerusalem mit dem Auto nach Bethlehem. An der Stadtgrenze (jetzt nach der Trennmauer) wird der Konvoi von berittenen Polizisten und Pfadfindergruppen mit Dudelsackmusik empfangen. Der Zug zieht hinauf zum Krippenplatz. Dort wird der Patriarch von den Franziskanern und örtlichen Würdenträgern empfangen, zieht in die Geburtskirche und von dort in die Katharinenkirche ein. Er zelebriert die Christmette und das Hochamt am Christtag (25. Dezember) in der Katharinenkirche und kehrt dann nach Jerusalem zurück. Die Mette findet also nicht in der Geburtskirche selbst statt. Nach der Christmette zieht der Patriarch mit den Konzelebranten und dem Altardienst in einer Prozession durch die Geburtskirche zur Geburtsgrotte. Ähnlich feierlich wird das Epiphanie-Fest (6. Januar) begangen, allerdings steht der Kustos der Franziskaner diesen Feiern vor.

Ähnliches geschieht am 6. und 7. Januar, an dem die orthodoxen Kirchen Weihnachten feiern (24. und 25. Dezember nach dem Julianischen Kalender) durch den Griechischen Patriarchen. Er feiert allerdings die Messe in der Geburtskirche.

Der Armenische Patriarch feiert – in kleinerem Rahmen – ebenfalls in der Geburtskirche, jedoch am 5./6. Januar des Julianischen Kalenders, also nochmals 12 Tage später (18./19. Januar).



Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Geburtskirche