Jerusalem - Grabeskirche
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Einmarsch der orthodoxen Christen
Als Grabeskirche oder Kirche vom heiligen Grab wird die Kirche in der Altstadt Jerusalems bezeichnet, die an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu steht. Die Grabeskirche zählt zu den größten Heiligtümern des Christentums.
Grabeskirche ist die in der Westkirche übliche Bezeichnung. In
der Ostkirche bzw. von orthodoxen Christen wird das Gebäude
Auferstehungskirche genannt. Die Kirche ist der Sitz des
griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem und des
katholischen Erzpriesters der Basilika des heiligen Grabes. Das
„Heilige Grab“, Sanctum Sepulcrum) im Innern der Kirche wurde
verschiedentlich nachgebaut (siehe Nachbildungen des Heiligen
Grabs).
Neben diesem Kirchengebäude tragen weitere Kirchen die Bezeichnung Grabeskirche. So ist St. Peter in Rom die Grabeskirche des Apostels Petrus. Mit dem Heiligen Grab ist jedoch stets die Grabeskirche Christi bezeichnet. .
Geschichte



Nach dem Zeugnis mehrerer spätantiker Schriftsteller des 4. Jahrhunderts wurden 325 im Gefolge eines Besuchs von Helena, der Mutter des Kaisers Konstantin, in Jerusalem die Stätten von Tod und Auferstehung Jesu Christi unter einem römischen Tempel der Venus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. aufgefunden. Dies führte zu einer Verbreitung von Kreuzreliquien und einem Wiederaufleben der Verehrung des Grabes, die durch den Bau des darüberliegenden Tempels hatte unterbunden werden sollen.
Die Lokalisierung der Grabeskirche als Ort der Kreuzigung Jesu und einiger Ostererscheinungen gilt als durchaus berechtigt. Für diese Annahme sprechen neben der langen Überlieferung und Tradition auch historische und archäologische Hinweise sowie die Tatsache, dass jenes Gebiet zur Zeit Jesu außerhalb der damaligen Stadtmauern, aber bereits zur Zeit Konstantins im Stadtgebiet lag. Wie mehrere Gräber und Grabnischen auf dem Gebiet der Kirche belegen (derzeit sind sieben weitere Gräber bekannt), gab es hier um die Zeitenwende tatsächlich Begräbnisse.
Bereits für den Bau des Venustempels dürfte ein Teil des ursprünglichen Felsens entfernt worden sein. Dabei wurde das Grab wiederentdeckt:
„Als sich aber statt des beseitigten Fußbodens ein anderer in der Tiefe der Erde zeigte, da zeigte sich auch gegen aller Erwarten das hehre und hochheilige Denkmal der Auferstehung des Heilandes, und der heiligsten Höhle sollte da ein ähnliches Wiederaufleben beschieden sein wie dem Erlöser selber: nachdem sie lange Zeit im Dunkel verborgen gewesen war, kam sie wiederum ans Licht und gab denen, die sie zu sehen herbeigekommen waren, deutliche Kunde von den daselbst geschehenen Wundern; denn sie bezeugte die Auferstehung des Erlösers durch Tatsachen, die lauter sprachen als jeder Mund.“
Der Bau der Basilika wurde bald
nach 326 von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben, trat an die
Stelle des römischen Heiligtums und wurde am 13. September 335
geweiht. Die Anlage, die den Ort des Grabes und den nahebei
liegenden Golgota-Hügel einbezog, bestand aus einer Rotunde um
die zentrale Verehrungsstätte des durch eine Ädikula
ausgezeichneten Heiligen Grabes im Westen (teilweise erhalten),
einem Eingangsportikus und einer großen Basilika im Osten (nicht
erhalten). Der innere, zumindest teilweise nach oben hin offene
Raumzylinder der Rotunde wurde im Westen durch einen niedrigeren
Umgang auf halbrundem Grundriss mit drei Apsiden und im Osten
durch eine aufgeweitete Raumsituation ergänzt, die zum
Eingangsportikus überleitete. Innerer Zylinder und Anräume waren
durch eine Stützenstellung geschieden, die sich aus vier
Pfeilern in den Haupthimmelsrichtungen und je drei monumentalen
Säulen auf rechteckigen Postamenten dazwischen zusammensetzte.
Die Säulenstellung lässt auf eine konstantinische Stützenfolge
von vermutlich 11 Meter Höhe schließen, die im Originalzustand
durch ein waagerechtes Gebälk abgeschlossen wurde. Der
Golgota-Felsen, heutzutage innerhalb der Grabeskirche, lag unter
freiem Himmel zwischen den beiden Gebäuden Rotunde und Basilika.
Sie wurden von Eusebius akkurat beschrieben (Vita Constantini
III, 34 – 40).
Die Kirche wurde im Jahre 614 bei der Eroberung Jerusalems durch
den persischen Sassanidenherrscher Chosrau II. durch Feuer
beschädigt, wobei der General Schahrbaraz das Heilige Kreuz nach
Ktesiphon verschleppte. 630 marschierte Kaiser Herakleios
triumphierend in Jerusalem ein und brachte das Kreuz in die
wiedererrichtete Grabeskirche zurück. Die frühen islamischen
Herrscher beschützten die christlichen Stätten in Jerusalem,
verboten ihre Zerstörung und ihre Verwendung zu Wohnzwecken. So
blieb der Bau weiterhin eine christliche Kirche.
Für den Befehl zur Zerstörung der Grabeskirche bzw. für das Datum zur Zerstörung der Grabeskirche gibt es unterschiedliche Daten in verschiedenen Quellen. Der als zuverlässigster Chronist eingeschätzte Yahya von Antiochia gibt als Datum den 28. September 1009 an (umgerechnet in den heutigen Gregorianischen Kalender). Dagegen nennt z. B. Elias von Nisibis den Beginn des Jahres 400 H.(Hidschra), der 25. Ab (August) des Jahres 1320 seleukidischer Zeitrechnung, also den 31. August 1009 (umgerechnet), als Tag des Zerstörungsbefehls vom Fatimiden-Kalifen al-Hakim. Öfter wird auch – ohne genaue Quellenangabe – der 18. Oktober 1009 (umgerechnet) als „Zerstörungsdatum“ genannt.
Insbesondere wurde dabei das zu dieser Zeit noch weitgehend
intakte Felsengrab abgebrochen, sodass heute vom eigentlichen
Grab nur Bruchstücke erhalten sind. Dieses dunkle Kapitel hängt
mit Al-Ḥākim zusammen, der von 1000 bis 1021 in Kairo regierte.
Er vollzog eine radikale Wendung in der Politik der herrschenden
Fatimiden-Dynastie, die der ismailitischen Richtung der Schiiten
angehörte und sich verhältnismäßig tolerant sowohl gegenüber den
Sunniten als auch den nicht-islamischen Religionen gezeigt
hatte. Al-Ḥākim hingegen wollte den Untertanen seine neue
Interpretation von Islam mit allen Mitteln aufzwingen. Die
Christen und Juden wurden am härtesten von seiner radikalen
Einstellung getroffen. Der Sultan verschärfte das Dhimmi-System,
das im islamischen Recht den Status der Nichtmuslime regelte,
die auch nach früherer Regelung unter anderem eine Kopfsteuer
bezahlen mussten und einer Reihe von Diskriminierungen
unterworfen waren.

Die Zerstörung des Heiligen Grabes bildete den Höhepunkt dieser religiösen Intoleranz. Das Ereignis löste solches Entsetzen aus, dass der Nachhall schnell das Abendland erreichte und auch dort eine ungeahnte Welle der Empörung auslöste. Beim Wiederaufbau konnten die fast vollständig erhaltenen Außenmauern und Teile der Stützenstellung wiederverwendet werden. Es gilt als wahrscheinlich, dass erst damals das heutige Emporengeschoss über dem Erdgeschossumgang eingerichtet wurde, indem man die konstantinischen Säulenschäfte quer halbierte und zusammen mit den ebenfalls gekürzten Pfeilern in den Haupthimmelsrichtungen für eine nun erheblich gedrungenere Stützenreihe verwendete, die zudem als Arkatur (Bogenstellung) ausgebildet wurde. Auf jeden Fall war ab dem 11. Jahrhundert der heute bestimmende charakteristische Aufbau aus verhältnismäßig hohen Postamenten, die teilweise nach den konstantinischen Mustern nachgearbeitet waren, gedrungenen Säulen mit einer Art korinthischen Kapitellen und darüber Rundbogenarkaden, die keinerlei Profile besaßen, sondern wie aus der dicken Mauer ausgestanzt wirken, zu erleben. Im Osten war der ursprüngliche Rhythmus von Pfeilern und Säulen aufgebrochen zugunsten einer geweiteten Öffnung zu einer neu erbauten Apsis.
Als nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter 1099 der Bereich östlich der Rotunde um 1160/1170 durch den Anbau der heute noch bestehenden Kirche umgestaltet wurde, war die Anastasis (Ἀνάστασις, griechisch für Auferstehung), der Rundbau über dem Grab Christi, selbst von keinen gravierenden Eingriffen betroffen.
Seit einer Renovierung 1555
wechselte die Kontrolle über die Kirche zwischen den
Franziskanern und den Orthodoxen, je nachdem, welche Konfession
für bestimmte Zeit einen Ferman von der Hohen Pforte erhalten
konnte, oft durch offene Bestechung. 1767, als man genug von den
begleitenden Streitereien und Unruhen hatte, erließ die Hohe
Pforte einen Ferman, der die Kirche zwischen den Parteien
aufteilte. Der letzte Ferman von 1852 (Status quo 1852)
bestätigte das Arrangement und ließ es zu einer permanenten
Regelung werden.
Der Streit um die Schutzherrschaft über die Grabeskirche war
1853 vordergründig Auslöser des Krimkrieges um die Vorherrschaft
im zerfallenden Osmanischen Reich, in dem sich Russland
einerseits und das Osmanische Reich, Frankreich und
Großbritannien andererseits gegenüberstanden.
Die
Grabeskirche heute

Heute ist die Grabeskirche in den Händen von sechs christlichen Konfessionen: Die Hauptverwaltung der Kirche haben die Griechisch-Orthodoxen, die römisch-katholische Kirche, vertreten durch den Franziskaner-Orden, und die Armenische Apostolische Kirche inne. Im 19. Jahrhundert kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Sie bekamen nur einige kleinere Schreine und Aufgaben zugeteilt; die Äthiopier leben als kleine Gruppe auf einem Dach der Kirche. Dieses Deir-al-Sultan-Kloster wird jedoch von den Kopten beansprucht und ist seit 2004 einsturzgefährdet. Der Streit verhindert eine Renovierung. Protestantische Konfessionen sind in der Kirche nicht vertreten.
Wegen der Streitigkeiten verwahrt die muslimische Familie Joudeh
seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche und die
ebenfalls muslimische Familie Nusseibeh schließt die Haupttür
morgens auf und abends wieder zu. Außerdem traten die
Familienmitglieder oft als Schlichter auf. Die Joudehs und
Nusseibehs werden mindestens seit der Zeit Saladins mit der
Kirche in Verbindung gebracht.
Die israelischen Behörden beließen die festgesetzte Aufteilung (status
quo), nachdem die Altstadt nach dem Sechstagekrieg 1967 unter
ihre Verwaltung gekommen war. Die komplizierten
Besitzverhältnisse erschweren bauliche Maßnahmen, da jede
Veränderung eine Verletzung des Status quo verursachen könnte.
So steht zum Beispiel eine längst nutzlos gewordene Holzleiter
an der Fassade über dem Hauptportal. Sie diente im
19. Jahrhundert den Mönchen zum Einstieg in die Kirche, wenn die
Tore behördlich geschlossen waren. Seit vielen Jahrzehnten
laufen Bestrebungen, sie zu entfernen, doch ist nicht geregelt,
wer dazu befugt wäre.
Nicht nur der Besitz in der Kirche ist genau geregelt, sondern
auch, wer wann wo wie lange beten darf. So muss zum Beispiel das
Grab für die tägliche Prozession der Franziskaner von den
Orthodoxen frei gemacht werden. Besonders kritisch wird die
Situation zu Ostern, wenn alle Kirchen das Hochfest der
Auferstehung feiern. Da die Katholiken selten am Termin der
Ostkirche feiern, kommt es da vor allem zum Konflikt unter den
Orthodoxen. So kommt es gelegentlich zu Handgreiflichkeiten
zwischen Mönchen wegen der nicht eingehaltenen Gebetsordnung.
Auch während der Sperrzeiten in der Nacht bleiben Mönche aller
Konfessionen in der Kirche. In der Kirche gelten wegen der
unumstößlichen Zeiteinteilung auch keine Sommerzeitregelungen.
Im Sommer ist daher eine entsprechende Zeitverschiebung zu
berücksichtigen.
Das Innere
der Kirche
Das Heilige Grab

Die für Christen bedeutendste Stätte der Grabeskirche ist das Heilige Grab, der überlieferte Ort des Grabes Jesu. Es ist die 14. Station des Kreuzweges.
Das Heilige Grab befindet sich in der Grabeskapelle, die heute
weitgehend ein Neubau von 1809 (nach Brandschaden) im Stile des
osmanischen Barock ist. Sie steht im Zentrum der Rotunde, welche
von der großen Kuppel der Kirche überwölbt ist. Im Laufe der
Zeit offenbarten Risse an den Wänden der Kapelle konstruktive
und bauliche Mängel: Die Marmorplatten an den Seiten waren zu
schwer, der verwendete Mörtel ungenügend. Nach der weiteren
Beschädigung durch das Erdbeben von Jericho im Jahre 1927 war
die Grabeskapelle einsturzgefährdet. 1947, im letzten Jahr ihres
Mandates für Palästina, versahen die Briten die Ädikula zur
vorläufigen Sicherung mit einem Stahlkorsett.
Instandsetzung 2016/2017
In streng vertraulichen Verhandlungen in Athen verständigten sich der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., der armenische Patriarch Nourhan Manougian sowie namens der katholischen Kirche der Kustos des Heiligen Landes, Pierbattista Pizzaballa OFM, im März 2016 darauf, die überfällige Instandsetzung der Grabeskapelle durchführen zu lassen.
Im Mai 2016 begannen die Arbeiten. Ein Team von Restauratoren
der Nationalen Technischen Universität Athen unter Leitung von
Antonia Moropoulou trug den Bau ab, besserte die Steine aus oder
ersetzte sie und baute die Ädikula originalgetreu und
erdbebensicher wieder auf. Die Kosten der Renovierung waren auf
drei Millionen Euro veranschlagt. Infrarotkameras, Endoskope,
Laserscanning und eventuell eine Flugdrohne kamen zum Einsatz.
Am 26. Oktober 2016 wurde die Marmorplatte über der Grabbank für
60 Stunden zwecks wissenschaftlicher Untersuchung entfernt, um
die ursprüngliche Felsoberfläche begutachten zu können, auf die
Jesu Leichnam der Überlieferung nach abgelegt wurde. Der Zugang
der Gläubigen zum Heiligen Grab blieb während der Arbeiten
gewährleistet.
Im Zuge der Restaurierung wurde eine Fensteröffnung in die
Marmorverkleidung der Grabkammer-Innenwand auf der
gegenüberliegenden Seite der Grabbank geschnitten und verglast.
Das Fenster gewährt den Blick auf die Reste der aufgehenden
Felswand, die bestätigen, dass es sich bei der Grabkammer um ein
in der Region selten vorkommendes Einzelgrab handelt, was
wiederum der Bemerkung im Johannesevangelium entspricht, dass
Jesus in einem neuen Grab beigesetzt wurde, in das noch niemand
gelegt worden war.
Ökumenische Feier
Die Restaurierung wurde mit einer ökumenischen Feier abgeschlossen, dort segneten die beiden Patriarchen der Griechisch-Orthodoxen und der Armenischen Apostolischen Kirche sowie der neue Franziskanerkustos Francesco Patton die Grabkapelle am 22. März 2017 in Gegenwart des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomäus I. und des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras feierlich ein. Die Würdenträger betonten einhellig, dass die historische Feier, bei der erstmals alle Konfessionen der Grabeskirche gemeinsam beteten, und die vorausgegangene mehrmonatige Kooperation den Beginn einer neuen ökumenischen Ära in der Heiligen Stadt markierten. Der armenische Patriarch Nourhan Manougian schlug in seiner Ansprache seinen Mitbrüdern (die die Grabeskirche verwalten) vor, den anderen Konfessionen einmal pro Jahr nach Ostern die Möglichkeit zu geben, einen Gottesdienst in der Grabeskirche zu feiern.
Der Salbungsstein
Neben der Grabeskapelle beinhaltet die Grabeskirche zahlreiche weitere christliche Heiligtümer. Am Salbungsstein beim Eingang der Kirche soll der Leichnam Jesu für die Bestattung vorbereitet worden sein. Je nach Zählung gilt dieser Ort als 13. Kreuzwegstation. (Eine alternative Zählung erachtet als 13. Station eine von den Franziskanern an der Via Dolorosa aufgestellte Statue der schmerzerfüllten Muttergottes, die von den Katholiken in Jerusalem mit Bezug auf das entsprechende mittelalterliche Gedicht „Stabat mater“ genannt wird, und den zugehörigen Altar.)
Der Golgotafelsen
Rechts des Eingangs liegt der Kalvarienberg oder Golgotafelsen, der Überlieferung nach die Stelle, an der Jesus am Kreuz gestorben ist. Oben stehen, über steile Treppen zu erreichen, der römisch-katholische Kreuzannagelungsaltar (11. Kreuzwegstation) und der griechisch-orthodoxe Kreuzigungsaltar (12. Kreuzwegstation).
Die Adamskapelle
Unterhalb des Kalvarienbergs steht die griechisch-orthodoxe Adamskapelle. Hier soll der Schädel Adams gelegen haben. Die Legende besagt, dass das Blut Jesu durch Felsritzen auf den Schädel geflossen sei und so Adam von der Erbsünde befreit habe. Ein Fels mit teilweise rötlicher Färbung, der neben der Adamskapelle zu sehen ist, soll diese Geschichte belegen.
Das Katholikon
Im Zentrum der Kirche, von der Rotunde her zugänglich, liegt das Mittelschiff mit Altar. Es wird als Katholikon bezeichnet und steht in der Obhut der griechisch-orthodoxen Kirche. An dieser Stelle befand sich nach mittelalterlicher christlicher Auffassung der Nabel der Welt. Über der Vierung sitzt eine Kuppel, die nach dem Erdbeben von 1927 gänzlich erneuert wurde. Die Mosaiken, die Christus als Pantokrator (s. die Abbildung) sowie Maria und ostkirchliche Heilige darstellen, wurden 1994 angefertigt.
Seit 1996 bekrönt eine von Paul Nagel als Lichtkreuz geschaffene und vom griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem Diodoros I. geweihte monumentale Kreuzskulptur die Kuppel des Katholikon. Es war die Initiative des Professors für Kunstgeschichte Gustav Kühnel, ein neues Kreuz zu errichten, das nicht nur der Einzigartigkeit des Ortes würdig sein sollte, sondern auch das Symbol für alle Bemühungen um die Einheit der christlichen Glaubensgemeinschaften.
Die Helenakapelle und die Kreuzauffindungskapelle
Auf tieferem Niveau als der Kircheneingang befinden sich die armenisch-orthodoxe Helena-Kapelle und die römisch-katholische Kreuzauffindungskapelle. In letzterer, einer ehemaligen, direkt in den Felsen geschlagenen Zisterne, soll der Fundort des Kreuzes von Jesus liegen.
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Pilger auf dem als Golgota angesehenen Hügel innerhalb der heutigen Grabeskirche | Gewölbe über dem Katholikon |
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Die „Lichtkreuz“ genannte Kreuzskulptur auf der Kuppel über dem Katholikon |
Die Sankt-Vartan-Kapelle
Seitlich des Altars der
Helena-Kapelle führt eine weitere Treppe hinab zur
Sankt-Vartan-Kapelle, die allerdings meist für Besucher
unzugänglich ist. Entdeckt wurde dieser Ort bei
Restaurierungsarbeiten in den späten 1970er Jahren.
Bemerkenswert ist die Sankt-Vartan-Kapelle zum einen, weil dort
die mutmaßlich letzten Reste einer hadrianischen Stützmauer zu
finden sind und zum anderen, weil darauf ein Graffito angebracht
ist, das ein römisches Segelschiff zeigt und die Unterschrift
(übersetzt) „Gott, wir haben uns auf den Weg gemacht“. Allgemein
wird angenommen, es sei die Inschrift eines frühchristlichen
Pilgers des 2. Jahrhunderts. Die Datierung schwankt allerdings
zwischen dem späten 1. und dem frühen 4. Jahrhundert.
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Grabeskirche