Jerusalem
Video: Sicht vom
Ölberg auf Jerusalem
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Jerusalem ist eine
Stadt in den judäischen Bergen zwischen Mittelmeer
und Totem Meer mit rund 882.000 Einwohnern.
In Jerusalem begegnen sich viele Kulturen der Antike
und Moderne. Die Altstadt ist in das muslimische,
jüdische, christliche und armenische Viertel
gegliedert und von einer Mauer umgeben.
Der politische Status der Stadt ist international
umstritten und Teil des Nahostkonflikts. Jerusalem
wurde von Israel, das das gesamte Stadtgebiet
kontrolliert, als seine Hauptstadt deklariert. Der
Staat Palästina beansprucht Ost-Jerusalem als seine
Hauptstadt. In Jerusalem befinden sich der Sitz des
Staatspräsidenten, die Knesset und das Oberste
Gericht als Teil des politischen Systems Israels,
die 1918 gegründete Hebräische Universität sowie die
Holocaustgedenkstätte Yad Vashem und der Israel
National Cemetery. Ostjerusalem, das bedeutende
religiöse Stätten des Judentums, Christentums und
des Islam beherbergt, wird von gemäßigteren
Palästinenser-Organisationen jedoch als Hauptstadt
eines zukünftigen palästinensischen Staates
beansprucht, während radikalere
Palästinenser-Organisationen die gesamte Stadt als
Hauptstadt fordern.
Name

Die Bedeutung des Namens ist wahrscheinlich „Gründung (yru) des
[Gottes] Schalim“ oder eventuell „Palast/Stadt (ūru) des Schalim“.
Schalim war die kanaanitische Gottheit der Abenddämmerung,
möglicherweise der Patron der Stadt. Die von den Rabbinen
gegebene, nach wie vor populäre Deutung des Namens als „Stadt
des Friedens (šalom)“ ist eine Volksetymologie. Danach soll die
Kurzform des Stadtnamens Salem (Gen 14,18 EU) mit dem
hebräischen Wort Schalom (של„Frieden, Heil“) verwandt sein. Der
heute übliche hebräische Name Jeruschalajim ist eine feierliche
Dualform und kam erst in der Zeit des zweiten Tempels auf. Diese
Form wurde später von den Masoreten nachträglich als biblische
Lesart festgelegt.
Poetische und religiöse Titel wie der biblische Name Zion oder
Heilige Stadt bezeichnen Jerusalem als Wohnsitz des einen,
einzigen Gottes, den Juden und Christen verehren..
Geschichte
Frühzeit
Die ältesten bisher
nachgewiesenen Spuren menschlicher Besiedlung des heutigen
Stadtgebiets sind keramische Ausgrabungsfunde des
Chalkolithikums (um 5700–3700 v. Chr.) auf dem Berg Ophel. Dort
wurden Jerusalems Vorläufer erbaut. In der Frühen Bronzezeit II
(um 3050–2900 v. Chr.) wurden die ersten Häuser und in der
Mittleren Bronzezeit II (um 1800 v. Chr.) die erste Stadtmauer
errichtet.
Die ältesten literarischen Angaben zu Jerusalem stammen aus dem
Tanach, der hebräischen Bibel. Für sie fehlt oft eine
außerbiblische Bestätigung, auch archäologischer Art, und sie
entstanden in der heute überlieferten Form erst Jahrhunderte
nach den beschriebenen Begebenheiten. Nach Ri 1,21 EU und Jos
15,63 EU gehörte die Stadt zur Zeit der Landnahme Kanaans (etwa
1200–1000 v. Chr.) den Jebusitern, in deren Nachbarschaft die
Israeliten vom Stamm Benjamin und Juda siedelten. Der Ort hieß
damals auch Jebus; die Israeliten bezeichneten ihn als
Jebusiterstadt oder „Stadt der Fremden“ (Ri 19,10ff. EU). Deren
Könige bildeten nach Jos 10 EU und Jos 18,16 EU mit anderen
Gegnern der Zwölf Stämme Israels Kriegskoalitionen. Nach Ri
1,8 EU eroberte und zerstörte der Stamm Juda die Stadt als
Auftakt zur Eroberung Kanaans. Diese Angabe widerspricht Ri
1,21 EU, wonach die Benjaminiter die Jebusiter nicht vertrieben,
sondern friedlich neben ihnen wohnen blieben, und 2 Sam
5,6ff. EU, wonach erst König David Jerusalem von den Jebusitern
eroberte. Ri 1,8 gilt daher als ahistorische, später
vorangestellte redaktionelle Notiz.
David eroberte Jerusalem laut 1 Sam 16ff. EU erst, nachdem er
seinen Vorgänger König Saul entmachtet, die Nachbarvölker der
Amalekiter und Philister besiegt hatte und dann auch von den
daran unbeteiligten Stämmen der Israeliten als ihr König
anerkannt worden war (2 Sam 5,1-5 EU). Daraufhin soll er seinen
Regierungssitz um 1000 v. Chr. von Hebron nach Jerusalem verlegt
haben, das etwa in der Mitte zwischen Norden und Süden Israels
lag und auf das bisher kein Stamm der Israeliten Besitzansprüche
erhoben hatte. Er nannte den eroberten Bereich seines
Regierungssitzes fortan die „Davidsstadt“. So machte er
Jerusalem zur Hauptstadt seines Großreiches. Indem er die
Bundeslade, die als beweglicher JHWH-Thron die früheren Feldzüge
der Israeliten begleitet hatte, dorthin überführt haben soll,
wurde die Stadt auch zum religiösen Mittelpunkt seines Reichs.
Damals befand sich das Stadtzentrum südlich der heutigen
Altstadt im Hinnomtal, der Platz des späteren Tempels auf einer
Anhöhe nördlich der damaligen Stadt.
Zeit des ersten Tempels

Davids Sohn Salomo (um 969–930) erbaute laut 1 Kön 8 EU einen Palast und den ersten Tempel für JHWH, den David geplant hatte. Als Ort des Tempels entwickelte sich Jerusalem von da an zum Zentrum des Judentums in und außerhalb Israels. Nach Salomos Tod (als Sterbejahr wird 926 v. Chr. angenommen) und der Spaltung des Königreichs in die Staaten Juda (Süden) und Israel (Norden) wurde Jerusalem die Hauptstadt des Südreiches Juda.
Königin Atalja (845–840) soll den Baalskult im Tempel eingeführt
haben. Unter König Ahas (741–725) wurden vielleicht auch
assyrische Götter verehrt. Erst Hiskija (725–697) weihte laut
dem biblischen Bericht den Tempel wieder JHWH, sicherte die
Stadt durch Mauern und ihre Wasserversorgung durch den
Hiskija-Tunnel. Joschija machte 628 v. Chr. Jerusalem wohl zur
alleinigen legitimen israelitischen Kultstätte, indem er die
übrigen Heiligtümer zerstören ließ. Im Nordreich Israel wurde
der Jerusalemer Tempelkult abgelehnt: Unter den Omriden war
Israel mit dem Zentrum in Samaria wirtschaftlich und militärisch
dem Südreich überlegen. Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit
der später in der Bibel behauptete Alleinstellungsanspruch
Jerusalems als hervorragendes oder sogar einziges politisches
und geistiges Zentrum der Israeliten längst nicht umgesetzt war.
Nebukadnezar II. eroberte Jerusalem erstmals 597, nochmals 586 v. Chr.; beim ersten Mal führte er die jüdische Oberschicht in Gefangenschaft (babylonisches Exil) und setzte Zedekia als Vasallenkönig ein. Nach dessen Bruch mit den Babyloniern ließ Nebukadnezar 586 v. Chr. Jerusalem und seinen Tempel zerstören und führte die Reste der Führungsschicht, darunter Zedekia, ins Exil.[
Zeit des zweiten Tempels (538 v. Chr. – 70 n. Chr.)
Nach der Einnahme Babylons erlaubte der persische König Kyros II. mit dem Kyros-Edikt den dort exilierten Juden 538 v. Chr. die Heimkehr und den Wiederaufbau ihres Tempels, der mehrere Jahrzehnte dauerte. Dabei trennten sich die Judäer von den Samaritanern, die sie als mit den Nachbarn blutvermischt und häretisch ansahen. Daraufhin bauten diese sich ihr eigenes Heiligtum auf dem Garizim.


Unter römischer Herrschaft wurde der von Herodes dem Großen ausgestattete zweite Tempel im Jahre 70 n. Chr. am Ende des Jüdischen Krieges durch Titus zerstört. Die Römer und Byzantiner, sechshundert Jahre die Herrscher über Palästina, machten Caesarea zur Hauptstadt.
In jener Zeit entstanden die sogenannten Teiche Salomons.
Unter Rom und Byzanz
Hadrian verbot nach dem Bar-Kochba-Aufstand Juden unter Androhung der Todesstrafe den Zutritt zur Stadt und benannte sie in (Colonia) Aelia Capitolina um, wobei Aelius Hadrians Mittelname war und sich Capitolina auf den römischen Kapitolhügel bezog, das Zentrum der Verehrung des römischen Hauptgottes Jupiter. Auf dem Tempelberg wurde ein Jupitertempel errichtet. Die jüdischen Bewohner emigrierten in die jüdische Diaspora rund ums Mittelmeer, viele wanderten ins Perserreich aus.
Nachdem Kaiserin Helena im Heiligen Land Grabungen veranlasst hatte, ließen sie und ihr Sohn Konstantin am Ort der vermuteten Kreuzauffindung die Grabeskirche erbauen.
Nach der Reichsteilung von 395 fiel Jerusalem an das Oströmische Reich. Die Stadt durchlebte unter oströmischer („byzantinischer“) Herrschaft eine anhaltende Friedensperiode, so dass der Übergang von der Spätantike zum Mittelalter (wie im Osten generell) sehr viel bruchloser verlief als im lateinischen Europa.
Unter den Sassaniden (614–629)
DDer Sassaniden-Herrscher Chosrau II. drang um 613 während des Römisch-Persischen Kriegs (602–628) nach Palästina vor. Die palästinischen Juden begrüßten die Sassaniden als Befreier und vollzogen einen Aufstand gegen Byzanz. Im Juli 614 eroberten die Sassaniden Jerusalem nach 21-tägiger Belagerung mit Hilfe jüdischer Verbündeter. Juden sollen dann bis zu 90.000 christliche Stadtbewohner ermordet haben.
Opferzahlen und jüdische Initiative sind wegen unsicherer Quellen fraglich. Edward Robinson (1838) entnahm die Zahl 90.000 von Theophanes, die jüdische Initiative von Eutychios von Alexandria und fügte hinzu, vermutlich seien auch „Sarazenen oder Araber“ an Kirchenzerstörungen, Plünderungen und Ermordungen von Christen beteiligt gewesen. Archäologische Funde von zwischen 600 und 650 zerstörten Kirchen und Synagogen Jerusalems lassen sich laut Günter Stemberger nicht genau genug auf Einzelereignisse datieren. Ein christliches Massengrab beim Mamillateich bestätige eventuell die Massaker.
Die Eroberer billigten diese und verschleppten viele weitere
Christen nach Persien, darunter den Patriarchen Zacharias.
Möglicherweise standen die Unruhen im Zusammenhang mit der
Ermordung des jüdischen Milizenführers und Messiasanwärters
Nehemia Ben Huschiel, unter dem es nach der persischen Eroberung
zu Plänen für einen Tempelneubau, eventuell sogar zur
Wiederherstellung des Opferkultes gekommen sein könnte.
Jedenfalls wurde es den Juden unter den Sassaniden anfangs
wieder gestattet, sich in Judäa und Jerusalem anzusiedeln.
617/18 verboten die Sassaniden den Juden jedoch wieder das
Betreten Jerusalems, möglicherweise wegen anhaltender Probleme
mit aufrührerischen Gruppen oder infolge einer strategischen
Umorientierung der sassanidischen Eroberungspolitik, die wieder
eine stärkere Anlehnung an Byzanz suchte.
629 fiel Jerusalem nach dem Sieg des oströmischen Kaisers
Herakleios an Byzanz zurück. Dabei kam es trotz kaiserlicher
Versprechen zu neuen Massakern, diesmal von Griechen an Juden.
Eroberung durch die Araber
Im Zuge der Islamischen Eroberung der Levante gelangten Armeen des wenige Jahre zuvor begründeten Islams nach Palästina. Im Jahre 637 belagerte eine arabische Armee unter dem General Abū ʿUbaida ibn al-Dscharrāh im Auftrag des Kalifen Umar die Stadt und konnte sie nach sechs Monaten durch die Kapitulation der byzantinischen Verteidiger einnehmen. Dem Patriarchen von Jerusalem Sophronius (560–638) war zugesichert worden, dass die christliche Bevölkerung der Stadt diese verlassen durfte, auch wenn dies tatsächlich nur wenige taten. Den Juden wurde nach der arabischen Eroberung die Ansiedlung in Jerusalem wieder gestattet, was die praktisch 500 Jahre währende Phase jüdischer Vertreibung aus der Stadt endgültig beendete.
Die auf die Eroberung Jerusalems folgende Ära muslimischer
Herrschaft bis zu den Kreuzzügen ist nicht als ungebrochene
Phase stabiler politischer Verhältnisse vorzustellen, vielmehr
lösten sich verschiedene, miteinander verfeindete und religiös
in Anhänger der Sunna und der Schia gespaltene muslimische
Machthaber ab. Die Stadt wurde häufig belagert und wechselte
mehrfach den Besitzer.
Unter den Umayyaden

Im ersten Jahrhundert der islamischen Herrschaft wurde Jerusalem von der Dynastie der Umayyaden kontrolliert, die seit 639 die islamischen Statthalter Syriens stellte und in den Wirren nach dem Tod des ersten umayyadischen Kalifen Uthman mit dem 660 in Damaskus proklamierten Kalifen Muawiya das erbliche Kalifat begründete. Muawiya verlegte die Kalifenresidenz in die syrische Hauptstadt Damaskus. Unter seinen Nachfolgern aus der umayyadischen Seitenlinie der Marwaniden verlagerte sich der Schwerpunkt des Umayyadenreiches um 680 endgültig nach Syrien und Palästina. Unter ihrer Ägide entstanden die wichtigsten islamischen Sakralbauten in Jerusalem. Auf dem Tempelberg ließ Kalif Abd al-Malik um 692 den Felsendom fertigstellen und anstelle eines unmittelbar nach der Eroberung entstandenen hölzernen Vorgängerbaus die unter seinem Sohn vollendete al-Aqsa-Moschee erbauen. Durch die Verknüpfung des Felsendoms mit der Legende von der Himmelfahrt Mohammeds erhielt Jerusalem in dieser Zeit auch für die Muslime eine besondere religiöse Bedeutung. Es gibt auch Anhaltspunkte dafür, dass in der Zeit al-Maliks islamische Riten an dem Felsen vollzogen wurden, die ansonsten nur an der Kaaba in Mekka stattfinden. Abd al-Malik schuf damit in Jerusalem ein religiöses Gegengewicht zum mekkanischen Kalifat unter ʿAbdallāh ibn az-Zubair mit dem er sich im Bürgerkrieg befand.
Jerusalem wurde unter den Umayyaden Iliya genannt. Der
Name Iliya leitet sich von der römisch antiken Bezeichnung Aelia
Capitolina ab.
Unter den Abbasiden

IIm Jahr 750 kam es zum Sturz der Umayyaden, die von den als religiös asketischer geltenden Abbasiden verdrängt wurden. Der einzige den Sturz seines Hauses überlebende Umayyadenprinz Abd ar-Rahman flüchtete über Jerusalem nach Nordafrika und errichtete 755 in Spanien das unabhängige Emirat von Córdoba.
In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde Jerusalem von
abbasidischen Statthaltern regiert. In dieser Zeit wechselten
Phasen mit explizit christen- bzw. judenfeindlicher Politik mit
Phasen der Toleranz gegenüber jüdischen und christlichen
Bewohnern und Pilgern. Im Rahmen des über jüdische Fernhändler
vermittelten Gesandtenaustauschs der Karolinger mit den
Abbasiden und mit den Patriarchen von Jerusalem wurde Karl der
Große zu Beginn des 9. Jahrhunderts nach dem Zeugnis fränkischer
Chronisten vom muslimischen Herrscher Harun ar-Raschid als
formeller Beschützer der christlichen heiligen Stätten
anerkannt, was als ein Affront gegenüber Byzanz zu werten ist.
Innerhalb der islamischen Welt besaß Jerusalem zu dieser Zeit
keine zentrale Bedeutung, da Palästina außerhalb des
abbasidischen Kerngebietes lag und Jerusalem auch kein
überregionales Ziel islamischer Pilger war. Die religiöse
Bedeutung der Stadt spielte damals wohl nicht mehr als eine
lokale Rolle, was sich unter den nachfolgenden schiitischen
Fatimiden verstärkte, die andere palästinische Stätten wie Ramla
oder Tiberias bevorzugten und Jerusalem auch nicht mit dem
Ausgangsort der im Koran erwähnten Himmelsreise des Propheten
identifizierten. Erst in der Kreuzfahrerzeit begann der
christliche Nimbus Jerusalems als der „heiligen Stadt“ stärker
auf die islamische Sichtweise abzufärben.
Auf einer Kupfermünze aus der Zeit des abbasidischen Kalifen
al-Ma'mūn (813–833) befindet sich die Inschrift al-fils
bi’l-Quds (Münze vom Heiligtum), wobei mit al-Quds (Heiligtum)
der Felsendom bezeichnet wurde. Daraus leitet sich der arabische
Name al-Quds für Jerusalem ab.
Unter den Fatimiden
Im Jahre 979 wurde Jerusalem von den ägyptischen Truppen der schiitischen Dynastie der Fatimiden erobert, die in Ägypten die Macht errungen und ihr Kalifat, das in Konkurrenz zum sunnitischen Abbasidenkalifen von Bagdad stand, in Kairo errichtet hatten. In der Stadt kam es nach der Eroberung zu einem Blutbad, dem nicht nur Anhänger des sunnitischen Kalifats zum Opfer fielen, sondern das auch den christlichen und jüdischen Bevölkerungsteil betraf. Die Grabeskirche wurde gebrandschatzt und zahlreiche Synagogen und Kirchen wurden im Verlauf der Auseinandersetzungen beschädigt oder zerstört.
30 Jahre später wurde die Grabeskirche 1009 auf Befehl des Fatimiden-Kalifen al-Hakim abgerissen. Mit einem Pogrom gegen Juden und Christen begann eine fünf Jahre andauernde Verfolgung der „Ungläubigen“. „Er … führte die diskriminierenden Kleidervorschriften wieder ein, nach denen die Juden z. B. eine Glocke um den Hals tragen mussten, ja er verbot den Muslimen jeden geschäftlichen Verkehr mit ihnen, zog die Besitzungen aller Kirchen und Synagogen ein und ließ mehrere von ihnen zerstören, ja sogar Hand an die Kirche des Heiligen Grabes legen“.
Christen und Juden wurden unter fatimidischer Herrschaft auch nach Ende der Verfolgungen noch systematisch benachteiligt. So durften Christen weiter kein Pferd besteigen, kein Schwert oder eine sonstige Waffe führen, keinen Turban und keine landesüblichen Schuhe tragen. Sie mussten sich an der Stirn scheren und an einem Gürtel und zwei gelben Stoffbändern an der Schulter erkennbar sein. An der Haustür mussten sie die hölzerne Darstellung eines Dämons anbringen.
In den 1020er und 1030er Jahren wurde die fatimidische Herrschaft in Palästina und Syrien durch Aufstände beduinischer Stammesverbände und ein erstarkendes Byzantinisches Reich unter Kaiser Basileios II. bedroht. Nach der erfolglosen Belagerung Jerusalems durch ein Heer der Oströmer im Jahre 1030 ließ der fatimidische Kalif die Stadt mit einer Mauer schützen, zu deren Bau auch das Material abgerissener Kirchen und Klöster verwendet wurde. Anschließend kam es zu einer Phase intensiver Kontakte und Verhandlungen zwischen Kairo und Byzanz, in deren Verlauf der Kalif az-Zahir (1021–1036) 19 Jahre nach der Zerstörung der Grabeskirche deren Wiederaufbau durch griechische Architekten gestattete und die Auflagen für die Nichtmuslime lockerte, nachdem der byzantinische Kaiser Romanos III. dem Bau einer Moschee in Konstantinopel zugestimmt hatte.
Unter den Seldschuken
1071 fiel Jerusalem praktisch
kampflos in die Hand sunnitischer Seldschuken, geführt von Emir
Atsiz ibn Uwak von Damaskus, der die Wirren einer inneren Krise
des Fatimidenreiches dazu nutzte, Syrien und Palästina zu
unterwerfen. Wenige Jahre darauf kam es 1076 zu Unruhen und
Straßenkämpfen zwischen verfeindeten Sunniten und Schiiten.
Letztere waren unter der fast 100 Jahre andauernden Herrschaft
der Fatimiden die dominierende Bevölkerungsgruppe gewesen,
während die Sunniten den Abbasidenkalifen anerkannten und den
türkischen Besatzern nahestanden. Sie richteten ein
entsetzliches Blutbad unter den Schiiten an (die Rede ist von
3000 muslimischen Opfern), während es in den christlichen
Vierteln offenbar ruhig blieb. Juden lebten zu dieser Zeit kaum
in der Stadt.
Christliche Pilgerfahrten ins Heilige Land wurden wegen der
andauernden Kriege zwischen Seldschuken und Byzanz fast
unmöglich. Zwar blieb die Grabeskirche auch unter türkischer
Herrschaft Christen zugänglich, doch verboten die Seldschuken
die Reparatur der in den Unruhen beschädigten Kirchen. Auch die
blutigen Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten und die
generell unsichere politische Lage in Nordpalästina und Syrien,
wo häufig nur formell von Bagdad abhängige beduinische
Kleinemirate die Herrschaft ausübten und sich gegenseitig
bekämpften, erschwerten den Zugang zu den heiligen Stätten.
Im August 1098 stießen die Fatimiden unter dem Kommando des
Wesirs al-Adfal erneut gegen Jerusalem vor und eroberten die
Stadt mithilfe moderner Kriegsmaschinen in sechswöchiger
Belagerung zurück. Sie nutzten dabei den Umstand, dass die
Seldschuken unter anderem durch den Vormarsch des
Kreuzfahrerheeres in Syrien und dem Libanon, aber auch aufgrund
innerer Zwistigkeiten zwischen den Emiren geschwächt waren. Den
beiden seldschukischen Gouverneuren und ihren Soldaten gewährte
man freien Abzug nach Damaskus und Diarbekir, die sunnitische
Anhängerschaft in der Bevölkerung wurde zu großen Teilen aus der
Stadt vertrieben, zum Teil auch getötet.
Kreuzzüge und Mamlukenzeit
Nur wenige Monate später standen die Kreuzritter vor Jerusalem und begannen ihrerseits mit der Belagerung der Stadt. Da sie nicht über schweres Kriegsgerät und Belagerungstürme, ja nicht einmal über genügend Pferde verfügten und der fatimidische Kommandant Iftikhar ad-Daula die Stadtmauer nach den Schäden des Vorjahres gerade erst ausgebessert und erneuert hatte, schien ihre Lage zunächst wenig aussichtsreich. Auch waren kampffähige orientalische Christen im Vorfeld von den fatimidischen Militärführern der Stadt verwiesen worden, weil man befürchtete, sie könnten mit den Kreuzfahrern sympathisieren.
Nachdem es dem Kreuzfahrerheer jedoch gelungen war, sich mit
frisch angeliefertem Holz drei Belagerungstürme zu bauen,
eroberten die Kreuzritter am 15. Juli 1099 unter Gottfried von
Bouillon und Raimund von Toulouse die „heilige Stadt“ Jerusalem.
Nachdem die Kreuzfahrer die äußeren Mauern überwunden hatten und
in die Stadt eingedrungen waren, wurden nach neuesten
Erkenntnissen ca. 3.000 Einwohner der Stadt getötet. Die in der
Vergangenheit verwendeten Quellen zu den Folgen der Eroberung
für die Einwohner Jerusalems, die von wesentlich höheren
Opferzahlen ausgingen, werden in der neueren Forschung in
Zweifel gezogen. Einerseits bauen die meisten christlichen
Quellen auf der Gesta Francorum auf, die jedoch nicht als
Augenzeugenbericht, sondern als ein mittelalterliches Epos im
Stile des Rolandslieds zu sehen ist. Andererseits wurden die
ersten moslemischen Quellen (am bekanntesten ist Ibn al-Athīrs
„Vollständige Geschichte“) erst ab den 1150er Jahren und damit
Jahrzehnte nach der Eroberung Jerusalems erstellt. Daher ist
auch die historische Akkuranz der von blutrünstiger Brutalität
strotzenden Darstellungen der Einnahme Jerusalems zweifelhaft.
Vielfach ist die Übertreibung offensichtlich, etwa in der
Beschreibung des Augenzeugen Raimund von Aguilers (der seinen
Bericht auf der Gesta Francorum aufbaute):
„In allen Straßen und auf allen Plätzen waren Berge abgeschlagener Köpfe, Hände und Beine zu sehen. Die Menschen liefen über die Leichen und Pferdekadaver. Aber ich habe bis jetzt nur die kleineren Schrecken beschrieben […] beschreibe ich, was ich tatsächlich gesehen habe, würdest du mir nicht glauben […] So reicht es aus zu berichten, dass in dem Tempel Salomons und dem Säulengang Kreuzfahrer bis zu den Knien und den Zäumen ihrer Pferde im Blut ritten.“
Aus den Übertreibungen sowohl christlicher als auch moslemischer Quellen kann man schließen, dass im Mittelalter die Vorstellung von der Brutalität der Kreuzfahrer auf beiden Seiten des Konflikts ein Gegenstand von Manipulation und Übertreibung gewesen ist.
Nach der Eroberung von Jerusalem gründeten die Kreuzritter das christliche Königreich Jerusalem und bauten eine Reichsverwaltung auf. Die kirchliche Hierarchie des Heiligen Landes lag mit der Neugründung des Patriarchats von Jerusalem in der Hand von lateinischen Bischöfen und wurde neu organisiert; allerdings blieb diese Struktur eine Parallelorganisation, an der nur die römisch-katholischen Christen teilhatten, während die einheimische christliche Bevölkerung ihre orientalischen und orthodoxen Kirchenorganisationen beibehielt. Sie war im Verwaltungsalltag oft benachteiligt. In Jerusalem entstanden zu dieser Zeit außerdem die geistlichen Ritterorden, insbesondere die Hospitaliter (benannt nach dem Pilgerspital, in dem der Orden ursprünglich als Krankenpflegerbruderschaft begonnen hatte) und die Templer (benannt nach ihrem Hauptquartier in einem Flügel des in der Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg untergebrachten ersten königlichen Palastes der Kreuzritter). Der Deutsche Orden fasste erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts Fuß im Heiligen Land.
Nach der vernichtenden Niederlage der christlichen Ritter in der Schlacht bei Hattin im Jahre 1187 gelang es Saladin (arabisch Salah ad-Din Yusuf ibn Ayub), der die Fatimiden gestürzt und als Sultan von Ägypten die Herrschaft der Dynastie der Ayyubiden in Ägypten, Palästina und Syrien begründet hatte, Jerusalem nach kurzer Belagerung zu erobern. Er ließ nach Einnahme der Stadt das von den Kreuzfahrern errichtete goldene Kreuz auf der Kuppel des Felsendoms (der den Kreuzfahrern neben der Grabeskirche als Hauptkirche gedient hatte und von ihnen Templum Domini genannt wurde) und die Marmorverkleidung des Felsens samt Altar entfernen.
Im Verlauf des dritten Kreuzzuges plante der englische König
Richard Löwenherz nach seinem Erfolg bei der Belagerung von
Akkon (1189–1191) und der Wiederbesetzung der meisten
Küstenstädte auch die Rückeroberung Jerusalems, führte den
Feldzug aber wegen militärischer Aussichtslosigkeit nicht mehr
aus. Hauptstadt des Königreiches Jerusalem war von nun an Akkon.
Während des Kreuzzugs von Damiette in Ägypten ließ der
ayyubidische Herrscher von Syrien al-Mu'azzam im Frühjahr 1219
die Stadtbefestigungen von Jerusalem bis auf den Davidsturm
niederreißen und die umliegenden Burgen schleifen, weil man eine
Übergabe an die Kreuzfahrer befürchtete und ihnen keine
verteidigungsfähige Stadt überlassen wollte. Von da an bis zum
Bau der neuzeitlichen Stadtmauer unter den Osmanen (1537–40)
blieb Jerusalem für ca. 300 Jahre unbefestigt.
Kurzzeitig gelangte Jerusalem noch einmal in den Besitz der Kreuzfahrer, als Kaiser Friedrich II. die Stadt 1229 gegen den Widerstand des mit ihm verfeindeten Papstes Gregor IX. durch Verhandlungen mit dem Ayyubidensultan al-Kamil ohne militärische Aktionen gewann und sich zum König von Jerusalem proklamierte, aber nur wenige Monate im Heiligen Land blieb. Er stützte seine Herrschaft vornehmlich auf den ihm ergebenen Deutschen Orden, während die anderen Ritterorden und der einheimische Kreuzritteradel in eine päpstliche und eine kaiserliche Partei gespalten waren. Nach seiner Rückkehr nach Italien stand Jerusalem bis zur unerwarteten Eroberung durch marodierende ägyptische Söldner im Jahre 1244 unter der Verwaltung wechselnder Kreuzfahrerbaillis.
Im August 1244 eroberten choresmische Söldner ohne
ausdrücklichen Auftrag des ägyptischen Sultans as-Salih die nur
schwach verteidigte Stadt und plünderten sie. Nach der
Niederlage der Kreuzritter und ihrer syrischen Verbündeten in
der Schlacht von La Forbie zwei Monate später war eine
christliche Rückeroberung ausgeschlossen. 1260 wurde die
Ayyubiden-Dynastie in Ägypten von dem Mamluken-General und
anschließenden Sultan Baibars gestürzt, der in der Schlacht bei
ʿAin Dschālūt erstmals die Mongolen besiegt und ihren Einfall
nach Syrien und in den Nahen Osten zurückgeschlagen hatte und
danach ganz Syrien und Palästina unter ägyptische Herrschaft
brachte. 1291 vertrieb der Mamlukensultan Kalil nach der
Eroberung von Akkon die letzten Kreuzritter aus Palästina.
Jerusalem, das damals weniger als 10.000 Einwohner und keine
politische Bedeutung hatte, blieb bis zur osmanischen Eroberung
Anfang des 16. Jahrhunderts unter ägyptisch-mamlukischer
Verwaltung.
Während es unter ayyubidischer und christlicher Verwaltung im
13. Jahrhundert für die Bewohner und besonders für das
Pilgerwesen in der Praxis kaum einen Unterschied gemacht hatte,
welcher Machthaber die Stadt besaß, galten unter mamlukischer
Herrschaft nur Muslime als vollgültige Bürger. Christen und
Juden mussten sich durch ihre Kleidung kenntlich machen. Sie
durften ihre Religion als Anhänger einer Buch-Religion zwar
ausüben, wurden aber rechtlich in fast allen Lebensbereichen
diskriminiert und mussten eine Zusatzsteuer zahlen. Dennoch
existierten im 14. und 15. Jahrhundert weiterhin ein
christliches und ein jüdisches Viertel in der Stadt und der
Strom christlicher Pilger riss keineswegs ab. Die ausführliche
Schilderung einer spätmittelalterlichen Jerusalempilgerfahrt
enthält der Reisebericht des Zürcher Dominikaners Felix Faber,
der 1483 nach Jerusalem pilgerte und die Heiligen Stätten
besichtigte.
Unter den Osmanen (1516 – 1917)

Im Jahre 1516 besiegte die Osmanische Armee unter der Führung Sultan Selim I. (1470–1520) die Mamluken in Syrien. In weiterer Folge wurde Ägypten und Arabien durch die Osmanen erobert. Jerusalem wurde zum Verwaltungssitz eines osmanischen Sandschaks (Regierungsbezirk). Die ersten Jahrzehnte der türkischen Herrschaft brachten Jerusalem einen deutlichen Aufschwung.
Nach 1535 ließ Sultan Süleyman I. (1496–1566) die Befestigungen
der Stadt in zum Teil veränderter Linie erneut errichten, so wie
sie gegenwärtig zu sehen sind. Durch diese Mauern erhielt die
Altstadt ihre heutige Struktur. Die viel zu großen neuen Mauern
um den heiligen Symbolort sollten für die neue Herrschaft ein
Zeichen setzen. Jerusalem gewann in der Folgezeit viel an
Bedeutung. Die osmanische Verwaltung war sich uneinig in ihrer
Haltung gegenüber den Juden sowie Christen und schwankte
zwischen Gewaltherrschaft und Toleranz.
Die verarmten Juden und Christen lebten überwiegend vom
Pilgergewerbe. Der Besitz der Heiligtümer Jerusalems war wegen
der damit verbundenen Almosen eine lebenswichtige
Einnahmequelle. Aus diesem Grund kam es damals teilweise zu
erbitterten, manchmal gewaltsamen Konflikten unter den Kirchen
um einzelne Besitzrechte. Schon ab der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts, also noch vor den vom Zionismus geprägten
Alijot (Einwanderungswellen) ab 1882, kamen immer mehr Juden in
die Stadt, und es wurden erste Wohngebiete außerhalb der
Stadtmauern gegründet (beginnend mit Moses Montefioris Mishkenot
Sha’ananim/später Yemin Moshe (1857/1860), gefolgt von Mahane
Yisrael (1867), Nahalat Shiv’a (1869), Mea Shearim (1874), Even
Yisrael (1875), Mishkenot Yisrael (1875), Shimon HaZadiq (1876),
Beit David (1877) und Beit Ya'aqov (1877)). Um 1880 war etwa die
Hälfte der rund 30.000 Einwohner Jerusalems jüdisch.
1892 erreichte die Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem die Stadt, die
damit den ersten modernen Verkehrsanschluss erhielt. 1896
entstanden erste Filmaufnahmen in Jerusalem.
Am 9. Dezember 1917 marschierten britische Truppen unter General
Edmund Allenby in die Stadt ein, nachdem der osmanische
Gouverneur diese auf Befehl der Führung der osmanischen
Streitkräfte übergeben hatte. Die kampflose Übergabe sollte eine
mögliche Beschädigung der historischen Stätten durch etwaige
Gefechte um die Stadt bzw. in dieser verhindern.
Britische Mandatszeit
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Nach dem Ersten Weltkrieg unterstand Jerusalem dem Völkerbundsmandat für Palästina und wurde Sitz des Hohen Kommissars und der britischen Mandatsverwaltung.
In dieser Zeit entwickelte sich Jerusalem in herausragendem Maße
(Errichtung der Hebräischen Universität, Bau des King David
Hotels usw.), und die damaligen Bestimmungen zum Stadtbild sind
bis heute in Kraft geblieben. Sir Ronald Storrs, erster
britischer Gouverneur Jerusalems, erließ ein Gesetz, wonach die
Häuser der Hauptstadt des Mandatsgebiets nur aus Jerusalemer
Stein erbaut werden dürfen.
Im April 1920 kam es zu einem mehrtägigen Angriff der arabischen
Bevölkerung auf die jüdische Bevölkerung Jerusalems. Bei den
Nabi-Musa-Unruhen kamen sechs Menschen ums Leben und es gab über
200 Verwundete.
UN-Teilungsplan

Seit Beginn des Nahostkonflikts
war Jerusalem zentraler Streitpunkt. Vertreter beider Gruppen
beanspruchen die Stadt oder zumindest Teile davon als Hauptstadt
Israels beziehungsweise Palästinas. Deshalb sah der
Teilungsvorschlag der Vereinten Nationen von 1947 vor, auf dem
Gebiet des heutigen Israel einen vorwiegend jüdischen und einen
palästinensischen Staat zu schaffen und Jerusalem unter
internationale Verwaltung zu stellen. Die Stadt sollte als
corpus separatum von den UN durch einen Treuhänderrat und einen
Gouverneur regiert werden. Lokaler Gesetzgeber sollte ein Rat
sein, den die Stadtbewohner nach den Regeln der Verhältniswahl
wählen sollten. Gegen seine Entscheidungen – sofern sie den
Status der Stadt beträfen – behielten sich die UN ein Vetorecht
vor. Die Stadt sollte demilitarisiert, neutral und von einer aus
ausländischen Truppen rekrutierten Polizei geschützt werden. Sie
sollte Teil eines gemeinsamen Handelsraums sein, den Bürger
beider Staaten betreten und bewohnen durften. So sollte der
gleichberechtigte Zugang zu den heiligen Stätten der drei
Weltreligionen gesichert werden.
Am 29. November 1947 nahmen mehr als zwei Drittel der
UN-Vollversammlung mit der Resolution 181 diesen Plan an. Es
folgten die Resolutionen 194 vom 11. Dezember 1948 und 303 vom
9. Dezember 1949. Der Teilungsplan wurde jedoch nie umgesetzt:
Die arabischen Staaten betrachteten ihn als unzumutbaren
Verzicht auf einen Teil des „Dar al Islam“. Bis 1952 versuchten
die Vereinten Nationen mehrmals ergebnislos, den Status
Jerusalems zu klären.
Unabhängigkeitskrieg
Die Israelische Unabhängigkeitserklärung von 1948 erwähnte Jerusalem nicht, versprach aber, dass Israel die heiligen Stätten aller Religionen beschützen werde. Am Folgetag griffen die arabischen Staaten Israel an. Im Israelischen Unabhängigkeitskrieg eroberten die israelischen Streitkräfte große Gebiete des Landes, verloren jedoch das jüdische Viertel der Altstadt und den Osten Jerusalems an die Arabische Legion Jordaniens. Die Stadt blieb deshalb bis 1967 in das israelische Westjerusalem und das jordanische Ostjerusalem geteilt. Dessen jüdische Bevölkerung wurde vertrieben, das jüdische Viertel in der Altstadt zerstört, und der Zugang zur Klagemauer, dem heiligsten Ort des Judentums, blieb Juden fortan versperrt.
1948 erließ der israelische Verteidigungsminister eine Verordnung, dass im Westen der Stadt wie in jedem Teil Palästinas, den er als von israelischen Truppen gehalten erkläre, israelisches Gesetz gelte. Ende 1949 erklärte Premierminister David Ben-Gurion vor der Knesset Jerusalem zum untrennbaren Teil Israels und seiner ewigen Hauptstadt. Diese Position bestätigte das Parlament.
Erklärung zur Hauptstadt Israels
Am 4. Januar 1950 erklärte
Israel die Stadt zu seiner Hauptstadt. Der endgültige Status von
Jerusalem ist im Rahmen von Endstatusverhandlungen festzulegen.
Infolgedessen wird Jerusalem bis heute nicht einheitlich und
international nicht als alleinige Hauptstadt Israels anerkannt.
König Abdallah ibn Husain I. von Jordanien annektierte daraufhin
das von seinen Truppen eroberte Westjordanland und Ostjerusalem.
Nur Pakistan erkannte dies an, Großbritannien erkannte nur die
Annexion des Westjordanlandes an.
Siehe auch: Islamisierung Ost-Jerusalems unter jordanischer
Besatzung
Seit 1952 akzeptierte die internationale Staatengemeinschaft die
De-facto-Anwendung israelischen Rechts in Westjerusalem. Die
Forderung, die Stadt zu internationalisieren, war immer weniger
mit der Realität zu vereinbaren und wurde deshalb im Laufe der
Zeit nicht mehr von den UN erhoben. Die israelische Position
besagt, dass der Westen der Stadt ohne Souverän gewesen sei, als
sich Großbritannien 1948 aus seinem vormaligen Mandatsgebiet
zurückgezogen hatte, und Israel so in einem Akt der
Selbstverteidigung gegen die angreifenden arabischen Armeen die
rechtmäßige Souveränität über das Gebiet erhalten habe.
Am 7. April 2017 erkannte Russland als weltweit erster Staat
Westjerusalem als die Hauptstadt Israels an.
Die Position der israelischen Regierung, dass Jerusalem als Ganzes rechtmäßiger Teil Israels und dessen Hauptstadt sei, wird international nur von sehr wenigen Staaten geteilt. Am 6. Dezember 2017 sprach US-Präsident Donald Trump die offizielle Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA aus. Er kündigte in der Folge den Umzug der US-amerikanischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem an. Die linksgerichtete Partei Meretz, die Vereinte Liste sowie selbst einige israelische Diplomaten lehnen die Verlegung der Botschaft nach Jerusalem derzeit ab.
Der französische Diplomat Marc Pierini erklärte am 10. Dezember 2017, dass die EU in der Jerusalem-Frage nicht mehr einig sei. Einige osteuropäische Staaten haben in der Frage der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels „Sympathien für Israels Standpunkt“ gezeigt.
Bereits am Jerusalemtag 2017 hatte das Parlament der
Tschechischen Republik Jerusalem als die Hauptstadt Israels
anerkannt. Der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman hat die
Haltung der Europäischen Union zur Jerusalem-Frage als „feige“
kritisiert.
Ungarn stoppte am Mittwoch, dem 6. Dezember 2017, eine beabsichtigte gemeinsame EU-Verurteilung (joint declaration) der Pläne von Trump für die Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels per Veto. Ungarn hält eine Verurteilung für nicht notwendig.„Osteuropäische Länder scheren aus“ in der Jerusalem-Frage. Sie erwägen auch einen Umzug ihrer Botschaften nach Jerusalem.
Mit Hilfe des mit Benjamin Netanjahu „befreundeten“ litauischen Außenministers Linas Antanas Linkevičius kam das Treffen der EU-Außenminister zustande, an dem Netanjahu teilnahm. Es war das erste Mal seit 22 Jahren, dass wieder ein israelischer Ministerpräsident die EU aufsuchte. Linkevičius fungierte dabei als „Türöffner“ und erklärte, dass die EU eine aktivere Rolle im Nahost-Konflikt spielen sollte. Linkevičius erklärte: „Aber das ist unmöglich ohne direkten Kontakt.“
Als Reaktion auf diese Erklärung trafen am 13. Dezember 2017 auf einem Sondergipfel in Istanbul Staats- und Regierungschefs aus über 20 islamischen Ländern (darunter Afghanistan, Iran, Indonesien, Somalia sowie Jordaniens König Abdullah II. und die Emire von Katar und Kuwait) zusammen. Auf dem Treffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit, das vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan initiiert worden war, erklärten sie, Ost-Jerusalem als Hauptstadt Palästinas anzuerkennen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gab an, die USA als Vermittler im Nahostkonflikt nicht mehr anzuerkennen und eine UN-Vollmitgliedschaft Palästinas anzustreben.
Nachdem eine völkerrechtlich bindende Resolution im
Sicherheitsrat am Veto der USA gegen die Stimmen aller übrigen
14 Ratsmitglieder gescheitert war, brachte die Türkei als
amtierende Vorsitzende der Organisation für Islamische
Kooperation (OIC) einen Resolutionsentwurf in die
Generalversammlung der Vereinten Nationen ein. Eine große
Mehrheit von 128 Staaten stimmte der Resolution A/ES-10/L.22 am
21. Dezember 2017 zu; 35 Staaten enthielten sich, 21 waren nicht
anwesend, neun stimmten dagegen, unter ihnen Israel und die USA.
Darin heißt es, dass der endgültige Status der Stadt durch
Verhandlungen in Einklang mit einschlägigen UN-Resolutionen
verhandelt werden müsse. Einige Tage später kündigte der
guatemaltekische Präsident Jimmy Morales an, ebenfalls die
Botschaft seines Landes nach Jerusalem verlegen zu lassen.
Guatemala gehörte zu den neun Staaten, die gegen die Resolution
votiert hatten und sich damit auf die Seite der USA stellten.
Trump hatte mit der Kürzung von finanziellen Zuwendungen
gedroht, sollten andere Länder gegen die USA stimmen.
Zum 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels, also am 14. Mai
2018, wurde die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
nach Jerusalem verlegt. Zwei Tage darauf verlegte auch Guatemala
seine Botschaft nach Jerusalem. Paraguay folgte als dritter
Staat am 21. Mai 2018.
Sechstagekrieg und die Folgen


Im Sechstagekrieg 1967 war die Strategie der israelischen Armee ursprünglich rein defensiv. Israel wollte Jordanien aus dem Krieg heraushalten, auch noch nachdem das jordanische Militär am Morgen des 5. Juni mit dem Artilleriebeschuss Westjerusalems begonnen hatte. Erst nachdem Jordanien das neutrale Hauptquartier der Vereinten Nationen erobert hatte, entschloss man sich zu handeln. In den nächsten drei Tagen wurde erst das UN-Hauptquartier, dann der jordanische Militärstützpunkt auf dem Giv’at HaTahmoschet („Munitionshügel“) und schließlich die Altstadt erobert. Dabei verzichteten die israelischen Streitkräfte zur Schonung von Moscheen und Kirchen auf den Einsatz schwerer Waffen und nahmen dafür erhebliche Verluste in Kauf: Von insgesamt rund 800 israelischen Kriegstoten fielen 183 in Jerusalem. Erstmals seit der Staatsgründung konnten Juden fortan an der Klagemauer beten. Anders als die arabische Seite 1949 den Juden verweigerte Israel den Muslimen nicht den Zugang zu ihren heiligen Stätten, sondern unterstellte den Tempelberg einer autonomen muslimischen Verwaltung (Waqf).
Nach dem Ende des Krieges verabschiedete die Knesset das
Law-and-Administration-Ordinance-Gesetz, das es der Regierung
erlaubte, das israelische Gesetz, Israels Jurisdiktion und
Verwaltung auf alle Gebiete des ehemaligen Mandatsgebiets
auszuweiten. Gleichzeitig wurde die Gemeindeverwaltungsordnung
geändert, wodurch es möglich wurde, die Verwaltungsgrenzen
Jerusalems auf den Osten der Stadt auszuweiten. Das Stadtgebiet
wurde im Süden, Osten und Norden erheblich erweitert, im Norden
bis an die Grenze von Ramallah einschließlich des Flughafens
Kalandia (siehe Karte). Allerdings wurden bestimmte gesetzliche
Arrangements zugunsten der arabischen Bewohner der Stadt
beschlossen, die im Legal and Administrative Matters
(Regulation) Law von 1970 festgeschrieben sind. Die arabischen
Stadtbürger wurden auch nicht automatisch Israelis, es wurde
ihnen jedoch ermöglicht, recht unkompliziert die israelische
Staatsbürgerschaft zu erwerben, wovon allerdings nur wenige
Gebrauch machten. Der Außenminister Israels, Abba Eban, erklärte
daraufhin in einem Brief vom Juli 1967 an den
UN-Generalsekretär, dass Israel Ostjerusalem nicht annektiert,
sondern nur verwaltungstechnisch integriert habe. Trotzdem wurde
dieser Schritt von UN-Einrichtungen kritisiert. In der
Resolution 242 des UN-Sicherheitsrates wird Jerusalem nicht
explizit erwähnt.
Die Position der israelischen Regierung ist, dass weder
Jordanien noch ein anderer Staat außer Israel jemals
Souveränität über die Stadt erhalten habe. Jordanien habe
Jerusalem 1948 in einem Akt der Aggression unter seine Kontrolle
gebracht, wogegen Israel 1967 in Selbstverteidigung gehandelt
habe und schon deshalb bessere Ansprüche geltend machen könne.
Die israelische Position besagt, dass die Resolution 181 der
Vollversammlung als völkerrechtlich nicht bindendes Dokument
keine Gültigkeit besitze und aufgrund der arabischen Ablehnung
niemals relevant gewesen sei, weshalb Jerusalem als abgetrennte
Einheit unter internationaler Treuhandschaft (Corpus Separatum)
obsolet geworden sei. Darüber hinaus gebe es weder einen
völkerrechtlichen Vertrag dahingehend, noch sei der Status
Jerusalems als corpus separatum Völkergewohnheitsrecht.
Bezüglich der heiligen Stätten wurde von der Knesset 1967 das
Preservation of the Holy Places Law erlassen, das den freien
Zugang zu diesen und deren Schutz vor Entweihung gewährleistet.
In Berufung auf dieses Gesetz verhindert die israelische
Polizei, um die öffentliche Ordnung und die Sicherheit zu
gewährleisten, dass nationalreligiöse Juden wie die in der
Nationalist Groups Association organisierten auf dem Tempelberg
öffentliche Gottesdienste abhalten.
Siedlungsbau
Die größte jüdische Siedlung bei Jerusalem ist die 1975 gegründete Trabantenstadt Ma’ale Adumim mit 37.670 Einwohnern (Stand Ende 2016).
Um Platz für den Sicherheitszaun östlich von Jerusalem zu
schaffen, wurden einige zuvor bewohnte Häuser abgebrochen.
Im Jahr 2012 startete die israelische Regierung neue
Siedlungsprojekte in dem im Südwesten von Jerusalem gelegenen
Wohnquartier Gilo. Geplant ist, in Gilo 940 Wohnungen zu
errichten.
Camp-David-Abkommen


Im Camp-David-Abkommen von 1978 wurde Jerusalem ausgeklammert. In den beigefügten Briefen an den Gastgeber von Camp David, den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Jimmy Carter, erklärte Menachem Begin für Israel, dass Jerusalem die unteilbare Hauptstadt Israels sei. Sadat erklärte, dass das „arabische Jerusalem ein integraler Teil des Westjordanlands“ sei und „unter arabischer Souveränität stehen“ solle. Er sprach sich jedoch gleichzeitig dafür aus, bestimmte Funktionen der Stadt einem gemeinsamen Rat zu überantworten. In diesem Sinne solle die Stadt ungeteilt sein, schrieb Sadat.
Jerusalemgesetz
Das Jerusalemgesetz vom 30. Juli 1980 fasste beide Stadtteile und einige Umlandgemeinden zusammen und erklärte die Stadt zur untrennbaren Hauptstadt Israels. Darin sieht die palästinensische Seite ein Haupthindernis auf dem Weg zum Frieden. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erklärte das Jerusalemgesetz für nichtig (UN-Resolution 478 vom 20. August 1980). Die Resolution fordert alle Staaten, deren Botschaften ihren Sitz in Jerusalem hatten, auf, diese aus Jerusalem abzuziehen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten von 45 Staaten 13 den Sitz ihrer
Botschaften in Jerusalem: Bolivien, Chile, Kolumbien, Costa
Rica, die Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador,
Guatemala, Haiti, die Niederlande, Panama, Uruguay und
Venezuela. Alle anderen Botschaften hatten ihren Sitz in Tel
Aviv. Alle 13 betroffenen Staaten folgten der Resolution. 1982
verlegten zwei Staaten, Costa Rica und El Salvador, ihre
Botschaften zurück nach Jerusalem, revidierten diese
Entscheidung im Spätsommer 2006 jedoch wiederum und verlegten
ihre Botschaften erneut zurück nach Tel Aviv. Es befinden sich
Generalkonsulate von Griechenland, Großbritannien, Frankreich
und den USA in Jerusalem.
Erklärung zur Hauptstadt Palästinas
1988 gab Jordanien seinen Anspruch auf Souveränität über das Westjordanland und damit auch auf Ostjerusalem auf. Im selben Jahr rief die PLO den Staat Palästina aus und erklärte Jerusalem zu seiner Hauptstadt, was zu diesem Zeitpunkt – obwohl diese Unabhängigkeitserklärung von vielen arabischen Staaten anerkannt wurde – reine Fiktion war. Völkerrechtlich müssen neben der Ausrufung eines Staates vier Voraussetzungen erfüllt sein, um einen Staat entstehen zu lassen: Es muss ein Staatsgebiet sowie ein Staatsvolk geben, über die es eine effektive Regierung und Kontrolle gibt. Außerdem muss der neue Staat die Fähigkeit besitzen, internationale Beziehungen einzugehen. Die PLO war zu diesem Zeitpunkt weit davon entfernt, effektive Kontrolle über irgendeinen Teil der umstrittenen Gebiete auszuüben.
Oslo-Prozess
In der Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung, die Israel und die PLO am 13. September 1993 unterzeichneten, wird die palästinensische Selbstverwaltung, wie sie in zwei Formen für das Westjordanland festgeschrieben wurde (Gebiete A und Gebiete B), für keinen Teil Jerusalems bestimmt. Der Endstatus der Stadt soll im Zuge des Oslo-Friedensprozesses in einem endgültigen Vertrag bestimmt werden. Die Declaration of Principles erlaubt es den palästinensischen Bürgern Jerusalems, nach einem Abkommen zwischen den beiden Seiten an den Wahlen zur Palästinensischen Autonomiebehörde teilzunehmen.
Am 9. August 2001 starben bei einem Selbstmordanschlag in der
Pizzeria Sbarro 16 Menschen, darunter sieben Kinder und eine
Schwangere, 130 weitere wurden verletzt. Am 1. Dezember 2001
sterben bei drei Attentaten, davon zwei in der Ben-Jehuda-Straße
zehn Menschen, mehr als 180 wurden zum Teil lebensgefährlich
verletzt. Bei einem Selbstmordattentat einer palästinensischen
Frau an der Straßenkreuzung Jaffa/King George-Street wurde am
27. Januar 2002 ein Israeli getötet, mehr als 150 Menschen
wurden verletzt oder erlitten einen Schock.
Anerkennung als Hauptstadt und Botschaftsverlegung
Im April 2017 gab Russland bekannt, Westjerusalem als Hauptstadt Israels zu betrachten. Mit dieser Sichtweise ist Russland der erste Staat weltweit, der Westjerusalem als Hauptstadt des jüdischen Staates bestätigte.
Der US-Kongress beschloss 1995, die US-Botschaft nach Jerusalem
zu verlegen, da Israel – wie alle Staaten – das Recht habe,
seine Hauptstadt selbst zu bestimmen. Am 6. Dezember 2017
kündigte Präsident Trump die Verlegung der US-Botschaft nach
Jerusalem an. Diese wurde am 14. Mai 2018 vollzogen; zwei Tage
später folgte Guatemala und am 21. Mai 2018 zunächst auch
Paraguay mit dem Umzug der Botschaft. Unter dem neuen
Staatspräsidenten Mario Abdo Benítez verlegte Paraguay aber im
September 2018 seine Botschaft wieder zurück nach Tel Aviv.
Vom 30. Juli 2018 bis 2. August 2018 fanden in Jerusalem die
International Children’s Games, einem offiziellen
Olympia-Ableger statt. Rund 1.500 Nachwuchssportler zwischen 12
und 15 Jahren konkurrieren in insgesamt neun Sportarten.
Tempelberg
Der Tempelberg ist heute dem islamischen Waqf unterstellt, Ausgrabungen sind dort nicht möglich. Der Waqf erstellte in den vergangenen Jahren eine neue Moschee in den sogenannten Ställen Salomos, was wegen der möglichen unbemerkten Zerstörung von Resten der beiden jüdischen Tempel auf israelische Ablehnung stieß. Allerdings dürfte bereits der Bau des herodianischen Tempels zu einer weitgehenden Beseitigung früherer Spuren geführt haben. Ebenso dürften dessen nochmalige Zerstörung, die Errichtung eines römischen Heiligtums und schließlich die islamischen Bauarbeiten wenig Überreste früherer Zeiten übrig gelassen haben.
Einwohnerentwicklung
1979 lebten bereits 50.000 Juden in Ostjerusalem, 1993 waren es
schon 160.000. Heute leben 497.000 jüdische Israelis in
Jerusalem, davon mehr als 200.000 auf besetztem
palästinensischen Gebiet. Der Anteil der jüdischen Bewohner im
gesamten Jerusalem lag im Jahre 2015 bei 63 %, der muslimische
Anteil bei 35 % und der christliche Anteil bei 2 %.
Religionen
Heilige Stadt für Juden, Christen und Muslime


Jerusalem wird von Christen,
Juden und Muslimen als heilige Stadt angesehen. Für alle drei
abrahamitischen Religionen ist Jerusalem als Wirkungsstätte
verschiedener Patriarchen, Propheten, Priester, Könige und
Heiliger wie Abraham, Melchisedek, David, Salomon, Zacharias,
Jesus von Nazaret und anderer bedeutend. Das statistische
Jahrbuch von Jerusalem listet 1204 Synagogen, 158 Kirchen und
73 Moscheen im Stadtgebiet. Orte, wie der Tempelberg, sind seit
je umstritten und Ursache für Konflikte.
Seit dem 10. vorchristlichen Jahrhundert ist Jerusalem den Juden
als Ort des zuerst unter König Salomo errichteten jüdischen
Tempels heilig. Im Tanach wird die Stadt 632-mal erwähnt. Immer
wieder steht Jerusalem im Mittelpunkt der Heils- und
Gerichtsankündigungen des biblischen Gottes, so vor allem bei
den Propheten Daniel, Jeremia, Jesaja, Ezechiel, Sacharja und
den Psalmen.
- Beispiele
- „So spricht Gott der Herr: Das ist Jerusalem, das ich mitten unter die Heiden gesetzt habe und unter die Länder ringsumher! Ez 5,5 EU“
- „Und ihr sollt’s erfahren, dass ich, der Herr, euer Gott, zu Zion auf meinem heiligen Berge wohne. Joel 4,17 EU“
- „Vergesse ich dich, Jerusalem, so verdorre meine Rechte. Ps 137,5 EU“
Sowohl die Stadt Jerusalem als auch das Land und Volk Israels stellt die Bibel als Gottes besonderes Eigentum dar. Bedeutsam ist hier etwa die literarische Darstellung Jerusalems als Findelkind, das von Gott aufgezogen wird (Ezechiel 16), sowie die Zusagen Gottes an die Stadt in den Psalmen, die wie Eheversprechen formuliert sind. Heute ist die Klagemauer, die westliche Umfassungsmauer des Tempelbezirks, ein heiliger Ort für Juden, nur der Tempelberg selbst übertrifft ihn an Bedeutung. Weltweit befindet sich der Toraschrein von Synagogen traditionell an der Wand, die Jerusalem zugewandt ist. Der Ort des Toraschreins der in Jerusalem gelegenen Synagogen richtet sich nach dem Allerheiligsten des salomonischen Tempels. Wie in der Mischna beschrieben und im Schulchan Aruch kodifiziert, werden die täglichen Gebete im Judentum in Richtung auf Jerusalem und den Tempelberg verrichtet. Jerusalem ist eine der vier Heiligen Städte im Judentum, zusammen mit Hebron, Tiberias und Safed.
Den Christen ist Jerusalem heilig, da es der Ort der
Leidensgeschichte, Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi ist.
Über 100-mal wird Jerusalem im Neuen Testament erwähnt, nach der
Bibel wurde Jesus kurz nach seiner Geburt in die Stadt gebracht,
hier hat er Opfertierhändler und Geldwechsler aus dem Tempel
vertrieben, hier fand das Abendmahl statt. Gleich außerhalb der
Stadt soll Jesus gekreuzigt und begraben worden sein. Der
wahrscheinliche Ort liegt heute innerhalb der Stadtmauern.
Im Gegensatz zur jüdischen und christlichen Bibel erwähnt der Koran Jerusalem kein einziges Mal namentlich, die Stadt gilt aber trotzdem traditionell als die drittheiligste des Islam (nach Mekka und Medina). Bevor in Richtung der Kaaba in Mekka gebetet wurde, war zu Lebzeiten des Propheten Mohammed für kurze Zeit Jerusalem Richtungsort des Gebetes. Die Frage der Gebetsrichtung wurde im Zusammenhang mit dem Bau der al-Aqsa-Moschee thematisiert, da ihr Standort auf dem Tempelberg von der Richtung abhängt, in die sich Mohammed beim Gebet wendete. Moslems glauben, dass der Prophet in einer nächtlichen Reise auf dem Ross Buraq von Mekka aus zu einer weit entfernten „Kultstätte“ (al-aqsa) gereist ist, wo er in den Himmel aufstieg, um sich mit anderen Propheten des Islam zu treffen. Der Ort dieses Heiligtums wird nicht explizit genannt, im sunnitischen Islam jedoch traditionell mit dem Felsendom identifiziert. Zur Zeit der syrischen Umayyadenkalifen, die das Felsenheiligtum auf dem Jerusalemer Tempelberg besonders förderten, entstand eine islamische Literatur über die „Vorzüge Jerusalems“, die sich im 10. und 11. Jahrhundert verbreitete und die zunächst nur lokal anerkannte Bedeutung der Stadt für den Islam unterstrich.
Konfessionen
In Jerusalem findet sich eine große Anzahl von Religionen und religiösen Bewegungen.
Die wichtigste religiöse Gruppierung in der Stadt ist das
Judentum. Stärker als in anderen Landesteilen Israels sind die
ultraorthodoxen nicht-zionistischen Juden und die orthodoxen
zionistischen Juden in der Stadt vertreten.
Es gibt außerdem noch eine Gemeinde von Drusen. Vom Islam sind
Sunniten, Schiiten und Alawiten vertreten. Zum Christentum in
Jerusalem gehören Griechisch-Orthodoxe, Russisch-Orthodoxe,
Georgisch-Orthodoxe, Syrisch-Orthodoxe, Griechische Katholiken,
Altkatholiken, Römische Katholiken, Lutheraner, Anglikaner,
Armenier und Äthiopier.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
In Jerusalem befindet sich die
Holocaustgedenkstätte Yad Vashem.
Historische Museen sind unter anderem das Israel-Museum mit dem
„Schrein des Buches“ und dem Modell Jerusalems zur Zeit Jesu,
das Bible Lands Museum, das Tower of David-Museum of the History
of Jerusalem, das Ariel-Center for Jerusalem in the First Temple
Period, der archäologische Park „Durch die Zeiten“ unter der
Erlöserkirche und das Rockefeller Museum für Archäologie.
Museen, die Ausgrabungen aus der biblischen Antike zeigen, sind das Burnt House,die City of David, (ältester Teil Jerusalems, auch vorisraelitisch) der Jerusalem Archaeological Park, (südlich der Altstadtmauer beim Dungtor) The Israelite Tower, und das Wohl-Museum.
Weiterhin gibt es das Naturhistorische Museum und das Bazabel-Museum für Volkskunst und Folklore. Museen zur Geschichte und Vorgeschichte des modernen Staates Israel sind das Ammunition Hill Museum, das Herzl Museum, das Old City-Museum, das Menachem Begin Heritage Center, und die Mount Zion Cable Car.
Bauwerke

Die Altstadt von Jerusalem wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Sie ist seit dem Mittelalter in das armenische Viertel im Südwesten, das christliche im Nordwesten, das jüdische im Südosten und das muslimische Viertel im Nordosten unterteilt und wird von einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden, fast vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben. Die Mauer der alten Stadt Davids umfasst mehrere Türme sowie ursprünglich sieben Tore, davon drei große und vier kleine, und wurde 1889 durch ein achtes ergänzt.
Im christlichen Teil der Altstadt befindet sich das Neue Tor, an
der Grenze zum armenischen Teil das Jaffator und zum
muslimischen Teil das Damaskustor. In den muslimischen Teil
führen das Herodestor, Goldene Tor (durch die Türken versiegelt)
und das Stephanstor. Im jüdischen Teil steht das Zionstor und
das Dungtor. Südwestlich davon erhebt sich der Berg Zion mit dem
mutmaßlichen Grab König Davids. Östlich der Altstadt liegt der
Ölberg mit dem Garten Getsemani. Wichtige christliche Stätten
sind die auf den Grundmauern einer Basilika aus dem 4.
Jahrhundert erbaute Grabeskirche und die Via Dolorosa.
Die circa 400 Meter lange, von den Juden „Westliche Mauer“
genannte Klagemauer ist ein Teil der Stützmauer des Plateaus,
auf dem der große Tempel Herodes des Großen stand. Wichtige
muslimische Bauwerke auf dem Tempelberg sind heute der Felsendom
und die Al-Aqsa-Moschee.
Weitere bedeutende Bauwerke in der Altstadt oder ihrer
unmittelbaren Umgebung sind der Cardo (Säulengang), die
Dormitio-Kirche, die Erlöserkirche, die vier sephardischen
Synagogen und die Zitadelle.
Nahe der südwestlichen Ecke der Altstadtmauer befindet sich an
der Fußgängerbrücke ein berühmtes Friedensdenkmal, auf dem der
bekannte biblische Satz aus Jesaja 2,4 („Schwerter zu
Pflugscharen“) modern dargestellt wird.
Im Norden, Westen und Süden der Altstadt breitet sich die
Neustadt von Jerusalem aus, die sich seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts entwickelt hat. Sie erstreckt sich über die
umliegenden Hügel und weiter bis in das wüstenhafte Umland der
Stadt. Die modernen Wohn- und Geschäftsgebäude und die breiten
Straßen der Neustadt bilden einen starken Kontrast zu den
ärmlichen Behausungen und engen Gassen der Altstadt. In der
Neustadt befinden sich die Knesset (das israelische Parlament),
die Synagoge des Hadassa-Klinikums mit ihren Chagallfenstern und
zahlreiche bedeutende staatliche Einrichtungen. Dazu gehören
unter anderem das Finanzministerium, das Außenministerium, das
Innenministerium und der Sitz des Premierministers.
Stadtviertel

Wirtschaft und Infrastruktur
Das wirtschaftliche Leben der Stadt Jerusalem basiert zum überwiegenden Teil auf ihrer religiösen und kulturellen Bedeutung sowie auf ihrer Funktion als Verwaltungszentrum. Der Dienstleistungssektor ist dementsprechend gut ausgebaut. Viele Bewohner von Jerusalem sind in der staatlichen und städtischen Verwaltung sowie im Bildungswesen beschäftigt.
Eine eher untergeordnete Rolle spielt demgegenüber das produzierende Gewerbe. Die Industriebetriebe der Stadt stellen unter anderem Glas-, Metall- und Lederwaren, Druckerzeugnisse, Schuhe und Zigaretten her. Die Produktionsbetriebe sind vorwiegend in den äußeren Bezirken von Jerusalem angesiedelt. Der Tourismus ist jedoch der mit Abstand bedeutendste Wirtschaftsfaktor, da die Altstadt ein bedeutendes Ziel für Touristen ist.
Die Entwicklung des jüdisch-israelischen und des
arabisch-palästinensischen Teils der Stadt ist sehr
unterschiedlich: Obwohl die Palästinenser ein Drittel der
Stadtbevölkerung stellen, kommt ihnen nur ein Zehntel der
Ausgaben für öffentliche Dienstleistungen zugute, was sich
erheblich auf die städtische Infrastruktur auswirkt.
Die Stadt ist der Sitz von etwa 180 Hightech-Firmen mit rund
12.000 Beschäftigten.
Verkehr

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Wegen der Berglage liegt Jerusalem abseits der wichtigsten Verkehrsströme Israels, die vor allem in der Küstenebene und dem dahinter liegenden Landstreifen fließen. Innerhalb der Stadt muss sich die Straßenführung der hügeligen Landschaft anpassen.
Der öffentliche Verkehr von Bussen und Eisenbahn ruht von Freitagmittag bis Samstagabend auf Grund des Schabbat.
Straßenverkehr
Die zentrale Straßenverbindung Jerusalems ist die Autobahn, auf der man in rund einer Stunde nach Tel Aviv gelangt. In andere Richtungen bestehen Landstraßen. Besonders bemerkenswert ist die Straße zum Toten Meer, die auf ihrem Weg durch das Westjordanland 1200 Höhenmeter abfällt.
Busverkehr
Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt in erster Linie durch die genossenschaftliche Busgesellschaft Egged.
Schienenverkehr
Die Israelische Eisenbahn hatte
lange eine nur untergeordnete Bedeutung. Die historische,
gebirgige Bahnstrecke nach Tel Aviv über Bet Schemesch wurde
seit Juli 1998 saniert, und nach sieben Jahren Unterbrechung
verkehren seit April 2005 wieder Züge bis Jerusalem. Die
Fahrzeiten über diese Strecke sind im Vergleich zur Straße nicht
attraktiv, die beiden noch betriebenen Jerusalemer Bahnhöfe
(Biblischer Zoo und Malcha) liegen mehrere Kilometer vom
Stadtzentrum entfernt im Süden der Stadt. Der historische,
stadtnähere ehemalige Endbahnhof der Strecke wird nicht mehr
angefahren. Der Bahnhof Jerusalem Malcha ist die Endstation der
Strecke und erhielt eine neue, sehr moderne Anlage.
2001 haben die Bauarbeiten für eine neue Strecke zwischen
Jerusalem und Tel Aviv begonnen, bei der eine
Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h vorgesehen war. Dadurch
verkürzt sich die Reisezeit auf 30 Minuten. Die Strecke, deren
Bau in die Kritik geraten war, weil sie an zwei Stellen durch
die West Bank führt, wurde im September 2018 zunächst
abschnittsweise zwischen Jerusalem und dem Flughafen Ben Gurion
nahe Tel Aviv eröffnet. Der neue Endbahnhof in Jerusalem
befindet sich unterirdisch in der Nähe des zentralen
Busbahnhofs.
Stadtbahn
Die Stadtbahn Jerusalem wurde von den Unternehmen Alstom und Connex erbaut und am 19. August 2011 eröffnet. Sie besteht aus einer einzigen Linie (L1) zwischen Pisgat Ze'ev und Herzlberg, mit einer Länge von 13,8 Kilometern und 23 Haltestellen. Wahrzeichen der Strecke ist die vom spanischen Architekten Santiago Calatrava erbaute 118 Meter hohe Calatrava-Brücke. Diese Hängebrücke, genannt Weiße Harfe, wurde bereits drei Jahre früher, am 25. Juni 2008, eingeweiht und ist für die Straßenbahn und die Fußgänger reserviert.
Flugverkehr
Nördlich der Stadt befindet sich der Flughafen Atarot, der nur für Inlandflüge vorgesehen war und seit 2001 geschlossen ist. Der internationale Flughafen Israels ist der Flughafen Ben Gurion rund 60 Kilometer nordwestlich.
Innerstädtischer Verkehr
Die bedeutendste innerstädtische Straße ist die Jaffastraße. Sie führt vom Jaffator zum zentralen Busbahnhof und ist eine wichtige Einkaufsstraße. Von ihr zweigen einige Fußgängerzonen ab, darunter die Ben-Jehuda-Straße.
Die Stadtbahn Jerusalem wurde als erste Straßenbahnlinie in Jerusalem am 19. August 2011 mit 14 Zügen und einem 12-Minuten-Takt in Betrieb genommen. Erste Versuchsfahrten für diese Linie hatten am 24. Februar 2010 stattgefunden. Die Strecke sollte noch im Jahr 2010 in Betrieb gehen, der Termin wurde wegen des schleppenden Baufortschritts allerdings mehrfach, zuletzt auf den 19. August 2011 verschoben. Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch technische Probleme innerhalb der Kontroll- und Steuerungssysteme bestanden, konnte die beschränkte Betriebsaufnahme für die Öffentlichkeit freigegeben werden, die jedoch ohne offizielle Eröffnungsfeierlichkeiten stattfand.
Inwieweit geplante Erweiterungen des Netzes, z. B. zum Mount
Scopus (dem Universitätscampus) oder nach Givat Ram (dem
Regierungsviertel) stattfinden, ist heute noch nicht absehbar.
Bildung
Zu den bekannten
Bildungseinrichtungen in der Stadt gehören die 1918 eröffnete
Hebräische Universität von Jerusalem, die 1959 gegründete
Israelische Akademie, das Planetarium, das Zionistische
Zentralarchiv, die Gulbenkian-Bibliothek und die Jüdische
National- und Universitätsbibliothek. In der Stadt befinden sich
zahlreiche religiöse Lehr- und Forschungsinstitute. Dazu gehören
unter anderem die 1890 eröffnete École Biblique et École
Archéologique Française, das 1927 gegründete Päpstliche
Bibelinstitut und das 1963 eröffnete Institut der Jüdischen
Religion.
Galerie
