Jerusalem - Klagemauer
Die Klagemauer (hebräisch הכותל המערבי ha-kotel ha-ma'arawi, wörtlich „die westliche Mauer“, umgangssprachlich nur Kotel (כותל) „Mauer“ genannt) in der Altstadt von Jerusalem ist eine religiöse Stätte des Judentums. Viele der mächtigen Steinblöcke, aus denen die Mauer erbaut ist, bestehen aus dem Jerusalemer Meleke-Kalkstein, der einst am nördlichen Stadtrand gewonnen wurde.
Geschichte
Die Klagemauer stellt einen
Teil der westlichen Umfassungsmauer des Plateaus des
Herodianischen Tempels dar. Ungefähr ein Drittel der Mauer wurde
abgetragen und etwa ein Drittel befindet sich unter der
Erdoberfläche. Herodes konnte die von ihm begonnene Erweiterung
des Tempelareals zu seinen Lebzeiten nicht abschließen, vielmehr
wurden die Arbeiten erst kurz vor dem Ausbruch des Jüdischen
Krieges beendet. Das bestätigen auch Münzfunde, die unter dem
südlichen Teil der Mauer gemacht wurden. Die Klagemauer wurde
unter Herodes Agrippa II. vollendet, was sich mit der
Darstellung bei Flavius Josephus deckt. Sieben Steinlagen dieser
Mauer sind heute sichtbar, darüber befindet sich jüngeres
Mauerwerk.
Die Westmauer hatte, solange der Tempel bestand, keine
herausgehobene religiöse Bedeutung, und sie war zunächst auch
nicht der Ort, zu dem jüdische Pilger nach der Zerstörung des
Heiligtums kamen. Vielmehr verehrten diese in der Spätantike
einen „durchbohrten Stein“ (lapis pertusus), wobei es sich um
den Felsen im Zentrum des Felsendoms handeln kann, aber auch um
eine markante Ruine des Herodianischen Tempels, die nicht mehr
erhalten ist.
Folgende Texte der rabbinischen Literatur zeigen, wie die
Westmauer ins Zentrum der Verehrung rückte:
Midrasch Echa Rabba (5. Jahrhundert): das westliche Tor des
Tempels wird nicht zerstört werden;
Midrasch Tanchuma (5. Jahrhundert): Die Gottesgegenwart (Schechina)
wich bei der Zerstörung des Tempels nicht von der Westmauer;
Midrasch Schir haSchirim (6. Jahrhundert): Die Westmauer wird
nie zerstört werden.
In frühislamischer Zeit entstand um die Westmauer ein jüdisches
Viertel. Texte aus der Kairoer Geniza bezeugen für das 11.
Jahrhundert eine „Höhlen-Synagoge“ an der Westmauer. Ihre
Identifikation ist unsicher.
Erst in osmanischer Zeit wurde der jüdischen Gemeinde von Seiten
der muslimischen Behörden eine Gebetsstätte an der Klagemauer
offiziell zugestanden; unter Süleyman I. wurde ein Stück Mauer
zu diesem Zweck freigelegt und gereinigt.
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1867 | 1886 |
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Um 1910 | 1920er Jahre |
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1950 | 2004 |
In der englischen Mandatszeit kam es, wie im ganzen Land, wiederholt zu Überfällen auf Juden durch arabischer Bewohner Jerusalems; der Gebetsort – eine etwa 3 Meter breite und 30 Meter lange Sackgasse im Maghrebinerviertel – wurde mehrmals entweiht.
Vom Israelischen Unabhängigkeitskrieg (Palästinakrieg) 1948 bis zur israelischen Einnahme der Altstadt Jerusalems im Jahre 1967 im Zuge des Sechstagekrieges wurde das Gebiet von Jordanien kontrolliert,den Juden wurde der Zutritt zum Kotel entgegen dem Waffenstillstandsabkommen verwehrt. Nach dem Krieg wurden der Teil der Klagemauer, der heute sichtbar ist (57 Meter), und ein großer Platz davor freigelegt. Dazu wurde das Maghrebinerviertel der Jerusalemer Altstadt abgerissen. Wie eine 2009 im Zeppelin Museum in Friedrichshafen entdeckte Luftaufnahme aus dem Jahr 1931 zeigt, wurde dabei unter anderem der oberirdische Teil einer Moschee zerstört, die möglicherweise bis in das 12. Jahrhundert zurückgeführt werden kann.
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Maghrebinerviertel (1917) | Abriss des Maghrebinerviertels (1967) |
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Freigelegte Westmauer-Plaza (1967 | Plaza 2017 |
Zugang

Der Platz vor der Klagemauer ist täglich rund um die Uhr geöffnet. Der Zugang ist kostenlos und über drei Eingänge möglich:
- über das Misttor, zu dem auch Busse verkehren
- über die El-Wad-Straße (Verlängerung der Via Dolorosa)
- über die Kettenstraße zwischen Jüdischem Viertel und Muslimischem Viertel
Um auf den Platz zu gelangen,
sind Sicherheitskontrollen zu passieren, die mit
Metalldetektoren erfolgen. Männer sollen beim Betreten des
abgetrennten Bereiches unmittelbar an der Mauer eine
Kopfbedeckung, jedoch nicht zwingend eine Kippa tragen. Von
allen Besuchern wird eine angemessene Kleidung erwartet. An der
Rampe vor dem Zugang für den männlichen Bereich werden kostenlos
Kippot aus weißem Stoff verteilt. Sie werden von der staatlichen
Western Wall Heritage Foundation angefertigt.
Die Gebetsbereiche sind nach Geschlechtern getrennt: für Männer
links und Frauen rechts. Im Sommer 2013 wurde rechts neben der
Marokkanerbrücke eine Plattform für gemeinsames Gebet
eingerichtet. Über diese Brücke betreten Nicht-Muslime zu den
erlaubten Zeiten durch das Marokkanertor den Tempelberg.
Liberale und konservative Juden sehen Männer und Frauen als
gleichberechtigt an. Deshalb fordern sie einen gemeinsamen
Zugang und dahinter einen gemischten Bereich – und für orthodoxe
Juden Bereiche für Männer und Frauen. Nachdem der Streit darüber
beendet ist, erfolgen die Bauarbeiten dazu im Jahr 2018.
Die Klagemauer ist heute einer der meistbesuchten Orte in
Jerusalem. Der Platz dient als Veranstaltungsort für religiöse
oder militärische Zeremonien.
Religiöse
Bedeutung

Die Klagemauer wird von Juden
westliche Mauer, oder einfach nur Kotel, genannt, da sie die
Westmauer der Tempelanlage war und nicht primär ein Ort der
Klage ist. Sie ist 48 Meter lang und 18 Meter hoch. Täglich
besuchen viele Menschen die Klagemauer, um zu beten. Viele
stecken auch aufgeschriebene Gebete, Wünsche und Danksagungen in
die Ritzen und Spalten der Mauer. Sie stellt für viele Juden ein
Symbol für den ewigen, bestehenden Bund Gottes mit seinem Volk
dar. Diese Tradition der Gebetszettel geht wohl bis ins frühe
18. Jahrhundert zurück.
Da der Platz in den Ritzen nur begrenzt ist, fallen viele Zettel
mit der Zeit herunter. Sie werden aufgesammelt. Vor Pessach im
Frühjahr und vor Rosch ha-Schana im Herbst werden die Zettel aus
den Ritzen entfernt und zusammen mit den aufgesammelten
ungelesen auf dem jüdischen Friedhof auf dem Ölberg begraben.
Der Zugang ist für Nichtjuden problemlos möglich. Fotografieren
innerhalb des abgesteckten Bereiches unmittelbar vor der Mauer
ist außer an hohen jüdischen Feiertagen und am Sabbat im
Allgemeinen erlaubt. Dabei sind die örtlichen Hinweise zu
beachten (vgl. Mechiza).
Panorama
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Klagemauer
