Masada

 
 
 

Die ehemalige jüdische Festung Masada (hebräisch מצדה Mezadá „Festung“) befindet sich in Israel am Südwestende des Toten Meeres; sie ist heute Teil eines nach ihr benannten israelischen Nationalparks. Das archäologische Ausgrabungsgelände Masada wurde 2001 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

 

 

 

 

 

 



Lage

Masada ist ein isolierter Tafelberg, Teil des Judäischen Gebirges entlang des Westrandes des Jordangrabens, zwischen Totem Meer und Judäischer Wüste gelegen. Durch ein Wadi im Westen wird es von dem Rest des Gebirgsstocks isoliert. Während der Höhenunterschied zum östlich gelegenen Toten Meer über 400 Meter beträgt, ist der Abhang Richtung Westen 100 Meter hoch. Sein Gipfel wird durch eine Hochfläche gebildet. Felsige Steilabhänge schützen sie nach allen Seiten. Ursprünglich war das Plateau nur über drei schmale Saumpfade zugänglich.

Bau

 
Modell des Nordpalastes

Die Festung wurde im Wesentlichen im Auftrag von König Herodes I. (dem Großen) (73–4 v. Chr.) etwa zwischen 40 v. Chr. und 30 v. Chr. an der Stelle einer einige Jahrzehnte älteren und kleineren Festung in drei Phasen erbaut. Zu ihrer Zeit galt sie als uneinnehmbar. Nach dem Tode von Herodes war hier eine römische Garnison stationiert.

Struktur

Allein durch die Lage und die gute Einsehbarkeit der Zugangswege war das 300 mal 600 Meter große und weitgehend ebene Gipfelplateau in Form einer Raute gut zu verteidigen. Zur Festung wurde der Berg durch die Bauten des Herodes – er ließ um das Plateau eine Kasemattenmauer mit fast 40 Türmen anlegen. Innerhalb der Festungsmauer ließ er eine große Zahl weiterer Gebäude bauen, unter anderem Lagerhäuser, Pferdeställe, eine Kommandantur, Unterkünfte, Badehäuser, Schwimmbecken und Paläste, darunter den über mehrere Stufen in den Berghang hinein geschlagenen Nordpalast. Er bietet eine großartige Aussicht über die Judäische Wüste und mit seiner Nordausrichtung die klimatisch günstigste Position am Berg im Sommer. Der Palast war aus Kalkstein erbaut und mit Wandmalereien im pompejanischen Stil und zahlreichen Mosaiken ausgestattet. Auf seiner Ostseite lag das königliche Badehaus.

Um die Wüstenfestung verteidigen zu können, wurden große Nahrungsvorräte angelegt und am nordwestlichen Hang zwölf Zisternen gegraben, die mehrere zehntausend Kubikmeter Regenwasser speichern konnten. Das Wasser wurde durch zwei Aquädukte herangebracht. Es diente als Trinkwasser, wurde aber auch für die Schwimmbecken und Badehäuser genutzt.

Geschichte

Rolle im Jüdischen Krieg

 
Überreste eines römischen Hauptkastells
 
Römische Belagerungsrampe, Aufsicht

Einige Jahrzehnte nach Herodes' Tod kam es 66 n. Chr. zum Jüdischen Krieg gegen die römische Besatzung. Eine Gruppe von Sikariern überraschte die römische Garnison und nahm Masada ein. Rebellen aus verschiedenen politischen Gruppierungen siedelten sich auf dem Gelände der Festung an, besonders nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem durch Titus 70 n. Chr. Sie errichteten eine Reihe von Gebäuden, darunter Wohnhäuser, eine Synagoge, eine Bäckerei, eine Mikwe, Taubenhäuser und Wohnhöhlen.

Im Jahr 73/74 n. Chr. wurde Masada von der 10. Legion sowie knapp 4000 Auxiliarsoldaten unter dem Befehlshaber Flavius Silva belagert.[ Der jüdisch-römische Historiker Flavius Josephus überliefert die Belagerungsgeschichte Masadas in seiner Geschichte des jüdischen Krieges (Bellum Iudaicum 7, 252-406). Der Feldherr ließ den Berg mit einer über vier Kilometer langen Mauer umgeben (circumvallatio), die durch acht Kastelle unterschiedlicher Größe gesichert wurde. Die Reste der Kastelle und der Mauer sind bis heute sichtbar.

 Anschließend schütteten die Römer an der niedrigeren Westseite der Festung eine noch immer gut erhaltene Belagerungsrampe auf, die schließlich bis an die Mauern der Festung reichte. Die Belagerungsrampe setzt teils auf einer natürlichen geologischen Erhebung auf, was den Bau enorm verkürzt hat. Über diese Rampe führten sie Rammböcke und andere Belagerungsmaschinen an die Festung heran, um die Mauer zum Einsturz zu bringen. Die Belagerung dauerte nur einige Monate. Eine häufig behauptete längere Belagerungszeit ist nicht nachgewiesen.

Flavius Josephus berichtet, dass die Belagerten unter Führung von Eleazar ben-Ya'ir, als die Lage aussichtslos wurde, beschlossen, lieber als freie Menschen zu sterben, als den Römern in die Hände zu fallen: „Ein ruhmvoller Tod ist besser als ein Leben im Elend.“ Per Los bestimmten sie einige Männer, die wechselseitig den Rest der Gruppe und anschließend sich selbst töten sollten. Als die römischen Soldaten die Festung stürmten, erwartete sie nur Totenstille: 960 Männer und Frauen hatten sich samt ihren Kindern getötet. Nur zwei Frauen und fünf Kinder hatten sich verborgen gehalten und konnten berichten, was geschehen war. Die Römer „bewunderten den Mut ihrer Entscheidung“. Die Tat macht Masada bis heute zum Symbol des jüdischen Freiheitswillens.

Mittelalter

Nach ihrem Fall blieb Masada verlassen. Im 5. und 6. Jahrhundert wurde der Berg durch christliche Mönche besiedelt. Sie erbauten eine Kirche, die zu den frühesten Kirchen im südlichen Judäa gehört; Reste sind bis heute erhalten geblieben.

Neuzeit

Wiederentdeckung

Die Festung geriet schließlich in Vergessenheit, bis sie im Jahre 1838 durch die beiden amerikanischen Gelehrten Edward Robinson und E. Smith wiederentdeckt wurde. Sie sahen sie von En Gedi aus und identifizierten sie richtig. Obwohl Masada lange vergessen war und außerdem die historische Zuverlässigkeit der Berichte von Flavius Josephus umstritten ist, entfaltete die Überlieferung große Wirkung. Der Mythos von Masada wurde ein wichtiger Bestandteil der zionistischen Idee. Während des Zweiten Weltkriegs sollte der Berg Karmel als „zweites Masada“ dienen. Seit 1948 wurde die Festung von Mitgliedern der zionistischen Jugendbewegung und der Streitkräfte als nationales Symbol aufgesucht.

Ausgrabungen

 
Plan des Grabungsbefundes

 

 
Schuppenpanzerhemd aus Bronze, datiert auf 73 n. Chr., gefunden im Nordpalast

1955–1956 führten die Israel Exploration Society, die Hebräische Universität Jerusalem und die Abteilung für Altertümer des Erziehungsministeriums eine erste Geländeaufnahme unter Leitung von Nahman Avigad durch.


1963–1965 grub Yigael Yadin von der Hebräischen Universität Jerusalem mit Unterstützung der anderen genannten Institutionen große Teile der Festung aus. Tausende Freiwillige aus vielen verschiedenen Ländern nahmen an den Ausgrabungen teil. Die Funde werden erst jetzt allmählich publiziert. Interessant ist beispielsweise ein Hortfund mit Münzen des Jüdischen Krieges, darunter sehr seltene Exemplare aus dem fünften Kriegsjahr. Durch die große Trockenheit haben sich Funde aus organischem Material ausgezeichnet erhalten. Bei den Ausgrabungen auf Masada wurden beispielsweise etwa 2000 Jahre alte Dattelkerne gefunden. Forscher brachten 2005 einen der Keime zum Wachsen. Ab 1966 führte die Abteilung für Landschaftsgestaltung und die Erhaltung historischer Bauwerke (heute Nationalpark-Behörde, NPA) Erhaltungsmaßnahmen und Rekonstruktionen durch. Die Rekonstruktionen wurden weitgehend mit Zement ausgeführt, was bald zu Schäden an der historischen Bausubstanz führte. Sie wurden inzwischen weitgehend durch geeignetere Materialien ersetzt. Die Erhaltung der Ruinen wird heute durch das Ministerium für Tourismus finanziert und obliegt einem Team der Israel Antiquities Authority.


1989 führte Ehud Netzer von der Hebräischen Universität Jerusalem weitere Grabungen durch, gefolgt durch Arbeiten von E. Foester 1995 an der römischen Rampe und im römischen Lager „F“.

Politische Bedeutung

Die Vorgänge um die Festung Masada haben einen erheblichen Einfluss auf das Selbstverständnis der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte. Die jährlichen Abschlussmanöver der militärischen Grundausbildung endeten zwischen 1965 und 1991 nach zwei Tagen Dauer auf der Festung. Im Schwur der Soldaten wurde die Festung zu einem Symbol des jüdischen Selbstbehauptungswillens: „Masada darf nie wieder fallen“. Inzwischen findet das militärische Zeremoniell nicht mehr statt, da der Vergleich mit den fanatischen Sikariern gescheut wird, ebenso wie die Assoziation mit dem kollektiven Selbstmord. Die Synagoge von Masada wird heute gerne für Bar Mitzwas genutzt.
Masada ist eine wichtige Attraktion für Touristen, die das Tote Meer, die Wüste Negev und die nahe gelegene Oase En Gedi besuchen.

Touristische Erschließung

 
Seilbahn; Bildmitte: Römisches Kleinkastell, ebenso rechts vor der Talstation der Bahn

Seit den frühen 1960er Jahren wurde geplant, in Masada einen Nationalpark anzulegen. Die Nationalparkbehörde wurde 1963 gegründet, 1966 wurde Masada durch das Innenministerium zum Nationalpark erklärt. Er umfasst 230 ha und schließt die Festung und die römischen Belagerungswerke ein. 1967 wurde die Fläche auf 340 ha erweitert, sie umfasste nun auch Teile der Straße nach Arad. Der Zugang zur Festung erfolgte durch den Schlangenpfad am Ostabhang.

Seit 1971 führt eine 900 m lange Luftseilbahn, die Masadabahn, von −257 m auf das Gipfelplateau in 33 m NN. Sie ist die tiefstgelegene Seilbahn der Welt. Die Einrichtung der Seilbahn war sehr umstritten, da sie das Aussehen der Fundstelle stark veränderte. Sie hat zudem die Besucherzahlen extrem verstärkt. Im Jahr 2000 hatte die Festung 700.000 Besucher. Da es zu langen Wartezeiten kam, wurde zwischen 1995 und 2000 eine neue Seilbahn errichtet, die über umgerechnet 40 Millionen € kostete. Sie nahm 1999 den Betrieb auf. Eine Brücke verbindet die Endstation mit dem Schlangenpfad-Tor. An der Talstation der Bahn wurde 2000 ein neuer Eingang mit einem kleinen Museum geschaffen. Seitdem haben auch behinderte Besucher Zugang.

2001 wurde Masada in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen.

Im September 2011 eröffnete McDonald’s eine Filiale im Besucherzentrum, was nicht ohne Proteste blieb.

 

Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Masada