Tel Aviv
Das 1909 gegründete Tel Aviv war ursprünglich ein Vorort der bereits seit der Antike bestehenden Hafenstadt Jaffa. 1950 wurden beide Städte zum heutigen Tel Aviv-Jaffa vereinigt. Die Metropolregion der Stadt, der Gusch Dan, zählt insgesamt ungefähr 254 Gemeinden und mehr als 3 Millionen Einwohner, demnach also rund 45 Prozent der israelischen Gesamtbevölkerung. Die Stadt gilt heute als wirtschaftliches und gesellschaftliches Zentrum des Landes, war offizielle Hauptstadt und zählt viele ausländische Botschaftssitze. In der Stadt sind zudem die nationale Börse, der Tel Aviv Stock Exchange, sowie die Universität Tel Aviv angesiedelt.
Tel Aviv gilt gemeinhin als drittgrößte Wirtschaftsmetropole im Nahen Osten nach Abu Dhabi und Kuwait-Stadt. Die im Bauhaus-Stil errichtete Weiße Stadt, das weltweit größte Zentrum von Gebäuden im Internationalen Stil, ist seit dem Jahr 2003 UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Name „Tel Aviv“
Der Name „Tel Aviv“ ist einer poetischen Übersetzung des Titels des utopischen Romans Altneuland von Theodor Herzl entliehen. Darin steht „Tel“ (vielschichtiger Siedlungshügel) für „alt“ und „Aviv“ (Frühling) für „neu“. Der Name kommt bereits beim biblischen Propheten Ezechiel vor, wo er einen anderen Ort bezeichnet. Dazu und zur Wahl des Namens siehe weiter unten.
Bedeutung der Stadt
Ende 2017 hatte die Stadt
rund 443.939 Einwohner und ist damit nach der Hauptstadt
Jerusalem die zweitgrößte Stadt Israels. Der Großraum von Tel
Aviv namens Gusch Dan umfasst ein dicht besiedeltes Gebiet mit
den Nachbarstädten Ramat Gan, Giw’atajim, Cholon, Bat Jam und
Bnei Brak, die bis zu 14 km von der Mittelmeerküste entfernt
liegen, und ist mit etwa 3,8 Millionen Einwohnern der größte
Ballungsraum des Landes. Nach der Staatsgründung Israels
richteten die meisten Länder ihre Botschaften in Tel Aviv ein,
da der Status Jerusalems gemäß den Teilungsbeschlüssen der UN
als unklar galt. Nachdem Israel 1980 Ostjerusalem annektiert und
im Jerusalemgesetz das „vollständige und vereinigte Jerusalem“
zur Hauptstadt Israels erklärt hatte, forderte der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in seiner Resolution 478
alle Staaten, die ihre Botschaften in Jerusalem hatten, dazu
auf, diese abzuziehen. Deshalb befinden sich heute fast alle
diplomatischen Vertretungen in und um Tel Aviv. Auch haben die
Tel Aviv Stock Exchange, die wichtigste Börse des Landes, sowie
der israelische Nachrichtendienst Mossad hier ihren Hauptsitz.
Eine bedeutende Rolle spielte die Stadt bei der Staatsbildung
Israels. Hier gab David Ben-Gurion, der erste Premierminister
des Landes, die Israelische Unabhängigkeitserklärung ab.
Geschichte
Tel Avivs


Die ersten Orte im Gebiet des
heutigen Tel Aviv entstanden im Süden nahe bei Jaffa: 1887 Newe
Zedeq, 1890 Newe Shalom und 1904 Kerem HaTeimanim.
Tel Avivs eigentliche Geschichte beginnt mit der Gemeinschaft
Ahusat Bajit (hebräisch אחזת בית Achusat Bajit). Zu ihren
Gründerfamilien gehörte auch die Familie des späteren
Ministerpräsidenten Mosche Scharet. Ahusat Bajit vereinigte sich
später mit zwei anderen neuen Vierteln – Nahalat Binjamin
und Geʾula. Das neue Gebilde wurde, nach dem Titel der
hebräischen Übersetzung Sokolows des utopischen Romans
Altneuland von Theodor Herzl, „Tel Aviv“ genannt. In
Sokolows poetischer Übersetzung steht Tel (antiker
Siedlungshügel) für „alt“, Aviv (Frühling) für „neu“. Der
Übersetzer hatte den Namen seinerseits dem Buch Ezechiel
entnommen, wo er einen Ort in Babylonien bezeichnet, an dem der
Prophet seine Offenbarungen empfängt: „So kam ich zu den
Verschleppten, die in Tel-Aviv wohnten“ (Ez 3,15a EU). In diesen
Offenbarungen heißt es „unter anderem, dass einmal das ganze
zerstreute Volk Israel nach Eretz Israel zurückgeführt werden
wird“.
Am 11. April 1909 wurden die vorab parzellierten Grundstücke in
Ahusat-Bajit durch Akiva Arie Weiss in Anwesenheit der
Gründer des Viertels und ihrer Familien verlost: Auf 60 am
selben Morgen am Strand gesammelte Muscheln schrieb er mit
schwarzer Tinte die Namen der Mitglieder des Verbandes und auf
weitere 60 Muscheln die Parzellennummern. Während der
Verlosungszeremonie zogen ein Junge und ein Mädchen gleichzeitig
je eine Muschel mit Nummer bzw. Namen, so entschied sich, wer
welches Grundstück erhielt. Dieser Tag gilt als Tag der Gründung
Tel Avivs.
Das Wappen und die Flagge der Stadt enthalten unter dem roten
Davidstern zwei Worte aus dem biblischen Jeremiabuch: „Ich
(Gott) werde dich aufbauen, und du sollst gebaut werden.“ (Jer
31,4)
1921 wurde die Verbindung mit Jaffa gelockert, und Tel Aviv
erhielt durch den Hochkommissar Sir Herbert Samuel eine eigene
städtische Verwaltung. Dies war die britische Reaktion auf das
Pogrom von Jaffa des Jahres 1921. Die volle Unabhängigkeit
von Jaffa erhielt Tel Aviv im Jahr 1934.
Im Gegensatz zum benachbarten Jaffa war Tel Aviv von Anbeginn
eine jüdische Siedlung mit entsprechender Bevölkerungsmehrheit.
Nach dem UN-Teilungsplan für Palästina war Tel Aviv daher als
Teil des jüdischen Staates vorgesehen. Die Stadt wuchs rasch,
weil sie Zentrum der jüdischen Immigration nach Palästina
war.1931 hatte Tel Aviv 46.000 Einwohner, 1938 waren es
bereits 150.000 Einwohner.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Tel Aviv am 9. September 1940 durch
italienische Flugzeuge bombardiert, es entstanden schwere
Schäden, und über 200 Menschen verloren ihr Leben. Im Jahr
1947, vor Ausbruch des Palästinakrieges, lebten in Tel Aviv
bereits 230.000 Einwohner.
Nach der Unabhängigkeit
Mit der am 14. Mai 1948 in der
heute als israelisches Nationalmuseum bekannten Independence
Hall auf dem Rothschild Boulevard verabschiedeten israelischen
Unabhängigkeitserklärung wurde der Staat Israel gegründet. Am
24. April 1950 wurde Jaffa mit der ehemaligen Vorstadt Tel Aviv
auch administrativ verbunden. Der Name der vereinigten Stadt war
zunächst Tel Aviv. Am 19. August 1950 wurde sie umbenannt in Tel
Aviv-Jafo, um den historischen Namen Jaffa zu erhalten. Die
Stadt wurde zum Zentrum städtischen Lebens in Israel und wuchs
weiter.
Am 1. Juni 2000 wurden am Strand von Tel Aviv 21 Jugendliche
ermordet und Dutzende weitere schwer verletzt, nachdem ein
Selbstmordattentäter sich mit einer mit Metallteilen gefüllte
Bombe in die Luft sprengte. Am 23. Januar 2001 wurden die
beiden Besitzer des Sushi-Lokal Yuppies in der Tel Aviver
Sheinkin-Straße, Motti Dayan (27) und Etgar Zeitouny (34) von
Palästinensern entführt und ermordet.
Am 1. Juni 2001 sprengte sich ein 22-jähriger Palästinenser vor
einer Diskothek in Tel Aviv selbst in die Luft. Bei dem
Selbstmordanschlag kamen 21 Personen ums Leben, über 100 wurden
verletzt.
Ende 2006 hatte Tel Aviv-Jaffa 385.000 Einwohner, 2015 waren es
rund 433.000 Einwohner.
Bei einem Anschlag in einem Bus der Linie 40 sind am 21. Januar
2015 12 Menschen verletzt worden, vier von ihnen schwer. Bei dem
Attentäter, der mit einem Messer auf die Fahrgäste losging,
handelte es sich um einen 27-jährigen Palästinenser aus Tulkarem,
der keine Aufenthaltsgenehmigung für Israel besitzt. Er wurde in
der Nähe des Tatortes angeschossen und festgenommen. Ein
hochrangiges Mitglied der Terrororganisation Hamas bezeichnete
den Anschlag auf seiner Facebook-Seite als „mutige Heldentat“,
palästinensische Medien veröffentlichten Cartoons, die den
Anschlag verherrlichten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
erklärte in Reaktion auf den Anschlag, dieser sei ein direktes
Resultat der hasserfüllten Hetze, die in den Palästinensischen
Autonomiegebieten gegen die Juden und ihren Staat verbreitet
wird.
Die deutsche Forschungsgemeinschaft Helmholtz-Gemeinschaft hat
am 22. Oktober 2018 ihr viertes Auslandsbüro in Tel Aviv
eröffnet. Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit israelischen
Partnern weiter zu stärken.
Sehenswürdigkeiten
Tel Aviv


Das Herta und Paul Amir Gebäude
im
Tel Aviv Museum of Art
Herausragend ist die sogenannte Weiße Stadt, eine Sammlung von
über 4.000 Gebäuden in Tel Aviv, die überwiegend im Bauhaus- und
Internationalen Stil errichtet wurde. Sie wurden in den 1930er
Jahren von zahlreichen Architekten erbaut, die aus Dessau und
Berlin vor dem Nationalsozialismus geflohen waren. Die Gebäude
konzentrieren sich im Stadtteil der Weißen Stadt, der seit 2003
zum UNESCO-Welterbe gehört. Auf der Dizengoffstraße befindet
sich das neue Bauhaus-Zentrum. Hier beginnen die Führungen
zu Bauhausgebäuden, und hier befindet sich ein Laden mit
historischen und kunstgeschichtlichen Bauhaus-Artikeln.
Am Rothschild-Boulevard liegt die Independence Hall (Bet
ha-ʿAzmaʾut). Am 14. Mai 1948 rief David Ben Gurion am Standort
des heutigen Museums den Staat Israel aus. Vor dem Museum
befindet sich ein Gedenkstein zum Aufbau Tel Avivs mit einem
Bibelzitat aus dem Buch Jeremia (Jer 31,4 EU). Das Tel Aviv
Museum of Art zeigt klassische und zeitgenössische Kunst. Das
Eretz Israel Museum dokumentiert Geschichte und Archäologie. Die
Geschichte der Juden wird in der Diaspora dokumentiert, welches
im Museum Beit Hatefutsot aufliegt. Am ehemaligen
Zweitwohnsitz des Politikers befindet sich das Ben-Gurion
Museum. Das Hagana-Museum ist ein Museum der Geschichte der
jüdischen Untergrundorganisation, Vorläufer der israelischen
Armee. Das Palmach-Museum ist einer Spezialeinheit der
Hagana gewidmet. Es liegt beim Eretz-Israel-Museum im
Norden. Der Person Jitzchak Rabin widmet sich das
Jitzchak-Rabin-Zentrum. Es liegt zwischen dem
Eretz-Israel-Museum und dem Museum der Palmach, zu der Rabin in
jungen Jahren gehörte. Sehenswert ist auch die lutherische
Immanuelkirche in der American Colony (המושבה האמריקאית
ha-moschawa ha-ʾamerikaʾit). Das Charles Bronfman Auditorium ist
Heimat des Israel Philharmonic Orchestra und mit 2482 Plätzen
größter Konzertsaal der Stadt.
Jaffa
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Zu den Sehenswürdigkeiten gehören unter anderem die Immanuelkirche (erbaut 1904, lutherisch), der Uhrenturm (erbaut 1906), die Ausgrabungsstätte Kikar Kedumim, der Al-Saraya al-'Atika-Palast (Governor’s New Palace), der Leuchtturm Jaffa Light von 1865, die Moschee Muhamidiya, der Andromedafelsen, das Jaffa Museum of Antiquities, das Ilana-Goor-Museum und das katholische Kirchengebäude Sankt Peter.
Wirtschaft

Das Sarona Geschäftshaus
Tel Aviv ist stark durch den Dienstleistungssektor bestimmt. Es
ist Sitz der einzigen Börse des Landes und mehrerer großer
Banken wie der Bank Leumi oder der Bank Hapoalim. Die
israelischen Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind hoch,
und vieles wird im Gebiet zwischen Tel Aviv und Jerusalem, dem
Silicon Wadi des Landes investiert. Allein in den ersten neun
Monaten des Jahres 2011 wurden 1,5 Milliarden US-Dollar
Risikokapital für zahlreiche Start-ups eingeworben.
Insgesamt erzielen die ökonomischen Aktivitäten der Kernstadt
Tel Aviv rund 17 Prozent des nationalen BIP, während die
Arbeitslosenquote im Jahr 2011 bei 4,4 Prozent lag. Im
Jahr 2013 zählte die Stadt mehr als 700 Start-up Unternehmen und
wurde vom Wall Street Journal als zweitinnovativste Stadt der
Welt nach Medellín und vor New York City bewertet.
In einer Rangliste der wichtigsten Finanzzentren weltweit
belegte Tel Aviv Platz 34 (Stand: 2018).
Verkehr
Luftverkehr

Nahe der Stadt befindet sich in Lod mit dem Flughafen Ben Gurion der größte Flughafen des Landes, welcher im Jahr 2017 mehr als 20 Millionen Passagiere zählte.
Straßenverkehr
Als großes Problem gilt der
motorisierte Individualverkehr auf den Einfallstraßen. Staus
sind an der Tagesordnung, viele Zufahrtsstraßen sind chronisch
verstopft. Im Bereich der Stadt laufen mehrere Autobahnen
zusammen. Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, entfällt –
als Brauch, den auch weniger streng Gläubige einhalten, und ohne
ein staatliches Gesetz – der Autoverkehr bis auf wenige
Notdienste von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang für 25
Stunden, sodass Kinder und Erwachsene zu Fuß und auf Fahrrädern
in dieser Zeit den leeren Raum der größten mehrspurigen
Stadtstraßen einnehmen.
Den Nahverkehr im Großraum Tel Aviv-Jaffa betreibt die
Busverkehrsgesellschaft Dan mit 192 Linien. Im Großraum Tel Aviv
nutzen etwa 700.000 Menschen täglich die Busse von Dan.
Ergänzt wird das Angebot durch ein engmaschiges Netz an Scherut
genannten Sammeltaxis.
Die Stadt ist zentraler Knotenpunkt für die Busverbindungen der
Busgesellschaft Egged. Der Busbahnhof Tel Aviv Central Bus
Station war lange Zeit der größte der Welt.
Schienenverkehr

Im Stadtteil Jaffa befand sich der eine Endbahnhof der ersten Eisenbahnstrecke auf heutigem israelischen Gebiet: 1891/1892 wurde die Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem in Betrieb genommen. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Jaffa ist museal erhalten.
Israel Railways
Der überhand nehmende Individualverkehr ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass in den zurückliegenden Jahren der Regionalverkehr auf der Schiene durch die Israel Railways erheblich verbessert und ausgeweitet wurde. Tel Aviv liegt an der Eisenbahn-Magistrale des Landes, der Bahnstrecke Naharija–Be’er Sheva. Die weiteren Strecken führen nach Hod haScharon, Modi’in über den Flughafen Ben Gurion und nach Aschkelon.
Stadtbahn
Ein Stadtbahn-System (Tel Aviv
LRT), das teilweise im Tunnel geführt werden soll, ist mit
mehreren Strecken seit vielen Jahren in Planung. Die Bauarbeiten
an der ersten Strecke (Rote Linie) mit 23 km Länge begannen im
August 2015. Die Strecke soll vom Hauptbahnhof in Petach Tikwa
nach Bat Yam führen. Die Inbetriebnahme ist für 2021 vorgesehen.
Im Februar 2017 begannen in der Ibn-Gavirol-Straße erste
Vorbereitungsarbeiten zum Bau der Grünen Linie, die Tel Aviv
nach Norden
hin mit Ramat Aviv und Herzelia verbinden wird. An
den Stationen der Roten Linie wird bereits in ganz Tel Aviv,
Ramat Gan und Petach Tikwa gebaut (Stand: Februar 2017).
Problematisch sind vor allem die Kosten: Zum einen sind schon
jetzt bei der Roten Linie erhebliche Kostenüberschreitungen
abzusehen, zum anderen sind die Planungen für die weiteren
Linien aufgrund des enormen Wachstums des Verkehrs in Tel Aviv
inzwischen für eine zu geringe Kapazität ausgelegt.
Hafen
Bis 1965 war der Ort eine Hafenstadt

Bildung
Die Universität Tel Aviv, die
größte Universität in Israel, liegt im Viertel Ramat Aviv im
Norden der Stadt. Die zweite Universität im Großraum ist die
Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan. Zusammen haben beide mehr als
50.000 Studierende. Südlich der Stadt, in Rechovot, befindet
sich zudem das Weizmann Institut für Wissenschaften, welches
wiederum mehr als 1000 Studierende, vornehmlich auf der
Doktoratsstufe, zählt.
In Tel Aviv befindet sich außerdem das erste hebräischsprachige
Gymnasium des Landes, welches im Jahr 1905 an der Herzl-Straße
im Zentrum der Stadt wiederum zu Ehren von Theodor Herzl als
Hebräisches Herzliya-Gymnasium benannt wurde.
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Tel_Aviv-Jaffa