Rundreise British Columbia / Alberta 1997
 

Das Wohnmobil

Fraserway's Slumber Queen 24 ft.

Buchen sollte man das Fahrzeug in jedem Fall früh genug bei einem Reiseveranstalter im Heimatland. Dafür spricht eine Reihe von Gründen. Einmal sind die Mietpreise hier zumindest nicht höher als drüben. Dann würde man für einen Urlaub von wenigen Wochen zuviel Zeit mit der Suche nach einem Vermieter vor Ort verlieren, außerdem wäre es unsicher, z.B. in der Hauptsaison, überhaupt das passende Fahrzeug zu finden und dann hat es seine Vorteile, bei eventuellen Reklamationen das deutsche Reiserecht anwenden zu können, als sich im fernen Kanada in einer fremden Sprache mit einem Vermieter auseinandersetzen zu müssen.

Es gibt eine große Zahl von Anbietern. Jedes Reisebüro kann Sie beraten. Der ADAC oder DER sind z. B. bekannt für ein großes Angebot von Reisemobilen. Es gibt aber auch Veranstalter, die sich auf Wohnmobilreisen in Nordamerika spezialisiert haben.

Wie Scholz Canada-Tours in St. Augustin bei Bonn (Eine gute Wahl!).

Diese Firmen als Spezialveranstalter halten persönlichen Kontakt mit ihren Vermietern. Das heißt sie reisen regelmäßig nach Kanada und überprüfen an Ort und Stelle den Service und die Fahrzeuge, die sie ihren Kunden vermitteln.

Um die günstigsten Angebote herauszufinden, muss man leider rechnen, aber es lohnt sich! Die Preise unterscheiden sich nach der Größe des Wohnmobils, nach der Saison, nach der Anzahl der zu fahrenden Kilometer und teilweise auch nach dem Alter der Fahrzeuge.

Außerdem kann die Zahl der mitreisenden Personen eine Rolle spielen. VOBlS schließt eine Hotelübernachtung in den Preis mit ein und einen Reiseführer nach Wahl.

Scholz Canada Tours berechnet das Hotel extra und bietet das jeweilige Fahrzeug an, unabhängig davon, wieviele Personen mitfahren. Beide Firmen haben große Erfahrung in diesem Geschäft und vermitteln auch preiswerte Flüge. Immer zusätzlich bezahlen muss man ein Ausstattungspaket, das pro Person gebucht, Bettwäsche, Handtücher, sowie Geschirr, Besteck und Kochtöpfe umfasst. Auch eine Axt sollte man sich geben lassen, da auf den Campingplätzen überall Feuerstellen zum Grillen, teilweise mit kostenlosem Feuerholz, zu finden sind.

Kleinere Unterschiede gibt es bei den Vermietern vor Ort. Manche berechnen die Gasfüllung und WC-Chemikalien nicht, andere verlangen dafür bis zu 50 $. An Wochenenden kann es unterschiedliche Öffnungszeiten der Vermietstationen geben.

All das ist aus den detaillierten Angeboten zu entnehmen. Man muss sich nur die Mühe machen und vergleichen. Aber das ist ja bei jeder Reise empfehlenswert!

Selbstverständlich kommt immer der Flug hinzu, den die Reiseveranstalter ebenfalls vermitteln. Auch hier lohnt sich ein Preisvergleich unter Berücksichtigung der Leistung.

Es macht schon einen Unterschied, ob man direkt fliegt oder einen - vielleicht billigeren - Flug mit Zwischenlandungen und Umwegen bucht. Zu empfehlen ist im Zweifelsfall immer der kürzere - der ist schon lang genug - besonders dann, wenn Kinder mitreisen.

Welches Wohnmobil sollen wir nun mieten? Natürlich hängt die Größe von der Zahl der Mitreisenden ab. Man sollte das Fahrzeug aber nicht zu klein wählen! Man kann sich leicht vorstellen, daß es auf einer mehrwöchigen Reise - auch gerade dann, wenn einmal nicht die Sonne lacht - wichtig ist, nicht zu eng aufeinander zu sitzen. Manche Freundschaft ist so schon in die Brüche gegangen!

Grundsätzlich gibt es drei Klassen von Motorhomes, die man in A - C einteilen kann. Als Klasse A werden die großen integrierten Fahrzeuge mit Längen bis über 10 Meter bezeichnet. Sie bieten allen Comfort und sehr viel Platz. Das größte Angebot findet man in der B-Klasse. Diese Fahrzeuge werden in den Längen 18-28 Fuß (1 Fuß = ca. 30 cm) angeboten. Typisch ist der Alkoven über dem Fahrerhaus, in dem ein Doppelbett untergebracht ist. Auch in dieser Klasse ist die Ausstattung komplett. Sie bieten die Küche mit großem Kühlschrank und Gefrierfach, Bad mit Dusche und WC, Warmwasserboiler, Propangasheizung, oft auch eine Klimaanlage und immer großvolumige 6 bzw. 8-Zylindermotoren. Dazu automatisches Getriebe und servounterstützte Lenkung und Bremsen. Der Benzinverbrauch liegt, je nach Größe und Fahrweise zwischen 22 und 32 Liter bleifrei Normalbenzin pro 100km. (Preis im Sommer 1990 umgerechnet ca. DM 0,75 pro Liter.) In den Klassen C bzw. D werden werden Fahrzeuge als sogenannte "Pickup-Camper, also Kleinlastwagen mit aufgesetzter Wohnkabine, Van Conversation, darunter versteht man zum Wohnen ausgebaute Kleinbusse bzw. Lieferwagen und VW-Camper angeboten. Diese Klasse bietet ein spürbar beschränkteres Platzangebot. Auch findet man nicht in allen Wagen eine Dusche oder ein WC.

Grundsätzlich gilt für alle Wohnmobile: das Fahren ist kein Problem! Schnell hat man sich an die anfangs noch ungewohnten Ausmaße gewöhnt. Die Straßen sind breit und Platz zum Parken gibt es genug.

Vor der Übernahme des Wohnmobils sollte man eine Hotelübernachtung einplanen! Wir sind meist am späten Nachmittag Ortszeit an unserem Ausgangsort angekommen. Dann ist eine Übernahme des Wagens sowieso nicht mehr möglich. Außerdem spürt man den langen Flug und die Zeitumstellung von 8 Stunden. Am nächsten Morgen fährt man dann ausgeschlafen per Taxi (meist als "Transfer" im Preis eingeschlossen) zur Vermietstation oder man wird vom Hotel abgeholt.

Beim Vermieter angekommen, wird man auf Wunsch deutschsprachig bedient. Geöffnet sind die Stationen auch samstags, meist von 8 bis 16 Uhr. Die Einweisung erfolgt in der Regel gründlich. Man geht um das Fahrzeug herum und trägt eventuelle Beschädigungen wie Dellen, Kratzer im Lack oder Schäden an der Windschutzscheibe in ein vorbereitetes Protokoll ein.

Man sollte sich den Wagen gründlich ansehen, denn alle nicht im Protokoll verzeichneten Beschädigungen gehen später zu Lasten des Mieters! Bei dieser Gelegenheit wird man auch auf den Zustand der Bereifung achten, die Profiltiefe prüfen und ob Wassertank und Motor dicht sind. Auch der Auspuff sollte dicht sein und die Aufhängung in Ordnung.

Innen im Wohnmobil werden einem die Funktionen von Backherd, Gasherd, Kühlschrank - mit Gas oder elektrisch mit 110 bzw. 12 Volt zu betreiben - und die Heizung erklärt. Aber keine Sorge, wenn man beim ersten Mal nicht gleich alles verstanden hat, man bekommt alle Informationen schriftlich - auch in deutscher Sprache - mit. Diese sollte man in Ruhe lesen, möglichst nicht erst, wenn man gar nicht anders weiter kommt! In der Mappe mit den Bedienungsanweisungen findet man auch wichtige Anschriften, Telefonnummern für den Notfall und Plastikkärtchen für Vergünstigungen auf Campingplätzen oder verbilligten Eintritt zu Sehenswürdigkeiten.

Ist alles erklärt, kann man seine Koffer auspacken und den Inhalt im Wohnmobil verstauen. Die leeren Koffer werden kostenlos beim Vermieter bis zum Ende der Reise aufbewahrt, sofern man das Fahrzeug wieder an der gleichen Station zurückgibt. (Gegen Aufpreis gibt es auch die Möglichkeit einer Rundreise mit Rückgabe an einer anderen Station desselben Vermieters).

Mit der Ausrüstung geben die Vermieter oft nur eine Wolldecke pro Person zum Zudecken mit. Lassen Sie sich eine Zweite geben, denn die Nächte können selbst im Hochsommer in den Bergen empfindlich kalt werden! Auch mit der Kleidung muss man sich sowohl auf kühle wie auf hochsommerlich warme Tage vorbereiten. Wir hatten weit im Norden von B.C. im August Temperaturen von über 30 Grad C im Schatten. Aber auch auf Regen sollte man vorbereitet sein. Dass man festes Schuhwerk mitnehmen sollte versteht sich von selbst.

Wenn Sie nicht schon von Ihrem Reisebüro auf eine Zusatzversicherung angesprochen wurden, wird man das spätestens jetzt tun. Im Mietpreis eingeschlossen sind eine Haftpflicht und Vollkaskoversicherung bis zu 1 oder 2 Mio. Dollar. Eine Selbstbeteiligung wird aber bei jedem Unfall auf öffentlichen Straßen fällig! Das können, je nach Vermieter, 1.000 oder 2.000 Dollar sein.

Um die Selbstbeteiligung wesentlich herabzusetzen, kann man zwei Arten von Zusatzversicherungen abschließen.

1. Die CWD (Collision Damage Waiver) bewirkt eine Selbstbeteiligung von 100 $, auch bei Schäden an der Windschutzscheibe.

2. Bei der VIP (Vacation Interruption Protection) beträgt die Selbstbeteiligung nur noch 50 $. Außerdem werden für den Fall, dass eine Reparatur am Fahrzeug länger als 12 Stunden in Anspruch nimmt, Kosten für Unterkunft und alternativen Transport (25 $ pro Person bzw. Fahrzeug) ersetzt. Die CWD kostete in unserem Fall 8 $ pro Tag. Die VIP hätte 14 $ gekostet.

Die Versicherungsbedingungen können bei den einzelnen Vermietern von einander abweichen. Sie werden in den Angeboten individuell beschrieben.

Während der Reise nachgefülltes Motor- bzw. Getriebeö1 oder wenn ein Motorölwechsel fällig werden sollte, werden diese Kosten vom Vermieter ersetzt. Quittung geben lassen und aufheben! Dasselbe gilt für kleinere Reparaturen. Sollten Reparaturen über 50 $ notwendig werden, muß man sich vorher telefonisch die Genehmigung des Vermieters einholen. Das Gespräch bezahlt der Vermieter. "Collect Call" anmelden!

Die Vermieter verlangen eine Sicherheitsleistung, deren Höhe von der gewählten Versicherung abhängig ist. Diese kann ohne Zusatzversicherung 1.500 $ betragen. Mit CDW bzw. VIP ermäßigt sich der Betrag auf 250 $ bzw. 100$. Praktisch ist es, wenn man diesen Betrag mit einer Kreditkarte begleichen kann z.B American Express, VISA oder Eurocard.

Sind nun alle Formalitäten erledigt, die persönlichen Utensilien sicher verstaut, der Kilometerstand notiert und nochmals ein kritischer Gang um das Fahrzeug gemacht, kann es endlich losgehen.

Aber halt! Wir haben ja noch nichts zu essen! Also auf zum nächsten Supermarkt zum Einkaufen!

Die Kette "Safeway" bietet u.a. alles was man braucht, nur keinen Alkohol! Den gibt es in Kanada, anders als in den USA, nur im staatlichen "Liquor Store" zu staatlich festgesetzten, hohen Preisen. In größeren Einkaufszentren findet man den "Liquor Store" oft neben dem Supermarkt, sodaß man seinen Vorrat an Bier, Wein oder anderen alkoholischen Getränken dort gleich decken kann. Haben wir an alles gedacht? (Liste machen!), auch Streichhölzer und Putzmittel nicht vergessen? Dann steht uns die Welt offen! Kanadas wilder Westen, wir kommen!

vgl. Hans -Burckhard Garbe, Mit dem Wohnmobil durch den Westen Kanadas, 1, Auflage 1992, Drei-Brunnen-Verlag, Stuttgart 1992

      

 
 
 
   


 

© Peter Brassel (ViSdTDG), Bad Honnef 2008, Kontakt: info@wohnmobil-reisen.de