Québec - eine französische Stadt in Kanada
 

Québec, zur besseren Unterscheidung auch Ville de Québec bzw. Quebec City genannt, ist eine Großstadt im Osten Kanadas. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Québec liegt am Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms, bei der Mündung des in den Laurentinischen Bergen entspringenden Rivière Saint-Charles und vor dem Beginn des Sankt-Lorenz-Ästuars. Prägende geographische Merkmale sind die markante Verengung des Stroms, die der Stadt ihren Namen gegeben hat, sowie das über dem Strom rund hundert Meter steil aufragende Hochplateau Colline de Québec, auf dem sich das Stadtzentrum befindet.
 

Die ursprünglichen Bewohner der Region waren Sankt-Lorenz-Irokesen, die im Dorf Stadacona lebten. 1543 scheiterte ein erster, von Jacques Cartier geleiteter französischer Kolonialisierungsversuch. Am 3. Juli 1608 gründete der Seefahrer Samuel de Champlain einen Handelsposten, aus dem sich die spätere Stadt entwickelte. Drei Jahre nach der Eroberung durch englische Abenteurer gelangte Québec 1632 zurück in französischen Besitz. Weitere englische bzw. britische Eroberungsversuche in den Jahren 1690 und 1711 schlugen fehl. 1759 gelang es den Briten schließlich, nach einer zweieinhalb Monate langen Belagerung und der Schlacht auf der Abraham-Ebene die Stadt endgültig einzunehmen. 1867 wurde Québec zu einer Provinzhauptstadt im neuen kanadischen Staat. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor die Stadt ihren Status als führendes Wirtschaftszentrum an Montreal und stagnierte mehrere Jahrzehnte lang. Im Verlaufe des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Québec zum unbestrittenen Zentrum des Ostens der Provinz.

Architektonisch gilt Québec als die europäischste Stadt Nordamerikas, zurückzuführen auf die gut erhaltene Altstadt mit zahlreichen Gebäuden überwiegend französischer Prägung, die bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückreichen. Der obere Teil der Altstadt ist von Stadtmauern umgeben, die durch eine Zitadelle ergänzt werden. Somit ist Québec heute die einzige befestigte Stadt Amerikas nördlich von Mexiko. 1985 erklärte die UNESCO die Altstadt und die Befestigungsanlagen zum Welterbe.

Mit einer Bevölkerungszahl von 531.902 Einwohnern (2016) ist Québec die zweitgrößte Stadt der Provinz und die elftgrößte Kanadas. Diesen Status erreichte sie 2002, als sich die Bevölkerung durch die Eingemeindung mehrerer Vororte verdreifachte. 93,8 % der Bevölkerung sind französischsprachig. Die Metropolregion Communauté métropolitaine de Québec, welche die südlich des Sankt-Lorenz-Stroms gelegene Stadt Lévis mit einschließt, zählt 812.205 Einwohner (2017). Wirtschaftlich dominierend ist der Dienstleistungssektor, wobei die öffentliche Verwaltung überdurchschnittlich stark vertreten ist. Auch der Tourismus ist von großer Bedeutung. Die Industrie ist auf forschungsintensive Spitzentechnologie ausgerichtet, die früher dominierende holzverarbeitende Industrie spielt nur noch eine marginale Rolle.


Geographie
 

Lage

 
Satellitenfoto mit Québec und Lévis

Die Stadt Québec liegt im Süden der nach ihr benannten Provinz Québec, etwa 120 Kilometer nordwestlich der Grenze zum US-Bundesstaat Maine. Montreal befindet sich 233 Kilometer entfernt im Südwesten, die Bundeshauptstadt Ottawa 378 km in westsüdwestlicher Richtung. In Richtung Süden sind es 498 km nach Boston, in ostsüdöstlicher Richtung 644 km nach Halifax.

Gewässer

Québec liegt am Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms, dem drittgrößten Fluss Nordamerikas (gemessen an der Abflussmenge). Der Strom ist oberhalb der Stadt zweieinhalb bis drei Kilometer breit und verengt sich im Bereich des Stadtzentrums auf etwas mehr als einen Kilometer. Anschließend teilt er sich in zwei Arme, welche die Île d’Orléans umgeben. Nach dieser Insel beginnt der über 350 km lange und bis zu 60 km breite Sankt-Lorenz-Ästuar. Da die Rinne die Fließgeschwindigkeit stark erhöht und die Gezeiten aufgrund des geringen Höhenunterschieds zum Atlantischen Ozean noch deutlich spürbar sind (1,8 bis 3,1 m Unterschied zwischen Ebbe und Flut), ist der Engpass von Québec eine für die Schifffahrt anspruchsvolle Stelle.

Wichtigster Nebenfluss ist der vollständig auf Stadtgebiet liegende Rivière Saint-Charles. Er entspringt im Lac Saint-Charles am nördlichen Stadtrand, zieht sich – vor allem im Oberlauf stark mäandrierend – in Richtung Südosten und mündet nach 35 Kilometern in den Sankt-Lorenz-Strom. Sein Einzugsgebiet, das mehrere weitere Flüsse umfasst, ist das am dichtesten besiedelte in der Provinz Québec. Ein kleiner Teil des Stadtgebiets im äußersten Nordwesten gehört zum Einzugsgebiet des Rivière Jacques-Cartier. Der Unterlauf des Rivière Montmorency bildet die östliche Stadtgrenze, der Südwesten der Stadt wird durch den Rivière du Cap Rouge und den Lac Saint-Augustin entwässert. Auf dem 454,1 km² großen Stadtgebiet gibt es insgesamt 230 Stillgewässer und 695 km Fließgewässer.


Topographie und Geologie

 

Auf dem Stadtgebiet treffen drei geologische Regionen fast aufeinander und sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Entlang dem Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms erhebt sich die Colline de Québec. Dieses 13 Kilometer lange und ein bis vier Kilometer breite Hochplateau war für die Entstehung und Entwicklung der Stadt von entscheidender Bedeutung. Es reicht vom Cap Rouge im Westen bis zum Cap Diamant nahe der Mündung des Rivière Saint-Charles. Das Plateau, das eine Höhe von 110 Metern erreicht (rund hundert Meter über dem umliegenden Gelände), wird von Felshängen begrenzt, die vor allem zum Strom hin steil abfallend sind. Bei der Colline de Québec handelt es sich um einen der wenigen nördlich des Stroms gelegenen Ausläufer der Appalachen. Der Sockel besteht aus Sandstein und Tonstein, an den Felsvorsprüngen ist Schiefer zu finden.

Das breite, flache Tal des Rivière Saint-Charles ist zusammen mit den angrenzenden Terrassen von Charlesbourg und Beauport Bestandteil des Sankt-Lorenz-Tieflandes. Dort haben sich Sedimentschichten mit einer Dicke von bis zu 60 Metern abgelagert – hauptsächlich Sand und Kies, gelegentlich auch Torf. Vor etwa 11.500 bis 9800 Jahren, in der Endphase der letzten Kaltzeit (die in Nordamerika als Wisconsin Glaciation bezeichnet wird), lag das Tiefland unter dem Meeresspiegel im Champlainmeer. Dieser seichte Meeresarm des Atlantischen Ozeans verschwand allmählich aufgrund der postglazialen Landhebung. Mit der fortschreitenden Landhebung, während der große Mengen an Sedimenten abgelagert wurden, bildeten sich zunächst Inseln (darunter die Colline de Québec). Vor rund 9000 Jahren trat ein Süßwassersee an die Stelle des Champlainmeers, der Lac Lampsilis. Dieser bestand etwa 2300 Jahre lang und wich dem Vorläufer des Sankt-Lorenz-Stroms. Seit rund 3000 Jahren entspricht der Strom ungefähr seiner heutigen Gestalt.

Im nördlichen Drittel des Stadtgebiets liegen Ausläufer der Laurentinischen Berge. Sie sind Teil des Kanadischen Schilds, einem riesigen Gebiet mit sehr altem magmatischem Gestein. Die Laurentinischen Berge sind stark erodierte Reste der Grenville-Gebirgsbildung (Orogenese), die sich während des Mesoproterozoikums vor rund 1 bis 1,6 Milliarden Jahren ereignete. Vorherrschend ist Anorthosit, das von Feldspat durchzogen ist. Überdeckt wird dieses dunkle Gestein von Kies- und Sandablagerungen, eine Hinterlassenschaft der Vergletscherungen. Höchste Erhebung der Stadt ist der 485 Meter hohe Mont Bélair. Eine markante Schichtstufe prägt den Übergang zwischen Kanadischem Schild und dem Sankt-Lorenz-Tiefland. So ergießt sich der Rivière Saint-Charles über den 28 Meter hohen Wasserfall Kabir Kouba (Chute Kabir Kouba). Ganz im Osten, wo die Schichtstufe bis fast an den Sankt-Lorenz-Strom heranreicht, überwindet der Rivière Montmorency den 83 Meter hohen Montmorency-Fall (Chute Montmorency), den höchsten Wasserfall der Provinz.


Nachbargemeinden

Auf dem Stadtgebiet treffen drei geologische Regionen fast aufeinander und sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Entlang dem Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms erhebt sich die Colline de Québec. Dieses 13 Kilometer lange und ein bis vier Kilometer breite Hochplateau war für die Entstehung und Entwicklung der Stadt von entscheidender Bedeutung. Es reicht vom Cap Rouge im Westen bis zum Cap Diamant nahe der Mündung des Rivière Saint-Charles. Das Plateau, das eine Höhe von 110 Metern erreicht (rund hundert Meter über dem umliegenden Gelände), wird von Felshängen begrenzt, die vor allem zum Strom hin steil abfallend sind. Bei der Colline de Québec handelt es sich um einen der wenigen nördlich des Stroms gelegenen Ausläufer der Appalachen. Der Sockel besteht aus Sandstein und Tonstein, an den Felsvorsprüngen ist Schiefer zu finden.

Das breite, flache Tal des Rivière Saint-Charles ist zusammen mit den angrenzenden Terrassen von Charlesbourg und Beauport Bestandteil des Sankt-Lorenz-Tieflandes. Dort haben sich Sedimentschichten mit einer Dicke von bis zu 60 Metern abgelagert – hauptsächlich Sand und Kies, gelegentlich auch Torf. Vor etwa 11.500 bis 9800 Jahren, in der Endphase der letzten Kaltzeit (die in Nordamerika als Wisconsin Glaciation bezeichnet wird), lag das Tiefland unter dem Meeresspiegel im Champlainmeer. Dieser seichte Meeresarm des Atlantischen Ozeans verschwand allmählich aufgrund der postglazialen Landhebung. Mit der fortschreitenden Landhebung, während der große Mengen an Sedimenten abgelagert wurden, bildeten sich zunächst Inseln (darunter die Colline de Québec). Vor rund 9000 Jahren trat ein Süßwassersee an die Stelle des Champlainmeers, der Lac Lampsilis. Dieser bestand etwa 2300 Jahre lang und wich dem Vorläufer des Sankt-Lorenz-Stroms. Seit rund 3000 Jahren entspricht der Strom ungefähr seiner heutigen Gestalt.

Im nördlichen Drittel des Stadtgebiets liegen Ausläufer der Laurentinischen Berge. Sie sind Teil des Kanadischen Schilds, einem riesigen Gebiet mit sehr altem magmatischem Gestein. Die Laurentinischen Berge sind stark erodierte Reste der Grenville-Gebirgsbildung (Orogenese), die sich während des Mesoproterozoikums vor rund 1 bis 1,6 Milliarden Jahren ereignete. Vorherrschend ist Anorthosit, das von Feldspat durchzogen ist. Überdeckt wird dieses dunkle Gestein von Kies- und Sandablagerungen, eine Hinterlassenschaft der Vergletscherungen. Höchste Erhebung der Stadt ist der 485 Meter hohe Mont Bélair. Eine markante Schichtstufe prägt den Übergang zwischen Kanadischem Schild und dem Sankt-Lorenz-Tiefland. So ergießt sich der Rivière Saint-Charles über den 28 Meter hohen Wasserfall Kabir Kouba (Chute Kabir Kouba). Ganz im Osten, wo die Schichtstufe bis fast an den Sankt-Lorenz-Strom heranreicht, überwindet der Rivière Montmorency den 83 Meter hohen Montmorency-Fall (Chute Montmorency), den höchsten Wasserfall der Provinz.

Fauna und Flora

 
Urbane Parklandschaft am Rivière Saint-Charles


Etwas mehr als 35 % des Stadtgebiets ist bewaldet, wobei die Wälder überwiegend den nördlichen, auf dem Kanadischen Schild gelegenen Teil bedecken. Vor der europäischen Besiedlung gab es nur wenige unbewaldete Flächen. Die ursprüngliche Vegetation unterschied sich je nach Bodenbeschaffenheit und klimatischen Bedingungen, in der Regel mit Laubwald im Süden und Nadelwald im Norden. Auf der Colline de Québec herrschten Zucker-Ahorne vor, daneben gab es Linden, Buchen und Ulmen. In tiefer gelegenen, feuchteren Lagen waren Rot-Ahorne zu finden, an trockenen Standorten Roteichen und Weymouth-Kiefern. Dem Rivière Saint-Charles entlang erstreckten sich vor allem Birkenwälder, aufgelockert durch verschiedene weitere Laubbäume. Im Norden herrschen noch heute Kiefernwälder vor, mit vereinzelten Gelb-Birken. Insgesamt gibt es auf Stadtgebiet 30 Natur- und Landschaftsschutz-gebiete.

Da die Wälder oft unmittelbar an die Siedlungen angrenzen, haben sich zahlreiche Tierarten an das Leben in urbaner Umgebung angepasst. Zu den am weitesten verbreiteten Säugetierarten gehören Grauhörnchen, Rothörnchen, Streifen-Backenhörnchen, Streifenskunks, Baumstachler, Bisamratten, Waschbären, Nerze, Waldmurmeltiere, Rotfüchse, Schneeschuhhasen, Elche, Weißwedelhirsche und verschiedene Neuweltmäuse. Gelegentlich werden auch Wölfe und Kojoten sowie Schwarzbären gesichtet. Die Herpetofauna, also die Gesamtheit der Amphibien und Reptilien, weist eine geringe Biodiversität auf und ist durch Urbanisierung, Landwirtschaft sowie Forstwirtschaft stark gefährdet. Insgesamt werden nur 20 verschiedene Arten gezählt.Hingegen ist die Avifauna (Gesamtheit der Vogelarten) aufgrund der unterschiedlichen Lebensräume von einer großen Vielfalt geprägt. Zwar existiert kein systematisches Inventar, doch wurden bisher mindestens 324 Arten nachgewiesen. Vor allem der Sankt-Lorenz-Strom weist eine vielfältige Ichthyofauna auf: Es kommen bis zu 71 Fischarten vor, wobei Dorsche, Flussbarsche, Hechte und Saugkarpfen am häufigsten sind. Die Diversität in den Nebenflüssen ist deutlich geringer.


Geschichte


Namensherkunft



Der Stadtname geht auf die Flussverengung zwischen Québec und dem gegenüberliegenden Lévis zurück. In der Algonkin-Sprache steht das Wort Kebec für „dort, wo sich der Fluss verengt“. Die Algonkin selbst bezeichnen die Stadt seit jeher als Kephek, die weiter östlich ansässigen Mi’kmaq als Gepeg, wobei letzteres auch als „Engpass“ übersetzt werden kann. Gemäß einer weniger verbreiteten Theorie soll kepek eine Aufforderung der nördlich dieser Gegend lebenden Innu gewesen sein, Samuel de Champlain möge von seinem Schiff heruntersteigen.

Der Name Québec setzte sich zwar rasch durch, im Laufe der Jahre gab es aber zwei ernst gemeinte Vorschläge für einen anderen Stadtnamen. Champlain selbst schlug 1618 vor, die Stadt zu Ehren des französischen Königs Louis XIII. Ludovica zu nennen. Nach der Gründung der Kanadischen Konföderation im Jahr 1867 stand man vor dem Problem, dass die neue Provinz Québec gleich hieß wie die Stadt. Um Verwechslungen vorzubeugen, sollte die Stadt den Namen Stadacona erhalten (nach einer früheren Siedlung der Ureinwohner). Entsprechende Eingaben blieben jedoch erfolglos.

In älteren Dokumenten sind mehrere abweichende Schreibweisen zu finden: Quebecq (1601), Kébec (1609), Quebec (1613). Auch die Bezeichnung der Stadtbewohner nahm unterschiedliche Formen an: Kébécois (1935), Québeccois (1835), Quebecois (1754), Québécois (1775), Québecquois (1825), Québécuois (1910), Quebequois (1754) und auch Stadaconien. Durchgesetzt hat sich die Variante von 1775. Im Französischen unterscheidet man zwischen Stadt und Provinz, indem man bei letzterer den bestimmten Artikel le voranstellt.
Frühgeschichte und Entdeckung

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung finden sich im Bereich der Place Royale in der Unterstadt. Dort entdeckte Steinwerkzeuge sind rund 5000 Jahre alt und stammen damit aus der archaischen Periode und der frühen Woodland-Periode. Die Fertigung der Werkzeuge durch die ortsansässigen Jäger, Sammler und Fischer erfolgte aus vor Ort verfügbaren Gesteinsarten. Ebenfalls in der archaischen Periode, vor rund 4000 Jahren, siedelten Menschen am Ostufer des Lac Saint-Charles.

Unter der Place Royale fand man Keramik aus der Woodland-Periode, die vor etwa 2400 bis 450 Jahren entstanden war. Um 500 n. Chr. begannen die Regionen um Québec und Montreal verschiedene Keramikstile zu entwickeln, was als Hinweis auf Gruppen oder Stämme mit verschiedenen Identitäten gilt. In eine ähnliche Richtung, nämlich der ethnischen Differenzierung und der zunehmenden Landwirtschaft, deuten Funde von Pfeifenköpfen (und damit die Produktion von Tabak) hin. Diese Pfeifenköpfe waren vor 700 noch selten, später aber häufig und weit verbreitet. Der nordöstliche Teil der späteren Oberstadt dürfte von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts besiedelt gewesen sein.


Geschichte
 

Namensherkunft
 

 
Champlain, wie man sich ihn um 1870 vorstellte


Der Stadtname geht auf die Flussverengung zwischen Québec und dem gegenüberliegenden Lévis zurück. In der Algonkin-Sprache steht das Wort Kebec für „dort, wo sich der Fluss verengt“. Die Algonkin selbst bezeichnen die Stadt seit jeher als Kephek, die weiter östlich ansässigen Mi’kmaq als Gepeg, wobei letzteres auch als „Engpass“ übersetzt werden kann. Gemäß einer weniger verbreiteten Theorie soll kepek eine Aufforderung der nördlich dieser Gegend lebenden Innu gewesen sein, Samuel de Champlain möge von seinem Schiff heruntersteigen.

Der Name Québec setzte sich zwar rasch durch, im Laufe der Jahre gab es aber zwei ernst gemeinte Vorschläge für einen anderen Stadtnamen. Champlain selbst schlug 1618 vor, die Stadt zu Ehren des französischen Königs Louis XIII. Ludovica zu nennen. Nach der Gründung der Kanadischen Konföderation im Jahr 1867 stand man vor dem Problem, dass die neue Provinz Québec gleich hieß wie die Stadt. Um Verwechslungen vorzubeugen, sollte die Stadt den Namen Stadacona erhalten (nach einer früheren Siedlung der Ureinwohner). Entsprechende Eingaben blieben jedoch erfolglos.

In älteren Dokumenten sind mehrere abweichende Schreibweisen zu finden: Quebecq (1601), Kébec (1609), Quebec (1613). Auch die Bezeichnung der Stadtbewohner nahm unterschiedliche Formen an: Kébécois (1935), Québeccois (1835), Quebecois (1754), Québécois (1775), Québecquois (1825), Québécuois (1910), Quebequois (1754) und auch Stadaconien. Durchgesetzt hat sich die Variante von 1775. Im Französischen unterscheidet man zwischen Stadt und Provinz, indem man bei letzterer den bestimmten Artikel le voranstellt.


Frühgeschichte und Entdeckung

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung finden sich im Bereich der Place Royale in der Unterstadt. Dort entdeckte Steinwerkzeuge sind rund 5000 Jahre alt und stammen damit aus der archaischen Periode und der frühen Woodland-Periode. Die Fertigung der Werkzeuge durch die ortsansässigen Jäger, Sammler und Fischer erfolgte aus vor Ort verfügbaren Gesteinsarten. Ebenfalls in der archaischen Periode, vor rund 4000 Jahren, siedelten Menschen am Ostufer des Lac Saint-Charles.

Unter der Place Royale fand man Keramik aus der Woodland-Periode, die vor etwa 2400 bis 450 Jahren entstanden war. Um 500 n. Chr. begannen die Regionen um Québec und Montreal verschiedene Keramikstile zu entwickeln, was als Hinweis auf Gruppen oder Stämme mit verschiedenen Identitäten gilt. In eine ähnliche Richtung, nämlich der ethnischen Differenzierung und der zunehmenden Landwirtschaft, deuten Funde von Pfeifenköpfen (und damit die Produktion von Tabak) hin. Diese Pfeifenköpfe waren vor 700 noch selten, später aber häufig und weit verbreitet. Der nordöstliche Teil der späteren Oberstadt dürfte von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts besiedelt gewesen sein.

 
Skizze von Charlesbourg-Royal aus dem Jahr 1542

Der französische Seefahrer Jacques Cartier erhielt 1534 von König François I. den Auftrag, eine Nordwestpassage nach Asien zu finden. Seine erste Expedition führte ihn bis zur Insel Anticosti, er stieß aber noch nicht weiter in den Ästuar des Sankt-Lorenz-Stroms vor. Mit einer zweiten Expedition fuhr er 1535 den Strom hinauf, erreichte am 7. September das heutige Stadtgebiet und entdeckte am Unterlauf des Rivière Saint-Charles das Dorf Stadacona, eine rund 500 Einwohner zählende Siedlung der Sankt-Lorenz-Irokesen. Nach einer Erkundungsfahrt stromaufwärts zur Île de Montréal überwinterte Cartier in Stadacona. Als er im Mai 1535 nach Europa zurückkehrte, ließ er den irokesischen Herrscher Donnacona entführen, der vier Jahre später in Frankreich starb.

1541 beauftragte der König den Höfling Jean-François de La Rocque de Roberval mit dem Aufbau einer Kolonie. La Roque übertrug Cartier die Ausführung des Plans. Dessen dritte Expedition sollte nicht nur eine dauerhafte französische Präsenz in der Neuen Welt schaffen, sondern auch das sagenumwobene Königreich Saguenay finden. Etwa 350 Kolonisten trafen im August 1541 in Stadacona ein. Aufgrund von Feindseligkeiten fuhren sie einige Kilometer stromaufwärts und gründeten am Cap Rouge die Siedlung Charlesbourg-Royal. Überfälle der Sankt-Lorenz-Irokesen, ein strenger Winter und Skorbut machten den Kolonisten zu schaffen. Im Juni 1542 kehrten sie desillusioniert nach Frankreich zurück. Eine zweite Gruppe mit 200 Siedlern unter La Roques Kommando war zwei Monate zuvor nach Charlesbourg-Royal aufgebrochen und traf dort im Juli ein. Die Probleme hielten unvermindert an, weshalb die Siedlung im Frühjahr 1543 endgültig aufgegeben wurde.


Französische Kolonialzeit

 
Habitation de Québec, gezeichnet von Samuel de Champlain (1608)

Samuel de Champlain unternahm 1603 eine Erkundungsfahrt, die Cartiers Spuren folgte und ihn in die Region von Stadacona führte. Das Dorf war nicht mehr auffindbar und die Sankt-Lorenz-Irokesen waren spurlos verschwunden. Abgesehen von nomadisierenden Algonkin und Innu war das Sankt-Lorenz-Tiefland weitgehend unbewohnt. Für das Verschwinden der ursprünglichen Bevölkerung werden Konflikte mit benachbarten Irokesenstämmen, Auswirkungen der von Europäern, etwa baskischen Fischern, eingeschleppten Epidemien oder eine Wanderungsbewegung in Richtung der Großen Seen verantwortlich gemacht. Ersteres galt als am wahrscheinlichsten, doch bleiben die dahinter steckenden Prozesse weiterhin unklar. Archäologisch feststellbar sind sieben unterscheidbare Gruppen entlang des Sankt-Lorenz-Stroms. Dabei war die Gruppe um Québec im Fernhandel tätig, der sie in den Besitz von Produkten der Jäger von Belugawalen und Robben an der Atlantikküste brachte. Außerdem unterschieden sich die Québecer Irokesen von den übrigen dadurch, dass sie keine sesshafte Gartenbaukultur ausbildeten, sondern in saisonalen Wanderungen das Ästuar nutzten. Dabei entwickelten sie eine gemeinsame Lebensweise mit Algonkin-Gruppen.

Ebenfalls 1603 erhielt Pierre Dugua de Mons von König Henri IV. das Handelsmonopol in Neufrankreich zugesprochen, wobei insbesondere der Pelzhandel großen Profit versprach. De Monts verlor 1607 sein Monopol aufgrund von Beschwerden konkurrierender Händler, erlangte es aber ein Jahr später wieder, nachdem er zugesichert hatte, einen Handelsposten am Sankt-Lorenz-Strom aufzubauen. Gründungsdatum der Stadt Québec ist der 3. Juli 1608, als Champlain in De Monts’ Auftrag am Cap Diamant landete und an der heutigen Place Royale zusammen mit Handwerkern und Arbeitern die Habitation de Québec zu errichten begann. Diese „Behausung“ diente als Wohnstätte, Fort und Handelsposten. Nur acht von 28 Expeditionsteilnehmern, darunter Champlain, überlebten den ersten Winter. Allmählich stabilisierte sich die Lage und es setzte ein kleiner Zustrom von Kolonisten ein. 1620 entstand mit dem Château Saint-Louis das erste Gebäude auf dem Hochplateau.

1627 wurde unter dem Vorsitz von Kardinal Richelieu die Compagnie de la Nouvelle France gegründet, eine staatlich privilegierte Handelsgesellschaft mit zeitlich unbegrenztem Pelzhandelsmonopol. Noch bevor ihre Teilhaber beginnen konnten, vertragsgemäß 4000 Siedler nach Neufrankreich zu bringen, waren Frankreich und England im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges gegeneinander in den Krieg getreten. Eine Expedition des Abenteurers David Kirke nahm Québec am 19. Juli 1629 ein. Mit Ausnahme der Familie des ersten Siedlers Louis Hébert verließen die französischen Einwohner die Siedlung, ihre Anzahl hatte 1627 nur 85 Personen, ausschließlich Männer, betragen. Die Eroberung war drei Monate nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens geschehen, weshalb Frankreich auf einer Rückgabe beharrte. Diese wurde schließlich 1632 im Vertrag von Saint-Germain-en-Laye vereinbart. Der Katholizismus übte früh großen Einfluss auf die Gesellschaft aus. 1615 kamen die ersten franziskanischen Missionare nach Québec; 1625 folgten die Jesuiten, 1639 die Ursulinen und die Augustinerinnen. Während sich gesellschaftliche Elite und religiöse Gemeinschaften in der Oberstadt niederließen, bevölkerten Händler, Seeleute und Handwerker die Unterstadt.

 
Québec im Jahr 1700
 
Stadtplan (1727)

Die Compagnie hatte nur mäßigen Erfolg bei der wirtschaftlichen Entwicklung und der Kolonialisierung Neufrankreichs vorzuweisen, darüber hinaus war das Territorium militärisch schlecht abgesichert. König Louis XIV. erklärte die Kolonie 1663 zur Provinz und unterstellte sie direkt der Krone. Er bestimmte Québec zur Hauptstadt und stellte die Verwaltung um. Die Stadt zählte damals nur etwas mehr als 500 Einwohner (davon fast ein Viertel Geistliche), außerdem herrschte ein großes Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Um das Bevölkerungswachstum anzukurbeln, finanzierte der König jungen, ledigen Frauen aus ärmlichen Verhältnissen die Überfahrt und die Mitgift. Zwischen 1663 und 1673 gelangten auf diese Weise rund 800 „Töchter des Königs“ (filles du Roi) nach Québec. 1665 entsandte der König 1200 Mann des Carignan-Salières-Regiments, um im Rahmen der Biberkriege die Bedrohung durch Überfälle der Irokesen zu eliminieren. Nach Abschluss der Kampagne ließen sich über ein Drittel der Soldaten hier nieder. Die Einwanderer stammten überwiegend aus dem Norden und Westen Frankreichs, genauer aus den Provinzen Normandie, Île-de-France, Aunis, Poitou, Perche und Saintonge.

Der Handel war von Gesetzes wegen auf Frankreich und andere französische Kolonien beschränkt. Neufrankreich wies daher eine konstant negative Handelsbilanz auf. Dies hatte jahrzehntelang einen chronischen Bargeldmangel zur Folge, so dass ab 1685 zeitweise Spielkarten als Ersatzwährung im Umlauf waren. 1688 brach der King William’s War aus, in welchem die Franzosen und die Wabanaki-Konföderation gegen Engländer und Irokesen kämpften. Als Reaktion auf Übergriffe in Neuengland segelte im Herbst 1690 eine englische Flotte unter dem Kommando von William Phips nach Québec, um die Stadt einzunehmen. Nachdem Gouverneur Louis de Buade de Frontenac am 16. Oktober die Kapitulationsaufforderung zurückgewiesen hatte, gelang es französischen Truppen und Milizen, die Engländer in der Schlacht von Québec nach acht Tagen in die Flucht zu schlagen. Im nächsten der „Franzosen- und Indianerkriege“, dem Queen Anne’s War, versuchte erneut eine Flotte, die Stadt zu erobern. Die britische Québec-Expedition endete am 22. August 1711 in einer Katastrophe, als acht Schiffe im Sankt-Lorenz-Strom kenterten; dabei kamen 890 Soldaten und Matrosen ums Leben. Ab 1693 entstand um die Stadt ein System von Mauern und Wällen, 1721 entschied sich die Regierung aber gegen den Ausbau der teilweise isolierten Befestigungswerke zu einer eigentlichen Festungsstadt. Die Zerstörung von Louisbourg während des King George’s War löste 1745 große Beunruhigung unter der Bevölkerung aus. Umgehend ordnete der Gouverneur die Vervollständigung der Festungsanlagen an. Der 1737 fertiggestellte Chemin du Roy ermöglichte einen intensiveren Warenaustausch mit Montreal, da der im Winter zufrierende Sankt-Lorenz-Strom kein Hindernis mehr darstellte.


Britische Herrschaft

 
Ruinen neben dem Bischofspalast nach der Eroberung (1759)
 
Spaziergänger in der Oberstadt blicken auf den Hafen (1833)

Fünf Jahre nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika segelte im Juni 1759 eine britische Streitmacht mit 168 Schiffen den Sankt-Lorenz-Strom hinauf. Die Belagerung von Québec begann am 26. Juni und dauerte über zweieinhalb Monate. Einen ersten Erstürmungsversuch konnten die Franzosen am 31. Juli in der Schlacht von Beauport zurückschlagen. Die entscheidende Schlacht auf der Abraham-Ebene am 13. September endete mit einem britischen Sieg und ermöglichte das Schließen des Belagerungsrings, woraufhin sich die französische Garnison fünf Tage später ergab. Beide Oberbefehlshaber, James Wolfe und Louis-Joseph de Montcalm, überlebten die Schlacht nicht. Sieben Monate später versuchten französische Truppen von Montreal aus, Québec zurückzuerobern. Zwar siegten sie am 28. April 1760 in der Schlacht bei Sainte-Foy, doch konnten sie die Stadt nicht einnehmen. Sie zogen sich nach Montreal zurück, wo sie sich schließlich der britischen Übermacht beugen mussten. Mit dem Pariser Frieden 1763 ging Neufrankreich endgültig in britischen Besitz über. Québec wurde zur Hauptstadt der neuen britischen Provinz Québec und zum wichtigsten Verwaltungszentrum von Britisch-Nordamerika.

Trotz starker Zerstörungen durch den Artilleriebeschuss erholte sich die Stadt rasch von den Kriegsfolgen. Aus Furcht vor Aufständen und einer Rückeroberung durch Frankreich setzten die Briten die Befestigungsanlagen wieder instand. Aus finanziellen Gründen verzichteten sie zunächst auf einen Ausbau.Der 1774 in Kraft getretene Quebec Act garantierte die Religionsfreiheit und stellte das französische Privatrecht wieder her. Auf diese Weise sicherten sich die Briten die Loyalität der Großgrundbesitzer und des Klerus. Dieses Gesetz war eines der Intolerable Acts („unerträglichen Gesetze“), das die Unruhe in den südlich gelegenen Dreizehn Kolonien verstärkte und dort im folgenden Jahr zum Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges beitrug. In den ersten Monaten des Konflikts versuchte die Kontinentalarmee, mit einem Vorstoß nach Norden die Briten aus der Provinz Québec zu vertreiben und die Frankokanadier für die Revolution zu gewinnen. Bei der Schlacht von Québec am 31. Dezember 1775 drangen amerikanische Truppen unter Richard Montgomery und Benedict Arnold in die Unterstadt ein, wurden aber zurückgeschlagen. Die anschließende Belagerung brachen sie im Mai 1776 ergebnislos ab.

 
Großbrand in der Faubourg Saint-Roch (28. Juni 1845)

Auch nach der britischen Eroberung blieb Québec eine wichtige Handelsstadt, allerdings verließen viele französische Großhändler die Stadt. An ihre Stelle traten zunehmend Briten, die von einem weitaus größeren Handelsnetz profitierten. Sie übernahmen die Kontrolle über Pelzhandel, Fischfang, Schiffbau und Truppenversorgung, während die Frankokanadier in den Zwischen- und Detailhandel abgedrängt wurden. Die Holzwirtschaft spielte anfänglich eine geringe Rolle, da Großbritannien seinen Holzbedarf durch Importe aus der Ostseeregion deckte. 1806 änderte sich die Situation schlagartig, als Napoleon Bonaparte die Kontinentalsperre verhängte. Es setzte ein jahrzehntelanger Boom ein, der dank vorteilhafter Zolltarife auch nach dem Ende der Koalitionskriege unvermindert anhielt. Der größte Teil des von Québec aus exportierten Holzes stammte aus der Region Outaouais und wurde von Flößern hierher transportiert. Eine Zeitlang war Québec hinter New York und New Orleans der drittgrößte Hafen Nordamerikas. Der Holzexport stimulierte auch den Schiffbau: Auf dem Höhepunkt um 1860 waren 28 Werften in Betrieb, die Segelschiffe aller Art bauten. Hinzu kamen zahlreiche Zulieferer wie Segelmacher oder Seiler.

 
Blick von der Oberstadt ins Tal des Rivière Saint-Charles (1858)

Zwischen 1786 und 1812 waren die Festungsanlagen nochmals verstärkt worden, u. a. mit vier Martello-Türmen. Als letztes und zugleich bedeutendstes Element entstand zwischen 1820 und 1832 die Zitadelle von Québec. Nach ihrer Fertigstellung beanspruchte das Militär rund ein Viertel der Stadtfläche für sich, die Garnison war zwischen 1000 und 1500 Mann stark. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Anlagen als störend für die Expansion der Stadt empfunden, zumal sie mittlerweile als technisch überholt galten. Im Zeitalter der Romantik war es aber gerade die mittelalterlich anmutende, in die umliegenden Naturschönheiten eingebettete Stadtanlage, die ab den 1820er Jahren zahlreiche Reisende aus Europa und den USA anlockte. 1842 beschrieb Charles Dickens Québec in seinen Aufzeichnungen aus Amerika als „das Gibraltar Amerikas“. Im Kontrast dazu standen die Entbehrungen der Einwohner. Die zahlreichen durchreisenden Immigranten schleppten wiederholt Epidemien ein, allein im Jahr 1832 starben 3292 Menschen an Cholera. Ungenügende Bauvorschriften in den Vorstädten begünstigten Großbrände: Am 28. Mai 1845 wurden in der Faubourg Saint-Roch rund 1600 Häuser zerstört, einen Monat später in der Faubourg Saint-Jean weitere 1300; mehr als 20.000 Menschen waren vorübergehend obdachlos.

Während der französischen Kolonialzeit hatte es keine eigenständige Stadtverwaltung gegeben, die Administration erfolgte direkt durch die Kolonialbehörden. Nach der Eroberung stand die Stadt zunächst fünf Jahre lang unter militärischer Verwaltung. Ab 1764 waren vom Gouverneur ernannte Friedensrichter für die städtischen Belange zuständig. Zwar konnten sie mit der Zeit ihre Kompetenzen erweitern, doch war diese einfache Verwaltungsstruktur für die rasch wachsende Stadt bald unzureichend und es gab häufig Beschwerden. Schließlich erhielt Québec 1833 eine Charta (Gemeindeordnung) und einen gewählten Bürgermeister. Der Gouverneur hob die Charta drei Jahre später vorübergehend auf und setzte sie 1840 wieder in Kraft. Ab 1791 war Québec die Hauptstadt der britischen Kolonie Niederkanada. In der 1841 gegründeten Provinz Kanada wechselten die Hauptstädte mehrmals; Québec hatte diesen Status von 1852 bis 1856 sowie von 1859 bis 1866 inne.
 

Kanadische Provinzhauptstadt
 

 
Bergsturz in der Unterstadt, 1889

Im Oktober 1864 fand die Québec-Konferenz statt, an der Delegierte mehrerer Kolonien über die Zukunft Britisch-Nordamerikas verhandelten. Dabei kamen sie überein, die Kanadische Konföderation zu gründen. Ab 1. Juli 1867 war Québec Hauptstadt der gleichnamigen Provinz innerhalb des neuen kanadischen Bundesstaates. Die Parlamente Niederkanadas und der Provinz Kanada hatten einst im ehemaligen Bischofspalast getagt, bis dieser 1854 abbrannte. Das als Ersatz entstandene Gebäude genügte den Ansprüchen nicht, da es gleichzeitig als Postamt genutzt wurde. Daher entstand zwischen 1877 und 1886 das repräsentative Hôtel du Parlement. Ein weiteres wichtiges Ereignis war 1871 der Abzug der britischen Garnison. Zuvor waren mehrere Stadttore abgerissen worden, um den Verkehrsfluss zu verbessern. Ein Komitee um Generalgouverneur Lord Dufferin setzte sich erfolgreich für den Erhalt der historisch bedeutsamen Stadtmauern und den Wiederaufbau von zwei Toren ein. Der letzte bedeutende Großbrand ereignete sich 1889 in der Faubourg Saint-Sauveur und zerstörte rund 500 Häuser. Im selben Jahr stürzten Felsbrocken vom Cap Diamant auf die Unterstadt; der Bergsturz von Québec forderte über 40 Todesopfer.

Gegenüber Montreal, das sich zur Wirtschaftsmetropole Kanadas entwickelte, geriet Québec ab Mitte des 19. Jahrhunderts rasch ins Hintertreffen. Für die jahrzehntelange Stagnation gab es vielfältige Gründe. Der Export von unverarbeitetem Rohholz ging zugunsten von andernorts produziertem Schnittholz zurück. Die Handelsströme verlagerten sich zunehmend in Richtung USA und Westkanada, was Städte wie Montreal oder Toronto begünstigte. Der technologische Fortschritt ließ die örtliche Schiffbauindustrie in den 1870er Jahren komplett einbrechen: Hölzerne Segelschiffe waren nicht mehr gefragt und wurden von Schiffen mit metallenen Rümpfen verdrängt. Auch der Hafen war nicht mehr konkurrenzfähig, da das Ausbaggern einer Fahrrinne im Sankt-Lorenz-Strom es hochseetauglichen Schiffen erlaubte, an Québec vorbei bis nach Montreal zu fahren. Der Anschluss ans Eisenbahnnetz ließ lange auf sich warten. Die 1855 eröffnete Grand Trunk Railway führte am Südufer entlang, so dass Güter und Passagiere umständlich mit Fähren von und nach Lévis übergesetzt werden mussten. Erst am 11. Februar 1879 wurde eine Strecke dem Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms entlang nach Québec eröffnet. Die Stadt musste sich damit begnügen, sich zu einem Regionalzentrum für den Osten der Provinz zu entwickeln.

 
Einsturz der Québec-Brücke, 1907

Um die Wende zum 20. Jahrhundert setzte der Aufschwung wieder ein. Begünstigt wurde diese Entwicklung einerseits durch mehrere Eingemeindungen, wodurch die Stadt Platz zur Expansion hatte. Andererseits hatten sich neue Industriezweige mit Tausenden von Arbeitsplätzen angesiedelt. Dazu gehörten u. a. die Schuhindustrie, die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Tabakindustrie, die Papierindustrie, Brauereien und die Herstellung von Munition. Größter Arbeitgeber war der Unterwäschehersteller Dominion Corset mit über 1000 Angestellten. Das Eisenbahnnetz war auf das nördliche Hinterland ausgerichtet, eine direkte Verbindung zu den Absatzmärkten in den USA fehlte weiterhin. 1903 begann der Bau der Québec-Brücke über den Sankt-Lorenz-Strom. Das von der Bundesregierung finanzierte Projekt stand unter einem schlechten Stern. Aufgrund schwerwiegender Planungsfehler stürzte die fast fertiggestellte Brücke 1907 vollständig ein, wobei 76 Arbeiter ums Leben kamen. Ein Montagefehler führte 1916 zum Einsturz der Mittelsektion und forderte 13 Todesopfer. Erst 1919 konnte die Brücke für den Schienenverkehr freigegeben werden, zehn Jahre später auch für den Straßenverkehr.

Quadrant-Konferenz 1943; v. l. n. r.: William Lyon Mackenzie King, Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill

Ein neues Wahrzeichen Québecs war das Château Frontenac. Dieses 1893 eröffnete Eisenbahnhotel der Canadian Pacific Railway trug entscheidend dazu bei, dass sich die Stadt zu einer bedeutenden Tourismusdestination entwickelte. Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde im September 1914 nahe der Stadt die Militärbasis Valcartier für 25.000 Rekruten eingerichtet. Bei einer Demonstration gegen die bei Frankophonen umstrittene Einführung der Wehrpflicht starben am 1. April 1918 vier Menschen, als Soldaten in die Menge schossen. Allein in der Stadt Québec starben nach Kriegsende 500 Menschen an der spanischen Grippe. Die Stadtverwaltung gab sich in den 1920er Jahren betont progressiv und ließ zahlreiche Gebäude abreißen, um Platz für breitere Straßen und moderne Neubauten zu schaffen. Besonders augenfällig war dieses Vorgehen, als das Papierunternehmen Price Brothers zwischen 1929 und 1931 mitten in der Altstadt ihren Hauptsitz errichten durfte, das Édifice Price. Gegen die Gefährdung des architektonischen Erbes regte sich politischer Widerstand, der allmählich einen Sinneswandel herbeiführte.

Die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise traf die Industrie hart, die Stadtverwaltung reagierte mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen auf die stark ansteigende Arbeitslosigkeit. Erst zu Beginn des Zweiten Weltkriegs entspannte sich die Lage, als die Rüstungsproduktion einen sprunghaften Anstieg der Beschäftigung bewirkte. Im August 1943 fand in Québec die Quadrant-Konferenz statt. William Lyon Mackenzie King und Winston Churchill, die Premierminister Großbritanniens und Kanadas, sowie US-Präsident Franklin D. Roosevelt berieten u. a. über die Kapitulation Italiens und die Planungen für die Operation Overlord. Im September 1944 trafen sie sich zur Zweiten Québec-Konferenz. Im Oktober 1945 wurde in Québec die FAO gegründet. Der Bürgermeister hatte daraufhin die Idee, seine Stadt solle sich um den Hauptsitz der Vereinten Nationen bewerben – ein letztlich erfolgloses Unterfangen.

Entwicklung zur modernen Metropole

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Hauptstadtregion einen rasanten Aufschwung, verursacht durch den Babyboom und durch einen letzten Industrialisierungsschub. Die Kernstadt wuchs aufgrund mangelnder Expansionsmöglichkeiten nur noch langsam und wies ab den 1970er Jahren sogar sinkende Einwohnerzahlen auf, während die bisher ländlich geprägten Vorortsgemeinden eine rasche Suburbanisierung erlebten. Die markante Ausweitung der Siedlungsfläche innerhalb weniger Jahre zog eine hohe Automobilisierungsrate mit sich. Zwischen 1960 und 1976 entstand ein dichtes Netz von Stadtautobahnen. Ende der 1960er Jahre gingen Stadtplaner davon aus, dass die Agglomeration Québec zur Jahrtausendwende eine Million Einwohner zählen würde und dass zur Bewältigung des zusätzlichen Verkehrsaufkommens ein Autobahntunnel unter der Altstadt hindurch unerlässlich sei. Nachdem knapp hundert Meter gebohrt worden waren, wurde das Projekt 1976 aus finanziellen Gründen gestoppt. Drei Jahrzehnte lang standen am Nordhang der Colline de Québec ungenutzte Zufahrtsrampen, bis man sie 2007 abriss. Die Université Laval zog von der Innenstadt auf einen weitläufigen Campus im Vorort Sainte-Foy. Der Detailhandel verlagerte sich zunehmend in große Einkaufszentren.

 
Bereitschaftspolizei im Einsatz beim Amerika-Gipfel 2001

Während der Stillen Revolution der 1960er Jahre vollzog sich ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel. Die Quebecer Provinzregierung säkularisierte das Bildungs- und Gesundheitswesen, das bisher von der römisch-katholischen Kirche kontrolliert worden war. Darüber hinaus wurden mehrere Wirtschaftszweige verstaatlicht. Die zahlreichen neuen Aufgabenbereiche des Staates führten zu einer markanten Vergrößerung des Beamtenapparats. Da es an geeigneten Räumlichkeiten mangelte, entstand ein neues repräsentatives Regierungsviertel. Aufgrund seiner exponierten Lage nahe dem höchsten Punkt der Colline de Québec symbolisierte es das neue Selbstverständnis des Staates. Die Deindustrialisierung sowie Sparmaßnahmen der Regierung, die ab den 1980er Jahren das Wachstum der öffentlichen Verwaltung stoppten, erforderten eine Neuausrichtung hin zur wissensbasierten Wirtschaft. Im April 2001 war Québec Schauplatz des dritten Amerika-Gipfels, dessen Hauptthema eine geplante Amerikanische Freihandelszone war. Über 20.000 Globalisierungskritiker protestierten tagelang gegen den Gipfel und versuchten, den über drei Kilometer langen Sicherheitszaun um den Tagungsort in der Altstadt zu durchbrechen. In einem Untersuchungsbericht wurde die Polizei zwei Jahre später beschuldigt, sie sei mit übertriebener Gewalt gegen die Demonstranten vorgegangen.
 

Sprachen
 

Die meistgesprochene Sprache der Stadt ist seit jeher Französisch. Nach dem Ende der französischen Herrschaft im Jahr 1759 gewann das Englische rasch an Einfluss: einerseits wegen der Bedeutung Québecs als Verwaltungszentrum von Britisch-Nordamerika, andererseits wegen der Rolle der Stadt als wichtigste Anlaufstelle für europäische Einwanderer, oftmals Briten. Bedeutende Einwanderungswellen von den Britischen Inseln (insbesondere Irland) setzten nach den Koalitionskriegen ein, 1861 war fast die Hälfte der Stadtbevölkerung englischsprachig. Ein Jahrzehnt später war dieser Anteil auf ein Drittel gesunken, da die Anglophonen in andere Teile Kanadas fortzuziehen begannen. Er verringerte sich weiter, als sich Montreal zur Wirtschaftsmetropole des Landes entwickelte. 1971 waren nur noch 6 % der Bevölkerung englischsprachig.

Bei der Volkszählung 2011 betrug der Anteil der Einwohner französischer Muttersprache 93,8 %, der Anteil des Englischen betrug noch 1,4 %, während 0,5 % sowohl Französisch als auch Englisch angaben. 4,3 % waren „Allophone“, also Personen, deren Muttersprache keine der beiden kanadischen Amtssprachen ist. Wichtigste Sprachen der Einwanderer waren Spanisch (1,0 %) und Arabisch (0,6 %). Kenntnisse beider Amtssprachen hatten 37,3 % der Bevölkerung, ausschließlich Französisch sprachen 62,1 %. In linguistischer Hinsicht ist die Stadt Québec somit weitaus homogener als Montreal, wo die frankophonen Muttersprachler etwas mehr als die Hälfte und die Allophonen ein Drittel der Bevölkerung stellen.


Religionen

Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist römisch-katholisch. Im Jahr 2001 gaben 89,0 % an, dieser Konfession anzugehören. 1,5 % waren protestantisch und 7,6 % konfessionslos. Der hohe Anteil täuscht darüber hinweg, dass die römisch-katholische Kirche seit der Stillen Revolution der 1960er Jahre markant an sozialem und politischem Einfluss verloren hat; darüber hinaus ist der Anteil der regelmäßigen Kirchgänger in der Provinz Québec zwischen 1960 und 2008 von 90 % auf 6 % geschrumpft und ist somit der tiefste in der westlichen Welt.

Das Erzbistum Québec besteht seit 1819. Es war 1658 als apostolisches Vikariat gegründet und 1674 zu einem Bistum erhoben worden, das damals fast den gesamten nordamerikanischen Kontinent umfasste. Dabei handelt es sich um das älteste römisch-katholische Bistum nördlich von Mexiko. Die Diözese Québec der Anglikanischen Kirche von Kanada besteht seit 1793.


Minderheiten

Die überwiegende Mehrheit der europäischstämmigen Bevölkerung ist französischer, britischer und irischer Herkunft. Als „sichtbare Minderheiten“ (minorités visibles) werden von den kanadischen Statistikbehörden jene Einwohner bezeichnet, die nichteuropäischer Herkunft sind (davon ausgenommen sind die Ureinwohner). Gemäß der Volkszählung 2006 gehörten in der Stadt Québec 3,0 % der Bevölkerung einer sichtbaren Minderheit an. Den größten Anteil stellen Afrokanadier mit 0,9 %, gefolgt von Lateinamerikanern (0,6 %), Arabern (0,5 %) und Chinesen (0,3 %).Der Anteil der Ureinwohner betrug 0,7 %. Im Jahr 2006 bezeichneten sich 1725 Personen als Angehörige einer indianischen First Nation, 1085 als Métis und 55 als Inuit. In der Enklave Wendake, die administrativ weder zur Stadt noch zur Agglomeration gehört, leben mehr als 1500 Angehörige der Wyandot.

Sichtbare soziale Probleme

Der Umgang mit Personen, deren Verhalten oder Aussehen vom akzeptierten Standard abweicht, unterliegt Veränderungen. So wird sichtbare Trunkenheit seit Beginn des Jahrtausends stärker aus dem öffentlichen Raum verbannt. Geldbußen und Platzverweise machten 2013 in Québec 37 % aller sogenannten „tickets“ aus (in Montreal 61 %). Diese Maßnahmen trafen vor allem Obdachlose an vielbesuchten Stellen wie Parks oder Touristenattraktionen. 2002 waren in der Stadt Québec 16.194 Personen ohne feste Wohnadresse (itinérants), eine Zahl, die sich seither nur wenig verändert hat. 89 % von ihnen waren Männer.

Auch die Auseinandersetzung mit im Allgemeinen weniger sichtbaren Minderheiten verläuft in Québec eigenwillig. 2005 hatte Québec unter den kanadischen Städten mit 58,4 % den höchsten Anteil an Behinderten, die zugleich zu den Armen gerechnet wurden. Die öffentliche Sicherheit ist groß: Von 33 untersuchten kanadischen Metropolregionen wies die Agglomeration Québec 2011 die zweitniedrigste Kriminalitätsrate auf.

Stadtbild und Architektur

In architektonischer Hinsicht gilt Québec als die europäischste Stadt Nordamerikas, was vor allem auf die gut erhaltene Altstadt mit ihren zahlreichen Gebäuden aus der frühen Neuzeit zurückzuführen ist. Die Bauwerke jener Epoche sind stark von der Architektur französischer Städte geprägt, besitzen aber eine robustere, dem rauen Klima angepasste Bauweise. Typische Merkmale sind dicke, häufig unverputzte Bruchsteinmauern aus dunklem Kalkstein sowie Einrahmungen von Fenster- und Türöffnungen aus hellerem, oft bunt bemaltem Werkstein. Nachdem 1682 ein Großbrand viele der frühen Holzbauten zerstört hatte, traten verbindliche Bauvorschriften in Kraft: Alle Gebäude mussten als steinerne zweistöckige Doppelhäuser errichtet werden, Holzverkleidungen waren verboten. Die mit Kupfer- oder Steinschindeln gedeckten Dächer mussten eine Neigung von mindestens 52 Grad aufweisen, um die Schneeräumung zu erleichtern. Repräsentative Gebäude der französischen Kolonialzeit sind im Stil des klassizistischen Barocks erbaut.

Die britische Eroberung im Jahr 1759 hatte keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Stadtbild. Einheimische Baumeister und Handwerker führten den Wiederaufbau zerstörter Gebäude aus, so dass der französische Charakter gewahrt blieb. Erst im frühen 19. Jahrhundert hielten typisch britische Architekturstile wie Palladianismus und Neugotik Einzug. Ab den 1830er Jahren, als sich die Stadt auszudehnen begann, kam der Klassizismus hinzu, den sowohl britische als auch frankokanadische Architekten anwendeten. Beliebte Stilrichtungen um die Wende zum 20. Jahrhundert waren Second Empire und Châteauesque (eine nordamerikanische Spielart der Neorenaissance). Die Architektur der Zwischenkriegszeit war vom Art déco und vom europäischen Funktionalismus geprägt. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts herrscht bei repräsentativen Gebäuden der Internationale Stil vor. Aufgrund der rasch erfolgten Suburbanisierung unterscheiden sich die äußeren Stadtteile kaum von nordamerikanischen Vorstädten, abgesehen von einigen historischen Dorfkernen. In Québec gibt es 37 historisch bedeutende Stätten (National Historic Sites).

Durch ein vom Provinzparlament verabschiedetes Gesetz wurde die Altstadt 1963 zum historischen Bezirk (arrondissement historique) erklärt, ein Jahr später auch deren Peripherie. Seither gelten strenge Vorschriften zum Erhalt der historischen Bausubstanz. Aufgrund der großen historischen und architektonischen Bedeutung als einzige von Mauern umgebene Siedlung nördlich von Mexiko erklärte die UNESCO die Altstadt Québecs am 3. Dezember 1985 zum Welterbe. Geographisch lässt sich die Altstadt in zwei Teile unterscheiden. Auf der Landspitze Cap Diamant (dem östlichen Ende der Hochebene Colline de Québec) befindet sich die Oberstadt (Haute-Ville), traditionell das administrative und institutionelle Zentrum der Stadt sowie Wohngebiet des Bürgertums und des Adels. Auf dem schmalen Landstreifen östlich und nördlich von Cap Diamant, durch einen Höhenunterschied von bis zu 90 Metern von der Oberstadt getrennt, erstreckt sich den Ufern von Sankt-Lorenz-Strom und Rivière Saint-Charles entlang die Unterstadt (Basse-Ville); diese war einst das traditionelle Geschäfts-, Hafen- und Arbeiterviertel. Insgesamt bedeckt die Altstadt eine Fläche von 135 Hektar und umfasst rund 1400 Gebäude.

Oberstadt (Haute-Ville)
 

 
 

Zitadelle und Stadtmauern

Umgeben ist die Oberstadt von den 4,6 km langen Stadtmauern von Québec. In ihrer heutigen Form entstanden sie überwiegend zwischen 1745 und 1759. An ihrer westlichen, der Hochebene zugewandten Seite werden sie durch Bastionen und zurückgezogene Flanken ergänzt. Da die steil abfallenden Hänge von Cap Diamant natürlichen Schutz boten, sind die Mauern an der Nord- und Ostseite der Oberstadt weniger aufwändig gebaut. Entlang der Ostflanke erstreckt sich die im Jahr 1879 fertiggestellte Dufferin-Terrasse, eine 430 Meter lange Aussichtsterrasse. Die ursprünglichen Stadttore wurden in den 1860er und 1870er Jahren abgerissen, die vier heutigen sind historisierende Nachbauten. Am Südrand der Oberstadt steht die Zitadelle von Québec, eine sternförmige Festungsanlage. Sie wurde zwischen 1820 und 1832 erbaut, wobei sich der Architekt von den Bauwerken Vaubans inspirieren ließ. Auf dem 15 Hektar großen Gelände stehen 24 Gebäude, die ehemalige Offizierskaserne dient als Zweitresidenz des Generalgouverneurs von Kanada.

 
Notre-Dame de Quebec
 
Château Frontenac

Die Kathedrale Notre-Dame de Québec entstand 1647 als erste römisch-katholische Pfarrkirche nördlich von Mexiko. Sie wurde 1759 während der britischen Belagerung zerstört und danach wieder aufgebaut. 1843/44 erhielt sie eine klassizistische Fassade, 1874 erhob sie Papst Pius IX. in den Rang einer Basilica minor. Das markante Gebäude mit zwei Türmen brannte 1922 vollständig aus und musste daraufhin restauriert werden. Seit 2013 besitzt sie eine Heilige Pforte (die erste außerhalb Europas).An die Kathedrale angebaut ist der weitläufige Gebäudekomplex des Séminaire de Québec. 1854 abgebrannt ist der in unmittelbarer Nähe befindliche Bischofspalast; heute liegt dort der Parc Montmorency. Dem ehemaligen Exerzierplatz Place d’Armes zugewandt ist die anglikanische Kathedrale Holy Trinity. Das Bauwerk im palladianischen Stil wurde 1804 fertiggestellt und ist der Londoner Kirche St Martin-in-the-Fields nachempfunden. Weitere Gebäude mit religiösem Bezug sind das Hôtel-Dieu de Québec (Krankenhaus mit angeschlossenem Augustinerinnenkloster) und das überwiegend als Schule genutzte Ursulinenkloster.

Das 1814 fertiggestellte Morrin Centre diente ursprünglich als Gefängnis; es war das erste in Kanada, das die Ideen des britischen Strafvollzugsreformers John Howard widerspiegelte. Später nutzte man das im palladianischen Stil errichtete Gebäude als Schule, heute dient es als Kulturzentrum. Gegenüber der Kathedrale Notre-Dame befindet sich das Hôtel de Ville, das städtische Rathaus. Das 1896 fertiggestellte Gebäude im Second-Empire-Stil gehört mit seiner opulenten Fassade und dem reich dekorierten Interieur zu den herrschaftlichsten Verwaltungsgebäuden Kanadas. Es ist ein Symbol des Eklektizismus des spätviktorianischen Zeitalters, ähnlich wie das monumentale Château Frontenac zwischen Place d’Armes und Dufferin-Terrasse. Dieses Luxushotel, das den Loireschlössern nachempfunden ist, wurde 1893 eröffnet und bis 1924 mehrmals erweitert. Es dominiert die Skyline der Oberstadt und ist das bekannteste Wahrzeichen Québecs. Fast genau in der Mitte der Oberstadt steht das Édifice Price, ein 18-stöckiges Hochhaus im Art-Déco-Stil. 1931 war es als Hauptsitz von Price Brothers errichtet worden und stieß damals auf heftige Kritik. Trotz seiner Höhe von 82 Metern gilt das Hochhaus heute als gut in die Umgebung eingebettet, da es relativ schlank wirkt.

.

Porte Kent Séminaire de Québec Place d’Armes
Holy Trinity Édifice Price Morrin Centre


Unterstadt (Basse-Ville)


Kirche Notre-Dame-des-Victoires an der Place Royale

Ältester Teil der Stadt ist die Place Royale. 1608 war sie Standort des ersten von Samuel de Champlain erbauten Gebäudes und gilt aus diesem Grund als „Wiege der französischen Zivilisation in Amerika“. Dort steht die 1688 erbaute Kirche Notre-Dame-des-Victoires, die erste ganz aus Stein bestehende Kirche Nordamerikas. Nach der Zerstörung während der britischen Belagerung wurde sie zwischen 1763 und 1766 neu errichtet. In den 1970er Jahren fanden an den Gebäuden rund um die Place Royale umfangreiche Restaurierungs-, Rückbau- und Wiederaufbauarbeiten statt, um sie in den Zustand des späten 18. Jahrhunderts zurückzuversetzen. Das Vorhaben war umstritten, weil es ausschließlich das französische Kulturerbe berücksichtigte und spätere bauliche Entwicklungen aus der britischen bzw. kanadischen Zeit rückgängig machte.

Der südlich der Place Royale befindliche Stadtteil Petit Champlain hat seinen ursprünglichen Charakter ohne aufwändige Rekonstruktionen bewahren können. An der engen Rue du Petit-Champlain, einer dem Fuß des steilen Felshangs folgenden Fußgängerzone, stehen mehrere Wohn- und Geschäftshäuser aus dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Dazu gehört das 1683 erbaute Haus des französischen Entdeckers Louis Joliet. Die Fassade eines weiteren Hauses ist mit einem 420 m² großen Trompe-l’œil-Fresko geschmückt, auf dem verschiedene Szenen der Stadtgeschichte dargestellt sind. Nördlich der Place Royale, bei der Mündung des Rivière Saint-Charles befindet sich der alte Hafen (Vieux-Port), der heute als Marina genutzt wird. Mehrere Dutzend Freitreppen führen von der Unter- zur Oberstadt sowie von dort zu anderen zentrumsnahen Stadtteilen, wobei die meisten hölzerne Treppenstufen besitzen. Seit dem 17. Jahrhundert spielen Treppen eine wichtige Rolle im Leben der Stadt, da sie im steilen Gelände bedeutende Abkürzungen ermöglichen. Die älteste und bekannteste ist die um das Jahr 1660 entstandene Escalier Casse-cou («Halsbrechertreppe») vom Quartier du Petit Champlain hinauf zum Parc Montmorency.

 

Regierungsviertel

 
Hôtel du Parlement
 

Gegenüber der Porte Saint-Louis, dem Haupttor der Stadtmauern, befindet sich die Colline parlementaire („Parlamentshügel“), das Regierungsviertel der Provinz Québec. Bezugspunkt des Viertels ist das zwischen 1877 und 1886 im Second-Empire-Stil errichtete Hôtel du Parlement, in welchem die Nationalversammlung von Québec tagt (bis 1968 auch der Legislativrat, das aufgelöste Oberhaus). Das monumentale Gebäude besteht aus vier Flügeln, die um einen Innenhof angeordnet sind; der Architekt ließ sich dabei vom Erweiterungsbau des Pariser Louvre inspirieren. Ein acht Stockwerke hoher Turm dominiert die Frontfassade. Im Kreisverkehr vor dem Parlamentsgebäude steht die Fontaine de Tourny, ein 1855 in der Partnerstadt Bordeaux errichteter Springbrunnen, der 2007 als Geschenk zur bevorstehenden 400-Jahr-Feier nach Québec gebracht wurde.

Das Parlamentsgebäude ist auf drei Seiten von Büro- und Hotelhochhäusern aus den 1970er Jahren umgeben. Höchstes Gebäude der Stadt ist seit 1972 das 132 m hohe Édifice Marie-Guyart. Im obersten der 31 Stockwerke befindet sich das Observatoire de la Capitale, eine öffentliche zugängliche Aussichtsplattform. Aufgrund ihrer Höhe von 221 m über dem Meeresspiegel bietet sie ein fast uneingeschränktes Panorama der gesamten Stadt und der umliegenden Region. Etwas südlich des Parlamentsgebäudes ist die Manège militaire zu finden, eine Reit- und Exerzierhalle. Das Hauptquartier der Voltigeurs de Québec, des ältesten frankokanadischen Regiments, entstand 1887 im Neorenaissance-Stil. Es ist die einzige Einrichtung dieser Art in Kanada, die architektonisch eindeutig Bezug auf Frankreich nimmt. Nach einem verheerenden Brand im April 2008 blieben nur die Fassaden übrig, bis 2017 soll das Gebäude mit einem Aufwand von über 100 Millionen kanadischen Dollar rekonstruiert werden.

 

Übriges Stadtgebiet
 

Grünflächen

 
Am Rande der Abraham-Ebene

Auf der Colline de Québec erstrecken sich südwestlich der Altstadt, dem Steilhang zum Sankt-Lorenz-Strom zugewandt, mehrere Parkanlagen, die eine lang gezogene „grüne Lunge“ bilden. Zwischen dem Parlamentsgebäude und der Zitadelle befindet sich das eingeebnete Glacis der Stadtbefestigung. Südwestlich davon liegt die 98 Hektar große Abraham-Ebene. Der weitläufige Schauplatz der entscheidenden Schlacht von 1759 wird durch Talmulden und kleine Wälder gegliedert; dort befinden sich auch zwei von drei erhalten gebliebenen Martello-Türmen. Abgegrenzt durch ein weiteres Waldstück folgen südwestlich davon der Parc du Bois-de-Coulonge und zwei Friedhöfe.

 
Domaine de Maizerets

Der Parc des Braves im Stadtteil Montcalm war 1760 Schauplatz der Schlacht bei Sainte-Foy. Zusammen mit der Abraham-Ebene wird er von einer Kommission der kanadischen Bundesregierung unter der Sammelbezeichnung Parc des Champs-de-Bataille („Schlachtfelderpark“) verwaltet; beide gelten somit als urbane Nationalparks.Unterhalb des steilen Südhangs der Colline de Québec erstreckt sich dem Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms entlang die Champlain-Promenade. Ein 2,6 km langer Abschnitt der dortigen Uferzone ist ein öffentlicher zugänglicher Strand (Parc de la Plage-Jacques-Cartier).

Die Nationale historische Stätte Cartier-Brébeuf ist ein Park am Unterlauf des Rivière Saint-Charles. Zugleich ist er der Standort des früheren Irokesendorfes Stadacona, von Jacques Cartiers erstem Fort und von Jean de Brébeufs erster Missionsstation. Der gesamten Länge des Flusslaufs des Rivière Saint-Charles, von der Mündung bis zum Lac Saint-Charles, folgt der Parc linéaire des rivières Saint-Charles et du Berger. Diese linienförmige Parkanlage kreuzt einerseits den Parc Chauveau (mit 120 Hektar der größte Park der Stadt), andererseits in der Nähe von Wendake den Parc de la Falaise mit dem Wasserfall Kabir Kouba.

Die Domaine de Maizerets ist ein ausgedehnter Landschaftsgarten zweieinhalb Kilometer nördlich des Stadtzentrums, der rund um ein im Jahr 1705 erbautes Herrenhaus angelegt wurde. Er umfasst u. a. ein Arboretum, einen Irrgarten, einen Rosengarten und einen Ulmenhain. Beim Campus der Université Laval im Stadtteil Sainte-Foy befindet sich der Jardin botanique Roger-Van den Hende, ein botanischer Garten mit über 4000 Pflanzenarten. Am östlichen Stadtrand liegt rund um den Montmorency-Fall der Parc de la Chute-Montmorency; der Höhenunterschied von 83 Meter kann mit einer Luftseilbahn überwunden werden.
 



Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Quebec_(Stadt)