Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019
Breslau
Breslau, poln. Wrocław, schlesisch Brassel ,
im Südwesten von Polen gelegen, ist mit fast 640.000 Einwohnern nach
Warschau, Krakau und Łódź die viertgrößte Stadt des Landes, Verwaltungssitz
des gleichnamigen Powiat sowie Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien.
Als Hauptstadt der historischen Region Schlesien ist die kreisfreie
Großstadt an der Oder (Odra) Sitz eines römisch-katholischen Erzbischofs und
eines evangelischen Diözesanbischofs. Mit zahlreichen Unternehmen,
Hochschulen, Forschungsinstituten, Theatern und Museen bildet Breslau das
wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zentrum Niederschlesiens.
Im Jahr 1945 wurde Breslau gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische
Verwaltung gestellt. In seiner wechselvollen Geschichte hatte Breslau nach
dem Tod des letzten Piastenherzogs Heinrich VI. zu Böhmen (und zeitweise
Ungarn) sowie zu Österreich und Preußen gehört. Mit ihren zahlreichen
historischen Bauten, Parkanlagen und Plätzen ist die Stadt heute
Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt. Breslau war 2012 einer der
Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft und 2016 Kulturhauptstadt
Europas sowie Verleihungsort des Europäischen Filmpreises.
Geografie
Topografische Lage
Breslau liegt in der niederschlesischen Tiefebene am Oberlauf der Oder auf
einer Höhe von 111 Meter, zwischen dem Höhenzug des Katzengebirges im Norden
und den Ausläufern der Sudeten im Süden. Vier Nebenflüsse der Oder fließen
durch das Stadtgebiet: Ohle (Oława), Lohe (Ślęza), Weide (Widawa) und
Schweidnitzer Weistritz (Bystrzyca). Gebaut zwischen zahlreichen Kanälen,
liegt die Stadt auf zwölf Inseln, verbunden durch 100 bis 300 Brücken, je
nach zugrunde gelegten Kriterien. Aufgrund der zahlreichen Brücken und Stege
wird die Stadt auch als Venedig Polens bezeichnet.
Stadtgebiet
Die Stadt erstreckt sich auf einer Fläche von 293 Quadratkilometern, wovon
114 Quadratkilometer (39 %) bebaut sind. Davon sind 29 Quadratkilometer
reine Wohnbebauung. Breslau ist die Großstadt mit den meisten Grünflächen in
Polen: auf jeden Einwohner entfallen 25 m² Grünfläche.
Stadtgliederung
Karte der Stadtbezirke
Breslau gliedert sich in fünf Stadtbezirke, deren administrative Bedeutung
nach der Verwaltungsreform 1990 zugunsten der Stadtverwaltung weitgehend
abgebaut wurde.
Klima
Breslau liegt in der gemäßigten Zone. Das Klima in der Region ist geprägt
durch kühle Winter und warme Sommer. Der wärmste Monat ist der Juli (Ø 25,5
°C), Januar bildet den kältesten Monat im Jahr (Ø 2,9 °C). Breslau ist eine
der wärmsten Städte in Polen. Das Klima in Breslau ähnelt z. B. dem von
Berlin und weist im Vergleich etwas kältere und trockenere Wintermonate auf
bei einem ähnlichen mittleren Jahresniederschlag (Ø 539 mm). Der Kälterekord
in Breslau beträgt minus 32,0 Grad Celsius, gemessen am 11. Februar 1956.
Der bisherige Temperaturhöchstwert wurde am 8. August 2015 mit einer
Höchsttemperatur von 38,9 °C. Der Sommer ist mit Höchstwerten um 25 °C warm;
an durchschnittlich 56 Tagen werden 25 °C bis 30 °C, an durchschnittlich 12
Tagen über 30 °C gemessen. Dazu ist es leicht wechselhaft mit gelegentlichen
Schauern oder Gewittern, jedoch ist dies mit täglich sieben bis acht Stunden
auch die sonnenreichste Zeit.
Geschichte
Vorgeschichte und Ersterwähnung
Die Region Schlesien, in der Breslau liegt, fand erstmals bei Tacitus im
Jahr 98 Erwähnung sowie um 150 bei Ptolemäus in seinem Werk zur Germania
magna. Im 4. und frühen 5. Jahrhundert siedelte in der Umgebung des späteren
Breslau der Wandalenstamm der Silinger. Der slawische Stamm der Slezanen
siedelte sich im 6. Jahrhundert an der Oder an und errichtete auf der
Dominsel (eine zwischen den mehrfach sich verzweigenden Oderarmen gelegene
Insel im Zentrum Breslaus, deren ursprüngliche Insellage 1771 durch
Zuschüttung eines Oderseitenarms verlorenging) eine Burganlage, welche im
frühen 10. Jahrhundert vom böhmischen Fürsten Vratislav I. (ein auch
Bratislaus und Wratislaus genannter Przemyslide) gesichert wurde. Ob sich
der Name „Schlesien“ vom germanischen Stamm der Silinger oder vom slawischen
Stamm der Slezanen ableitet, ist umstritten.
Der Name Wortizlawa oder auch Wratislawa wurde erstmals um das Jahr 900
erwähnt und bezeichnete eine slawische Marktstadt. Diese befand sich auf
einer Insel in der Nähe dreier Nebenflüsse der Oder. Im Jahr 990 eroberte
der polnische Piasten-Herzog Mieszko I. Breslau und ganz Schlesien. Sein
Sohn Bolesław der Tapfere errichtete im Jahr 1000 das Bistum Breslau (Akt
von Gnesen). Er ließ etwa zeitgleich die erste herzogliche Burg auf der
Dominsel erbauen, etwa an der Stelle der späteren Martinskirche. Kurz darauf
wurde innerhalb der Burganlage mit dem Bau des Domes begonnen. Das
befestigte Gebiet um die Burg war schon damals eine kleine Stadt, in der
etwa 1000 Menschen wohnten.
In der Schlacht gegen Bolesław III. Schiefmund unterlag Kaiser Heinrich V.
im Jahr 1109, das Schlachtfeld wurde als Hundsfeld bekannt. Nach Bolesławs
Tod im Jahre 1138 wurde Breslau im Rahmen der Senioratsverfassung Hauptstadt
des bis 1201 polnischen Teilfürstentums Schlesien. Wenig später ließen sich
die ersten deutschen Siedler am Südufer des Flusses nieder, an der Stelle
der späteren Universitätsgebäude. Nachdem 1202 das für Polen geltende
Senioratsprinzip aufgeweicht wurde, erlosch die staatsrechtliche Verbindung
des Herzogtums Schlesien zu Polen noch nicht. So waren auch die schlesischen
Herzöge Heinrich I. (Herzog ab 1201, Princeps ab 1232) und Heinrich II. (ab
1238) Seniorherzöge von Polen. Als das Herzogtum Schlesien 1249 unter
Boleslaw II. (ebenfalls polnischer Seniorherzog) geteilt wurde, wurde
Breslau Hauptstadt des Herzogtums Breslau. Erster Herzog von Breslau war
Heinrichs II. zweitgeborener Sohn Heinrich III. Dessen Sohn Heinrich IV. war
1288–1290 der letzte Seniorherzog von Polen vor Przemysł II. aus Großpolen,
der dann die polnische Königswürde wiederherstellte.
Während der Mongolenangriffe wurde Breslau 1241 zerstört, jedoch in den
folgenden 20 Jahren durch deutsche Siedler wieder aufgebaut. So erhielt
Breslau im Jahr 1261 das Magdeburger Stadtrecht.
Aus Breslau ist aus dem Jahr 1329 der erste Arbeitskampf im Gebiet des
Heiligen Römischen Reiches urkundlich überliefert. Die Gürtlergesellen
verabredeten, ein Jahr lang bei keinem Meister in der Stadt zu arbeiten.
Diese wiederum vereinbarten, dass derjenige eine Geldbuße an den Rat der
Stadt zu zahlen habe, der einem der Streikenden Arbeit geben oder ihn in
seine Familie aufnehmen würde. Der Anlass für diesen Arbeitskampf ist nicht
bekannt.
Nach der Eroberung der Stadt durch Herzog Mieszko I., den Begründer der
Piastendynastie in Polen, im Jahr 990 wurde Breslau Teil des Königreichs
Polen. Zehn Jahre später gründete der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Otto III. durch den Akt von Gnesen das Bistum Breslau als Suffragan des
Erzbistums Gnesen. Zuvor hatte der spätere König Bolesław I. sich maßgeblich
dafür eingesetzt. Im Jahr 1138 wurde die Stadt Breslau im Rahmen der
Senioratsverfassung zur erblichen Teilung des Reiches Hauptstadt des
Teilfürstentums Schlesien. Danach gründeten die Nachkommen von Władysław dem
Vertriebenen, Bolesław der Lange und Mieszko Kreuzbein im Jahr 1163 das
Herzogtum Breslau. Die Einheit der Teilfürstentümer, das Seniorat Polen,
verlor ab diesem Zeitpunkt immer weiter an Macht, da es durch viele innere
Unruhen und Streitigkeiten zwischen einzelnen Fürsten geprägt war. Das
Seniorat zerfiel fortan immer stärker und die einzelnen Fürstentümer wurden
immer unabhängiger voneinander. Dennoch blieben die Verbindungen der
schlesischen Linie der Piasten zu ihren Vettern in den anderen polnischen
Regionen erhalten und Breslau gehörte als Teil des Herzogtums Schlesien im
Rahmen der Corona Regni Poloniae weiterhin zu Polen. Władysław flüchtete in
das Heilige Römische Reich, wo er am Hoftag zu Kaina in Sachsen im April
1146 ganz Polen vom Reich zugesprochen bekam und damit den Lehnseid beim
römisch-deutschen König Konrad III. aus dem Hause der Staufer ablegte. Er
war ein Halbbruder von Władysławs Ehefrau. Den Eid hatte Władysław abgelegt,
um sich die militärische Unterstützung des Königs zu sichern, was ihm zu
einem späteren Zeitpunkt eine Rückkehr nach Krakau ermöglichen würde. Der
Eid konnte jedoch an der Situation nichts ändern, da Władysław in Polen
nicht mehr über reale Macht und Einfluss verfügte. Des Weiteren wurde
Schlesien und damit auch Breslau erst Mitte des 14. Jahrhunderts Teil des
Königreichs Böhmen und damit Teil des Heiligen Römischen Reiches. Władysław
starb im Jahr 1159 in Altenburg, ohne jemals in seine polnische Heimat
zurückgekehrt zu sein.
Im Zeitraum 1163–1200 wurde die herzogliche Burg an der Oder am späteren
Platz der Universität errichtet. Ab diesem Zeitpunkt hatte die Stadt drei
Zentren: die herzogliche Residenz mit der unter ihrem Schutz stehenden
Judenstadt, die geistliche Stadt auf der Sand- und Dominsel und die neu
angelegte deutsche Kaufmannsstadt um den Ring. Fürst Jarosław von
Oppeln-Neiße, Halbbruder Heinrichs des Bärtigen, wurde im Jahr 1198 zum
Bischof des Bistums Breslau gewählt, das die weltliche Macht an den
Herzogtümern Ottmachau und Neisse besaß. Als er 1201 starb, vermachte er
sein Fürstentum dem Stift Breslau. Fortan wurden Breslauer Bischöfe
Fürstbischöfe, die bis 1811 Territorialgewalt besaßen, danach jedoch nur
noch Titular-Fürstbischöfe waren. Ab 1241 wurde die Stadt nach dem Abzug der
eingefallenen Mongolen unter Ögedei Khan neu in Gitterform angelegt. Am 16.
Dezember 1261 verlieh Herzog Heinrich III. von Schlesien und dessen
Mitregent Wladislaw Breslau das Magdeburger Stadtrecht. Fünf Jahre später
wurde die Bezeichnung Bresslau erstmals für die Stadt benutzt. Im Jahr 1327
bestimmte Heinrich VI. als letzter Herzog von Schlesien aus dem Haus der
Piasten mit Mitwirkung des Rates den König von Böhmen Johann von Luxemburg,
auch Johann der Blinde genannt, als seinen Erben.
Unter böhmischer und zeitweise ungarischer Hoheit
Nach dem Tod des letzten Piastenherzogs Heinrich VI. im Jahr 1335 ging das
Herzogtum als erstes „Erbland“ in Schlesien in den Besitz der Krone Böhmen.
Der König von Böhmen setzte einen Landeshauptmann ein, der mit der
Verwaltung des Gebietes betraut wurde, so dass der Bürgermeister von Breslau
bis 1620 zugleich Landeshauptmann von Schlesien wurde. In dieser Funktion
agierte in den Jahren 1359–1635 der Rat von Breslau. Daher hatte er einen
Sitz und auch eine Stimme im schlesischen Fürstentag. Die Stadt wurde 1342
und 1344 durch zwei Großbrände zerstört und anschließend wieder aufgebaut.
Vier Jahre nach dem zweiten Brand wurde der Vertrag von Namslau
unterzeichnet. In ihm hielten Kasimir der Große, König von Polen, und Karl
IV. als König von Böhmen die Bestärkung des 1335 geschlossenen Vertrages von
Trentschin fest. Dieser besagte, dass Kasimir der Große auf Ewigkeit alle
Ansprüche auf schlesisches Territorium niederlegen und im Gegenzug der
böhmische König Johann von Luxemburg auf den polnischen Königstitel
verzichten werde. Später versuchte Kasimir, den Namslauer Vertrag beim Papst
zu widerrufen. Nach 1348 ließ Karl IV. die Südseite der Altstadt jenseits
der Ohle nach eigenem Plan anlegen.
Im Jahr 1418 erhoben sich die Handwerker gegen die Patrizier. Bei diesem
Aufstand wurden sieben Ratsherren im Breslauer Rathaus ermordet.
Letztendlich ließ der damalige böhmische und römisch-deutsche König
Sigismund die Revolte gewaltsam niederschlagen. Dabei wurden 27 Anführer
exekutiert. Währenddessen erlangte die Stadt in der fast hundertjährigen
Periode von 1387 bis 1474 ihre größte wirtschaftliche Blütezeit, wobei sie
auch als Mitglied der Handelsvereinigung Hanse verzeichnet war.
Im Jahre 1453 weilte der katholische Wanderprediger und Inquisitor Johannes
Capistranus im Rahmen seiner Missionsreisen in Breslau. Er hielt einige
flammende Reden auf dem Salzring, die sich gegen Hussiten, Muslime und
Juden, gegen Prunksucht und Leben im Überfluss richteten. Aus diesem Grund
kamen große Menschenmengen aus allen verschiedenen Teilen Schlesiens und den
anderen Provinzen des Heiligen Römischen Reiches, aus Polen, aus Livland und
auch aus Kurland. Capistranus untersuchte im Auftrag des böhmischen Königs
(Ladislaus Postumus) die durch einen Bauern angezeigte Hostienschändung.
Daraufhin wurden am 2. Mai 1453 alle 318 Juden in Breslau und Umgebung in
Breslau inhaftiert und Geständnisse mit Folter erpresst. Capistranus ließ 41
Juden auf dem Scheiterhaufen verbrennen und die übrigen aus der Stadt
ausweisen. Das Vermögen der Juden wurde eingezogen, was nach Cohn der
eigentliche Grund für den Pogrom war. Denn Cohn fand in dem Archiv allein
elf Hefte mit Schuldbriefen, die den Juden gehört hatten. Es gab auch
Inventarlisten der anderen Gegenstände, die die Juden besessen hatten. Im
Jahr 1455 erfolgte die Ausweisung der Juden, als die Stadt Breslau von
Ladislaus Postumus das verbriefte Privilegium de non tolerandis Judaeis
(„Privileg zur Nichtduldung der Juden“) erhielt, das de jure bis 1744 in
Kraft blieb.
Die Bürger Breslaus wehrten sich acht Jahre später gegen die Regentschaft
des hussitischen Königs Georg von Podiebrad von Böhmen als Landesherrn in
Schlesien und kamen daraufhin unter den Schutz von Papst Pius II.
Im Krieg gegen Böhmen schloss die Stadt 1466 ein Bündnis mit dem Herrscher
des Königreichs Ungarn Matthias Corvinus, der nach acht Jahren Schlesien und
damit auch Breslau als böhmischer Gegenkönig regierte. Damals erhielten die
neu gewonnenen Gebiete eine wesentlich strengere Verfassung als zuvor.
Nachdem Corvinus im Jahr 1490 gestorben war, wurde die Stadt noch im selben
Jahr erneut Teil des Königreichs Böhmen, das zu dieser Zeit von den aus
Polen-Litauen stammenden Jagiellonen, Wladyslaw dem Polen und Ludwig II. von
Böhmen und Ungarn regiert wurde. 15 Jahre später, 1505 genehmigte der
damalige König Wladislaw II. aus dem Haus der Jagiellonen die Gründung einer
Universität in Breslau. Dieses Projekt wurde jedoch nicht realisiert. 1523
wurde der evangelische Theologe Johann Heß im Zuge der laufenden Reformation
entgegen jeglichen Einsprüchen und Proteste des Domkapitels zum Pfarrer der
Magdalenenkirche ernannt. Ein weiterer evangelischer Theologe, Ambrosius
Moibanus, wurde 1525 als Pastor der Elisabethenkirche eingesetzt, wobei er
in Kooperation mit Johann Heß die Leitung der Organisation der evangelischen
Kirche in Schlesien übernahm (Die Mehrheit der Bevölkerung der Stadt Breslau
war bereits 1525 zum dort bis 1945 vorherrschenden lutherischen Glauben
übergetreten.
Unter den Habsburgern
Im Jahr 1526 starb König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn in der Schlacht
bei Mohács, woraufhin die Habsburger gemäß Erbverbrüderungsvertrag das
Königreich Ungarn und die Länder der Böhmischen Krone und damit auch Breslau
und andere Erblande in Schlesien übernahmen und bis 1741 behielten. Sieben
Jahre später wurde der erste Stadtmedicus angestellt.
Zwischen 1630 und 1670 war Breslau mit der Schlesischen Dichterschule ein
Zentrum der deutschen Literatur. Im Jahr 1632 wurden während des
Dreißigjährigen Krieges Teile der Stadt von sächsischen und schwedischen
Truppen besetzt gehalten. Noch im selben Jahre äußerte die Stadt Breslau
erfolglos den Wunsch, sich vom Habsburgerreich abzutrennen und als freie
Reichsstadt anerkannt zu werden. Zur selben Zeit gab es eine Pestepidemie,
bei der 18.000 von 40.000 Bürgern starben.
Im Westfälischen Frieden erhielt Breslau 1648 als einzige Stadt das Recht
der protestantischen Religionsausübung.
Unter den Hohenzollern
Ein Jahrhundert später belagerte Friedrich der Große mit seinen Truppen im
Zuge des Österreichischen Erbfolgekrieges die Stadt ein Jahr lang, bis sie
am 10. August 1741 schließlich kapitulierte. Noch im selben Jahr am 7.
November huldigten die schlesischen Stände unter Führung des
Konsistorialpräsidenten und Oelsner Landeshauptmanns Kaspar Leonhard Moritz
von Prittwitz im Breslauer Rathaus Friedrich dem Großen.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 übergab Erzherzogin Maria Theresia
in ihrer Eigenschaft als Königin von Böhmen den größten Teil des Herzogtums
Schlesien als souveränen Besitz an den preußischen König, wobei ein kleiner
Teil als Österreichisch-Schlesien Teil von Österreich blieb. Die Schlesische
Zeitung und der Korn-Verlag entstanden im selben Jahr. Er existierte mit der
Tageszeitung bis zum Anfang des Jahres 1945 und wurde erneut in München
gegründet. Dabei übernahm Stiftung Kulturwerk Schlesien den Verlag 1980.
Im Jahr 1749 explodierte infolge eines Blitzeinschlags der Pulverturm. Dabei
wurden 43 Häuser vollständig zerstört, weitere 52 Gebäude mussten aufgrund
der Beschädigungen abgebrochen werden. Die Katastrophe forderte 60
Todesopfer.
Im Jahr 1750 erwarb der preußische König Friedrich der Große das Palais des
bischöflichen Hofkanzlers Heinrich Gottfried von Spätgen, das er zu seiner
Breslauer Residenz ausbaute. Während des Siebenjährigen Krieges kam es am
22. November 1757 zur Schlacht von Breslau, in der Karl Alexander von
Lothringen mit rund 80.000 Mann die 28.000 preußischen Truppen unter dem
Kommando des Herzogs von Braunschweig-Bevern angriff. Aufgrund der starken
Überlegenheit der habsburgischen Truppen zogen sich die Preußen über Breslau
nach Glogau zurück. Nach dem Sieg belagerten österreichische Verbände die
Stadt, bis der preußische General Johann Georg von Lestwitz in der Nacht zum
25. November die Stadt übergab. Noch im selben Jahr begann die preußische
Armee unter Friedrich II. nach ihrem Sieg über die zahlenmäßig weit
überlegenen Österreicher in der Schlacht bei Leuthen mit der Belagerung der
Stadt, die zur Übergabe durch den Stadtkommandanten von Bernegg am 21.
Dezember 1757 führte. Ab 1760 hielt sich der Dichter und Dramatiker der
Aufklärung Gotthold Ephraim Lessing für fünf Jahre als Sekretär des Generals
Friedrich Bogislav Graf von Tauentzien in der Stadt auf.
1793 kam es in Breslau zu Gesellenunruhen, die zu den bedeutendsten
Aufständen im Revolutionsjahrzehnt im Heiligen Römischen Reich gezählt
werden. Der Zorn einer aufgebrachten Menschenmenge richtete sich gegen den
als korrupt geltenden Geheimrat und Polizeidirektor Carl Friedrich Werner.
100 Reitern des Kürassierregiments Dolffs gelang es, Letzteren in einer
Kutsche aus der Stadt zu entfernen und einen Lynchmord zu verhindern. Bei
Auseinandersetzungen mit dem Militär kamen im Laufe der Unruhen 53
Zivilisten zu Tode. 1796 kam es zu einer weiteren, kleineren Unruhe. Im
Anschluss erließ Friedrich Wilhelm III. ein Publicandum, in dem die für die
Zukunft in einem solchen Fall zu treffenden, obrigkeitlichen Maßregeln
bestimmt wurden.
Während des Feldzugs Frankreichs gegen Preußen belagerte der General
Vandamme mit einem Corps, das größtenteils aus Württembergern und Bayern
bestand, die Stadt. Am 7. Dezember 1806 begann die Belagerung. Dabei
brannten die Nikolai-, die Ohlauer und die Schweidnitzer Vorstadt ab. Am 7.
Januar 1807 nach 29-tägiger Beschießung kapitulierte der General von Thile.
So eroberten Truppen des Rheinbunds Breslau und hielten es bis 1808 besetzt.
Die Schleifung der Befestigungen Breslaus dauerte bis 1810. Durch die von
Napoléon gegen Großbritannien verhängte Kontinentalsperre erlahmte der
Handel mit Leinwänden. Infolge des Säkularisationsediktes König Friedrich
Wilhelms III. vom 30. Oktober 1810 kam es auch im preußischen Teil
Schlesiens zur Aufhebung von Stiften und Klöstern. In Breslau entstand
dadurch aus dem Sandstift die Universitätsbibliothek Breslau. Die
Brandenburgische Universität Frankfurt wurde ein Jahr später nach Breslau
verlegt. Danach schlossen sich die örtliche Hochschule der Jesuiten und die
Viadrina zusammen und gründeten 1811 die Schlesische
Friedrich-Wilhelms-Universität. Breslau erlebte mit Friedrich Wilhelms III.
Aufruf „An Mein Volk“ den Auftakt der Befreiungskriege. Die Schlesische
privilegierte Zeitung veröffentlichte ihn am 20. März 1813.
Die letzte der 1807 begonnenen preußischen Reformen teilte 1815 den Staat in
Provinzen ein und machte Breslau zur Hauptstadt der Provinz Schlesien. Im
Jahr 1821 erreichte die katholische Diözese Breslau die Unabhängigkeit vom
Erzbistum Gnesen, dem sie seit ihrer Gründung im Jahre 1000 unterstanden
hatte. Aus Protest gegen die 1817 vollzogene Vereinigung der reformierten
und lutherischen Kirchen Preußens zur Evangelischen Kirche in Preußen
gründete sich 1830 unter der Führung des Breslauer Universitätsprofessors
für Theologie Johann Gottfried Scheibel die Evangelisch-lutherische
(altlutherische) Kirche. Die Kirche wurde jedoch erst 1845 unter strengen
Auflagen des preußischen Staates anerkannt. In der Periode der Jahre
1829–1840 begann der zunehmende Bedeutungsverlust der Stadt.
Industrialisierung und Deutsches Kaiserreich
Inzwischen eingemeindete Außenbezirke Breslaus, darunter die Ortschaft
Gräbschen im Südwesten und die bis 1928 eigenständige Stadt Hundsfeld im
Nordosten, auf einer Landkarte von 1905
Ab 1849 begann die Gründung diverser Industriebetriebe in Breslau: Mühlen
und Brauereien, Ölmühlen und Spritfabriken, chemische- und Metallindustrie
(beispielsweise die Wagenbauanstalt Gottfried Linke, Eisenbahnwaggonbau) und
auch Bekleidungs-, Papier- und Möbelfabriken. Die jüdische
Bevölkerungsgruppe gründete 1854 das Jüdisch-Theologische Rabbinerseminar
Fränckel’scher Stiftung, um Rabbiner ausbilden zu können (Um 1890
beherbergte Breslau mit 17.750 Köpfen nach Berlin die zahlenmäßig stärkste
jüdische Gemeinde im deutschen Kaiserreich). Wie viele deutsche Städte
erfuhr Breslau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein starkes
Bevölkerungswachstum durch Geburtenüberschuss, Zuzug und die Eingliederung
von Vororten. 1842 wurden 100.000 Einwohner erreicht; damit wurde Breslau
nach Wien, Berlin, Prag und Hamburg die fünfte Großstadt im Deutschen Bund.
Entsprechend war es 1875 mit 239.050 Einwohnern die drittgrößte Stadt des
Deutschen Kaiserreiches, 1900 mit 422.709 Einwohnern allerdings nur noch die
fünftgrößte. Im Jahr 1905 wurden die Religionen der Bürger erhoben, wobei
57,5 Prozent der Bewohner sich zum evangelischen und 36,6 Prozent zum
katholischen Glauben bekannten. Zwei Jahre später gab es einen Großbrand im
Ursulinenkloster. Dabei verbrannte der Dachstuhl der Kirche und der 65 m
hohe Turm brannte aus. Im Ergebnis einer Volkszählung im Jahr 1910 ergab
sich folgende Verteilung der Muttersprachen:
95,71 Prozent der Einwohner gaben Deutsch als ihre Muttersprache an,
2,95 Prozent gaben die polnische Sprache an,
0,68 Prozent gaben die tschechische Sprache an,
0,67 Prozent gaben die deutsche und die polnische Sprache an.
Im selben Jahr entstanden bedeutende Bauwerke wie die Kaiserbrücke und die
Technische Hochschule (TH). 1913 gab es in der neu errichteten
Jahrhunderthalle eine Ausstellung zum Gedenken an die 100 Jahre zuvor
ausgetragenen Befreiungskriege gegen Napoléon. In den Jahren 1913 bis 1915
wurde die Königin-Luise-Gedächtniskirche erbaut.
Weimarer Republik
Im Jahr 1919 wurde die Provinz Schlesien geteilt in die Provinzen
Oberschlesien und Niederschlesien, dessen Hauptstadt Breslau war. Der
SPD-Politiker Felix Philipp wurde der erste Oberpräsident der Provinz. 1921
erreichte die SPD bei den Provinziallandtagswahlen mit 51,19 Prozent der
Stimmen die absolute Mehrheit, zweitstärkste Kraft wurde das katholische
Zentrum mit 20,2 Prozent, drittstärkste die DVP mit 11,9 Prozent,
viertstärkste die DDP mit 9,5 Prozent und fünftstärkste die KPD mit 3,6
Prozent. Am 1. April 1928 führte das Groß-Breslau-Gesetz zur umfassenden
Eingemeindung mehrerer Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke rund um
Breslau. Im Jahr 1933 lebten auf 175 Quadratkilometer 625.198 Menschen, nur
noch die achtgrößte Einwohnerzahl einer Stadt im Deutschen Reich.
Die Stadt spielte in der frühen deutschen Rundfunkgeschichte eine wichtige
Rolle. Der 1924 gegründete Reichssender Schlesische Funkstunde hatte –
zusammen mit seinen Nebensendern – Anfang der 1930er Jahre etwa 200.000
Hörer. Es erschien dazu die Programmzeitung Schlesische Wellen, mit den
Redaktionsräumen in der Wallstraße 1. Aus dem Gebäude der Schlesischen
Funkstunde sendet heute Radio Wrocław an der Aleja Karkonoska.
NS-Diktatur und Zweiter Weltkrieg
Bei der Reichstagswahl März 1933 erhielt die NSDAP in der Stadt 51,7 Prozent
der abgegebenen Stimmen. Während der Herrschaft des NS-Regimes gewann
Breslau als Sitz eines Parteigaus an Bedeutung. Eines der ersten
NS-Konzentrationslager, das KZ Breslau-Dürrgoy, wurde am 28. April 1933
eröffnet. Der Großteil der 200–400 Inhaftierten waren politische Häftlinge,
meist NSDAP-Gegner aus SPD, KPD und der in Breslau stark vertretenen SAPD.
Das Lager wurde durch die SA bewacht; der damalige Breslauer
Polizeipräsident und SA-Obergruppenführer Edmund Heines war für den Betrieb
des KZs verantwortlich. Am 10. August 1933 wurde das Lager geschlossen und
die meisten Insassen in andere Lager deportiert. In den Jahren 1934–1943 war
Hans Fridrich, der spätere Vizechef der Militärverwaltung in Belgien und den
Niederlanden, Oberbürgermeister von Breslau. Der Deutsche Reichsbund für
Leibesübungen richtete das Deutsche Turn- und Sportfest 1938 in Breslau aus.
Während der Novemberpogrome 1938 (Reichskristallnacht), in der
deutschlandweit 400 Juden ermordet und 1400 Synagogen und andere jüdische
Bauwerke und Einrichtungen zerstört wurden, legten SA-Trupps Feuer an die
1872 erbaute Neue Synagoge Breslau. Sie war zuvor neben der Neuen Synagoge
Berlin als eine der imposantesten Synagogen Deutschlands bekannt. 2000
jüdische Bürger wurden anschließend in „Schutzhaft“ genommen und in
Konzentrationslager verschleppt, um sie zur Emigration zu nötigen und ihr
Vermögen zu „arisieren“.
Im November 1941 begann mit einer ersten Deportation von 1005 Frauen,
Männern und Kindern die endgültige Ermordung der in Breslau verbliebenen
Juden. Am 21. November gegen 6 Uhr morgens aus ihren Wohnungen geholt,
wurden sie in Lastwagen in das Sammellager Schießwerder gebracht, von wo sie
am 25. November über den nahen Odertorbahnhof ins litauische Kaunas
deportiert wurden. Dort wurden sie gleich nach ihrer Ankunft am 29. November
1941 im sogenannten IX. Fort von Angehörigen des Einsatzkommandos 3 unter
Karl Jäger erschossen. Ab Mitte 1944 wurden in Breslau zwei Außenlager des
KZ Groß-Rosen eingerichtet. Die Zwangsarbeiter aus dem Lager I wurden in den
Fahrzeug- und Motoren-Werken (FAMO) zur Herstellung von Flugmotoren
eingesetzt; die genaue Häftlingsanzahl ist nicht bekannt. Borsig und die
Linke-Hofmann-Werke übernahmen Zwangsarbeiter aus dem Lager II, in dem 520
(nach anderen Angaben zwischen 700 und 1000) Gefangene inhaftiert waren. Die
Außenlager wurden rund sieben Monate nach deren Errichtung wegen des
Vormarsches der Roten Armee wieder aufgelöst.
Am 7. Oktober 1944 war die Stadt Ziel der ersten Luftangriffe der
Alliierten. Die Stadt erfuhr jedoch keine mit anderen deutschen Großstädten
vergleichbare Zerstörung. Deshalb wurde Breslau auch oft spöttisch
„Reichsluftschutzkeller“ genannt. Nach den Unterlagen der Kleinen
Verbrauchergruppenstatistik, die aus den Daten der Lebensmittelzuteilungen
gewonnen und 1953 vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurden,
umfasste die versorgte Zivilbevölkerung in Breslau Anfang Februar 1943
588.816 Personen, Anfang Februar 1944 592.724, Anfang Dezember 1944 noch
527.128. Das steht mit der Behauptung, die Bevölkerungszahl sei 1944 auf
eine Million angeschwollen, nicht in Einklang. 1944 erklärte Adolf Hitler
die Stadt Breslau zur „Festung“.
Am 20. Januar 1945, acht Tage nach dem Beginn der Weichsel-Oder-Operation
der Roten Armee, erließ der Gauleiter von Nieder-Schlesien Karl Hanke den
Befehl zur Evakuierung der Stadt. Im selben Monat stießen die Truppen der
sowjetischen 3. Garde-Panzerarmee unter Pawel S. Rybalko sowie der
sowjetischen 6. Armee unter Wladimir A. Glusdowski in Richtung Breslau vor.
Im Zuge der folgenden Evakuierung aller Schulkinder, die hauptsächlich nach
Böhmen transportiert wurden, flohen rund 75 Prozent der Gesamtbevölkerung
aus der Stadt. Auf ihrer Flucht starben tausende Menschen aufgrund der
russischen Angriffe auf Flüchtlingstrecks und des kalten Winters.
Durch die Niederschlesische Operation der Roten Armee wurde Breslau am 15.
Februar eingekesselt, wobei sich noch rund 40.000 Soldaten sowie 150.000
Zivilisten im Stadtgebiet aufhielten. Bis zum Ende der Schlacht um Breslau
am 6. Mai, zwei Tage vor der deutschen Kapitulation, fanden in Breslau
schwere Häuserkämpfe statt, in denen etwa 20.000 Zivilisten, 6000 deutsche
und 7000 sowjetische Soldaten ums Leben kamen. Während der Schlacht wurden
ergriffene Deserteure wegen „Feigheit vor dem Feind“ zum Tode verurteilt und
exekutiert. Durch die Gefechte wurden 65–80 Prozent aller Gebäude, davon 400
Baudenkmäler, zerstört. Kurz nach der Besetzung Breslaus durch sowjetische
Truppen kam es zu Übergriffen auf die deutsche Zivilbevölkerung,
insbesondere zu einer Vielzahl von Vergewaltigungen (siehe auch: Sowjetische
Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg). Am 9. Mai übergaben Militärbehörden
der Roten Armee die Stadt verwaltungsrechtlich an Polen.
In 15 Kilometer Entfernung vom Stadtzentrum befindet sich in Nadolice
Wielkie (Groß-Nädlitz) eine deutsche Kriegsgräberstätte mit Friedenspark.
Nach Kriegsende
In den ersten Monaten nach Kriegsende kehrten viele Bewohner in die Stadt
zurück. Am 30. Juni 1945 wurden die Übergänge über die Oder-Neiße-Grenze von
den polnischen Behörden gesperrt. Im Juli gab es ungefähr 300.000 deutsche
Bürger in der Stadt. Diese wurden aus Breslau vertrieben. In Breslau begann
danach die Zuwanderung polnischer Zivilisten, die zum Teil aus den im Rahmen
der „Westverschiebung Polens“ an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich
der Curzon-Linie kamen. Die polnische Ortsbezeichnung Wrocław wurde amtlich.
Bis 1948 erfolgte die Aussiedlung der bisherigen deutschen Bevölkerung. Aus
Zentralpolen siedelten zahlreiche Menschen nach Breslau um. Im Sommer 1946
hatten sich bereits 30.000 polnische Einwohner angesiedelt, und die Zahl der
Deutschen ist mit weiter abfallender Tendenz noch knapp darüber anzunehmen.
Die Auflösung der Evangelischen Kirche von Schlesien im Gebiet östlich der
Oder-Neiße-Linie erfolgte am 31. Oktober, ihr Sitz wurde nach Görlitz
verlegt. Einen Monat später, am 4. Dezember, wurde auch das Oberhaupt der
evangelischen Kirche in Schlesien ausgewiesen. Im Jahr 1948 lebten in
Breslau 300.000 polnische und 7000 deutsche Bürger. Ab 1955 begann der
Wiederaufbau der durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten Innenstadt. In den
1970er und 1980er Jahren entstand in den Außenbezirken eine große Anzahl an
Großwohnsiedlungen.
Zu Beginn der 1980er Jahre entwickelte sich Breslau zu einem wichtigen
Zentrum der Solidarność. Am 21. Juni 1983 besuchte Papst Johannes Paul II.
die schlesische Metropole. Zu einem Gottesdienst in der südlichen Siedlung
Partynice kamen etwa eine halbe Million Menschen. Im gleichen Jahr begann
die Oppositionsgruppe Orange Alternative im gesamten Stadtgebiet Zwerge an
Häuser und Wände zu malen, um ihren Protest gegen die kommunistische
Regierung deutlich zu machen. Seit den 1990er Jahren erinnern im gesamten
Stadtgebiet die Breslauer Zwerge an diese Aktionen.
Dritte Polnische Republik
Nachdem der Demokratisierungsprozess in Polen begann und das
realsozialistische System ein Ende fand, brach auch in Breslau eine neue
Epoche an. Ab 1990 begann der Wiederaufbau, der nun auch deutsches
Kulturerbe einbeziehen durfte, und brachte dies in Einklang mit der nun
polnischen Identität der Stadt. Im Mai 1997 besuchte Papst Johannes Paul II.
erneut die Stadt, da hier der Eucharistische Weltkongress abgehalten wurde.
Nur zwei Monate später verwüstete die Oderflut Breslau schwer. Innerhalb von
vier Tagen regnete es in Schlesien so viel wie normalerweise in einem Monat.
Eine Flutwelle kam aus Richtung Tschechien und Oberschlesien. Um die
Überflutung der Stadt zu verhindern, hätten die Deiche im Süden der Stadt
gesprengt werden sollen. Doch Proteste der Anwohner und Bauern verhinderten
dies, die Behörden waren mit dieser Situation überfordert und handelten
nicht weiter. Während des Hochwassers wurden zahlreiche Stadtteile
überschwemmt. Auch die Altstadt war betroffen, wobei der Große Ring mit dem
historischen Rathaus verschont blieb. Zahlreiche Wohnhäuser aus der
Gründerzeit erlitten schwere Beschädigungen und waren nach der
Überschwemmung vom Abriss bedroht. Versicherer und Baufachleute schätzten
die Schäden in der Stadt auf knapp 200 Millionen Euro. Nach dem Hochwasser
wurden neue Hochwasserschutzmaßnahmen an der Oder angebracht, um die Stadt
vor zukünftigen Katastrophen zu schützen.
Der EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 ermöglichte die Inanspruchnahme von
Geldern aus dem Infrastrukturfonds, mit deren Hilfe historische Bauten
renoviert, Straßen und der öffentliche Nahverkehr saniert wurden. Am 13.
Juli 2006 nahm die UNESCO die Jahrhunderthalle in die Welterbeliste auf.
Im Jahr 2012 fand in Polen die Fußball-Europameisterschaft 2012 statt.
Breslau wurde als Austragungsort ausgesucht und erhielt ein neues Stadion,
das 2011 eröffnete Stadion Miejski. Im gleichen Jahr 2012 wurde der Sky
Tower fertiggestellt und ist seitdem das höchste Gebäude der Stadt. Im 21.
Jahrhundert ist Breslau ein wichtiger Anziehungspunkt von Touristen aus
aller Welt. Pro Jahr besuchen etwa eine Million Menschen die Stadt. 2015
wurde Breslau der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die
Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen. Im Jahr 2016 war
Breslau neben der spanischen Stadt Donostia-San Sebastián die
Kulturhauptstadt Europas.
Etymologie des Stadtnamens
Der deutsche und der polnische Name der Stadt leiten sich vermutlich vom
Namen des böhmischen Herzogs Vratislav I. ab, der im frühen 10. Jahrhundert
zeitweilig über die Stadt herrschte und der Legende nach der Gründer der
Stadt ist. Einer der ersten Belege für den Namen der Stadt ist in der aus
dem frühen 11. Jahrhundert stammenden Chronik des Geschichtsschreibers
Thietmar von Merseburg zu finden („Iohannem Wrotizlaensem“, „Wortizlava
civitate“). Der deutsche Ortsname „Breslau“ ist aus dem Slawischen
hervorgegangen.
Etymologisch entstand die deutsche Bezeichnung „Breslau“ aus der slawischen.
Die auf Betreiben der slawischen Piasten mit deutschen Siedlern gegründete
Neustadt übernahm den Namen der benachbarten Bischofsstadt, dessen polnische
Version mit der Zeit zu „Wrocław“ verkürzt wurde. Der politische
Zusammenschluss beider Städte erfolgte erst im Jahr 1808.
Seit dem 19. Jahrhundert war im deutschen Sprachraum nur noch die Form
„Breslau“ geläufig. Die deutschen Schlesier sagten oft auch „Prassel“ oder „Brassel“.
Die Ersetzung des Buchstabens „W“ durch den Buchstaben „B“ kann dadurch
erklärt werden, dass die deutschen Ansiedler den vorgefundenen Ortsnamen
slawischen Ursprungs mundgerecht umgebildet haben, um ihn leichter
aussprechen zu können. Teilweise wird vermutet, dass der deutsche Ort
anfänglich auch einen eigenen Namen hatte, der aber historisch nicht
überliefert wurde. Der polnische Ortsname „Wrocław“ wiederum leitet sich vom
Personennamen „Wrócisław“ ab.
Politik
Breslau ist seit 1999 Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien. Der
Stadtrat besteht aus 39 Mitgliedern und wird direkt gewählt. Bürgermeister
ist seit 2018 Jacek Sutryk. Sein Vorgänger war 16 Jahre lang Rafał
Dutkiewicz.
Das von Kaiser Karl V. der Stadt verliehene Wappen wurde von 1530–1938 und
1945–1948 verwendet und wurde auf der Flagge Breslaus vor 1938 abgebildet.
Es ist seit 1990 wieder in Gebrauch: Quadriert; anstelle eines
Mittelschildes belegt mit einer aufgerichteten silbernen Schüssel, darin das
Haupt Johannes des Täufers. Im ersten Feld in Rot ein links gewendeter,
goldgekrönter, doppelschwänziger, silberner Löwe (der böhmische Löwe), im
zweiten Feld in Gold ein schwarzer Adler, dessen Brust mit einem steigenden
silbernen Halbmond (Brustmond) belegt ist (der schlesische Adler), im
dritten Feld in Gold ein schwarzes „W“ (vom Stadtnamen Wratislavia und dem
Stadtgründer Wratislaw), im vierten Feld in Rot das Haupt Johannes des
Evangelisten mit goldenem Nimbus; den Halsabschnitt verdeckt ein goldener
Brustschmuck in Gestalt einer gestürzten Krone. Die beiden Johannes’ sind
neben der Hl. Hedwig besondere Patrone der schlesischen Kirche.
Im Zeitraum des Nationalsozialismus kam 1938–1945 ein vom Künstler Mjölnir
entworfenes Stadtwappen zum Einsatz: Geteilt; oben in Gold ein rot bewehrter
schwarzer Adler, dessen Brust mit einem steigenden silbernen Halbmond belegt
ist (der schlesische Adler), unten in Rot das Eiserne Kreuz mit der
Jahreszahl 1813.
Unter der kommunistischen Regierung Polens wurde 1948–1990 ein Stadtwappen
mit folgendem Bild verwendet: links in Rot der halbe silberne, aber
ungekrönte polnische Adler, rechts in Gold der halbe schwarze schlesische
Adler. vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Breslau
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