Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019

 

Görlitz



Görlitz bildet zusammen mit Bautzen und Hoyerswerda einen oberzentralen Städteverbund, ist auch Mitglied der Euroregion Neiße und bildet seit 1998 mit Zgorzelec eine Europastadt.

Görlitz blieb im Zweiten Weltkrieg von Zerstörungen fast völlig verschont. Die historische Altstadt, an deren Häusern alle wesentlichen Phasen der mitteleuropäischen Baustile (Spätgotik-, Renaissance- und Barockbürgerhäuser) erkennbar sind, blieb erhalten. Umgeben ist sie von ausgedehnten Gründerzeitvierteln. Mit über 4000 großteils restaurierten Kultur- und Baudenkmalen wird Görlitz oft als das flächengrößte zusammenhängende Denkmalgebiet Deutschlands bezeichnet. Dieses besondere Stadtbild machte Görlitz zu einem beliebten Filmdrehstandort, weshalb es auch „Görliwood“ genannt wird.

Geographie

Lage

Görlitz liegt im ehemaligen preußisch-niederschlesischen Teil der Oberlausitz am westlichen Ufer der Lausitzer Neiße, die dort den Ostrand des Lausitzer Granitmassivs mit den Ausläufern des böhmisch-lausitzischen Grenzgebirges durchbricht. Es bildet den Übergang zwischen dem nördlichen Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet und dem südlichen Lausitzer Bergland. Die ehemaligen Stadtteile am östlichen Flussufer bilden seit 1945 die polnische Stadt Zgorzelec. Görlitz und seine Schwesterstadt Zgorzelec bezeichnen sich gemeinsam als eine Europastadt.

Der Ortsmittelpunkt liegt auf einer Höhe von 201 m ü. NN. Die höchste Erhebung des Görlitzer Stadtgebiets – die Landeskrone – liegt 420 m ü. NN. Die niedrigste Stelle der Stadt mit 185 m ü. NN befindet sich an der Neiße. Der Mittelwert für das Stadtgebiet liegt bei 220 m ü. NN. Der Wasserspiegel des im Süden der Stadt gelegenen Berzdorfer Sees liegt auf einer Höhe von 185,6 m ü. NN. Der See ist an seiner tiefsten Stelle 72 m tief.

Der Meridian der geographischen Länge 15° östlich von Greenwich, an dem sich die Zeitzone der Mitteleuropäischen Zeit orientiert, durchquert die Stadt. Dies hat zur Folge, dass die Mitteleuropäische Zeit mit der mittleren Sonnenzeit von Görlitz übereinstimmt. Die Stadt liegt auf 51° 09′ nördlicher Breite. Zu Ehren Juri Gagarins, des ersten Menschen im Weltall, wurde 1961 südwestlich der Stadthalle unmittelbar an der Straßenbrücke nach Polen ein Meridiandenkmal errichtet. Nach den heutigen Messverfahren ist der Standort des Steins jedoch nicht mehr exakt. Der 15. Meridian verläuft danach etwa 137 m entfernt an den Neißewiesen unterhalb der Stadthalle.

Das Stadtgebiet erstreckt sich 19,4 km von Nord nach Süd und 7,3 km von Ost nach West. Die nächsten größeren Städte sind das tschechische Liberec (Reichenberg) etwa 50 km südlich, Cottbus etwa 80 km nordwestlich, das schlesische Legnica (Liegnitz) etwa 80 km östlich und Dresden etwa 90 km westlich von Görlitz. Bis Bautzen sind es etwa 50 km.

Geologie

Während des Tertiärs bildeten sich in abflusslosen Senken Moorwälder. Überflutungen, das Absterben von Pflanzen und die daraus resultierenden Ablagerungen führten zur Bildung von Braunkohlebecken wie im ehemaligen Tagebau Berzdorf. Die Basalt- und Phonolith­kuppen wie die Landeskrone sind vulkanischen Ursprungs.

Der geologische Untergrund im Görlitzer Gebiet besteht im Norden aus Lausitzer Grauwacke. Sie setzt sich aus Biotit, grauem Quarz und hellem Feldspat mit Schichten aus feinkörniger Grauwacke und dichten Grauwackenschiefern zusammen. Den Süden des Stadtgebietes bestimmt Ostlausitzer Granodiorit. Die Grenze zwischen den verschiedenen Untergrundarten verläuft ungefähr auf der Linie Ochsenbastei, Neißstraße, Peterstraße, Heiliges Grab bis über Girbigsdorf hinaus. An der Obermühle endet die vom harten Granodiorit verursachte Einengung des Neißetals.

Natur

Vier Gebiete nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Gebiet) und ein Vogelschutzgebiet erstrecken sich teilweise auf dem Stadtgebiet. Das Vogelschutzgebiet Neißetal und das FFH-Gebiet Neißegebiet überschneiden sich in weiten Teilen. Sie erstrecken sich von der Obermühle im Norden, durch das Neißetal, die Neißeauen bis an die südlichen Grenzen der Stadt im Ortsteil Hagenwerder. Sie beinhalten u. a. das Weinberggelände mit seinen bewaldeten Talhängen, die Weinlache sowie die Neißewiesen und das Ackerland zwischen dem Stadtteil Weinhübel und dem Ortsteil Hagenwerder. Im Vogelschutzgebiet sind 26 Vogelarten nach den Kategorien 1 und 2 der Roten Liste Sachsens nachgewiesen. Dazu zählen u. a. der Eisvogel, der Flussuferläufer, der Mittelspecht und der Ortolan. Für diese vier Vogelarten zählt das Vogelschutzgebiet zu den bedeutendsten Brutgebieten im Freistaat Sachsen. An die Gebiete grenzt das FFH-Gebiet Pließnitzgebiet in den Ortsteilen Hagenwerder und Tauchritz. Es umfasst die Flussauen der Pließnitz – eines Nebenflusses der Lausitzer Neiße.

Die Landeskrone (siehe auch Abschnitt Die Landeskrone) gehört dem FFH-Gebiet Basalt- und Phonolithkuppen der östlichen Oberlausitz an. Die Stadt ist auch Teil des FFH-Gebiets Separate Fledermausquartiere und -habitate in der Lausitz. Hierbei sollen die Wochenstuben, Quartiere und Nahrungshabitate von Mopsfledermaus und Großem Mausohr sowie zahlreicher weiterer gefährdeter Fledermausarten geschützt werden.

Mit der Verordnung zur Festsetzung von Naturdenkmalen im Stadtgebiet aus dem Jahr 1997 sowie den geänderten Verordnungen aus den Jahren 2001 und 2005 wurden durch die Stadt 27 Naturdenkmale benannt.


Gliederung der Stadt

Das Stadtgebiet von Görlitz ist in neun Stadt- und fünf Ortsteile gegliedert. Die Stadtteile sind historisch gewachsen, entstanden durch Ansiedlung der Vertriebenen nach 1945 oder wurden als vorher selbstständige Gemeinden oder Gemarkungen bis 1952 eingegliedert. Die fünf Ortsteile wurden bei der jüngsten Gemeindereform in den 1990er Jahren der Stadt zugeschlagen und liegen räumlich vom Kernstadtgebiet entfernt.

Umland

Das Görlitzer Umland ist vor allem ländlich geprägt, die nächsten größeren Städte sind im Norden Weißwasser, im Westen Bautzen und Löbau, im Süden Zittau sowie im Osten Lubań (Lauban) und Bolesławiec (Bunzlau). Von den fünf Städten ist Löbau mit rund 20 km Entfernung die am nächsten gelegene Stadt.

Die Gemeinden Schöpstal und Neißeaue grenzen nördlich, Markersdorf westlich an das Stadtgebiet an. Östlich der Neiße befindet sich die polnische Stadt Zgorzelec (Görlitz). Im Südwesten liegt die Gemeinde Schönau-Berzdorf auf dem Eigen, im Süden die Landstadt Ostritz mit dem Ortsteil Leuba. Nordwestlich von Görlitz liegen die Kleinstädte Niesky und Rothenburg, die aber nicht direkt an das Stadtgebiet grenzen.

Bis auf die Schwesterstadt Zgorzelec gehören alle angrenzenden Gemeinden und Städte zum Landkreis Görlitz. Auf dem heutigen polnischen Staatsgebiet schließt sich nordöstlich der polnischen Nachbarstadt die Görlitzer Heide an. Sie war bis zum 30. April 1929 ein eigener Gutsbezirk, die Görlitzer Kommunalheide. Der Großteil der Görlitzer Heide liegt nun im polnischen Powiat Zgorzelecki (Landkreis Zgorzelec). Zu ihm gehören auch die nächsten größeren Landstädte Pieńsk (Penzig) und Węgliniec (Kohlfurt) im Nordosten.

Flächennutzung

Das Görlitzer Stadtgebiet besteht zu über 60 % aus Grünflächen. Als Baufläche, die in mehrere Nutzungs- bzw. Bebauungsarten unterteilt ist, stehen 1484,6 ha zur Verfügung. Im Stadtkern ist die Bebauung sehr dicht. Besonders die Alt- und die Nikolaivorstadt sind durch enge Straßenzüge und hohe Altbauten geprägt. Teilweise reichen die Gebäude direkt an das Ufer der Neiße heran. In den Stadtteilen Königshufen, Rauschwalde und Weinhübel beherrschen dagegen Wohnblöcke des kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsbaus das Bild, wobei man den typischen Plattenbau WBS 70 vorwiegend in Königshufen findet. Diese Stadtteile umschließen den Stadtkern im Norden, Westen und Süden. In Biesnitz befinden sich vermehrt Eigenheime, die die ursprünglich aus Villen bestehende Vorstadt verdichten. Die Struktur der jüngst eingemeindeten Ortsteile ist ländlich. Auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände in Hagenwerder im äußersten Süden befindet sich das größte Industrie- und Gewerbegebiet der Stadt. Zwischen Königshufen und der Bundesautobahn 4 liegt ein weiteres Gewerbegebiet. Wasserflächen machen etwa 11 % aus. Der geflutete Tagebau Berzdorf liegt südlich von Weinhübel und reicht bis an die Ortslagen von Hagenwerder und Tauchritz heran.

Geschichte

Ursprüngliche Besiedlung und Stadtgründung
Archäologische Funde im Stadtgebiet belegen eine Besiedlung seit der späten Jungsteinzeit (Schnurkeramische Kultur). Aus der Zeit der Lausitzer Kultur stammen Funde von Brandbestattungen. Des Weiteren wurden Kupfer- und Bronzemünzen aus der späten Römischen Kaiserzeit geborgen. Nachdem während der Völkerwanderungszeit im 4. und 5. Jahrhundert die germanische Bevölkerung das Gebiet der östlichen Oberlausitz verlassen hatte, wurde die Region erst im späten 7. und 8. Jahrhundert von slawischen Gruppen wiederbesiedelt, was sich bis heute an den zahlreichen Orts- und Flurnamen sorbischer Herkunft ablesen lässt, darunter „Görlitz“ selbst. Unsicher ist, ob es sich dabei um Besunzane handelte, von denen ansonsten nichts bekannt ist. Aus dieser Zeit stammen Funde von Keramik in der heutigen Nikolaivorstadt und der östlichen Altstadt.

Anfang der 960er Jahre unterwarf der Markgraf der Sächsischen Ostmark Gero die slawischen Stämme in der Niederlausitz. Erst um 990 konnte Markgraf Ekkehard I. von Meißen auch die Milzener in der Oberlausitz unterwerfen. Die Lausitz blieb jedoch lange Zeit ein Konfliktherd zwischen Böhmen, Polen und dem Heiligen Römischen Reich. Görlitz wurde 1071 erstmals in einer Urkunde König Heinrichs IV. erwähnt. Darin erhielt der Bischof von Meißen das slawische Dorf Goreliz als Geschenk. Das Gebiet der heutigen Ober- und Niederlausitz kam 1075 als Pfand und 1089 als Reichslehen unter die Herrschaft der böhmischen Herzöge und späteren Könige, die mit Unterbrechungen bis 1635 damit auch Stadtherren von Görlitz waren.

Die Burg Yzcorelik, die vermutlich im Bereich der Peterskirche lag, wurde 1126 und 1131 zusammen mit anderen Burgen an der Grenze Böhmens durch Herzog Soběslav I. ausgebaut.

Angelehnt an die dörfliche Siedlung bzw. die Burg, entwickelte sich wohl in der Mitte des 12. Jahrhunderts an der Via Regia eine Ansiedlung von Kaufleuten mit der Nikolaikirche im Kern. Um 1200 entstand eine planmäßige Stadtanlage um den Untermarkt im Bereich der heutigen Altstadt. Ein Vertreter des böhmischen Königs, der dem Kreis der führenden Familien entstammte, aus dem die Großgrundbesitzer und Fernhändler hervorgingen, residierte 1234 und 1238 in der Stadt. Diese lösten sich spätestens bis 1282 aus der stadtherrlichen Gewalt.

Unter der Herrschaft der Askanier, die den östlichen Teil des Landes Bautzen mit der Stadt Görlitz 1253 als Pfand vom böhmischen König erhalten hatten, wurde die Stadtanlage nach Westen erweitert und eine Stadtbefestigung errichtet, die nun auch das 1234 gegründete Franziskanerkloster einschloss.

Im Jahre 1268 wurde unter den brandenburgischen Markgrafen eine von alters her bestehende Münzstätte Bautzen urkundlich genannt, die in dem gleichen Jahr durch eine neu gegründete Görlitzer Münze ergänzt wurde, mit der sie jährlich abwechselnd prägen sollte.

Aufstieg zum mittelalterlichen Handelszentrum

Für die Zeit kurz vor 1300 ist ein Stadtrat mit Bürgermeister, zwölf Ratsherren und vier Schöffen belegt. Görlitz bekam 1303 als erste Stadt in der Region die Unabhängigkeit vom landesherrlichen Vogteigericht verliehen und erhielt die Obergerichtsbarkeit, was als Datum der städtischen Unabhängigkeit gilt. Wenig später entwickelte sich eine jüdische Gemeinde. Nachdem die Stadt 1329 wieder zurück an Böhmen gefallen war, bestätigte König Johann von Luxemburg die sich entwickelnde Ansiedlung der Juden und stattete Görlitz mit zahlreichen Rechten, insbesondere dem Münzregal, aus.

Im Jahr 1339 erhielt die Stadt zusätzlich das Stapelrecht für eine in ganz Europa nachgefragte Färberpflanze, das Waid, für die Farbe Blau in der Tuchfärbung. Die Stadt wurde durch ihren aufstrebenden Handel sowie wegen der Monopolstellung für den Waidhandel in den böhmischen Ländern und dank einer florierenden Tuchproduktion zur bedeutendsten Handelsstadt zwischen Erfurt und Breslau. Mitte des 14. Jahrhunderts hatte der Rat das Stadtgericht in Händen. Seit dieser Zeit ist ein doppelter Mauerring bezeugt, der ein Gebiet von 24 ha umschloss.

Gestützt auf ihre wirtschaftliche Macht und das königliche Privileg, gründeten am 21. August 1346 Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau den Oberlausitzer Sechsstädtebund, um im Auftrag des Landesherrn, des Königs von Böhmen und späteren deutschen Kaisers Karl IV., den Landfrieden zu wahren. Rechtlich stand Görlitz damit den Freien Reichsstädten kaum nach. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung stiegen die Zünfte zu lokalen Machtfaktoren auf. Sie lehnten die Außenpolitik des Rates ab und begehrten 1369, 1390 und 1405 vergeblich gegen die Ratsobrigkeit auf.

In den Jahren 1377 bis 1396 war die Stadt Zentrum des Herzogtums Görlitz, das Karl IV. für seinen siebenjährigen Sohn Johann gegründet hatte. Dieser gestattete 1389 die Vertreibung der Juden aus Görlitz. Nach seinem Tod 1396 wurde das Herzogtum wieder aufgelöst.

Während der Hussitenkriege wurden 1429 die südlichen und östlichen Vorstädte niedergebrannt, die ummauerte Stadt jedoch nicht belagert. Nach zahlreichen Fehden, die die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert zur Wahrung des Landfriedens und ihrer umfangreichen Privilegien geführt hatte, war sie im 15. Jahrhundert auch in die Auseinandersetzungen von Kirche und Adel mit dem als Kalixtiner angefeindeten König von Böhmen, Georg von Podiebrad verwickelt, wobei es 1466/68 zur Görlitzer Pulververschwörung kam. Auch in den Streit um den böhmischen Thron zwischen Georg von Podiebrad und Matthias Corvinus war Görlitz verwickelt. Deshalb wurden bis 1477 auch die Vorstädte mit einem Graben und Palisaden umgeben sowie die Stadtbefestigung modernisiert und verstärkt.

Die Spannungen zwischen Görlitz und Zittau, die bereits nach Ende der Hussitenkriege begonnen hatten, entluden sich 1491 in einem Bierkrieg, bei dem es um das Recht der Zittauer ging, Bier zollfrei nach Görlitz einzuführen und zu vertreiben. Görlitz jedoch verweigerte die Einfuhr und den Verkauf fremden Bieres und beschlagnahmte es. Zittau reagierte daraufhin mit Übergriffen auf Ortschaften im näheren Umkreis von Görlitz. Die Fehde zwischen beiden Städten konnte erst durch einen Schlichterspruch des Landvogtes beendet werden, der beiden Städten gegenseitige Übergriffe untersagte und Zittau verpflichtete, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen.

Unter der Herrschaft des ungarischen Königs Matthias Corvinus kam die Stadt im späten 15. Jahrhundert zu höchster Blüte, die bis weit in das 16. Jahrhundert anhielt. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Bürgerhäuser und Kirchenbauten der Spätgotik und Renaissance. Zugleich erwarben Görlitzer Bürger seit den 1440er Jahren umfangreichen Landbesitz. Um 1500 hatte die Stadt rund 10.000 Einwohner.

Die Spannungen zwischen Zünften und Rat setzten sich bis in das 16. Jahrhundert fort und mündeten in den Streit um die Reformation. Ab 1521 wurde in Görlitz evangelisch gepredigt, auch wenn sich der Rat noch lange widersetzte. Eine evangelische Kirchenordnung wurde 1539 eingeführt. In der Folge des Schmalkaldischen Krieges war die Stadt 1547 vom Oberlausitzer Pönfall betroffen, da die Sechsstädte nur sehr zögerlich Truppen für den Krieg gestellt hatten, die zudem das kaiserliche Lager bereits vor der Schlacht bei Mühlberg wieder verließen. Die Stadt wurde zur Zahlung einer hohen Geldstrafe verpflichtet und verlor zahlreiche Rechte und sämtlichen Landbesitz. Zwar konnten in den folgenden Jahren viele Besitzungen und Privilegien wieder zurückgekauft werden, die Macht der Städte in der Oberlausitzer Ständerepublik war jedoch zugunsten des Landesherrn und der großen Adelsgeschlechter gebrochen.

Görlitz im Kurfürstentum Sachsen

Im April 1636 wurde Görlitz zusammen mit der Oberlausitz, deren Stände sich den aufständischen Böhmen angeschlossen hatten, zum Ausgleich für Kriegsschulden des Kaisers an das Kurfürstentum Sachsen vergeben. Der Kaiser bestätigte 1637 die vorgefundenen konfessionellen Verhältnisse mit dem Traditionsrezess, woraufhin er in Görlitz die Huldigung entgegennahm. Im weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde 1641 das von Schweden besetzte Görlitz erfolgreich belagert. Dabei erlitt es schwere Schäden. Im Siebenjährigen Krieg war die Stadt in der Schlacht von Moys erneut Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen.

Im Jahr 1779 wurde dort die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften gegründet, die später zur größten bürgerlichen Gesellschaft ihrer Art in Deutschland heranwuchs.

Als Napoleons Armee aus dem Russlandfeldzug zurückkehrte, zogen Armeeeinheiten durch das Görlitzer Gebiet und plünderten die umgebenden Dörfer, unabhängig davon, ob es sich um Verbündete oder Gegner handelte. Innerhalb eines Jahres marschierten so mehr als 30 Truppenteile an Görlitz vorbei; die verbündeten Franzosen mussten einquartiert und verpflegt werden. Bürgermeister Samuel August Sohr berichtete vor allem von den sich schnell ausbreitenden Epidemien. Nach der Niederlage Napoleons lief das sächsische Heer zu den Alliierten über, doch wurde Sachsen als Gegner behandelt. Daher war Sachsen beim Wiener Kongress nicht vertreten. Dort wurde 1815 die Oberlausitz geteilt und Görlitz der preußischen Provinz Schlesien zugeschlagen und gleichzeitig Sitz des gleichnamigen Landkreises Görlitz innerhalb des Regierungsbezirks Liegnitz.

Zweite Blüte im preußischen Staat

Die Zugehörigkeit zu Preußen hatte erheblichen Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung der Stadt. Das preußische Stadtrecht wurde 1833 eingeführt und die Stadt kam unter dem ersten Oberbürgermeister Gottlob Ludwig Demiani zu einer erneuten Blüte. Im Jahr 1847 erhielt sie einen Bahnanschluss nach Dresden und wurde gleichzeitig über eine Zweigbahn mit Berlin und Breslau verbunden. 1867 eröffnete die Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft ihre Bahnstrecke von Berlin nach Görlitz vom Görlitzer Bahnhof in Berlin. 1873 wurde für Görlitz ein eigener Stadtkreis gebildet.

Damit in Verbindung stand eine rasche Industrialisierung. Zahlreiche öffentliche Großbauten, Industrieanlagen und Wohnsiedlungen der Gründerzeit prägen noch heute das Stadtbild südlich der Altstadt. Mit der Teilung Schlesiens in die Provinzen Ober- und Niederschlesien kam Görlitz 1919 zur westlichen Provinz Niederschlesien.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde wie überall im Deutschen Reich die jüdische Bevölkerung systematisch entrechtet und in Konzentrationslager verschleppt. Allerdings vereitelte die Görlitzer Feuerwehr den Versuch, in der Reichspogromnacht 1938 die Görlitzer Synagoge in Brand zu setzen, sodass diese als eine der wenigen Synagogen im heutigen Sachsen größtenteils unversehrt blieb. Im Jahr 1944 wurde das KZ-Außenlager Görlitz eingerichtet. Nachweislich wurden dort über 400 jüdische Häftlinge aus Ungarn, Polen, Tschechien und Russland ermordet oder starben an Krankheiten und Entkräftung. Während des Krieges und vor allem gegen dessen Ende wurden insgesamt 37 Häuser zerstört und je nach Quelle zwischen 78 und 89 teils schwer beschädigt. Alle sieben Neißebrücken wurden am 7. Mai 1945 – dem letzten Kriegstag – gegen 19 Uhr durch sich zurückziehende Wehrmachtstruppen gesprengt. Diese Sprengungen zogen auch zahlreiche angrenzende Bauten in Mitleidenschaft, so auch die Fenster der Kirche St. Peter und Paul in der Nähe der Altstadtbrücke. Die Stadt wurde von der Roten Armee besetzt und so Bestandteil der Sowjetische Besatzungszone (SBZ) und ab 1949 der DDR.

Sozialismus und DDR

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Görlitz durch die Oder-Neiße-Grenze geteilt. Der östlich der Neiße gelegene Teil der Stadt kam unter polnische Verwaltung und wird polnisch Zgorzelec genannt. Die dort ansässige Bevölkerung wurde ab 21. Juni 1945 vertrieben. 650 Personen, die in Görlitz geboren wurden oder dort ihren letzten Wohnort hatten, wurden von der sowjetischen Geheimpolizei des NKWD verhaftet. Etwa 250 von ihnen starben in den sowjetischen Speziallagern. Durch die Flüchtlinge und Vertriebenen aus den östlich von Oder und Neiße gelegenen Gebieten wuchs die Stadtbevölkerung im westlichen Teil der Stadt kurzzeitig auf über 100.000 an. Der bei Deutschland verbliebene größere Teil der Stadt wurde Teil des Landes Sachsen, das 1952 aufgelöst wurde. Danach gehörte die Stadt zum Bezirk Dresden.

Mit der Unterzeichnung des Görlitzer Abkommens am 6. Juli 1950 erkannten die Deutsche Demokratische Republik und die Volksrepublik Polen die Oder-Neiße-Grenze als Staatsgrenze zwischen Deutschland und Polen an. Die völkerrechtliche Anerkennung der Grenze seitens des wiedervereinigten Deutschlands erfolgte mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag und dem bilateralen Deutsch-Polnischen Grenzvertrag zwischen Deutschland und Polen im Jahr 1990.

Am 17. Juni 1953 kam es in Görlitz nach einer Kundgebung mit 30.000 Menschen zum zunächst erfolgreichen Aufstand, der nach Verhängung des Ausnahmezustands durch die sowjetische Besatzungsmacht von Einheiten des Ministeriums für Staatssicherheit und der Kasernierten Volkspolizei niedergeschlagen wurde.

Ab 1975 entstanden die Neubaugebiete Königshufen und Rauschwalde, während die Bausubstanz der Alt- und Innenstadt verfiel. Ende der 1980er Jahre waren flächendeckende Abrisse geplant, die durch die politische Wende 1989 jedoch ausblieben. Es gibt in Deutschland nur sehr wenige in ihrer Einwohnerzahl mit Görlitz vergleichbare Städte, die eine solche Dichte von gut erhaltenen Baudenkmälern aufweisen können. Von dem Bau- und Sanierungsboom nach der Wiedervereinigung, der wesentlich durch Fördermaßnahmen des Staates und der Europäischen Union getragen wurde, konnte insbesondere die Innenstadt profitieren. Der anhaltende Bevölkerungsschwund in den östlichen Bundesländern macht sich allerdings auch in dieser Region bemerkbar.

Görlitz im Freistaat Sachsen

Im wiedergegründeten Freistaat Sachsen wurde aus dem Stadtkreis Görlitz eine kreisfreie Stadt im neu gebildeten Regierungsbezirk Dresden. Im Zuge der Kreisreform 1994 ging der die Stadt umgebende Kreis Görlitz im neuen Niederschlesischen Oberlausitzkreis auf. Görlitz wurde zunächst Kreissitz, verlor diese Funktion jedoch bald darauf an Niesky. Im Verlauf der sächsischen Kreisgebietsreform 2008 fusionierten der Niederschlesische Oberlausitzkreis, die kreisfreie Stadt Görlitz sowie der Landkreis Löbau-Zittau am 1. August 2008 zum Landkreis Görlitz. Kreissitz wurde Görlitz. Damit entfiel der Status kreisfreie Stadt. Görlitz erhielt den Titel Große Kreisstadt.

Seit 1991 ist die Stadt Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Historische Städte, der auch die Städte Bamberg, Lübeck, Meißen, Regensburg und Stralsund angehören. Ziele sind u. a. der gegenseitige Erfahrungsaustausch, die Festlegung gemeinsamer Positionen gegenüber politischen Verantwortungs- und Entscheidungsträgern zu Themen der Stadtentwicklung in Deutschland und die Stadtentwicklung mit dem Schwerpunkt zukunftsfähiger Konzepte für historische Stadtstrukturen und deren Bausubstanz. Mit der Gründung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Zittau/Görlitz am 13. Juli 1992 wird Görlitz einer der zwei Hochschulstandorte der Fachhochschule. Vom 3. bis 5. September 1993 richtete die Stadt den zweiten Tag der Sachsen aus unter dem Motto Wir in Sachsen. Zu Gast waren etwa 270.000 Besucher. Im Jahr 1996 fand die 925-Jahr-Feier statt. Die Feier wurde mit einem Festumzug eröffnet und inmitten des Obermarktes wurde ein Gerüst in der Grundform des ehemaligen Salzhauses aufgebaut und mit Planen verkleidet. Anfang der 1990er Jahre gab es Überlegungen das Gebäude wieder zu errichten, was jedoch mit der Begründung verworfen wurde, dass die Funktion des Platzes als Bindeglied zwischen Altstadt und Gründerzeitviertel zerstört würde.

Nach der politischen Wende kam es vor allem auf wirtschaftlichem Feld zu gravierenden Veränderungen. Die einst volkseigenen Betriebe (VEB) in der Stadt sollten gemäß den Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft privatisiert werden. Zum 1. Mai 1990 wurde beispielsweise aus dem VEB Waggonbau Görlitz die DWA-Tochtergesellschaft Waggonbau Görlitz GmbH. Der VEB Görlitzer Maschinenbau wurde als Siemens Turbinenbau GmbH durch den Siemens-Konzern von der Treuhandanstalt übernommen. Beim einstigen VEB Kondensatorenwerk Görlitz scheiterte die Privatisierung und das Unternehmen musste bereits 1992 Insolvenz anmelden. Auch das Feinoptische Werk Görlitz wurde aus dem VEB Carl Zeiss herausgelöst und in eine GmbH umgewandelt. Für einen kurzen Zeitraum lieferte sie wieder Objektive mit der Markenbezeichnung Meyer-Optik. Auf Grund fehlender Investoren liquidierte die Treuhandanstalt das Feinoptische Werk Görlitz zum 30. Juni 1991.

Zwischen Januar 1991 und 28. Dezember 1997 wurden die Werksteile I bis III des Braunkohlekraftwerks Hagenwerder stillgelegt, da u. a. der Strombedarf sank, wirtschaftlichere Kraftwerksneubauten die Nachrüstung von Entstaubungs- und Entschwefelungsanlagen als unrentabel erschienen ließ und auch die Braunkohleversorgung aus dem benachbarten Braunkohletagebau Berzdorf nur noch maximal 15 Jahre gewährleistet war. Auch der Tagebaubetrieb wurde nach über 170 Jahren der Braunkohleförderung am 28. Dezember 1997 eingestellt. Die folgenden Jahre fanden aufwendige Sanierungsarbeiten für die anschließende Flutung des ehemaligen Tagebaus statt. Die Bauwerke des stillgelegten Kraftwerks wurden zum Großteil abgerissen oder gesprengt und das Gelände zum Gewerbegebiet umgewidmet. Mit Schließung von Kraftwerk und Tagebau verloren insgesamt etwa 6.000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz.

Görlitz und Zgorzelec bewarben sich 2001 zusammen um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas 2010“. Im finalen Juryentscheidung unterlag die Doppelstadt der Stadt Essen, die sich stellvertretend für das Ruhrgebiet beworben hatte.

Beim Augusthochwasser der Lausitzer Neiße im Jahr 2010 brach die Staumauer des Witka-Stausees. Die Witka ist ein Nebenfluss der Neiße und mündet im südlich des Görlitzer Ortsteils Hagenwerder in diese. Die Flutwelle überschwemmte große Teile von Hagenwerder in kurzer Zeit. Durch das Unterspülen der Gleise der Bahnstrecke Görlitz–Hagenwerder und damit das Durchbrechen der Fluten in den nahegelegenen Berzdorfer See wurden diese abgemildert. Jedoch erreichte der Pegelstand eine Höhe von 7,07 m und damit einen der höchsten Werte seit deren Aufzeichnung. Der mittlere Wasserstand beträgt 1,75 m. Besonders in den niedriger gelegenen Orts- und Stadtteilen südlich und nördlich des Stadtzentrums, aber auch an der ufernahnen Bebauung in der Innen- und Altstadt, im Neißetal südlich der Obermühle sowie der Zgorzelecer Neißevorstadt gab es erhebliche Schäden.

Religion

Görlitz ist Sitz des katholischen Bistums Görlitz und eines evangelischen Regionalbischofs für den Sprengel Görlitz der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Die Reformation fasste seit 1521 Fuß und 1525 wurde in Görlitz die erste evangelische Messe gelesen. Seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts war Görlitz eine rein lutherische Stadt. Wie alle Lausitzer Lutheraner gehörte die Görlitzer Gemeinde keiner Landeskirche an, sondern die Stadt verwaltete ihre Kirchenangelegenheiten selbst, wobei allerdings dem katholischen Dekan des Domstifts Bautzen als Leiter einer Apostolischen Administratur bedeutende Rechte verblieben. Die evangelisch-lutherische Frömmigkeit in Görlitz wurde Ende des 17. Jahrhunderts stark vom Pietismus beeinflusst. Ab 1815 gehörte die Stadt zu Preußen und ihr Kirchenwesen wurde in die unierte Evangelische Kirche in Preußen eingeordnet.

Als Reaktion auf die vom preußischen Staat zwangsverordnete Union zwischen der lutherischen Kirche und der reformierten Tradition entstand die altlutherische Evangelisch-Lutherische Kirche in Preußen. In Görlitz wurde die evangelisch-lutherische Heilig-Geist-Kirchengemeinde gegründet, die heute zum Kirchenbezirk Lausitz der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche gehört. Durch die Wahl des Gemeindepfarrers Gert Kelter zum Propst des Sprengels Ost der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) am 27. Januar 2007 ist Görlitz Sitz der Propstei Ost der Altlutheraner geworden.

Ansonsten war die Stadt Teil der schlesischen Provinzialkirche der evangelischen Landeskirche, deren Sitz sich seinerzeit in Breslau befand. Infolge der Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg (Oder-Neiße-Grenze) verblieb nur noch ein kleiner Teil des Gebiets der schlesischen Provinzialkirche bei Deutschland und kam zur Sowjetischen Besatzungszone. Das frühere Görlitzer Stadtgebiet östlich der Neiße wurde zur Stadt Zgorzelec zusammengefasst. Die dort ansässige, meist evangelische deutsche Bevölkerung wurde 1945–1947 zwangsausgesiedelt. Die an ihrer Stelle neu angesiedelte Stadtbevölkerung war meist römisch-katholisch, sodass die Bevölkerung des zur Stadt Zgorzelec gewordenen ehemaligen Görlitzer Stadtgebiets seit etwa 1947 mehrheitlich katholisch ist.

Die Kirchenleitung unter Bischof Ernst Hornig musste 1946 Breslau verlassen und siedelte nach Görlitz um. So wurde die Stadt 1947 Sitz einer Landeskirche, die zunächst den Namen Evangelische Kirche von Schlesien behielt, 1968 jedoch ihren Namen in Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebietes ändern musste und 1992 ihren gegenwärtigen Namen Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz erhielt. Zum 1. Januar 2004 ging diese Landeskirche in der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz auf. Seither ist Görlitz Sitz des (dritten) Sprengels dieser neuen Landeskirche. Innerhalb dieses Sprengels gehören die Kirchengemeinden der Stadt Görlitz zum Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zogen vermehrt wieder römisch-katholische Gläubige in die Stadt und gründeten ab 1853 eigene Pfarrgemeinden. Sie gehörten zum Erzbistum Breslau. Als dessen Gebiet nach dem Zweiten Weltkrieg infolge der Grenzziehung geteilt wurde, bildete der westlich der Lausitzer Neiße bei Deutschland verbliebene Teil des Bistums Breslau zunächst das Erzbischöfliche Amt Görlitz. Hieraus entstand über die 1972 eingerichtete Apostolische Administratur Görlitz zum 8. Juli 1994 das heutige Bistum Görlitz innerhalb der neu errichteten Kirchenprovinz Berlin, dessen Kathedrale die 1898 erbaute St. Jakobuskirche wurde. Innerhalb des Bistums Görlitz gehören die Pfarrgemeinden der Stadt Görlitz, St. Hedwig und Hl. Kreuz, zum gleichnamigen Dekanat.

Daneben gibt es in Görlitz auch freikirchliche Gemeinden der Apostolischen Gemeinschaft, der Baptisten, der Siebenten-Tags-Adventisten, der Pfingstler, der Evangelisch-methodistischen Kirche und des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland.

Weitere Religionsgemeinschaften sind die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen), die Zeugen Jehovas, die Neuapostolische Kirche und eine Gemeinde des Apostelamts Jesu Christi.

Seit 2005 gibt es in Görlitz wieder eine jüdische Gemeinde. Die Gemeinde wurde vom Zentralrat der Juden in Deutschland und dem sächsischen Landesrabbiner Salomon Almekias-Siegl anerkannt und verhandelt (Stand: 2010) mit der Stadtverwaltung über die Rückübertragung der Synagoge an der Otto-Müller-Straße.

Im Jahr 2018 wurde vom Verein Assalam (dt. Frieden) ein interkulturelles Zentrum als Begegnungsort in der Bahnhofsstraße eröffnet. Die Räumlichkeiten sollen beispielsweise für muslimische Freitagsgebete genutzt werden, stehen nach Angaben des Vereins aber auch für kulturelle Veranstaltungen verschiedenster Art auch anderer Konfessionen und Herkunft offen.

Politik

An der Spitze der Stadt ist seit 1282 ein Bürgermeister bezeugt. Später gab es auch einen Rat. Der Bürgermeister wechselte jährlich. Nach dem Übergang an Preußen wurde die preußische Städteordnung eingeführt. Rat und Bürgermeister blieben bestehen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Amt des Oberbürgermeisters eingeführt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg bestand ein Rat der Stadt beziehungsweise die Stadtverordnetenversammlung, die nach den in der DDR geltenden Regelungen gewählt wurde.

Nach der Wende und dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland 1989/1990 wurde das zunächst als Stadtverordnetenversammlung, nunmehr als Stadtrat bezeichnete Gremium wieder frei gewählt. Der Stadtrat wählte anfangs auch den Oberbürgermeister. Seit 1994 wird der Oberbürgermeister jedoch direkt von den Bürgern für sieben Jahre gewählt. Er ist sowohl Vorsitzender des Stadtrats als auch oberster Dienstvorgesetzter aller städtischen Beamten, Angestellten und Arbeiter.

Stadtrat

Die Stadtvertretung besteht aus 38 Abgeordneten. Im Stadtrat sind zurzeit fünf Parteien und zwei lokale Wählervereinigungen vertreten.

Sehenswürdigkeiten

Görlitz besitzt eine der am besten erhaltenen Altstädte Mitteleuropas.

Für das Jahr 2010 bewarben sich Görlitz und Zgorzelec gemeinsam als Europäische Kulturhauptstadt. Dazu war eines der Schwerpunktprojekte die Entwicklung eines neuen Zentrums, des sogenannten „Brückenparks“. Entlang der Lausitzer Neiße werden beiderseits Objekte wie z. B. die Stadthalle, die Synagoge, die Hochschule und auf dem östlichen Neißeufer die Oberlausitzer Ruhmeshalle architektonisch zusammen mit weiteren Ideen zu einem Gesamtentwurf entwickelt. In mehreren Sommerprojekten haben sich bereits Studierende aus beiden Ländern Gedanken dazu gemacht. Es soll eine Art „Laboratorium“ entstehen, in dem europäisches Denken und Handeln erprobt werden kann.

Der Studiengang Kultur und Management an der Hochschule Zittau/Görlitz (FH) sowie viele engagierte Bürger und Unternehmen der Region unterstützten die verbindende Idee der Kulturhauptstadt-2010-Bewerbung von Görlitz. Ein sichtbares Zeichen dieser Unterstützung sind die fünf Flaggen, die auf der Landeskrone wehen. Zur Kulturhauptstadt 2010 wurde Essen gewählt, Görlitz erreichte den zweiten Platz. Jurymitglieder betonten, dass die Entscheidung äußerst knapp war. In Essen wurde öffentlich die Einbindung einiger Görlitzer Projekte in das Kulturhauptstadt-Projekt vorgeschlagen. Durch ihre Bewerbung und das dahinterstehende Konzept erreichten Görlitz und Zgorzelec aber dennoch eine beträchtliche Steigerung ihres Bekanntheitsgrades im In- und Ausland. Im April 2009 wurde bekannt, dass Görlitz sich um den Titel UNESCO-Weltkulturerbe bewirbt. Damit wollte Oberbürgermeister Joachim Paulick die Lücke schließen, die entstand, nachdem das Dresdner Elbtal den Titel verlor.

Städtebau, Sanierung und Denkmalschutz

Görlitz gilt mit seinen ca. 4000 Denkmälern als größtes Flächendenkmal Deutschlands, streng nach Denkmalrecht handelt es sich jedoch um die flächenhafte Verbreitung von Einzeldenkmälern. Unter den Denkmalen befinden sich sowohl profane als auch sakrale Bauwerke aus allen Stilepochen zwischen Spätgotik und Jugendstil.

Durch den hohen Schutzstatus der vielen Einzeldenkmäler kommt es gelegentlich zu Konflikten mit den Erfordernissen einer modernen Stadtentwicklung, so geschehen zum Beispiel an der Zeppelinstraße, Ecke Heilige-Grab-Straße. Hier wurde der Denkmalschutz den wohnungswirtschaftlichen Belangen untergeordnet und die Häuserzeile abgerissen.

Mitte der 1990er Jahre beschloss die Stadt eine Erhaltungssatzung nach dem Baugesetzbuch für die Stadtteile Altstadt, Innenstadt, Nikolaivorstadt und Südstadt. In diesen Gebieten ist die Bausubstanz sowohl der Einzelgebäude als auch des städtebaulichen Gesamtensembles geschützt. Auch bei geplanten Neubauten in diesem Gebiet wird zuvor die Gestalt und deren Symbiose mit Bebauung der Umgebung sowie die Funktion und Wirtschaftlichkeit des Baus geprüft. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Denkmäler außerhalb dieses Erhaltungsgebietes verzichtbar sind. Bei diesen wird ebenfalls vor einem Abriss oder Neubau der städtebauliche Gesamtcharakter überprüft.

Zusammen mit weiteren zehn ostdeutschen Städten wurde Görlitz zwischen 1990 und 1994 infolge des kritischen Zustandes der Bausubstanz und des schützenswerten Altstadtkerns zur Modellstadt der Stadtsanierung. Im Anschluss daran wurden nach und nach Fördergebiete der Stadterneuerung und -sanierung eingerichtet. Diese bestehen großteils noch heute. Ziel dieser sich teilweise überlappenden Teilgebiete ist die Revitalisierung und Weiterentwicklung der innen- bzw. kernstädtischen Bereiche. Es existieren die folgenden fünf Sanierungsgebiete:

Die Innenstadt Nord ist das erste Sanierungsgebiet und wurde 1991 festgelegt. Es gilt als weitgehend saniert. Das zweite Sanierungsgebiet ist die Historische Altstadt. Es wurde 1994 beschlossen und entwickelt sich seitdem positiv. Zeichen für die Attraktivität dieses Gebietes sind die seit 1997 gegen den Trend zunehmende Einwohnerzahl, die im Durchschnitt jüngsten Bewohner aller Stadtteile und die wachsenden Gästezahlen. In diesem Sanierungsgebiet kann nur schwer eine Prognose zur Dauer der Sanierung gegeben werden, da es dort zahlreiche städtebaulich markante und strukturell komplexe Fälle, wie z. B. die Hallenhäuser gibt.

Ebenfalls 1994 legte man das Sanierungsgebiet Nikolaivorstadt fest. Das Sanierungsverfahren gilt in diesem Gebiet noch nicht abgeschlossen, da die prägende Gewerbebrache des ehemaligen Gaswerkes noch nicht revitalisiert werden konnte. Trotz allem haben sich bereits weite Bereiche des einst industriell geprägten Stadtteils zu einem gefragten innerstädtischen Wohngebiet entwickelt. Auch die ergänzenden Neubauten fügen sich neben der modernisierten Bausubstanz maßvoll in das städtebauliche Bild.

1997 wurde der westliche, von Gewerbebrachen geprägte Rand der gründerzeitlichen Innenstadt in die Förderkulisse aufgenommen. Dieses Sanierungsgebiet heißt offiziell Gründerzeitviertel Innenstadt West. Mitte der 1990er Jahre zeichnete sich eine verstärkte soziale, demographische und auch bauliche Abwertung dieses Gebietes ab. Durch zahlreiche sanierte Gebäudezüge und Straßen sowie die Förderung von Gemeinbedarfseinrichtungen konnte dieser Trend weitgehend verhindert werden. Dennoch erfordert die Entwicklung dieses Areals noch Geduld und Beharrlichkeit.

Das letzte Sanierungsgebiet Innenstadt Ost/Brückenpark umfasst die zentrale Innenstadt und die Bebauung entlang der Neiße zur Partnerstadt Zgorzelec.

Die nötige Anpassung städtebaulicher Strukturen an den demographischen Wandel ist das Ziel des Förderprogramms Stadtumbau Ost, das sich in die Teile Rückbau und Aufwertung gliedert. Als Rückbaugebiet wurde 2003 das gesamte Stadtgebiet erklärt. Dies geschah unter anderem aus der Überlegung, auch in der Innenstadt beispielsweise den Abriss von Hinterhofgebäuden zur Verbesserung des Wohnumfeldes förderfähig zu machen. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (InSEK) erklärt die Neubaugebiete Königshufen, Rauschwalde und Weinhübel zu Schwerpunktgebieten des Rückbaus.

Der Einsatz von Städtebaufördermitteln zwischen 1990 und 2004 zeigt eine Trendwende der Zuweisung der Mittel nach Stadtteilen. Entfielen im Zeitraum von 1990 bis 1996 noch 70,4 % der Fördermittel auf die Altstadt, so sind es in der gegenwärtigen Förderperiode nur noch 19,3 %. Das Gründerzeitgebiet vereint dagegen 78,9 % der Fördermittel auf sich. Man könnte durch diese Zahlen auf einen besonders schlechten Bauzustand der Altstadt Anfang der 1990er Jahre schließen, dies stimmt jedoch nicht. Die Zahlen sind Ausdruck einer Strategie, die Stadtstruktur von innen heraus zu erneuern.

Mittlerweile gelten 70 % der Wohngebäude in der Kernstadt als saniert und der Blickpunkt verschiebt sich dort nun zur Aufwertung des Wohnumfeldes der einzelnen Quartiere, die Gestaltung des öffentlichen Raumes sowie die Ansiedlung und den Ausbau von Gemeinbedarfseinrichtungen, wie z. B. Kindergärten. Dies geschah teilweise bereits mit dem Umbau von Plätzen (siehe z. B. Marienplatz) und Straßen (begonnener Umbau der Berliner Straße) sowie beispielsweise dem neuen Anbau an der Stadtbibliothek auf der Jochmannstraße oder der neuen Kindertagesstätte auf der Mittelstraße.

Die Stadt und ihre Denkmalschützer haben einen unbekannten Gönner, der seit 1995 jedes Jahr über einen Münchener Anwalt genau 1.000.000 DM (ab 2002 511.500 €, 2016 abschließend 340.000 €) überweisen ließ. Im Laufe der Jahre entstand in der Stadt der Begriff Altstadtmillion. Die Altstadtstiftung verwaltet das Geld und das Kuratorium für Maßnahmen der Denkmalpflege vergibt es an Bauherren und Institutionen. Seit 2004 werden die so geförderten Objekte mit einer Plakette gekennzeichnet.

Profanbauten

Görlitz überstand den Zweiten Weltkrieg fast ohne Zerstörungen und besitzt mit zahlreichen historischen, teilweise denkmalgeschützten Bauwerken eine der besterhaltenen Altstädte Europas. Die Altstadt und die Nikolaivorstadt sind überwiegend von Bebauung aus der Spätgotik sowie aus der Zeit der Renaissance und des Barock geprägt.

In der Nikolaivorstadt befindet sich außerhalb der alten Stadtmauern das Scharfrichterhaus mit dem Finstertor. Es ist das einzige vollständig erhaltene Fachwerkhaus der Stadt. Das Haus ist auf 1666 datiert und wurde komplett saniert. Die Faschen der Hoftür sind mit Sgraffitos versehen, genauso wie die Eckquaderung an der Außenwand des Erdgeschosses. Eine Sandsteintafel erinnert an Lorenz Straßburger, den Scharfrichter von Görlitz, der in diesem Haus lebte. Das Haus wird von der Jugendbauhütte Görlitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz genutzt.

Das älteste profane Gebäude der Stadt ist das Waidhaus, auch Renthaus genannt. Es wurde 1131 erbaut und war im 15. Jahrhundert der Aufbewahrungsort und Stapelplatz für die Tuchfärbepflanze Waid. Bis 1426 verfügte das Gebäude noch über einen Turm. Von 1447 bis 1530 wurde das Haus als Schule genutzt. Am Giebel wurde die noch heute lesbare Inschrift „Nil actum creades, cum quid restabit agendum 1479“ angebracht, die an ein schweres Feuer im Jahr 1479 erinnert. Heute ist es Sitz des Fortbildungszentrums für Handwerk und Denkmalpflege e. V.

Südlich des Waidhauses verläuft die Neißstraße, sie ist Teil der alten Via Regia und das östliche Tor zur Altstadt. Neben dem Biblischen Haus, dessen Sandsteinfassade Illustrationen aus dem Alten und Neuen Testament zeigt, befindet sich das Barockhaus Neißstraße 30, das ehemalige Gesellschaftshaus der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften (OLGdW) mit dem historischen Saal der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften (OLB). Das Haus aus der Barockzeit war damals das bedeutendste Wohn- und Handelshaus in Görlitz und der Oberlausitz. Es wurde 2011 komplett saniert.

Am westlichen Ende der Neißstraße öffnet sich der Untermarkt, der durch seine Renaissancefassaden geprägt ist. Er wird gesäumt von einem stadtspezifischen Haustyp, dem Hallenhaus, vor geschlossenen Laubengängen. Der bekannteste Vertreter dieses Typs ist der Schönhof, erbaut 1525 durch Wendel Roskopf. Er gilt als das älteste bürgerliche Renaissancegebäude Deutschlands. Ebenfalls auf dem Untermarkt befindet sich die markante Ratsapotheke mit den beiden Sonnenuhren von Zacharias Scultetus. Der gotische Kern des Gebäudes wurde 1558 im Stil der Renaissance überformt. Die Zeiger werfen ihre Schatten auf verschiedenfarbige Linien, die verschiedene Zeitskalen verdeutlichen, die sogenannten bürgerlichen, die italienischen und die babylonischen Stunden.

Im Zentrum des Untermarktes befindet sich die sogenannte Zeile. Diese wurde über die Jahrhunderte immer wieder baulich verändert und besteht heute aus einem zusammenhängenden Häuserblock. Sie beherbergte damals Händler und Krämer und bot unter den Laubengängen Platz um Waren anzubieten. Der einst fachwerklich geprägte Teil auf der nördlichen Seite der Zeile wurde 1706 durch ein neues Verwaltungsgebäude ersetzt, der sogenannten Börse. Kaufleute hielten dort wöchentlich ihre Zusammenkünfte ab. Das Gebäude wird heute als Hotel genutzt.

Auf der gesamten Westfront des Untermarkts befindet sich das Rathaus. Es wurde 1369 als Ort der städtischen Verwaltung in Betrieb genommen und dient diesem Zweck noch heute. Die Uhr des Rathausturms hat zwei Zifferblätter, von denen das untere eine Zwölfstundenuhr ist mit einem Männerkopf, dessen Kinnlade zu jeder vollen Minute nach unten klappt. Die obere Uhr zeigt den Tag, die Stunde und die Mondphase an. Im Stil der Neorenaissance wurde 1903 der nördliche Teil des Rathauses, das Neue Rathaus, fertiggestellt. Der Neubau wurde ebenfalls mit Laubengängen versehen. Die Fassade zieren die sechs Wappen der Städte des Oberlausitzer Sechsstädtebundes.

Vom Untermarkt in Richtung Westen gelangt man über die Brüderstraße zum Obermarkt. Auch dort befinden sich Renaissance- aber auch Barockfassaden. Alle Häuser an der nördlichen Seite sind durch den Barock geprägt. Ursprünglich wurde der Obermarkt als Handelsfläche für Gewürze, im Speziellen Salz, genutzt. Es wurde im Salzhaus gelagert, das gegen 1424 erstmals erwähnt wurde. Es stand zentral auf dem Markt und reichte von der Einmündung der Steinstraße bis zur Brüderstraße. Im Jahr 1851 wurde das Salzhaus abgerissen. In dem Barockhaus 29 wohnte 1813 der französische Feldherr Napoleon Bonaparte und wohnte vom Balkon einer Militärparade auf dem Platz bei. Seitdem wird es im Volksmund auch Napoleonhaus genannt.

An der Westseite grenzt der Obermarkt an den Platz des 17. Juni, auf dem der Kaisertrutz steht. 1427 entstand diese Anlage als Teil des Reichenbacher Tores. Er war in den Befestigungswall integriert und so mit dem Reichenbacher Turm verbunden. Erst 1848 wurden die Mauern entfernt. Der Kaisertrutz diente dann als Hauptwache der preußischen Garnison. Heute ist er Teil des Kulturhistorischen Museums Görlitz. Neben dem Reichenbacher Turm gehören auch der Nikolaiturm und der Frauenturm, umgangssprachlich auch Dicker Turm genannt, zu den drei erhaltenen von ehemals vier Wehrtürmen. Die Ochsenbastei und der Nikolaizwinger sind die einzigen beiden erhaltenen Teile des doppelten Görlitzer Stadtmauerrings. Die Hotherbastei ist die letzte Eckbastei der Stadtmauer.

Vom Obermarkt der Steinstraße südwärts folgend gelangt man in die Gründerzeit- und Jugendstilviertel der Innenstadt. Während der Jahrhunderte verschob sich das Zentrum weiter gen Süden bis zur Berliner Straße. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden viele Straßenzüge diesem Trend angepasst. 1913 wurde das Görlitzer Warenhaus am Demianiplatz als Grand Bazar zum Strauß nach Plänen des Architekten Carl Schumanns eröffnet. Es entstand nach dem Muster des Kaufhauses Wertheim in Berlin. 1984 begannen die Restaurierungen an der Außenfassade. Im Inneren hat das Kaufhaus freihängende Treppen und aus Echtholz geschnitzte Geländer. Auch das verzierte Glasdach gehört zu den Besonderheiten dieses Gebäudes. Zusammen mit dem Lichthof ermöglicht es einen großen Lichteinfall in das gesamte Gebäude. An den tragenden Säulen befinden sich Jugendstilornamente. Riesige, reich geschmückte Kronleuchter hängen von der Decke herab. Seit 2005 steht das Kaufhaus weitgehend leer.

Bereits 1887 gründete Otto Straßburg die heute nach ihm benannte Straßburg-Passage an der Berliner Straße. Sie trug anfangs den Namen Spezialgeschäft für Leinen- und Baumwollwaren, Gardinen, Geraer Kleiderstoffe sowie Aussteuerartikel aller Art. 1908 wurde die Passage als Durchgang erweitert. Den Besuchern war es nun möglich, zwischen der Berliner- und der parallel laufenden Jakobstraße zu wechseln. Folgt man der Berliner Straße weiter südlich, gelangt man zum Bahnhof Görlitz. Bereits am 1. September 1847 wurde der erste Bahnhof in Görlitz mit zwei Gleisen eröffnet. Die nach Osten verlaufenden Gleise führen zum 1847 eröffneten Neißeviadukt. Von 1906 bis 1917 wurde der Bahnhof komplett umgebaut. In der DDR-Zeit wurde das Gebäude 1984 unter Denkmalschutz gestellt. Die Bahnhofshalle weist zehn große Fenster auf, jeweils fünf auf der Nord- und der Südseite. Zusammen mit den imposanten Deckenleuchter versorgen sie die Halle mit Licht. Die dreischiffige Bahnhofshalle überspannt die Bahnsteige II–IV mit den Gleisen 7 bis 12. Lediglich der Bahnsteig I mit den Gleisen 3 und 4 liegt außerhalb der Bahnsteighalle und hat eine separate Bahnsteigüberdachung. Nur die Gleise 7 bis 12 dienen noch dem Personenverkehr.

Am westlichen Rand der Altstadt wurde 1906 mit dem Bau einer Musikhalle für die Schlesischen Musikfestspiele begonnen. Sie wurde am 27. Oktober 1910, zwei Jahre später als ursprünglich geplant, als Stadthalle mit einem großen Konzertsaal, dem Bankettsaal, dem Konzertgarten und einer Gaststätte eröffnet. Etwa 2200 Gäste nahmen an den Feierlichkeiten teil. Der Große Saal bietet 1400 Gästen Platz. Die Stadthalle ist die größte Konzerthalle zwischen Berlin, Prag, Dresden und Breslau. Seit 1. Januar 2005 ist sie wegen notwendiger Sanierung geschlossen.

Neben der auf der Neißstraße in der Altstadt befindlichen Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften gibt es noch weitere Bibliotheken in Görlitz. 1876 entstand im Waisenhaus in der Annengasse die Görlitzer Stadtbibliothek mit dem Ziel, das Volk zu bilden und das gesammelte Wissen zu verbreiten. Bereits im Jahr 1902 gab es über 475 registrierte Mitglieder, denen 4700 Bücher zur Verfügung standen. Ab 1905 entstand der Bibliotheksbau im Jugendstil auf der Jochmannstraße. Der damalige Oberbürgermeister Georg Snay eröffnete 1907 den Neubau als Städtische Volksbücherei und Lesehalle. Sie bot den 1311 registrierten Lesern im ersten Jahr 150 Plätze.

Außerhalb der Innenstadt, im heutigen Stadtteil Biesnitz, befindet sich die Scultetus-Sternwarte. Bartholomäus Scultetus, Bürgermeister, Astronom und Lehrer am Gymnasium Augustum, war Namensgeber der Einrichtung. Ursprünglich wurde am 15. Oktober 1856 ein Sternwartenturm an dem am Klosterplatz gelegenen Augustum eingeweiht. Ab den 1960er Jahren wurde mit dem erweiterten Aufgabengebiet des Observatoriums und der wachsenden Ausleuchtung der Innenstadt ein Umzug aus der Stadt beschlossen. In den Jahren von 1967 bis 1989 wurde ein neues Observatorium erbaut. In dem darin befindlichen Planetarium können unter einer Kuppel mit einem Durchmesser von acht Metern 40 bis 60 Besucher einen künstlichen Sternhimmel beobachten. Das etwa 3000 m² große Gelände verfügt über zwei Beobachtungsstationen mit abfahrbaren Dächern. Zwei Teleskope mit Spiegeldurchmessern von 40 und 15 cm sind in den Kuppeln des Hauptgebäudes untergebracht.

Einer der jüngsten Neubauten ist die am 20. Oktober 2004 eröffnete Altstadtbrücke. Sie entstand leicht versetzt zu der Brücke, die im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht auf dem Rückzug gesprengt worden war. Baubeginn war der 28. April 2003. Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf 2.659.100 Euro. Sie dient als Fußgängerüberweg nach Polen.

Sakralbauten

Die Nikolaikirche, deren Grundmauern sich bis ins Jahr 1100 datieren lassen, ist die älteste Kirche der Stadt. Sie lag außerhalb des mittelalterlichen Mauerrings, ebenso wie die angrenzende Nikolaivorstadt, die wegen dieser Kirche als ältester Siedlungskern von Görlitz angesehen wird. Die Errichtung des heutigen Gebäudes begann 1452, ging aber zunächst schleppend voran, da die Fertigstellung der Kirche St. Peter und Paul Vorrang hatte. Vollendet wurde der Bau der Nikolaikirche von dem Görlitzer Baumeister Wendel Roskopf als dessen letztes spätgotisches Bauwerk. Geweiht wurde sie 1520. Allerdings wurde sie wohl nie als Pfarrkirche genutzt, wegen der Nähe von St. Peter und Paul. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche 1642 zerstört, kurz nach Kriegsende 1649 wieder aufgebaut. Nach einem Brand im Jahr 1717 baute man die Kirche um und zog eine Flachdecke in das Kirchenschiff ein. Diese wurde erst im frühen 20. Jahrhundert wieder entfernt und 1925/26 von Martin Elsaesser mit einem expressionistischen Deckengewölbe ausgestattet. Direkt an die Nikolaikirche grenzend liegt der Nikolaifriedhof. Die Gräber und Grüfte stammen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Sie lassen sich stilistisch dem Manierismus, dem Barock und Rokoko sowie dem Klassizismus zuordnen.

Im Norden der ummauerten Altstadt, südlich nur des Vogtshofes, befindet sich die Pfarrkirche St. Peter und Paul, umgangssprachlich Peterskirche, eine fünfschiffige spätgotische Kirche, die zwischen 1425 und 1497 erbaut wurde. Sie ist die größte spätgotische Hallenkirche Sachsens. Ihre Türme prägen das Bild der Altstadt, weshalb sie als eines der Wahrzeichen von Görlitz gilt.

Bereits in den Jahren zwischen 1234 und 1245 wurde vor den Toren der Stadt, am heutigen Obermarkt, die Dreifaltigkeitskirche errichtet. Die Mönche des Franziskanerordens nutzten sie anfangs als Klosterkirche. 1715 wurde sie der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet und dient als evangelisches Gotteshaus. Heute dient der Bau als Teil des Augustum-Annen-Gymnasiums.

In Richtung Südwesten, wo die Altstadt in das Gründerzeitviertel übergeht, wurde 1349 die Sühnekirche Unserer Lieben Frauen errichtet. Als sie in den Hussitenkriegen 1429 zerstört wurde, wurde die Frauenkirche als dreischiffige Hallenkirche mit langgestrecktem Chor und spätgotischer Einwölbung errichtet. Bis 1831 war dieser spätgotische Bau von einem Friedhof umgeben dessen Gräber heute noch teilweise erhalten sind.

Südlich des Bahnhofs wurde am 6. Oktober 1900 die Kathedrale St. Jakobus konsekriert. Der neogotische Bau dauerte von 1898 bis 1900 und wurde komplett in Ziegelbauweise gefertigt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt. Bis 2012 sollten die vier kleinen Nebentürmchen, die Dachaufbauten und das Fries aus gelben und roten Dachziegeln rekonstruiert worden sein. Sie ist die Hauptkirche Bistum Görlitz. Die Fertigstellung erfolgte schließlich im Frühjahr 2016.

Ebenfalls in der Innenstadt befindet sich die 1901 geweihte Lutherkirche. Sie ist der erste evangelische Kirchenneubau, der nach der Reformation in Görlitz geweiht wurde. Der Grundstein wurde am 10. November 1898, zum Geburtstag Martin Luthers, gelegt. Stilistisch nimmt der Bau Bezug auf die Kaiserdome am Rhein und ist im neoromanischen Stil gehalten. Die Fassade besteht aus roten Ziegeln mit verschiedenfarbigen Dekoreinlagen aus Glasursteinen. Besonders auffällig sind ihre reich verzierten Fenster.

Einen Eindruck von der Bedeutung der jüdischen Gemeinde vor 1933 vermittelt die Synagoge in der Nähe des Stadtparks. Sie wurde von 1909 bis 1911 erbaut und ist die einzige im heutigen Sachsen, die die Pogromnacht 1938 unzerstört überstanden hat. Sie ist heute eine Stätte der Begegnung und des Lernens.

Von erheblicher kunsthistorischer Bedeutung ist der Nachbau des Heiligen Grabes von Jerusalem von 1504. Er ist gemeinsam mit dem nachgebildeten Kreuzweg eine beliebte Pilgerstätte. Es befindet sich am nordwestlichen Rand der Altstadt.

Gedenkstätten

Im Jahre 1988 wurde an der Synagoge Otto-Müller-Straße 3 zur Erinnerung an die jüdischen Opfer der Shoa sowie die Verwüstung des Gotteshauses bei den Novemberpogromen 1938 eine Gedenktafel angebracht. Ein Mahnmal auf dem Jüdischen Friedhof an der Biesnitzer Straße erinnert an 323 KZ-Häftlinge aus dem Außenlager Görlitz des KZ Groß-Rosen. Für die italienischen Militärinternierten, die während des Zweiten Weltkrieges Opfer der Zwangsarbeit wurden, wurde ein Gedenkstein auf dem Städtischen Friedhof errichtet. Die Gedenktafel am linken Flügel des Gerichtes auf dem Postplatz erinnert an die Opfer des Volksaufstandes am 17. Juni 1953. Das Denkmal aus dem Jahre 1948 am Wilhelmsplatz (zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Platz) ist allen Opfern des Faschismus gewidmet. Eine weitere Tafel erinnert an der ehemaligen Tuchfabrik Hossner, an der Neiße im Stadtteil Weinhübel (bis 1936 Leschwitz) an die Opfer eines 1933 für annähernd 1.300 Häftlinge dort eingerichteten Schutzhaftlagers. Für den Künstler Johannes Wüsten, der 1943 in Brandenburg-Görden ermordet wurde, sind Gedenktafeln an den Häusern Johannes-Wüsten-Straße 7 und 23 sowie Porträtbüsten in der Ständigen Ausstellung der Kunstsammlungen und an der Straßenecke Johannes-Wüsten-Straße zur Curie-Straße angebracht worden. Die Gedenktafel am Haus Bismarckstraße 32 erinnert an den sozialdemokratischen Politiker Rudolf Breitscheid, der 1944 im KZ Buchenwald ums Leben kam. An seinem Geburtshaus Konsulstraße 1 brachte man für den antifaschistischen Gewerkschafter Kurt Steffelbauer, der 1942 in Berlin-Plötzensee ermordet wurde, eine Tafel an. Eine weitere Gedenktafel erinnert an den kommunistischen Widerstandskämpfer Herbert Balzer, der 1945 von SS-Männern ermordet wurde. Sie befindet sich am Haus James-von-Moltke-Straße 7.

Oldtimer-Parkeisenbahn

Adler der Oldtimer-Parkeisenbahn
Die Görlitzer Oldtimer Parkeisenbahn wurde 1976 als elfte Pioniereisenbahn der DDR errichtet. Ihr auf einer Spurweite von 600 mm fahrender Zug ist eine Nachbildung der ersten deutschen Eisenbahn von 1835 nebst dessen Lokomotive Adler. Zur Eröffnung nahmen etwa 70 Görlitzer Schüler die Tätigkeit in der neuen Arbeitsgemeinschaft des Pionierhauses auf. Für die eisenbahntechnische Unterstützung stellte die Deutsche Reichsbahn immer wieder Mitarbeiter zur Unterstützung frei, bis 1990 wurden die Lokführer vom Bahnbetriebswerk Görlitz gestellt.

Parks

Tierpark

Der Görlitzer Naturschutz-Tierpark ist ein anspruchsvoll gestaltetes naturnahes Ensemble. In zum Teil durch die Besucher begehbaren Gehegen leben über 500 Tiere wie kleine Pandas, Fischotter oder Yaks. Mit seiner fünf Hektar großen Fläche gehört er zu den kleineren Zoos in Deutschland. Im Jahr 2007 feierte der Park seinen 50. Geburtstag und konnte erstmals seit zehn Jahren mehr als 100.000 Besucher verzeichnen.

In der Nähe der Stadthalle befindet sich der Stadtpark, dessen besondere Anziehungspunkte ein großer Holzspielplatz und der Meridianstein für den 15. Grad östlicher Länge sind. Außer dem Stadtpark existieren in der Alt- und Innenstadt noch zahlreiche weitere Grünanlagen, z. B. das Weinberggelände, das sich entlang der Neiße von der Obermühle im Norden vorbei am Neißeviadukt bis hin zur Weinlache im Süden zieht, der Ölberggarten am Heiligen Grab sowie die Grünanlagen im Nikolai- und Ochsenzwinger. Auch in den umgebenden Stadtteilen gibt es größere Grünanlagen, so z. B. das Birkenwäldchen zwischen Rauschwalde und der Südstadt, den Kreuzkirchenpark in der Südstadt, das Kidrontal in Königshufen sowie den Loenschen Park zwischen Biesnitz, Kunnerwitz und Weinhübel.

Ca. 17 km nördlich von Görlitz liegt die Kulturinsel Einsiedel. Sie ist eine Verbindung von Kunst, Kultur und Natur. Auf dem detailliert gestalteten Abenteuerspielplatz befinden sich Tunnels, Klettergerüste und ein großes Piratenschiff. Im Jahr 2005 wurde ein Hotel auf der Kulturinsel eröffnet. Es besteht aus mehreren Baumhäusern in acht bis zehn Meter Höhe.

Die Landeskrone

Das Wahrzeichen von Görlitz, die Landeskrone, ist ein 420 m hoher Basaltkegel vulkanischen Ursprungs. Sie ist die einzige namhafte Erhebung im Umkreis von Görlitz. Von der Landeskrone eröffnet sich ein weiter Blick über das Lausitzer Bergland bis hin zum Zittauer Gebirge und bei guter Sicht bis zum Riesengebirge mit der Schneekoppe. Eine erste Bebauung geht auf die Bronzezeit zurück, es folgten eine frühmittelalterliche und eine hochmittelalterliche Burganlage mit Siedlung. Hinter bis zu acht Meter dicken Steinmauern einer Wallanlage siedelten Handwerker und Händler der Slawen. Der böhmische Herzog Othelrich eroberte 1015 diese Hauptburg und nahm eintausend der Verteidiger gefangen.

Auf dem Südgipfel steht seit 1901 die 13 m hohe Bismarcksäule zu Ehren von Fürst Otto von Bismarck, der Ehrenbürger der Stadt Görlitz ist. Die erste kleine Gastwirtschaft eröffnete 1844 auf dem Berg. Der größere Nachfolgebau von 1863 brannte 1946 nieder. Erst 1951 entstand die heutige Gipfelbebauung, in die nach der letzten Sanierung 1994 eine Gaststätte und das Burghotel einzog.

Die Stadt erwarb die Landeskrone 1440 von adligen Vorbesitzern und holzte die Bäume auf dem Berg nahezu komplett ab. Erst 1840 legte man die heutige Lindenallee an, die am Fuße der Landeskrone beginnt. Die Lindenallee führt in 178 Stufen aufwärts bis zur Fahrstraße, die wiederum bis zum Gipfel führt. Der restliche Bergsockel wurde 1883 mit Rotbuchen bepflanzt. Der so mit der Zeit entstandene dichte Laubwald am Berg wurde 1953 zum Naturschutzgebiet erklärt. Es gehört zum FFH-Gebiet Basalt- und Phonolithkuppen der östlichen Oberlausitz.


vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Görlitz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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