Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019

 

Böhmische Hussiten in Schlesien -
die böhmische Emigration ab 1741

Zur Geschichte der reformierten Gemeinde Hussinetz im preußischen Schlesien

erzählt von Hermann von Tardy - Übersetzumg: Karl Barta

In der herrlichen Landschaft am Fuße der Ausläufer der Glatzer Berge, einrahmend eine große, fruchtbare Ebene zur Oder und hinter sich erstreckend, liegt die reformierte böhmische Kirchengemeinde Hussinetz. Diese wird gebildet durch die Ortschaften der böhmischen Emigranten, Hussinetz, Mittel-, Ober- und Nieder-Podiebrad und Pentsch.

Bisher wurden die historischen Begebenheiten dieser Kirchengemeinde nur unvollkommen niedergeschrieben, obwohl sie nicht wenig interessant sind.

Der selige Dr. Gillet unerschrockener, gelehrter und scharfsinniger Vertreter reformierter Kirchengemeinden in Schlesien, hat mir als Kandidaten schon angeboten, dass ich mich mit der Geschichtsschreibung meines Geburtsortes befassen soll und das möglichst bald, solange man noch bei den alten Gliedern der Hussinetzer Gemeinde Erinnerungen sammeln und zusammentragen kann.

Aber es ist nicht dazu gekommen. - Ursache, meine baldige Berufung nach Böhmen im Jahre 1858.

Bisher schrieb die Daten der Hussinetzer Geschichte Theofil Eisner in seinen "Fußstapfen" und im "Palmbaum" Dr. Gillet in seiner Historie die unierten Kirchengemeinden in Schlesien - wo er mit Nachdruck wiedergibt, welche Bestrebungen bestanden von Seiten der unierten Kirchengemeinden, um die Hussinetzer Kirchengemeinde zu germanisieren -und letztlich Prof. Dr. Slavik in der Zeitschrift „Svetozor“ (deutsch: Weltschau) i.J. 1870 und in der Zeitschrift „Osveta“ (deutsch: Aufklärung) i.J. 1877.
Auch die deutsche „Reformierte Zeitung“ brachte einen Aufsatz von Hussinetz. Die Zeitschrift "Stimme von Zion" brachte hier und da einige Zeilen über das Thema.
Ich hörte nicht auf Geschichtsdaten zu sammeln, über die ganze Zeit, als ich zu Lebzeiten meines Vaters (gest. 1874) Hussinetz besuchte. Weil ich mit diesen Daten die Hussinetzer Geschichtsschreibung vervollkommnen und sie der Öffentlichkeit zugängig machen möchte.

Die böhmische Emigration begann, als Schlesien noch zur böhmischen Krone gehörte, am häufigsten in nördlicher Richtung, nach Sachsen, nachher nach Brandenburg.

Als Friedrich II. Maria Theresia Schlesien nahm, wandten sie sich in das nähere Schlesien. Friedrich II hat diese Ansiedlung unterstützt und zur Anwerbung sandte er den Pfarrer der Berliner böhmischen Kirchengemeinde Liberda nach Böhmen in die von den Preußen besetzten Gebiete. Die Resolution des Königs von Ihm unterschrieben und datiert in Berlin den 19. Dezember 1741, wurde an Liberda ausgehändigt. Weil sein König, Euer Gnaden von Preußen, unser allergnädigster Herr, dem hiesigen Pfarrer der böhmischen Gemeinde, Liberda zu wissen gab, aus welchen Gründen ich gern sehen würde, dass er die Reise nach Böhmen und Schlesien antrete.

Wohin er unverzüglich sich "begeben möge: Erteilen erwähnten Pfarrer Liberda hierzu notwendige Erlaubnis zu dieser Reise nach Böhmen und Schlesien, sowie ein Begleitschreiben und in Erledigung seiner untertänigsten Bitte vom 24., vergangenen Monats wird ihm hiermit bekannt gegeben, dass "............"

3. ihm und seinen Genossen sollen für die Reise gezahlt werden 200 Taler, von welchen er allerdings Rechnung legt.

4. Erlaubt wird, dass er sich sechs Männer mitnehme, welche er dazu benutzen möge, dass an vielen Orten unter den Protestanten Siedler für Schlesien gewonnen werden.

5. Dem geheimen Finanz-Rat v. Reinhard, Mitglied der königlichen Kriegskammer in Breslau wird auferlegt, das Ansiedeln neuer Siedler in Schlesien, gleichzeitig wird ihm überlassen Orte zu wählen, an welchen sich tschechische Familien ansiedeln möchten, mit Liberda entweder allein, oder durch Bevollmächtigten besichtigen, damit von den Orten den neuen Aussiedlern besser berichtet und die Ansiedlungs-möglichkeiten gelobt werden können. Damit

6. einwandernde böhmische Landwirte gleich nach ihrer Ankunft in Schlesien freie Wohnung erhalten und Land zugewiesen wird, damit sie im bevorstehenden Jahr ihr eigenes Brot essen und dem Lande nicht zur Last fallen. Seine königliche Hoheit gibt seinem Prediger Liberda mit beigelegten Schreiben in sein, königl. hoheitl. großen in Böhmen Obersten Seines erlauchten Prinzen Leopold von Anhalt in wärmsten Schutz und befehlen strengstens Seiner Durchlaucht dafür zu sorgen, dass

7. die aussiedelnden Menschen aus Böhmen nach Schlesien, ihr Vieh und das übrige Eigentum sicher dorthin bringen können.
 
8. dass diesen neuen Siedlern nun ihr neuer gnädiger König, denen welche lesen können, ein Neues Testament und ein kirchliches Gesangbuch in tschechischer Schrift ein jeder Person schenkt, hinsichtlich wie es durchgeführt werden sollte, möge Prediger Liberda Vorschläge unterbreiten. Gelegentlich sich mit dem Geheimen Finanzrat Reinhard verständigen.

9. Seine königliche Hoheit will den neuen Gemeinden (die durch die neuen Siedler entstehen sollen) neue evangelische Kirchen und Schulen besorgen, aus diesem Grunde sollen Vorschläge gemacht werden.

10. Obwohl Prediger Liberda, bei der Durchführung seiner Aufgabe auf seiner Reise kaum Gefahr befürchten muss, versichert ihm sein gnädiger König, dass wenn ihm nach Gottes Willen etwas menschliches zustoßen würde, Seine königliche Majestät danach für seine Ehefrau und Kinder liebenswert sorgen würde, Übrigens hofft Seine königliche Majestät vom genannten Liberda, dass er seine Aufgabe erhaben, mit verständiger Vorsicht und Sorgfalt durchführt, alles reife verständig abwägt, auch nicht vorzeitig unnötigen Lärm verursacht. Schließlich soll er von Zeit zu Zeit seiner königlichen Majestät von dem Lauf der Dinge Bericht erstatten.

Es wird ihm auch kundgetan, wenn er irgendwelche Bedürfnisse hätte, dieses Seiner königlichen Majestät unverzüglich mitzuteilen.


Berlin, den 19. Dezember 1741


Eine ansehnliche Anzahl geheimer evangelischer Christen ließ sich beeinflussen, Böhmen zu verlassen und nach Schlesien umzusiedeln.

In "Osveta" schreibt Prof. Slavik nach Aufzeichnungen des Predigers Matej Servus mehr von diesen Begebenheiten.
Die Aussiedler sammelten sich zunächst in Münsterberg, von dort aus wurden sie anderswohin überführt.
Die in Münsterberg geblieben sind, fingen an Nöte zu ertragen, wie im physischen so auch im psychischen Sinne.

Gottesdienste mussten eine längere Zeit im Rathaus gehalten werden, später in einem privaten Hause. Die größte Anzahl der Münsterberger Böhmen hielt am Glauben der Böhmischen Brüder fest. Die lutherischen Pfarrer welche die Kirchengemeinde betreuten - anfangs Macher,"nach ihm P. Pinzger und schließlich Pokorny - hatten nur eine Minderheit 20 - 25 Familien, über hundert Familien hatten den reformierten Pfarrer Blanitzky (tsch.Blanicky).

Blanitzky war vorher Mönch in Tschenstochau in Polen. Er flüchtete nach Berlin, wo er anfangs Not ertragen musste.
Dort machte er Bekanntschaft mit dem höfischen Prediger D. Arn. Jablonsky, durch seine Vermittlung erhielt er vom Hofe ein Gehalt. Nach zusätzlichem Studium wurde er zugelassen, das Abendmahl zu erteilen. Nach Jablonskys Tode nahm sich seiner Prediger Gronau an, welcher ihm eine Unterstützung aus Bremen ermöglichte, dort bekam er das Stipendium von Prof. Gerles zur Universität Groningen in Holland. Nach zwei Jahren kehrte er wieder nach Berlin zurück und wurde von dort aus den Böhmen in Münsterberg zugewiesen. Diese waren von diesem Zugang begeistert, denn er glich sich im Glauben ihnen an. Sein Vorgänger der Lutheraner Pinzger war nicht so beliebt. Nachdem er vom König berufen wurde zum Pastor, ging er zur Approbation nach Leschna - - - für mehrere Tage um seine Prüfung als Pastor abzulegen. In diesem Jahre 1744- wurde er Prediger des Gottes-Wortes.

Die Münsterberger Böhmen hörten, dass bei Strehlen zwei Domänen verkauft werden sollen. Durch Vermittlung ihres Pastors Blanitzky kauften sie diese zwei Domänen und siedelten sich im Jahre 1749 dort an. So entstand der Ort Hussinetz. (Nachzulesen aus den Erzählungen des Prof. Slavik, erschienen 1877 in Osveta).

Urkunden in denen der Kauf bestätigt ist, befinden sich in Breslau mit dem Datum 30. April 1749 und vom König Friedrich dem II. eigenhändig unterschrieben.
Die erste Liste hat die Aufschrift - Beglaubigung - confirmatio -des Kaufvertrages zwischen der Stadt Strehlen und der evangelisch-reformierten böhmischen Kirchengemeinde bestehend aus 147 Familien hinsichtlich des Kaufes von zwei der Stadt Strehlen gehörenden Domänen von den Siedlern damit ein neues Dorf angelegt werden kann. (Siehe "Osveta" 1877 Seite 804 und "Stimme aus Zion", wo eine dieser Listen vollkommen abgedruckt wurde).

Hussinetz auf diesen zwei Katastern dieser zwei Domänen angelegt war bis zum Jahre 1764 die einzige
Kirchengemeinde. Die Vermehrung der Böhmen in Hussinetz führte zur Neugründung von drei weiteren Gemeinden.

70 böhmische Familien bewarben sich um die an Hussinetz angrenzende Domäne Mehltheuer 1.013 Maße groß.

Die königliche Kammer überließ den Bewerbern dieses Kataster für 1.313 Taler und 8 Groschen zum erblichen Eigentum, welches auch nach Gutdünken der jetzigen Eigentümer verkauft werden konnte.

Das Inventar der Domäne erhielten sie kostenlos.
Für das Vieh war eine Kaufsumme von 1.241 Taler und 12 Groschen zu zahlen. Zum Inventar gehörte das Gerät zur Feldbestellung, Getreide sowie die Saat auf den Feldern.
Jede Familie erhielt aus dem nahen königlichen Walde 20 Bäume zum Hausbau. Anfänglich sollte nur ein Ort angelegt werden, doch da gab es verschiedene Schwierigkeiten und anstatt dem einen Ort mit Namen Neu-Podiebrad wurden drei Orte bzw. Ortsteile angelegt. Ober-Podiebrad mit 24- Familien, Mittel-Podiebrad mit 22 Familien und Nieder-Podiebrad mit 24 Familien.

Jede Familie hatte nun eine kleine Landwirtschaft. Das Feld wurde an alle Siedler zu gleichen Teilen aufgeteilt und die Siedler waren wie in Hussinetz vollkommen freie Bauern, zu keiner Fronarbeit mehr verpflichtet, sie brauchten auch keine Abgaben an Gutsherren leisten. Sie waren aber verpflichtet bei Verkäufen wie es damals unter freien Menschen üblich war, eine bestimmte Taxe (Erbschaftssteuer, etc.) abzuführen. Die Bürgermeister wurden von der königlichen Kammer bestimmt. Die Gemeindevertretung wurde von den Bürgern in freier geheimer Wahl gewählt. Jeder Ortsteil erhält nach seiner Errichtung einen eigenen Bürgermeister und jeder Bürgermeister eine Abschrift des Beglaubigungs- schreibens, die Urschrift jedoch wird aufbewahrt in Ober-Podiebrad.

Weil nun die Familien die gleichen Freiheiten genießen und nur eine Hauptliste angefertigt wird im Bezug auf die Grundsteuer werden alle für einen und einer für alle Gläubiger sein. Der Bürgermeister und die Gemeindevertreter haben Aufsicht zu führen damit auf den einzelnen Landwirtschaften gut gewirtschaftet wird. Sollte jedoch eine Landwirtschaft vernachlässigt werden, haben sie die Pflicht diesen Landwirt zu ermahnen. Wenn dieses jedoch nicht hilft, muss eine Meldung an das Bürgermeisteramt erfolgen. Der Bürgermeister mit dem Gemeinderat haben dann das Recht einen anderen Bürger als Landwirt für diese schlecht bewirtschaftete Stelle auszuwählen, der es besser versteht, diese Landwirtschaft zu bewirtschaften. Dieses um zu verhindern, dass etliche sich saumselig benehmen. Die Bürgermeister und die Gemeindevertreter sollen der Gemeinde Vorbilder sein in allen Dingen.

Ein jeder Ortsteil erhält sein Recht, einen eigenen Schullehrer zu wählen. Es soll aber einer gewählt werden der auch das Weberhandwerk versteht, also gut spinnen und webern kann, damit er auch jeden Tag einige Stunden Unterricht in diesem Handwerk erteilen kann. Die Gemeindeordnung wird von drei Ortsteilen gemeinsam erarbeitet und der königlichen Kammer zu Breslau zur Beglaubigung vorgelegt.

Die Siedler der Podiebrader Ortsteile äußerten nun den Wunsch nach einem eigenen Pfarrer der königlichen Kammer in Breslau. Doch dort wurde entschieden am 30. Mai 1765, dass diesem Wunsche nicht entsprochen werden kann, sondern sie wurden darauf verwiesen,  sich der Hussinetzer Kirchengemeinde anzuschließen. Dieser Anschluss wurde auch vollzogen. Die Aussiedlung der Böhmen aus ihrer angestammten Heimat hielt noch an, denn dort galt ja der evangelische Glaube noch als Hochverrat und wurde entsprechend von den dortigen Behörden verfolgt.

Bis aus Podiebrad in Böhmen ein Gesuch an den preußischen König kam, mit der Bitte noch weitere Aussiedler anzunehmen.

Wir von unser Seite wünschen ihm nun, dass er die Berufung bereitwillig ausüben möge, nicht aus Gewinnsucht, sondern, dass die kleinen Sprösslinge ihm zur Sorge anvertraut, zur Ehre des Herrn Jesus, zur wahren Kenntnis des Gottes Wortes sie lernen und in seinen Schoß sie führen möge, damit sie aus seiner Brust die Liebe saugen, ihm zugeneigt seien aus ganzer Seele und so die Kraft des Heiligen Geistes annehmen. Überwinden könnten alle Angriffe des Teufels, sowie Begierden des Körpers, damit sie sich versammeln unter dem Thron des Lammes und er das Bekenntnis aussprechen möge: 0 Herr dein Talent hat zehn andere Talente dazu gewonnen. Dieses wünschen wir dir lieber Bruder von Herzen und uns allen. Der Heiland möge diesen Wunsch erfüllen was unser stotternder Mund nur unvollkommen darzubringen weiß.


den 22. November 1785


Matej Libal, Jiri Jakl, Sebastian Valta,
Jan Jirman, Jiri Valta, Josef Snilvek, Jakub Zaruba, Fridrich Dusek, Jan Tesar


Als die Zahl der Böhmen immer mehr zunahm, kauften sie im Jahre 1801 die freie Domäne Pentsch von der
Verwaltung des Hl. Johann in Strehlen, dieser Kauf wurde von der königlichen Kammer in Breslau beglaubigt am 8. Juli 1802 mit der Auflage, ähnlich der Siedlung Hussinetz, dass die jetzigen böhmischen Eigentümer ihr Eigentum nur an Böhmen verkaufen sollen und wer nicht ihres Glaubens ist, nicht in ihres Mitte aufgenommen werden muss. Doch diese Auflage wurde von Anfang an nicht eingehalten, sondern gleich am Anfang wurden einige Teile an Nicht-Böhmen verkauft. Die Böhmen selbst kauften auch selbst Grundeigentum in den umliegenden Ortschaften sowie in der Stadt Strehlen, wo sie sich aber recht bald assimilierten und von den Deutschen nicht mehr zu unterscheiden waren. Auch die reformierte Konfession ging bei ihnen verloren. Nur in Katschelken in der Nähe Töppendorfs und in der neuesten Siedlung Eichwald in der Nähe Göppersdorf sind die Böhmen in einer größeren Anzahl angesiedelt, haben ein Zusammengehörigkeitsgefühl und gehören zur reformierten Kirche in Hussinetz. (In der Altstadt Strehlen).

Nach dem oben genannten Pfarrer Blanitzky folgte im Jahre 1754 bis 1771 Sam. Figulus. Nach ihm vom Jahre 1771 bis 1809 Jiri Daniel Mojzis (Moses). Anschließend Peter Sikora, welcher vorher Pfarrer in Nebudzeli von 1811 bis 1824 war.

Sein Nachfolger wurde Josef von Tardy, gebürtig aus Libice, vom Jahre 1825 bis 1874.

Nach ihm wurde gewählt und als geistlicher Verwalter bestellt Chlumsky, Sohn des Geistlichen Josef Chlumsky.
Als v. Tardy berufen wurde, beendete er gerade sein Studium in Wittenberg, er erhielt von einem sehr geachteten Mann der Hussinetzer Böhmen Jan Sovak Nachbarn aus der Altstadt Strehlen ein Schreiben vom 2. November 1824, dieses zeugt von der religiösen Gewissenhaftigkeit und vom Glauben welcher damaliger Zeit in Hussinetz zu finden war. Ich hoffe, dass er noch in vielen zu finden ist. Dieses Schreiben lautet also:

Hochgelehrter ehrwürdiger Herr Kandidat!

dass Sie Ihr wichtiges Schreiben an mich gerichtet haben, liegt daran, dass Sie noch keine Kenntnis davon hatten, dass ich schon vor einigen Jahren von dieser Verpflichtung entbunden worden bin. Ich habe also pflichtgemäß Ihr Schreiben den Kirchenältesten übergeben. Aber um Ihnen heute Genaueres schreiben zu können, weiß ich noch nicht, was für eine Antwort sie Ihnen geben wollen. Deshalb schreibe ich diesmal nur in eigener Person, wobei ich dafür Gründe habe.

Da Sie in Ihrem Brief die verbliebenen Böhmischen Brüder erwähnen, möchte ich mich dazu äußern und gestehen, dass es solche gibt, dass wir aber nur einen Rest bilden, ja, nur eine Nachlese der Böhmischen Brüder. Aber es gibt von uns noch eine genügend große Zahl, an die tausend Seelen. Die Erwachsenen gehen gewöhnlich ziemlich fleißig in die Kirche. Aber Gott sei geklagt! es sind ihrer viele, die, wenn sie aus der Kirche kommen, nicht viel mehr wissen, als etwa welche Art die Abkündigung war und was jener oder jene für Sachen an hatte. Andere, und zwar der kleinere Teil, bedauern und beklagen es, dass Einfachheit und brüderliche Aufrichtigkeit verloren gehen und der Geist der Welt und der Zeit zunehmen und Oberhand gewinnen wollen. Unter denen sind auch solche Seelen, die in ihrem Herzen erkannt haben, dass wir durch unsern Herrn Jesus sowohl die Sündenvergebung empfangen als auch Vermögen und Kraft zu einem neuen Leben und zur Ausübung christlicher Tugend und Pflicht. All die Genannten brauchen Ermahnung,
Warnung und Pflege. - Und das ist, mein sehr lieber Freund, die einfache, jedoch aufrichtige Beschreibung der Äcker und Gärtchen, die Sie, Gott gebe es, zu besorgen und zu bearbeiten hätten. Wenn es da nicht die Hilfe Jesu gäbe, der sich auch in den Schwachen stark erweist, könnte sich kaum jemand erkühnen, sich einer so gewaltigen Arbeit zu unterziehen. Wenn aber der Heiland selbst bei seinem Scheiden das Versprechen gab, als er sagte: "Siehe, ich bin bei euch ... bis an das Ende der Welt." dann könnten sich seine Diener auf seine Hilfe verlassen. Sollten Sie, ehrwürdiger und werter Freund, Seiner Meinung sein, also dass Sie im Namen Jesu und im Vertrauen auf ihn uns predigen, dass in keinem andern Heil ist, dass auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben ist, darin wir sollen selig werden, dann will ich der erste der Männer aus Mazedonien sein und will rufen wie er in Apostelgeschichte 19, Vers 9: "Komm ... hilf uns!"

Schließlich, sollten Sie wirklich zu uns kommen, dann wäre es aber von beiden Seiten notwendig, sich vorher irgendwie bekanntzumachen. Um Ihnen unnötige Auslagen zu ersparen, möchte ich Sie davon in Kenntnis setzen, was festgelegt worden ist: Solange das Trauerjahr der Witwe1 nicht zu Ende ist, möchte die Kirche sie in keiner Weise daran hindern und das ganze Jahr geduldig abwarten. Herr Sikora der Jüngere, Pastor in Hradec (Anmerkung der Red.: Bedrich Hradec [Friedrichsgräz] bei Oppeln im preußischen Schlesien) will, obwohl er mehr als zehn Meilen von hier entfernt wohnt, in der von der Regierung festgesetzten Zeit hierher kommen und das heilige Abendmahl halten.

Seien Sie, geschätzter Freund, so gütig und lassen Sie mich in dieser Angelegenheit Ihre Meinung wissen. Wenn Sie sich mir anvertrauen würden, würde ich mich sehr freuen. In Erwartung Ihrer Antwort übergebe ich alles Gottes Fügung und befehle es seiner Gnade und verbleibe Ihr aufrichtig geneigter Freund

Jan Sovák

Strehlen-Altstadt, den 2. November 1824

P.S.
Der hiesige Herr Pastor hat eine angemessene Versorgung wie Getreide, Acker und Holz, so dass er an nichts Not leiden muss. Er bekommt ein ordentliches Gehalt und ist überall geachtet von der Bevölkerung als ihr Lehrer und Prediger.

Sollten sie ihm aber mehr als menschliche Ehre erweisen müssen, ist es ihnen unangenehm. Denn vielen unserer Vorfahren ist das widerfahren, ehe sie sich des Jochs päpstlicher Priester entledigten.
[Es fehlen hier noch vier Zeilen des Originaltextes, da mir das letzte Blatt der Übersetzung fehlt]
Originaltitel: Heřman z Tardy: K dĕjinám reformované cirkve Husinecké v Pruském Slezsku. In: Časopis historický, 2. Jahrgang, Pardubice 1882, Seiten 28-34

1 [gemeint ist die Gattin des 1824 verstorbenen Pfarrers Peter Schikora]

2 [Dies bezieht sich auf das Traueredikt Friedrichs des Großen für Niederschlesien vom 3. Mai 1742. Punkt 5 besagt: Eine Witwe soll ihren Mann ein Jahr und nicht länger betrauern ...]

vgl.
http://petertscherny.bplaced.net/strehlen/hussinetz/tardy.pdf
 

 

 

 

 

Die niederschlesischen Wurzeln der Familie Schwarz (Swarc, Schworz) in den "böhmischen Dörfern"

 
Erste Generation
  
graphic
Helmut Schwarz geboren am 7. Januar 1920 in Niklasdorf Schlesien / ab 1945 Mikoszów und gestorben am 3. Mai 1962 in Leubsdorf, Rheinland-Pfalz.
 
 
  
 
Andere Ereignisse im Leben von Helmut Schwarz
 
Religion
 
ev/rk
  
 
Vater:
2.
Wilhelm Friedrich Schwarz geboren am 18. Juli 1878 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen und gestorben am 14. April 1960 in Zittau Sachsen.
  
 
Mutter:
3.
Pauline Selma Winkler geboren am 7. April 1882 in Töppendorf Schlesien, ab 1945 Kuropatnik, Polen, und gestorben am 31. Januar 1969 in Eilenburg Sachsen.

 
Zweite Generation (Eltern)
  
2.
Wilhelm Friedrich Schwarz geboren am 18. Juli 1878 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen und gestorben am 14. April 1960 in Zittau Sachsen. Er heiratete Zweite Pauline Selma Winkler am 24. März 1908 in Peterwitz.
 

 
  
 
Andere Ereignisse im Leben von Wilhelm Friedrich Schwarz
 
Religion
 
ev
  
 
Vater:
4.
Friedrich Wilhelm Schwarz geboren am 17. März 1852 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen und gestorben in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen.
  
 
Mutter:
5.
Anna Maria Klowersa geboren am 17. Dezember 1853 in Pentsch Schlesien und gestorben am 13. März 1889 in Pentsch Schlesien. (Grabstein s.u.)

 
  
3.
Pauline Selma Winkler geboren am 7. April 1882 in Töppendorf Schlesien ab 1945 Kuropatnik, Polen, und gestorben am 31. Januar 1969 in Eilenburg Sachsen.
 
 
  
 
Andere Ereignisse im Leben von Pauline Selma Winkler
 
Religion
 
ev
  
 
Vater:
6.
Gottlieb Winkler geboren am 13. Oktober 1832 und gestorben am 13. Juli 1886 in Töppendorf Schlesien, ab 1945 Kuropatnik, Polen.
  
 
Mutter:
7.
Christiane Baramsky gestorben am 29. April 1923 in Töppendorf Schlesien, ab 1945 Kuropatnik, Polen.

 
Dritte Generation (Großeltern)
  
4.
Friedrich Wilhelm Schwarz geboren am 17. März 1852 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen und gestorben in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen. Er heiratete Anna Maria Klowersa am 13. Februar 1877 in Pentsch Schlesien ...
 

 
  
 
Andere Ereignisse im Leben von Friedrich Wilhelm Schwarz
 
Beruf
 
Fleischbeschauer Inwohner Stellenbesitzer
 
Religion
 
ev
  
 
Vater:
8.
Carel Schwarz geboren am 17. Juli 1821 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen und gestorben am 17. Juni 1886 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen..
  
 
Mutter:
9.
Anna Rosina Schwarz [Dittrich] geboren im 1821 und gestorben an einem unbekannten Datum.

 
  
5.
Anna Maria Klowersa geboren am 17. Dezember 1853 in Pentsch Schlesien und gestorben am 13. März 1889 in Pentsch Schlesien.
 
 
  
 
Andere Ereignisse im Leben von Anna Maria Klowersa
 
Religion
 
ev
  
6.
Gottlieb Winkler geboren am 13. Oktober 1832 und gestorben am 13. Juli 1886 in Töppendorf Schlesien, ab 1945 Kuropatnik, Polen. Er heiratete Christiane Baramsky.
 
 
  
 
Andere Ereignisse im Leben von Gottlieb Winkler
 
Religion
 
ev
  
7.
Christiane Baramsky gestorben am 29. April 1923 in Töppendorf Schlesien, ab 1945 Kuropatnik, Polen, .
 
 
  
 
Andere Ereignisse im Leben von Christiane Baramsky
 
Religion
 
ev

 
Vierte Generation (Urgroßeltern)
  
8.
Carel Schwarz geboren am 17. Juli 1821 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen und gestorben am 17. Juni 1886 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen.. Er heiratete Anna Rosina Schwarz [Dittrich] am 2. November 1845 in Hussinetz, Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen .
 

 
  
 
Andere Ereignisse im Leben von Carel Schwarz
 
Beruf
 
Einlieger Stellenbesitzer Auszügler
  
 
Vater:
10.
Samuel Friedrich Schworz geboren am 2. März 1788 in Hussinetz Schlesien / ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen und gestorben am 23. Juli 1862 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen.
  
 
Mutter:
11.
Johanna Elisabeth Dowerck geboren am 22. Dezember 1795 in Mittel-Podiebrad, ab 17. Oktober 1928 zu Mehltheuer eingemeindet, ab 1945 Gościęcice, Polen, und gestorben am 2. November 1885 in Pentsch, Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen.

 
  
9.
Anna Rosina Schwarz [Dittrich] geboren im 1821 und gestorben an einem unbekannten Datum.
 

 
Fünfte Generation (Ur(2)-Großeltern)
  
10.
Samuel Friedrich Schworz geboren am 2. März 1788 in Hussinetz Schlesien / ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen und gestorben am 23. Juli 1862 in Pentsch Schlesien, Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen. Er heiratete Zweite Johanna Elisabeth Dowerck am 27. Oktober 1811 in Hussinetz, Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen .
 
 
  
 
Andere Ereignisse im Leben von Samuel Friedrich Schworz
 
Beruf
 
Stellenbesitzer Auszügler
  
 
Vater:
12.
Johann Swarc geboren am 2. März 1755 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen . und gestorben am 11. Oktober 1821 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen.
  
 
Mutter:
13.
Dorota Schworz [Podhaisky] geboren am 1. Mai 1757 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen . und gestorben am 9. März 1829 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen ..

 
  
11.
Johanna Elisabeth Dowerck geboren am 22. Dezember 1795 in Mittel-Podiebrad, ab 17. Oktober 1928 zu Mehltheuer eingemeindet, ab 1945 Gościęcice, Polen, und gestorben am 2. November 1885 in Pentsch Schlesien Kreis Strehlen / ab 1945 Pęcz, Polen..
 

 
Sechste Generation (Ur(3)-Großeltern)
  
12.
Johann Swarc geboren am 2. März 1755 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen,  und gestorben am 11. Oktober 1821 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen. Er heiratete Dorota Schworz [Podhaisky].
 
 
 
 
Andere Ereignisse im Leben von Johann Swarc
 
Beruf
 
Stellenbesitzer Ehemann
  
 
Vater:
14.
Jan Schwarz geboren *1710 in Böhmen und gestorben in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen.
  
 
Mutter:
15.
Caterina Kulhanek geboren im 1731 in Böhmen und gestorben am 14. Juni 1808 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen..

 
  
13.
Dorota Schworz [Podhaisky] geboren am 1. Mai 1757 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen und gestorben am 9. März 1829 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen ..
 

 
Siebte Generation (Ur(4)-Großeltern)
  
14.
Jan Schwarz geboren *1710 in Böhmen und gestorben in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen.. Er heiratete Caterina Kulhanek.
 
  
15.
Caterina Kulhanek geboren im 1731 in Böhmen und gestorben am 14. Juni 1808 in Hussinetz Schlesien, ab 1937 Friedrichstein (Niederschles.) ab 1945 Gęsiniec im Powiat Strzeliński, Polen.
 

 

Die Familie Schwarz -
nach dem Krieg in Hartha (Erzgebirge)

 

 

 
 
 
Der Friedhof von Pentsch (Pecz) 2019 - eingeebnet, gepflegt,
einige Grabsteine an der Friedhofsmauer
 
 
Anna Maria Schwarz, geb. Klowersa geboren am 17. Dezember 1853 in Pentsch Schlesien und gestorben am 13. März 1889 in Pentsch Schlesien.  
 

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