Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019
Lyck
Lyck, poln. Ełk, ist eine Mittelstadt in der polnischen Woiwodschaft
Ermland-Masuren. Sie ist das Zentrum des Powiat Ełcki.
Lage
Ełk liegt im historischen Ostpreußen, rund 150 km östlich der Stadt Olsztyn
(Allenstein) in Masuren am Lyck-See (polnisch Jezioro Ełckie), 136 Meter
über dem Meeresspiegel. Die Entfernung zum russischen Kaliningrad
(Königsberg) im Nordwesten beträgt etwa 190 Kilometer. Der Ort dehnt sich am
Ostufer des Lyck-Sees aus.
Ortsname
Der deutsche Ortsname Lyck leitet sich aus prußisch „luka“ ab und ist die
Bezeichnung für die Gelbe Mummel, eine Teichrose. Die polnische Form Ełk
entstand durch Abtrennung aus „we Łku“ und weist ebenfalls auf Sumpf- und
Wasserpflanzen.
Stadtgliederung
Die Stadt (Miasto) Ełk gliedert sich heute in 13 Stadtteile und Siedlungen
(polnisch Dzielnice i osiedla Ełku).
Geschichte
Lyck liegt im westlichen Teil des prußischen Stammesgebietes Sudauen, das
1283 durch den Deutschen Orden erobert wurde. Der Ort wurde erstmals 1343
als Luk urkundlich erwähnt. Hier siedelten vor allem Fischer, die sich durch
Fischfang aus See und Fluss ernährten. Das Schloss auf der Insel des Lycker
Sees wurde um 1390 durch den Komtur zu Balga angelegt, später umgebaut und
erweitert.
1425 erhielt das Fischerdorf die Handfeste durch den Hochmeister Paul von
Rusdorf (Dorfprivileg). Nach dessen Tod wurde die Urkunde 1445 in Rastenburg
bestätigt. Während des Preußischen Städtekriegs brannten um 1454 polnische
Soldaten den Ort nieder. 1497 verweigerte Hochmeister Friedrich von Meißen
dem polnischen König den Huldigungseid, er ließ die Burg Lyck wieder
aufbauen und stark befestigen, um gegen erneute polnische Angriffe gewappnet
zu sein. 1536 errichtete der aus Krakau stammende Pfarrer Maletius auf
seinem von Herzog Albrecht verliehenen Gut eine Druckerei und ließ etliche
polnische Bücher drucken. Das war nach Marienburg und Königsberg die dritte
Druckerei im gesamten Preußenland. Die Verleihung des Stadtrechtes erfolgte
1669 durch den Großen Kurfürsten.
Mit dem Gymnasium verfügte die Stadt über eine höhere Lehranstalt. Deren
Anfänge gingen auf eine 1588 von Markgraf Georg Friedrich von Ansbach für
die Polen gestiftete Provinzial-Schule zurück, die 1599 zur Fürstenschule
erhoben worden war. 1812 wurde diese Lehranstalt zum Königlichen Gymnasium
Lyck.
1815 kam der Begriff Masuren (Mazury) auf. Lyck empfand sich – nicht nur
wegen seiner Druckerei und seines Gymnasiums, sondern besonders wegen seiner
bedeutenden Persönlichkeiten – als geistiges Zentrum der damaligen Region
und bezeichnete sich deshalb als „Hauptstadt Masurens“. Mehr als 100 Jahre
(1818–1945) war Lyck Kreisstadt des gleichnamigen Kreises Lyck im
Regierungsbezirk Allenstein. Es verfügte über Landgericht, Amtsgericht und
Arbeitsgericht und war Sitz des Hauptzoll- und Finanzamts sowie einer
Oberförsterei. Zwischen 1868 und 1885 wurden die Ostpreußische Südbahn sowie
Bahnverbindungen nach Insterburg und Johannisburg angelegt, die dem Ort
einen enormen wirtschaftlichen Schub gaben. Maschinenfabriken,
Holzschneidemühlen, Ziegeleien, Brauereien und ansehnliche Gärtnereien
entstanden. Insbesondere der Handel mit Russland war bedeutend. 1908 wurde
das Königliche Lehrerseminar fertig gestellt. 1915 folgte die Bahnverbindung
nach Sensburg.
Das Corps Masovia feierte 1881 zum ersten Mal ein Stiftungsfest in Lyck. Die
Lycker Zeitung Masovia. Publikationsorgan für den Landesstrich Masuren
erschien am 14. Juni 1881 in breitem Überdruck mit den Farben blau-weiß-rot
und brachte ein Begrüßungsgedicht und einen Artikel über die
Corpsgeschichte. Die gleiche Resonanz fand 1896 das 66. Stiftungsfest. 120
Jahre später wurde wieder ein Stiftungsfest in Ełk gefeiert.
Nach dem Friedensvertrag von Versailles hatte die Bevölkerung im
Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Lyck gehörte, am 11. Juli 1920 über die
weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland)
oder den Anschluss an Polen abzustimmen. In Lyck stimmten 8340 Einwohner für
den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfiel keine Stimme. In der
Ostpreußischen Operation (1945) besetzte die Rote Armee die Region. Bald
darauf wurde Lyck mit dem südlichen Teil Ostpreußens unter die Verwaltung
der Volksrepublik Polen gestellt. Die deutsche Stadt Lyck erhielt den
polnischen Ortsnamen Ełk. Soweit die Einwohner nicht geflüchtet waren,
wurden sie 1945 größtenteils vertrieben oder später ausgesiedelt. Die Stadt
ist seit 1992 Sitz des Bistums Ełk der römisch-katholischen Kirche Polens.
Die frühere evangelische Pfarrkirche, heute römisch-katholische
Herz-Jesu-Kirche
Eine erste Kirche in Lyck wurde 1550 gebaut, sie brannte 1651 ebenso wie ihr
Nachfolgebau 1656 ab. Ein neues Kirchengebäude von 1688 wurde 1837 wegen
Baufälligkeit abgetragen. 1850 entstand eine neugotische – noch von der
Schinkel-Schule geprägte – Backsteinkirche. Sie fiel dem russischen Angriff
im Ersten Weltkrieg zum Opfer. Unter Verwendung von Mauerresten der vorigen
Kirche wurde 1920 bis 1925 ein neues Bauwerk errichtet, mit deutlichen
Anklängen an die Ordensarchitektur.
Das Gotteshaus, das gut durch den Zweiten Weltkrieg kam, wurde 1959
gründlich renoviert. Seit 1946 wurden hier katholische Gottesdienste
gefeiert und das Gebäude der veränderten liturgischen Nutzung angepasst.
Heute ist es eine Pfarrkirche der römisch-katholischen Kirche in Polen und
trägt den Namen Kościół Najświętszego Serca Jezusewego (Kirche
Allerheiligstes Herz Jesu / Herz-Jesu-Kirche).
Kirchengemeinde
Schon in den 1530er Jahren war an der Pfarrkirche lutherische Geistliche
tätig. In der Anfangszeit wurde die Predigt in polnischer Sprache gehalten,
nach 1815 wurde erst in deutscher, danach in masurischer Sprache gepredigt.
1925 zählte die Gemeinde 17.000 Gemeindeglieder. Das Kirchspiel gehörte zum
Kirchenkreis Lyck in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Evangelischen Kirche
der Altpreußischen Union.
Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung brachten das Leben der
evangelischen Gemeinde zu Erliegen. Nur allmählich sammelte sich hier wieder
eine evangelische Gemeinde, die jedoch bisher kein eigenes Gotteshaus hat,
sondern die Kirche der Baptistengemeinde am früheren Steinweg mitbenutzt.
Die Kirchengemeinde ist eine Filialgemeinde der Pfarrei in Pisz
(Johannisburg) in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche
in Polen.
Kirchenkreis Lyck
Bis 1945 war Lyck das Zentrum des gleichnamigen evangelischen Kirchenkreises
in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Evangelischen Kirche der Altpreußischen
Union. Ihm waren elf Pfarreien zugeordnet.
1853 wurde in Lyck die erste katholische Kirche gebaut. Sie wurde dem Hl.
Adalbert geweiht. Zu Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein größeres
Kirchengebäude erforderlich, und so entstand 1893 bis 1895 die heutige, in
neugotischem Stil errichtete Kirche. Sie wurde 1903 geweiht und war bis 1945
Pfarrkirche einer weitläufigen Pfarrei. Seit 1992 ist das oftmals renovierte
Gotteshaus die Kathedrale des Bistums Ełk der Römisch-katholischen Kirche in
Polen und trägt den früheren Namen in polnischer Sprachform Katedra św.
Wojciecha (St.-Adalbert-Kathedrale). Sie ist das älteste Gotteshaus der
heute elf katholischen Kirchen in der Stadt Ełk.
Kirchengemeinde
Erst in den Jahren um 1800 gab es einige – wenige – Katholiken in der Stadt
Lyck. 1845 zählte die gesamte Pfarrei etwa 100 Kirchenglieder. Doch stieg
die Zahl im 19. Jahrhundert stark an. Bis 1945 war die Pfarrgemeinde in das
Dekanat Masuren II (Sitz: Pisz (Johannisburg)) im Bistum Ermland
eingegliedert.
Nach 1945 erfolgte ein starker Zuzug katholischer Neubürger. Es entstanden
bis in die 1990er Jahre hinein immer neue Pfarrgemeinden. Die Parafia św.
Wojciecha gehört zum Dekanat Ełk – Matki Bożej Fatimskiej im Bistum Ełk der
Römisch-katholischen Kirche in Polen.
Dekanate Ełk
In der Stadt Ełk haben heute drei römisch-katholische Dekanate ihren Sitz.
Zugeordnet sind ihnen 23 Pfarrgemeinden.
Baptistengemeinde
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Lyck eine immer größer werdende
Baptistengemeinde, die von 1905 bis 1908 eine Kirche in neugotischem Stil
ohne Turm errichtete. Sie ist heute auch Gotteshaus der evangelischen
Kirchengemeinde in Ełk.
Verkehr
In Ełk zweigt von der Bahnstrecke Głomno–Białystok die Bahnstrecke Olsztyn–Ełk
ab. Dies sind heute die einzigen Strecken, die noch regulär bedient werden.
Die Bahnstrecke Ełk–Tschernjachowsk wird nur noch ein Stück im Güterverkehr
betrieben, die Bahnstrecke Czerwonka–Ełk ebenso. Auf der Ełcka Kolej
Wąskotorowa wird Touristenverkehr betrieben.
Ruine der Ordensburg
Auf der Schlossinsel im Jezioro Ełckie (Lycksee) blieben Teile der Burg des
Deutschen Ordens aus dem 15./16. Jahrhundert erhalten. Nach Zerstörungen und
Umbauten dienten die Gebäude zuletzt bis 1970 als Gefängnis und sind in
ruinösem Zustand erhalten. Nach Verkauf an einen privaten Investor sollen
sie zu einer Hotelanlage hergerichtet werden.
Persönlichkeiten
Eine bekannte Lycker Persönlichkeit ist der 2014 verstorbene Schriftsteller
Siegfried Lenz, der 1926 in Lyck geboren wurde. Mit seiner
Kurzgeschichtensammlung So zärtlich war Suleyken hat er dem Umland ein
literarisches Denkmal gesetzt. Als Lucknow ist Lyck Zentrum der Handlung in
seinem Roman Heimatmuseum, in dem Lenz sich mit dem die masurische Region
schädigenden und schließlich zerstörenden Nationalismus, aber auch mit der
Politik der Vertriebenenverbände nach 1945 auseinandersetzt. 2011 erhielt
Lenz für sein Engagement für ein friedliches Zusammenleben zwischen
Deutschen und Polen die Ehrenbürgerwürde der Stadt.
vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ełk
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