Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019
Nikolaiken
Nikolaiken, poln. Mikołajki, ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft
Ermland-Masuren. Sie gehört zum Powiat Mrągowo und ist Sitz der
gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde.
Geographische Lage
Die Stadt liegt etwa 20 Kilometer ostsüdöstlich der Stadt Mrągowo (Sensburg)
und 70 Kilometer östlich der Stadt Olsztyn (Allenstein) an einem langen Arm
des Śniardwy (Spirdingsees), des größten der masurischen Seen, auf einer
Höhe von 120 Metern über dem Meeresspiegel.
Geschichte
Das alte Kirchdorf in Masuren wurde 1444 erstmals als Nickelsdorf (oder St.
Niclas) erwähnt. Benannt ist die Ortschaft nach dem Kirchenpatron Sankt
Nikolaus, dem Schutzpatron der Fischer. Ab 1610 findet sich der Ort dann
erneut unter dem Namen Nikolaiken. Die drei Siedlungskerne mit Koniec und
Koslau waren im 18. Jahrhundert so weit zusammengewachsen, dass der
Ortschaft 1726 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. die
Stadtrechte gewährt wurden. 1911 wurde Nikolaiken an das Bahnnetz
angeschlossen. Durch die Lage am Spirdingsee war die Fischerei von jeher ein
bedeutender Erwerbszweig in Nikolaiken. Namentlich die Nikolaiker Maränen
(Speisefisch) machten die kleine Stadt weit über Ostpreußen hinaus bekannt.
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im
Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Nikolaiken gehörte, am 11. Juli 1920
über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu
Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Nikolaiken stimmten 1800
Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine
Stimmen.
Bis 1945 gehörte die Stadt zum Landkreis Sensburg in der Provinz Ostpreußen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Nikolaiken als eine der wenigen Städte in
Ostpreußen nicht zerstört. Während des Krieges war dort die deutsche Abwehr
unter Admiral Canaris stationiert.
Gegen Kriegsende besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Bald
darauf wurde Nikolaiken zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter
polnische Verwaltung gestellt. Die Stadt erhielt den polnischen Ortsnamen
Mikołajki. Der Großteil der Einwohner, soweit nicht bereits während der
Kriegsereignisse geflohen, wurde 1945 vertrieben bzw. später ausgesiedelt
und durch Polen ersetzt.
Bereits vor dem Krieg war Nikolaiken ein Anziehungspunkt für den
Fremdenverkehr. Heute ist der Ort eines der größten touristischen Zentren –
insbesondere für den Wassersport – in Masuren. Im Winter ist das Eissegeln
eine besondere Attraktion.
Christentum
Die Gründung einer Kirche in Nikolaiken fiel in vorreformatorische Zeit. Die
Reformation fasste hier im 16. Jahrhundert relativ früh Fuß und ließ die
lutherische Lehre heimisch werden.
Evangelische Kirche
Kirchengebäude: Die evangelische Kirche in Mikołajki wurde in den Jahren
1840 bis 1842 errichtet. Sie ist der Nachfolgebau eines beim Tatareneinfall
1656 niedergebrannten Baus sowie eines 1839 wegen Baufälligkeit abgerissenen
Gotteshauses. Bei der Kirche handelt es sich um einen neoromanischen Saalbau
nach einem Entwurf der Schinkel-Schule. Der Turm wurde erst 1880 angebaut.
Altar und Kanzel der Kirche sind zu einer Wand vereinigt. Darüber befindet
sich ein Gemälde mit symbolischen Darstellungen von Gebeten unter dem Kreuz
Jesu. Die Orgel stammt von 1868. In jüngster Zeit entstand die
Christusstatue vor der Kirche, die von dem an der Kirche amtierenden
Geistlichen Franciszek Czudek († 2018) gestiftet wurde.
Kirchengemeinde: Die evangelische Kirchengemeinde entstand in Nikolaiken mit
Einführung der Reformation. Bis 1945 war sie in den Kirchenkreis Sensburg in
der Kirchenprovinz Ostpreußen der Evangelischen Kirche der Altpreußischen
Union eingegliedert. 1925 zählte sie 5021 Gemeindeglieder, die in einem
weitflächigen Kirchspiel lebten und von zwei Pfarrern betreut wurden. Nach
Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung schwand die Zahl der
Gemeindeglieder. Doch schon bald konnte sich hier wieder eine neue Gemeinde
bilden, die nun der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in
Polen zugehört. Angegliedert ist die Filialkirche in Ukta (Alt Ukta).
Katholische Kirche
Katholische Pfarrkirche St. Nikolaus
Kirchengebäude: In Mikołajki gibt es heute zwei katholische Gotteshäuser.
Beides sind Pfarrkirchen, die der Mutter Gottes Rosenkranz (polnisch Kościół
Matki Boskiej Różańcowej) bzw. dem Hl. Nikolaus (polnisch Kościół św.
Mikołaja) gewidmet sind.
Pfarrgemeinden: Vor 1945 gab es in Nikolaiken und Umgebung relativ wenige
Katholiken. 1870 wurde die Stadt nach Sensburg eingepfarrt. Die Stadt ist
Sitz eines Dekanats innerhalb des Bistums Ełk. Zur Nikolaus-Pfarrgemeinde
gehört die Filialkirche in Tałty (Talten).
Dekanat Mikołajki
Dem Dekanatsbezirk Mikołajki im Bistum Ełk der polnischen
römisch-katholischen Kirche sind sieben Pfarrgemeinden zugeordnet.
Mehr als eine Erinnerung an das Leben einer jüdischen Gemeinde in Nikolaiken
ist der jüdische Friedhof. Er ist zugleich ein Denkmal für die nahezu 100
Juden, die in Nikolaiken vor der Zeit des Nationalsozialismus lebten.
Politik
Wappen
Historisches Wappen von Nikolaiken
Blasonierung: „Geviert; Feld 1 und 4 Silber, Feld 2 Rot, Feld 3 Blau; das
ganze überdeckt mit einem golden gekrönten, natürlichen Stint (Fisch), der
am Unterkiefer mit einer vom linken Obereck ausgehenden, langen goldenen
Kette gefesselt ist.“
Das Wappen wurde 1922 zur Erinnerung an das 200-jährige Bestehen der Stadt
geschaffen. Blau, Silber und Rot gelten als die Farben von Masuren. Der
Fisch ist der Stinthengst des Spirdingsees, der einmal gefangen, aber vom
Stadtrat nicht getötet, sondern an die Brücke gefesselt wurde, weshalb die
Stinte nun stets um die Stadt schwärmen. Die Sage nimmt Bezug auf den
angeketteten Sperrbalken, der die Durchfahrt erst freigab, wenn der Schiffer
den Brückenzoll entrichtet hatte.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Fremdenverkehr
Nikolaiken war bereits vor dem Ersten Weltkrieg ein bekannter
Fremdenverkehrsort mit zahlreichen Hotels und Restaurants.
Sehenswürdigkeiten
In Mikołajki
Evangelische Kirche, an der Stelle eines 1522/1535 erstmals erwähnten
Vorgängerbaus neu erbaut 1840–1842, aus der Schule von Karl Friedrich
Schinkel, Turm von 1880.
Figur des Stinthengstes unter der Brücke; der Sage nach ist der Stinthengst
der König der Fische, dessen Anwesenheit den Nikolaikenern den Fischreichtum
sichert.
Jüdischer Friedhof in der Ul. Dybowska.
Umgebung mit einigen der schönsten der masurischen Seen, darunter
Spirdingsee, Beldahnsee (Jezioro Bełdany) und Talter Gewässer (Jezioro Tałty).
Südwestlich von Mikołajki fließt im Masurischen Landschaftspark zwischen den
Seen Jezioro Mokre (Muckersee) und Jezioro Bełdany (Beldahnsee) der Fluss
Krutynia (Kruttinnen-Fluss), der sich gut für Kanufahrten eignet.
Östlich von Mikołajki liegt der Jezioro Łuknajno (Lucknainer See), ein
geschütztes Biosphärenreservat, insbesondere für Schwäne. Im Dorf Łuknajno
gibt es eine Aussichtsplattform.
Sehenswert ist südlich von Mikołajki das auf einer Halbinsel gelegene
Popielno (Popiellnen), heute mit Tarpan-Pferdezucht und Hotel des Warschauer
akademischen Segelklubs. Hier trifft der Nikolaiker See auf den Spirdingsee
und geht in den Beldahnsee über. Man erreicht den Ort über eine alte Fähre,
die schon Marion Gräfin Dönhoff beförderte.
Sport
Mikołajki ist heute ein Zentrum des Segelboottourismus, auch Hausboote
werden vermietet. Es haben sich einige Marinas und Häfen angesiedelt. Von
hier aus lassen sich ausgedehnte Touren über die Masurische Seenplatte
unternehmen. Neben dem Wassersport im Sommer ist das Eisselen im Winter eine
besondere Attraktion.
Landschaft
Die Landschaft der Stadt- und Landgemeinde – innerhalb der Masureischen
Seenplatte – ist geprägt von zahlreichen Seen, u. a. Jezioro Bełdany (Beldahnsee),
Jezioro Inulec (Schnittker See), Jezioro Jorzec, Jezioro Kuchenka, Jezioro
Tałty (Talter Gewässer), Jezioro Mikołajskie (Niklaiker See) und Jezioro
Łuknajno (Lucknainer See).
Ausdehnung des Gemeindegebiets
Die Gesamtfläche der Stadt- und Landgemeinde Mikołajki beträgt 256,41 km².
Ihr Anteil an der Fläche des Powiat Mrągowski macht 24,07 % aus. 48 % der
Gemeindefläche werden landwirtschaftlich, 22 % forstwirtschaftlich genutzt.
vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mikołajki
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