Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019
Schloss Steinort
Schloss Steinort (polnisch Pałac w Sztynorcie) ist ein Schloss auf einer
Landzunge zwischen Dargeinen- und Mauersee in der polnischen Woiwodschaft
Ermland-Masuren. Es war bis 1945 der ostpreußische Stammsitz derer von
Lehndorff. Das Gutsdorf Steinort heißt heute Sztynort.
Geschichte
Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Familie von Lehndorff, die in der
Gegend von Königsberg ansässig war, mit einem großen Stück Land belehnt,
welches „Steinorter Wildnis“ hieß. Viele angrenzende Orte gehörten dazu.
Die ersten Besitzer hießen mit Vornamen Casper, Fabian und Sebastian. Sie
waren Amtshauptmänner von Preußisch Eylau bzw. von Oletzko, gefolgt von
Meinhard (Landrat von Rastenburg, Oberstleutnant, geboren 1590). Er legte
den Steinorter Park, die Eichenallee sowie den Kreuzgang aus ionischen
Säulen an. Ein Teil der Eichen steht für jedes auf Steinort geborene Kind
der Familie von Lehndorff. Der Ort mit dem zugehörigen Gutshof ist auch der
Stammsitz der Familie von Lehndorff. Der 1637 geborene Ahasverus war
Nachfolger auf Steinort. Seine dritte Frau Eleonore ließ das Herrenhaus
errichten. Sein Sohn Ernst Ahasverus übernahm die Nachfolge. Von 1758 führte
dessen Sohn Ernst Ahasverus Heinrich (geboren 1727) die Linie weiter. 1770
wurde sein Sohn Carl Ludwig geboren, er übernahm dann Steinort. Er hatte
fünf Kinder, und sein ältester Sohn Carl Meinhard übernahm 1854 Steinort.
Carl Meinhard heiratete seine Cousine Anna, geborene Gräfin Hahn-Basedow,
die nach seinem Tod 1883 die Leitung des Besitzes bis zur Mündigkeit ihres
Sohnes Carl Meinhard übernahm. Dieser Carl Meinhard („Caroll“) blieb
Junggeselle. Da er somit kinderlos war, ging der Besitz nach seinem Tode im
Jahr 1936 auf die Linie Preyl seines Onkels Heinrich über. Von dessen beiden
Söhnen erbte der jüngere, Manfred. Der ältere, Heinrich, war im Ersten
Weltkrieg gefallen. Manfred verzichtete und übergab an seinen Sohn Heinrich
Graf von Lehndorff, der wegen seiner Beteiligung am Attentat auf Hitler 1944
ermordet wurde. Da Heinrichs Bruder, Ahasverus, im Krieg gefallen war, hätte
Hans von Lehndorff (Vetter von Heinrich) die Linie weiterführen können.
Unter Leitung des erfahrensten Restaurators der Königlichen Schlösser in
Berlin wurde das Schloss Ende der 1930er Jahre einer grundhaften Sanierung
unterzogen, nachdem es zuvor seit dem Ersten Weltkrieg vernachlässigt und
durchfeuchtet gewesen war. Es war bis zum Einzug der Roten Armee im Januar
1945 in tadellosem Zustand.
Heinrich Graf von Lehndorff bewohnte mit seiner Familie einen Flügel des
Schlosses, in der anderen Hälfte wurde 1941 das Feldquartier von
Reichsaußenminister von Ribbentrop eingerichtet. Sein Stab bewohnte das nahe
Gästeheim „Jägerhöhe“ am Schwenzaitsee. Sechs Kilometer nördlich von
Steinort hatte das Oberkommando des Heeres sein Feldlager „Mauerwald“ mit
ausgedehntem Bunkersystem gebaut. Elf Kilometer östlich des Ortes befand
sich Himmlers Feldkommandostelle „Hegewald“, 25 km südwestlich lag das
„Führerhauptquartier Wolfsschanze“, wo am 20. Juli 1944 das Attentat auf
Hitler stattfand.
Rückseite von Schloss Steinort im Jahr 2008
Nach längerer Besetzung durch die Rote Armee seit 1945 war im Schloss ab den
1950er Jahren eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (PGR)
untergebracht. In den 1990er Jahren kam die gesamte Anlage mit
Wirtschaftsbereich in die Hände eines Österreichers, dann, 1995, an einen
Warschauer Yachtbetreiber. Derzeit kann das Schloss nur von außen besichtigt
werden, da es mit der Zeit stark verfallen ist, und mit den
Renovierungsarbeiten erst kürzlich begonnen wurde. Die größte Kostbarkeit
des maroden Baus waren die bemalten und geschnitzten barocken Holzdecken im
Mittelteil.
Im November 2009 erwarb die „Polnisch-Deutsche Stiftung Kulturpflege und
Denkmalschutz“ das Schloss. Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen soll es
als Begegnungsstätte genutzt werden. Es wird, zusammen mit der deutschen
Schwesterstiftung, um ein Nutzungskonzept gerungen, um großzügig
Fördermittel zu erhalten. Bisher wurde mit Geld privater deutscher Spender
und Mitteln aus dem polnischen Kulturministerium geholfen. Dringende
Notsicherungsmaßnahmen erfolgten bis Herbst 2013. Eingebrachte
Hilfskonstruktionen stabilisieren den Bau statisch, insbesondere auch die
Unterkellerung, die Mauerkronen des Mittelteils werden gefestigt, die
Fensteröffnungen werden provisorisch durch Folien mit Schlitzen geschlossen,
ein Notdach wird aufgezogen. Bisher regnete es herein und der Schwamm
breitete sich aus. Die wertvollen, teilweise bereits zerstörten
Deckenbretter (1.500 m2) wurden vor Jahren herausgenommen und leider wenig
sachgerecht zwischengelagert. Sie wurden desinfiziert und imprägniert.
Die Grabkapelle der Lehndorffs ist ab 1945 mehrfach geplündert und zur Ruine
geworden.
Am 22. Juni 2009 wurde zum 100. Geburtstag von Heinrich Graf von Lehndorff
am Schloss ein Gedenkstein eingeweiht.
Der Schlosspark war völlig verwildert. Er wurde im Sommer 2012 als Projekt
„Rückschnitt des Wildwuchses im historischen Schlosspark“ der Jugendbauhütte
der Deutschen Stiftung Denkmalschutz durch 40 deutsche Jugendliche in
zweiwöchigem Einsatz bearbeitet. Insbesondere die historischen Parkwege und
Sichtachsen wurden wieder freigelegt.
Etliche Jahre ruhten die Planungen, seit 2018 werden Fördermittel beantragt,
für die die Stiftung jedoch Spenden als Eigenmittelanteil einwerben muss.
Interieur
Zur ursprünglichen Einrichtung gehörten zahlreiche Danziger Schränke, viele
Ahnenbilder, flämische Gobelins („Simson“), Sammlungen von Miniaturen,
chinesischen Porzellanen, Pastellen, im Erdgeschoss eine Enfilade von
Staatsgemächern aus dem 17. Jahrhundert mit Wandbespannungen in Brokat und
erhabener Stickerei, auch ein Fliesensaal mit Delfter Kacheln.
1943 lagerte die Familie von Lehndorff Teile der Inneneinrichtung auf Burg
Kriebstein aus, welche der befreundeten Familie von Arnim gehörte. Nachdem
das Vermögen 1944 bereits von der NS-Regierung enteignet worden war, ließ
die Sowjetunion 1947 rund 90 Prozent beschlagnahmen. Der kleinere Teil war
in einen Kamin auf der Burg eingemauert worden und wurde erst 1986 bei
Renovierungen entdeckt: der sogenannte Schatz von Kriebstein. Große Teile
davon sollen nach dem Willen der Familie Lehndorff nach Schloss Steinort
zurückkehren.
vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Steinort
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