Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019
Bautzen
Bautzen, obersorbisch Budyšin, bis 3.
Juni 1868 offiziell Budissin, ist eine
Große Kreisstadt in Ostsachsen. Die Stadt liegt an der Spree und ist
Kreissitz des nach ihr benannten Landkreises Bautzen. Mit rund 40.000
Einwohnern ist Bautzen zugleich die größte Stadt des Kreises und die
zweitgrößte der Oberlausitz sowie deren historische Hauptstadt.
Obwohl in der Stadt selbst nur eine sorbische Minderheit von 5 bis 10 % der
Bevölkerung wohnt, ist sie das politische und kulturelle Zentrum der Sorben.
Geographie
Geographische Lage
Die Stadt an der Spree liegt etwa 50 Kilometer östlich von Dresden am
Übergang des Lausitzer Berglandes in das Tiefland im Norden im Naturraum des
Oberlausitzer Gefildes. Nördlich der Stadt befindet sich die 1974
geschlossene Talsperre Bautzen. An ihrer Stelle waren früher die Dörfer
Malsitz (Małsecy) und Nimschütz (Hněwsecy) im Spreetal gelegen. Etwa acht
Kilometer südlich der Stadt tritt die Spree zwischen dem Drohmberg (Lubin)
im Osten und dem Mönchswalder Berg (Mnišonc) im Westen aus dem Lausitzer
Bergland hervor.
Geologie und Boden
Den Grundgebirgssockel im Bereich der Stadt Bautzen bildet der Lausitzer
Granodiorit. Teilweise steht dieser im Bereich von Kuppen und Hügeln
oberflächennah an, im Taleinschnitt der Spree tritt er in Form von offenen
Felsbildungen zutage. Während Elster- und Saaleeiszeit überlagerten
Schmelzwassersande das Grundgebirge. Besonders im Bereich Salzenforst treten
deshalb Kiese und Sande oberflächennah auf. Sowohl der Lausitzer Granodiorit
als auch Kiese und Sande werden im Stadtgebiet Bautzen bergbaulich genutzt.
Die Böden im Stadtgebiet haben sich vorwiegend aus dem anstehenden Lößlehm
entwickelt. Es dominieren vernässungsfreie Löß-Parabraunerden. Die
Ackerzahlen liegen durchschnittlich zwischen 50 und 60.
Der mit 219 m ü. NN höchste Punkt des historischen Stadtgebietes befindet
sich auf dem Fleischmarkt zwischen Dom und Rathaus. Diese Erhebung wurde
früher als Irrenberg bezeichnet. Die höchste Erhebung des gesamten heutigen
Stadtgebietes ist mit 268 m ü. NN der Chorberg bei der Ortschaft Salzenforst.
Der mit 163,4 m ü. NN tiefstgelegene Punkt des Stadtgebietes befindet sich
an der Niederkainaer Dorfstraße.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Die alte Stadt Bautzen erstreckt sich auf dem Felsplateau über der Spree,
dessen Spitze die Ortenburg bildet. Sie wird von der Stadtmauer begrenzt.
Die später erbauten neueren Stadtteile im Osten der Stadt werden vom
Stadtwall umschlossen. Nach dessen Abtragung breitete sich die Stadt
zunächst weiter nach Osten und auf das andere Spreeufer im Westen aus.
Westlich der Spree befindet sich jedoch nur ein kleiner Teil der
geschlossenen städtischen Bebauung. In den 1970er Jahren wurden die
Neubaugebiete Gesundbrunnen und Allendeviertel (beide im Osten) erbaut.
Seit 1990 wurden mehrere benachbarte Dörfer eingemeindet (siehe Abschnitt
Eingemeindungen).
Nachbargemeinden
An die Stadt grenzen im Norden Radibor, Großdubrau und Malschwitz, im Osten
Kubschütz, im Süden Großpostwitz, Obergurig und Doberschau-Gaußig und im
Westen Göda an. Alle angrenzenden Gemeinden gehören zum Landkreis Bautzen.
Geschichte
Name der Stadt
Erstmals wurde Bautzen im Jahr 1002 als civitas Budusin erwähnt. Es gibt
mehrere Deutungen dieses Namens. Einige Wissenschaftler gehen von der
Bezeichnung „Bud“, „Bod“ oder „Budetzsch“ für „Grenzort“ aus. Eine andere
verbreitete Variante besagt, dass die Siedlung nach dem slawischen Fürsten
Budissentius (bzw. Budestaus) benannt wurde, der sie im 9. Jahrhundert
gegründet haben soll. Der Name könnte jedoch auch vom weiblichen
Personennamen Budiša (für „die Weckerin“) oder von „Budy“ („Hüttensiedlung“)
abgeleitet sein. Eine Bautzener Sage berichtet hingegen, dass an der Stelle,
wo heute Bautzen liegt, eine reisende schwangere Herzogin haltgemacht habe
und überraschend ihr Kind zur Welt brachte. Der herbeieilende Gatte soll
dann gefragt haben: „Bude syn?“ („Wird es ein Sohn?“).
Bis hinein ins 15. Jahrhundert sind in schriftlichen Dokumenten fast
ausschließlich folgende Varianten der alten Bezeichnung Budissin zu finden:
Bawdysen, Baudyssen, Paudescheyn, Baudissyn, Budessen, Baudissin, Bauwdiczen,
Buditcynn und Bawdycyn. Noch heute lebt dieser Name in den sorbischen (Budyšin;
niedersorbisch Budyšyn), tschechischen (Budyšín) und polnischen (Budziszyn
Audio-Datei / Hörbeispiel Aussprache?/i) Namen für Bautzen weiter.
Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden häufiger germanisierte Varianten
verwendet, so namentlich Bucen (1450), Boytzen (1512), Pautzen (1519) und
1523 erstmals Bautzen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden die so
entstandenen Namen Budissin und Bautzen in der Bevölkerung parallel
verwendet, wobei ausschließlich Budissin auch amtlich genutzt wurde. Am 3.
Juni 1868 wurde Bautzen durch eine Sächsische Ministerialverordnung zum
amtlichen Namen der Stadt.
In der in Bautzen selbst nicht gesprochenen Oberlausitzer Mundart lautet der
Stadtname Bautzn, früher Budisse.
Der Name Bautzen wurde zu Ehren der Stadt auch einem Asteroiden gegeben.
Außerdem trägt ein Intercity-Express den Namen Bautzen/Budyšin.
Vorgeschichte und frühes Mittelalter
Die Gegend der heutigen Stadt wurde bereits in der Steinzeit besiedelt. So
fand man prähistorische Überreste im Stadtteil Burk im Nordosten und bei
Niedergurig. Im 3. Jahrhundert bestand hier eine ostgermanische Siedlung.
Für das Jahr 1002 wurde die Ortenburg in Bautzen als budusin civitatem bei
Thietmar von Merseburg als zentraler Ort der Oberlausitz und
Stammesmittelpunkt der Milzener erstmals genannt. Nach wiederholten Kämpfen
fiel sie in diesem Jahr an den polnischen Fürsten Bolesław Chrobry und blieb
bis 1031 in polnischer Hand. 1018 wurde auf der Ortenburg der
Friedensvertrag zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Polen
unterzeichnet (Frieden von Bautzen). In der Folgezeit entwickelte sich
östlich der Burg die Stadt Bautzen, die wesentlich von der Lage am
Spreeübergang der Via Regia, einer wichtigen Verkehrsverbindung zwischen dem
Rhein und Schlesien, profitierte und außerdem noch an der Frankenstraße lag.
1031 kam Bautzen erneut zum Heiligen Römischen Reich. König Heinrich IV. gab
das Land Bautzen im Jahr 1081 nach seinem Sieg über die Sachsen als
Reichslehen an Herzog Vratislav II. von Böhmen, dieser übertrug es als
Mitgift an Wiprecht von Groitzsch, der seine Tochter heiratete. Als
Wiprechts Sohn Heinrich von Groitzsch 1135 kinderlos starb, fiel Bautzen an
den böhmischen König zurück. Von 1143 bis 1156 unterstand die Gegend dem
wettinischen Markgrafen Konrad I. von Meißen. Zwischen 1158 und 1243
beherrschten die böhmischen Könige das Land erneut als Nebenland der Krone.
Land Budissin war bis zum 15. Jahrhundert die Bezeichnung der Oberlausitz.
Spätestens 1213 erhielt Bautzen die Stadtrechte (einige Forscher sprechen
von 1157, vermutlich schrittweise Verleihung verschiedener (Stadt-)Rechte),
1240 wurde das Franziskanerkloster gegründet. Nach der Hochzeit des
brandenburgischen Markgrafen Otto III. mit der Tochter des böhmischen Königs
Wenzel I. im Jahr 1243 kam die Oberlausitz als Pfandbesitz zu den Askaniern
und wurde 1283 in ein direktes Reichslehen umgewandelt. Im Jahr 1268 wurde
unter den brandenburgischen Markgrafen eine von alters her bestehende
Münzstätte Bautzen urkundlich genannt, die in demselben Jahr durch eine neu
gegründete Görlitzer Münze ergänzt wurde, mit der sie jährlich abwechselnd
prägen sollte.
Bautzen unter böhmischer Herrschaft
Im Jahr 1320 starb die brandenburgische Linie der Askanier aus, damit fiel
Bautzen zurück an Böhmen. 1326 wird mit Johannes de Boudissin erstmals das
auf der Burg Dienst tuende Ministerialengeschlecht von Baudissin erwähnt.
1346 wurde unter Führung Bautzens der Oberlausitzer Sechsstädtebund
gegründet, der in den folgenden Jahrhunderten eine bedeutende Rolle in der
Geschichte der Gegend spielte. Im Jahr 1405 kam es zu einem
Handwerkeraufstand gegen den Rat der Stadt Bautzen, der erst durch das
Eingreifen des böhmischen Königs Wenzel IV. niedergeschlagen werden konnte.
1429 und 1431 wurde Bautzen erfolglos von den Hussiten belagert. Der
Erzengel Michael rettete angeblich die Bürger, woraufhin ihm zu Ehren die
Michaeliskirche errichtet wurde. Zwischen 1469 und 1490 gehörte Bautzen
fixiert durch den Frieden von Olmütz 1479 zusammen mit den anderen
böhmischen Nebenländern zu Ungarn. Daran erinnert noch heute ein Relief an
der Ostseite des Matthiasturmes, welches den ungarischen König und von den
katholischen Ständen gewählten böhmischen Gegenkönig Matthias Corvinus
zeigt. Nach dessen Tod kam die Lausitz wieder zum Königreich Böhmen. Die
Ortenburg war unter böhmischer Herrschaft bis 1635 Amtssitz des
Oberlausitzer Landvogts. Aus dem frühen 16. Jahrhundert stammt mit dem
Sorbischen Bürgereid („Burger Eydt Wendisch“) das älteste Schriftzeugnis in
obersorbischer Sprache. Zwischen 1520 und 1525 setzte sich die Reformation
durch. Das Kollegiatkapitel St. Petri blieb jedoch, wie auch der böhmische
Landesherr, katholisch und war seit spätestens 1567 die katholische
Bistums-Administratur für die beiden Lausitzen und das Bistum Meißen. 1547
war Bautzen vom Oberlausitzer Pönfall betroffen. In Bautzen wurden 1599–1604
Hexenverfolgungen durchgeführt: Drei Personen gerieten in Hexenprozesse,
zwei Frauen wurden enthauptet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt
mehrmals durch die Truppen Wallensteins, Sachsens und Schwedens belagert. Am
2. Mai 1634 ließ der kaiserliche Oberst von der Goltz vor seinem Abzug die
im November eingenommene Stadt niederbrennen. 700 Bewohner kamen dabei ums
Leben. 1635 kam Bautzen mit dem Markgraftum Oberlausitz zu Sachsen. Im Jahr
1638 entstand das erste Krankenhaus als sogenanntes Neuhaus an der heutigen
Behringstraße.
Bautzen unter sächsischer Herrschaft
Im Jahr 1678 wurde aufgrund der großen Bedeutung des Markgrafentums
Oberlausitz ein kurfürstliches Postamt in der Stadt eingerichtet. Der Rang
Bautzens als Hauptstadt des Markgrafentums innerhalb Sachsens wurde unter
anderem durch den Standort dieses kurfürstlichen Oberpostamtes deutlich, ein
Privileg, über das außer Bautzen nur Leipzig verfügte. Am 22. April 1709 kam
es zum zweiten großen Stadtbrand in der Geschichte Bautzens, der große Teile
der Stadt zerstörte und das Stadtbild nachhaltig veränderte. Erst 1780 wurde
die „Freiwillige Bürger Feuer Compagnie“ gegründet, die dennoch heute eine
der ältesten Sachsens ist. Während der Befreiungskriege endete 1813 die
Schlacht bei Bautzen (die auf dem Gemeindegebiet des heutigen Bautzens und
östlich angrenzender Dörfer stattfand; am Arc de Triomphe als Bataille de
Wurschen bezeichnet) zwischen der antinapoleonischen Koalition und den
Franzosen mit dem Sieg der napoleonischen Truppen. Im Dezember 1832 wurde
die Sparkasse gegründet. 1868 wurde die Stadt offiziell von „Budissin“ in
Bautzen umbenannt. Der Bau der Sächsischen Landesstrafanstalt (Bautzen I)
wurde 1904 fertig gestellt und bestimmungsgemäß betrieben. Im Volksmund
heißt die Anstalt wegen der verwendeten gelben Klinker „Gelbes Elend“. Um
die gleiche Zeit entstand das zum Amts- und Landgericht gehörende
Untersuchungsgefängnis Bautzen II. Um 1900 legte sich die um die gleiche
Zeit entstandene Israelitische Religionsgemeinde vor der Stadt einen
jüdischen Friedhof an der Muskauer Straße an. Ihre Gottesdienste fanden in
angemieteten Räumen statt. 1915 schied die Stadt Sachsen aus der
Amtshauptmannschaft Bautzen aus und wurde bezirksfrei, bis sie 1946 wieder
in den Landkreis Bautzen eingegliedert wurde.
1918 bis 1945
In der Pfingstwoche 1933 wurde in Bautzen eine 1000-Jahr-Feier der
Zugehörigkeit der Oberlausitz zum deutschen Reichsgebiet begangen. Diese
Feier berief sich auf den Ritt Heinrich I. in die Niederlausitz um 932. Es
soll eine lockere Bindung mit der Oberlausitz eingegangen worden sein.
Während der Zeit des Nationalsozialismus waren in der Stadt viele politische
Gegner, Sozialisten und Kommunisten, aber auch Zeugen Jehovas inhaftiert. Im
März 1933 diente das Kupfer- und Aluminium-, Walz-, Draht- und Hammerwerk
C.G.Tietzens Eidamm (Kupferhammer) in der Talstraße als Schutzhaftlager für
500 deutsche und sorbische Hitlergegner. Gleichen Zwecken dienten das
Gewerkschaftshaus in der heutigen Dr.-Maria-Grollmuß-Straße 1 und das Haus
Äußere Lauenstraße 33. Ernst Thälmann war 1943/44 bis zu seinem Abtransport
ins KZ Buchenwald in Bautzen I inhaftiert. Auch in der Haftanstalt Bautzen
II wurden zahlreiche politische Gefangene interniert, wie der bekannte
tschechische Journalist Julius Fučík. Im Süden der Stadt – direkt an der
Spree – gab es zudem ein Außenlager des KZ Groß-Rosen, in dem 1000 bis 1500
Häftlinge, überwiegend Juden, in der Rüstungsproduktion der Waggonbau- und
Maschinenfabrik vorm. Busch (Wumag) des Flick-Konzerns Zwangsarbeit
verrichteten. In der Zwischenkriegszeit war Bautzen zudem Sitz der zur
staatlichen Überwachung des sorbischen Volkes eingerichteten sogenannten
Wendenabteilung, die zu diesem Zweck sowohl in der Weimarer Republik als
auch unter den Nationalsozialisten genutzt wurde.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt besonders zwischen dem 19. und 26.
April 1945 große Schäden. Die Kuppeln des Lauenturms und der Michaeliskirche
wurden zerstört, fast alle Brücken gesprengt, das Eisenbahnviadukt
allerdings erst nach dem 4. Mai. Es waren viele Todesopfer zu beklagen. Am
26. April 1945 fand in der Schlacht um Bautzen der letzte größere deutsche
Panzerangriff des Zweiten Weltkrieges statt; die Stadt wurde zurückerobert
und blieb bis zur Kapitulation in deutscher Hand.
Geschichte seit 1945
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Landesstrafanstalt Bautzen im
Mai 1945 eines der Speziallager des Volkskommissariats für innere
Angelegenheiten (NKWD) der sowjetischen Besatzungsmacht, genauer: das
Speziallager Nr. 4 (ab Ende 1948: Nr. 3). In den Gebäuden waren vom
sowjetischen Militärgericht Verurteilte untergebracht, während die
sogenannten „Internierten“, Häftlinge ohne Verurteilung, in Holzbaracken im
Außenbereich untergebracht waren. Bei einer Gesamtbelegung von 27.300
Gefangenen und einer durchschnittlichen Belegung von ca. 6.500 Inhaftierten
sind dort laut Registrierung in den Lagerkarteien der sowjetischen
Lagerverwaltung zwischen 1945 und 1950 mindestens 3.000 Menschen ums Leben
gekommen. Ihre Namen sind in dem von der Gedenkstätte Bautzen
herausgegebenen Totenbuch Bautzen aufgelistet. Es gibt Schätzungen, die weit
höher liegen. Auch laut Recherchen des Bautzen-Komitees ist jeder dritte
Gefangene im Lager verstorben. Die Häftlinge starben aufgrund der
Haftbedingungen an den Folgen von Hunger und Krankheiten.
Augenzeugenberichten zufolge sollen die Toten am „Karnickelberg“ vergraben
worden sein. Bei Suchgrabungen nach der politischen Wende wurden 1992 nur
die Skelettteile von 247 Toten in der näheren Umgebung des Lagers
aufgefunden. Einer Theorie zufolge lag der „Karnickelberg“ im heute vom
Stausee überfluteten Gebiet. In sowjetische Zwangsarbeitslager sind
mindestens 4.000 Bautzener Häftlinge deportiert worden.
Gedenkstätte Bautzen
Während dieser Zeit waren in den Bautzener Gefängnissen zahlreiche
Regimegegner, zum Beispiel die Schriftsteller Walter Kempowski und Erich
Loest, inhaftiert. Im Jahr 1992 wurde Bautzen II geschlossen. Heute befindet
sich hier die Gedenkstätte Bautzen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Unter den gläubigen Bewohnern der Stadt überwiegen die Protestanten. Ein
Drittel der Bevölkerung ist ohne Konfession.
In der Stadt befindet sich die größte evangelische Gemeinde Sachsens, die
Kirchgemeinde St. Petri. Aus ihr ging die Gemeinde Bautzen-Gesundbrunnen
hervor, die 1994 selbständige evangelische Kirchgemeinde in Bautzen wurde.
Die katholische Gemeinde St. Petri gehört zu den größten des Bistums
Dresden-Meißen. Beide Gemeinden teilen sich den Petridom, die älteste und
eine der größten Simultankirchen Deutschlands.
Von den insgesamt sieben Kirchen im historischen Stadtgebiet werden noch
fünf für den Gottesdienst genutzt (Dom, Michaeliskirche,
Maria-und-Martha-Kirche, Taucherkirche, Liebfrauenkirche), zwei sind Ruinen
(Mönchskirche und Sankt-Nikolai-Kirche).
Des Weiteren gibt es noch die kleine Klosterkirche St. Clara der Klarissen
mit einem durch Friedrich Press modern gestalteten Innenraum, eine
Anstaltskirche in Bautzen I, ein auch als Kirche genutztes Gemeindezentrum
mit Glockenturm im Gesundbrunnen, zwei Kapellen und kleinere Kirchengebäude
in einigen Ortsteilen, zum Beispiel in Kleinwelka.
Museen
Museum Bautzen
Das Sorbische Museum (Serbski muzej) hat seinen Sitz im ehemaligen Salzhaus
auf der Ortenburg. Die Ausstellungen des Museums informieren über Herkunft,
Sprache, Geschichte, Kunst und Literatur, Lebensweise und Brauchtum der
Sorben.
Die Domschatzkammer St. Petri befindet sich im Domstift St. Petri direkt
hinter dem Dom. Sie zeigt Werke religiöser Kunst, die im Wesentlichen im
Umfeld des Domes und für dessen Liturgie bzw. durch die Kanoniker gesammelt
worden sind.
Im Senfmuseum werden historische Senfexponate gezeigt und die Geschichte der
Bautzener Senf-Produktion nachgezeichnet.
Bauwerke
Die Bautzener Altstadt wird oft als sehenswert beschrieben. Die
stadtunabhängige Kommunalentwicklung Sachsen GmbH (KES), Regionalstelle
Leipzig, beschreibt Bautzen in ihrer Ausarbeitung zum Integrierten
Stadtentwicklungskonzept Bautzen (InSEK) vom Februar 2002 als eine Stadt,
die aufgrund des Wechselspiels von binationaler Kultur und „eindrucksvoller
Stadtsilhouette“ ein überdurchschnittliches Potential für den
Städtetourismus hat und „bedeutende Baudenkmale“ aufweist.
Über der Stadt thront die heute vom Sächsischen Oberverwaltungsgericht
genutzte Ortenburg, deren weiße Renaissancegiebel besonders auffallen. In
verschiedenen Nebengebäuden im Hof der Ortenburg befinden sich das Sorbische
Museum und das Puppenspieltheater mit dem dort aufgestellten Rietschelgiebel.
Auch das mit einem filigranen Schornstein aus der Renaissance versehene
Hofrichterhaus an der nördlichen Stadtmauer wird von Architekturkennern
besonders hervorgehoben.
An der südwestlichen Ecke der Altstadt befindet sich, von der Friedensbrücke
gut einsehbar, das markanteste Ensemble der Stadt, bestehend aus Alter
Wasserkunst und Michaeliskirche. Der bedeutendste kirchliche Bau der Stadt
ist jedoch der Petridom, der als Simultankirche seit der Reformation sowohl
von Katholiken als auch Lutheranern genutzt wird. In der Kirche sind die
beiden Konfessionen durch ein Gitter getrennt.
Nördlich des Domes befindet sich das Bautzner Domstift. Die Grundzüge der
derzeitigen Gestalt erfuhr es um 1500. Ende des 17./Anfang des 18.
Jahrhunderts war das bisher ein- und zweistöckige Gebäude aufgestockt und in
regelmäßiger U-Form ausgebaut worden. Die Südschließung und das prachtvolle
barocke Portal entstanden Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Portal zeigt das
Wappen des Domstifts und darunter seines damals regierenden Domdekans, Jakob
Johann Joseph Wosky von Bärenstamm, überragt von der Darstellung der
Dreieinigkeit (Vater, Sohn, Heiliger Geist). Daneben befinden sich Engel und
Heiligenfiguren. Heute beherbergt das Gebäude die Domschatzkammer St. Petri
sowie Diözesanarchiv und -bibliothek des Bistums Dresden-Meißen.
Südlich des Domes befindet sich das barocke Rathaus der Stadt; vom
Hauptmarkt aus kann man die verschiedenen Uhren des Rathausturmes sehen. Am
Hauptmarkt befindet sich das bedeutendste Barockensemble der Stadt mit
verschiedenen gut erhaltenen Bürgerhäusern im Stil des Dresdner Barock. Hier
haben ganze Straßenzüge mit reich gestalteten Fassadendekorationen
überdauert, so am Hauptmarkt, in der Inneren Lauenstraße und der
Reichenstraße. Die Bürgerhäuser an der westlichen Seite der Lauenstraße
zwischen Lauenturm und Rathaus sind im Stil des sächsischen Hochbarock
gehalten, wie in der Dresdener Altstadt bis zur Zerstörung am 13. Februar
1945. Für das Gebäude Innere Lauenstraße 6 (Fassade mit vier allegorischen
Figuren) ist nach 1720 die gestalterische Einflussnahme Permosers belegt. Am
Hauptmarkt steht auch das Gewandhaus. Unter dem historisierenden Neubau von
1882 ist der spätgotische Ratskeller erhalten; das Sterngewölbe ruht auf
einem einzigen granitenen Mittelpfeiler. Dort beginnt die Innere
Lauenstraße, einst Handelsstraße nach Prag über Rumburk–Ceska Lipa–Melnik.
Die Neue Wasserkunst befindet sich südlich des Stadtkerns. Aufgrund seiner
Burganlage und des markanten Stadtpanoramas wird Bautzen schon seit dem 19.
Jahrhundert auch als „sächsisches Nürnberg“ bezeichnet.
Bautzen wird auch als „Stadt der Türme“ bezeichnet. Einer der bekanntesten
Türme ist der Reichenturm, der auch als „Schiefer Turm von Bautzen“
bezeichnet wird. Die Kursächsischen Postdistanzsäulen vor den Stadttoren
sind nicht mehr erhalten, aber der Rest einer Kursächsischen Ganzmeilensäule
aus dem Jahr 1725 von der Poststraße auf der Via Regia aus dem Ortsteil
Schmole steht heute auf dem Kornmarkt.
Östlich der Altstadt befinden sich die im Inneren in rein protestantischem
Stil ausgeführte Taucherkirche und der Taucherfriedhof mit seiner barocken,
nördlich der Alpen selten anzutreffenden Gruftstraße. Der Friedhof ist nach
dem Taucher benannt, einem Wald bei Uhyst am Taucher. Weiter südlich steht
in einem Villenviertel die 1902/03 von Alwin Louis Christoph Anger aus
Kurort Hartha für den Großindustriellen Eduard Weigang erbaute Villa Weigang
mit Jugendstilfassaden und einer in verschiedenen Stilen des Historismus
gehaltenen Innendekoration. Nahe der Villa steht das ebenfalls im Jugendstil
gehaltene Justizgebäude in der Lessingstraße, in dem Amtsgericht,
Landgericht und Staatsanwaltschaft untergebracht sind. Im hinteren Trakt des
Gebäudes wurde die Gedenkstätte Bautzen eingerichtet, die an das dort
frühere Gefängnis Bautzen II erinnert.
Parks
Entlang des ehemaligen Stadtwalles, der die Innenstadt von den östlichen und
südlichen Stadtteilen trennte, befindet sich mit den Wallanlagen ein
ausgedehnter Park mit Gehölzen aus den verschiedenen Erdteilen. Im Südosten
der Stadt befindet sich der Bautzener Naturpark.
Fünf Kilometer vom historischen Stadtzentrum entfernt befindet sich der
Ortsteil Kleinwelka mit Deutschlands größtem Irrgarten einschließlich
Abenteuer- und Rätsellabyrinth, dem Saurierpark und Sauriergarten und dem
Miniaturenpark Kleinwelka mit dem Klein-Ossi-Land.
Der Saurierpark enthält auch ein Saurierkino, eine Ausgrabungsstätte und
einen Planetenspielplatz. Entstanden ist der Park durch den Großwelkaer
Franz Gruß, der 1978 im hauseigenen Garten in Großwelka begonnen hatte,
Saurier und Menschenaffen zu modellieren. Ab 1981 gestaltete Gruß auch den
gemeindeeigenen Saurierpark, der seit 1994 durch Thomas Stern erweitert
wurde. Seit der Gründung hatte der Park rund fünf Millionen Besucher.
vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bautzen
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