Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019

 

Breslau


Breslau, poln. Wrocław, schlesisch Brassel, im Südwesten von Polen gelegen, ist mit fast 640.000 Einwohnern nach Warschau, Krakau und Łódź die viertgrößte Stadt des Landes, Verwaltungssitz des gleichnamigen Powiat sowie Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien.

Als Hauptstadt der historischen Region Schlesien ist die kreisfreie Großstadt an der Oder (Odra) Sitz eines römisch-katholischen Erzbischofs und eines evangelischen Diözesanbischofs. Mit zahlreichen Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theatern und Museen bildet Breslau das wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zentrum Niederschlesiens.

Im Jahr 1945 wurde Breslau gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. In seiner wechselvollen Geschichte hatte Breslau nach dem Tod des letzten Piastenherzogs Heinrich VI. zu Böhmen (und zeitweise Ungarn) sowie zu Österreich und Preußen gehört. Mit ihren zahlreichen historischen Bauten, Parkanlagen und Plätzen ist die Stadt heute Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt. Breslau war 2012 einer der Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft und 2016 Kulturhauptstadt Europas sowie Verleihungsort des Europäischen Filmpreises.

Geografie

Topografische Lage

Breslau liegt in der niederschlesischen Tiefebene am Oberlauf der Oder auf einer Höhe von 111 Meter, zwischen dem Höhenzug des Katzengebirges im Norden und den Ausläufern der Sudeten im Süden. Vier Nebenflüsse der Oder fließen durch das Stadtgebiet: Ohle (Oława), Lohe (Ślęza), Weide (Widawa) und Schweidnitzer Weistritz (Bystrzyca). Gebaut zwischen zahlreichen Kanälen, liegt die Stadt auf zwölf Inseln, verbunden durch 100 bis 300 Brücken, je nach zugrunde gelegten Kriterien. Aufgrund der zahlreichen Brücken und Stege wird die Stadt auch als Venedig Polens bezeichnet.

Stadtgebiet

Die Stadt erstreckt sich auf einer Fläche von 293 Quadratkilometern, wovon 114 Quadratkilometer (39 %) bebaut sind. Davon sind 29 Quadratkilometer reine Wohnbebauung. Breslau ist die Großstadt mit den meisten Grünflächen in Polen: auf jeden Einwohner entfallen 25 m² Grünfläche.

Stadtgliederung

Karte der Stadtbezirke
Breslau gliedert sich in fünf Stadtbezirke, deren administrative Bedeutung nach der Verwaltungsreform 1990 zugunsten der Stadtverwaltung weitgehend abgebaut wurde.

Klima

Breslau liegt in der gemäßigten Zone. Das Klima in der Region ist geprägt durch kühle Winter und warme Sommer. Der wärmste Monat ist der Juli (Ø 25,5 °C), Januar bildet den kältesten Monat im Jahr (Ø 2,9 °C). Breslau ist eine der wärmsten Städte in Polen. Das Klima in Breslau ähnelt z. B. dem von Berlin und weist im Vergleich etwas kältere und trockenere Wintermonate auf bei einem ähnlichen mittleren Jahresniederschlag (Ø 539 mm). Der Kälterekord in Breslau beträgt minus 32,0 Grad Celsius, gemessen am 11. Februar 1956. Der bisherige Temperaturhöchstwert wurde am 8. August 2015 mit einer Höchsttemperatur von 38,9 °C. Der Sommer ist mit Höchstwerten um 25 °C warm; an durchschnittlich 56 Tagen werden 25 °C bis 30 °C, an durchschnittlich 12 Tagen über 30 °C gemessen. Dazu ist es leicht wechselhaft mit gelegentlichen Schauern oder Gewittern, jedoch ist dies mit täglich sieben bis acht Stunden auch die sonnenreichste Zeit.

Geschichte

Vorgeschichte und Ersterwähnung

Die Region Schlesien, in der Breslau liegt, fand erstmals bei Tacitus im Jahr 98 Erwähnung sowie um 150 bei Ptolemäus in seinem Werk zur Germania magna. Im 4. und frühen 5. Jahrhundert siedelte in der Umgebung des späteren Breslau der Wandalenstamm der Silinger. Der slawische Stamm der Slezanen siedelte sich im 6. Jahrhundert an der Oder an und errichtete auf der Dominsel (eine zwischen den mehrfach sich verzweigenden Oderarmen gelegene Insel im Zentrum Breslaus, deren ursprüngliche Insellage 1771 durch Zuschüttung eines Oderseitenarms verlorenging) eine Burganlage, welche im frühen 10. Jahrhundert vom böhmischen Fürsten Vratislav I. (ein auch Bratislaus und Wratislaus genannter Przemyslide) gesichert wurde. Ob sich der Name „Schlesien“ vom germanischen Stamm der Silinger oder vom slawischen Stamm der Slezanen ableitet, ist umstritten.

Der Name Wortizlawa oder auch Wratislawa wurde erstmals um das Jahr 900 erwähnt und bezeichnete eine slawische Marktstadt. Diese befand sich auf einer Insel in der Nähe dreier Nebenflüsse der Oder. Im Jahr 990 eroberte der polnische Piasten-Herzog Mieszko I. Breslau und ganz Schlesien. Sein Sohn Bolesław der Tapfere errichtete im Jahr 1000 das Bistum Breslau (Akt von Gnesen). Er ließ etwa zeitgleich die erste herzogliche Burg auf der Dominsel erbauen, etwa an der Stelle der späteren Martinskirche. Kurz darauf wurde innerhalb der Burganlage mit dem Bau des Domes begonnen. Das befestigte Gebiet um die Burg war schon damals eine kleine Stadt, in der etwa 1000 Menschen wohnten.

In der Schlacht gegen Bolesław III. Schiefmund unterlag Kaiser Heinrich V. im Jahr 1109, das Schlachtfeld wurde als Hundsfeld bekannt. Nach Bolesławs Tod im Jahre 1138 wurde Breslau im Rahmen der Senioratsverfassung Hauptstadt des bis 1201 polnischen Teilfürstentums Schlesien. Wenig später ließen sich die ersten deutschen Siedler am Südufer des Flusses nieder, an der Stelle der späteren Universitätsgebäude. Nachdem 1202 das für Polen geltende Senioratsprinzip aufgeweicht wurde, erlosch die staatsrechtliche Verbindung des Herzogtums Schlesien zu Polen noch nicht. So waren auch die schlesischen Herzöge Heinrich I. (Herzog ab 1201, Princeps ab 1232) und Heinrich II. (ab 1238) Seniorherzöge von Polen. Als das Herzogtum Schlesien 1249 unter Boleslaw II. (ebenfalls polnischer Seniorherzog) geteilt wurde, wurde Breslau Hauptstadt des Herzogtums Breslau. Erster Herzog von Breslau war Heinrichs II. zweitgeborener Sohn Heinrich III. Dessen Sohn Heinrich IV. war 1288–1290 der letzte Seniorherzog von Polen vor Przemysł II. aus Großpolen, der dann die polnische Königswürde wiederherstellte.

Während der Mongolenangriffe wurde Breslau 1241 zerstört, jedoch in den folgenden 20 Jahren durch deutsche Siedler wieder aufgebaut. So erhielt Breslau im Jahr 1261 das Magdeburger Stadtrecht.

Aus Breslau ist aus dem Jahr 1329 der erste Arbeitskampf im Gebiet des Heiligen Römischen Reiches urkundlich überliefert. Die Gürtlergesellen verabredeten, ein Jahr lang bei keinem Meister in der Stadt zu arbeiten. Diese wiederum vereinbarten, dass derjenige eine Geldbuße an den Rat der Stadt zu zahlen habe, der einem der Streikenden Arbeit geben oder ihn in seine Familie aufnehmen würde. Der Anlass für diesen Arbeitskampf ist nicht bekannt.

Nach der Eroberung der Stadt durch Herzog Mieszko I., den Begründer der Piastendynastie in Polen, im Jahr 990 wurde Breslau Teil des Königreichs Polen. Zehn Jahre später gründete der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Otto III. durch den Akt von Gnesen das Bistum Breslau als Suffragan des Erzbistums Gnesen. Zuvor hatte der spätere König Bolesław I. sich maßgeblich dafür eingesetzt. Im Jahr 1138 wurde die Stadt Breslau im Rahmen der Senioratsverfassung zur erblichen Teilung des Reiches Hauptstadt des Teilfürstentums Schlesien. Danach gründeten die Nachkommen von Władysław dem Vertriebenen, Bolesław der Lange und Mieszko Kreuzbein im Jahr 1163 das Herzogtum Breslau. Die Einheit der Teilfürstentümer, das Seniorat Polen, verlor ab diesem Zeitpunkt immer weiter an Macht, da es durch viele innere Unruhen und Streitigkeiten zwischen einzelnen Fürsten geprägt war. Das Seniorat zerfiel fortan immer stärker und die einzelnen Fürstentümer wurden immer unabhängiger voneinander. Dennoch blieben die Verbindungen der schlesischen Linie der Piasten zu ihren Vettern in den anderen polnischen Regionen erhalten und Breslau gehörte als Teil des Herzogtums Schlesien im Rahmen der Corona Regni Poloniae weiterhin zu Polen. Władysław flüchtete in das Heilige Römische Reich, wo er am Hoftag zu Kaina in Sachsen im April 1146 ganz Polen vom Reich zugesprochen bekam und damit den Lehnseid beim römisch-deutschen König Konrad III. aus dem Hause der Staufer ablegte. Er war ein Halbbruder von Władysławs Ehefrau. Den Eid hatte Władysław abgelegt, um sich die militärische Unterstützung des Königs zu sichern, was ihm zu einem späteren Zeitpunkt eine Rückkehr nach Krakau ermöglichen würde. Der Eid konnte jedoch an der Situation nichts ändern, da Władysław in Polen nicht mehr über reale Macht und Einfluss verfügte. Des Weiteren wurde Schlesien und damit auch Breslau erst Mitte des 14. Jahrhunderts Teil des Königreichs Böhmen und damit Teil des Heiligen Römischen Reiches. Władysław starb im Jahr 1159 in Altenburg, ohne jemals in seine polnische Heimat zurückgekehrt zu sein.

Im Zeitraum 1163–1200 wurde die herzogliche Burg an der Oder am späteren Platz der Universität errichtet. Ab diesem Zeitpunkt hatte die Stadt drei Zentren: die herzogliche Residenz mit der unter ihrem Schutz stehenden Judenstadt, die geistliche Stadt auf der Sand- und Dominsel und die neu angelegte deutsche Kaufmannsstadt um den Ring. Fürst Jarosław von Oppeln-Neiße, Halbbruder Heinrichs des Bärtigen, wurde im Jahr 1198 zum Bischof des Bistums Breslau gewählt, das die weltliche Macht an den Herzogtümern Ottmachau und Neisse besaß. Als er 1201 starb, vermachte er sein Fürstentum dem Stift Breslau. Fortan wurden Breslauer Bischöfe Fürstbischöfe, die bis 1811 Territorialgewalt besaßen, danach jedoch nur noch Titular-Fürstbischöfe waren. Ab 1241 wurde die Stadt nach dem Abzug der eingefallenen Mongolen unter Ögedei Khan neu in Gitterform angelegt. Am 16. Dezember 1261 verlieh Herzog Heinrich III. von Schlesien und dessen Mitregent Wladislaw Breslau das Magdeburger Stadtrecht. Fünf Jahre später wurde die Bezeichnung Bresslau erstmals für die Stadt benutzt. Im Jahr 1327 bestimmte Heinrich VI. als letzter Herzog von Schlesien aus dem Haus der Piasten mit Mitwirkung des Rates den König von Böhmen Johann von Luxemburg, auch Johann der Blinde genannt, als seinen Erben.

Unter böhmischer und zeitweise ungarischer Hoheit

Nach dem Tod des letzten Piastenherzogs Heinrich VI. im Jahr 1335 ging das Herzogtum als erstes „Erbland“ in Schlesien in den Besitz der Krone Böhmen. Der König von Böhmen setzte einen Landeshauptmann ein, der mit der Verwaltung des Gebietes betraut wurde, so dass der Bürgermeister von Breslau bis 1620 zugleich Landeshauptmann von Schlesien wurde. In dieser Funktion agierte in den Jahren 1359–1635 der Rat von Breslau. Daher hatte er einen Sitz und auch eine Stimme im schlesischen Fürstentag. Die Stadt wurde 1342 und 1344 durch zwei Großbrände zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Vier Jahre nach dem zweiten Brand wurde der Vertrag von Namslau unterzeichnet. In ihm hielten Kasimir der Große, König von Polen, und Karl IV. als König von Böhmen die Bestärkung des 1335 geschlossenen Vertrages von Trentschin fest. Dieser besagte, dass Kasimir der Große auf Ewigkeit alle Ansprüche auf schlesisches Territorium niederlegen und im Gegenzug der böhmische König Johann von Luxemburg auf den polnischen Königstitel verzichten werde. Später versuchte Kasimir, den Namslauer Vertrag beim Papst zu widerrufen. Nach 1348 ließ Karl IV. die Südseite der Altstadt jenseits der Ohle nach eigenem Plan anlegen.

Im Jahr 1418 erhoben sich die Handwerker gegen die Patrizier. Bei diesem Aufstand wurden sieben Ratsherren im Breslauer Rathaus ermordet. Letztendlich ließ der damalige böhmische und römisch-deutsche König Sigismund die Revolte gewaltsam niederschlagen. Dabei wurden 27 Anführer exekutiert. Währenddessen erlangte die Stadt in der fast hundertjährigen Periode von 1387 bis 1474 ihre größte wirtschaftliche Blütezeit, wobei sie auch als Mitglied der Handelsvereinigung Hanse verzeichnet war.

Im Jahre 1453 weilte der katholische Wanderprediger und Inquisitor Johannes Capistranus im Rahmen seiner Missionsreisen in Breslau. Er hielt einige flammende Reden auf dem Salzring, die sich gegen Hussiten, Muslime und Juden, gegen Prunksucht und Leben im Überfluss richteten. Aus diesem Grund kamen große Menschenmengen aus allen verschiedenen Teilen Schlesiens und den anderen Provinzen des Heiligen Römischen Reiches, aus Polen, aus Livland und auch aus Kurland. Capistranus untersuchte im Auftrag des böhmischen Königs (Ladislaus Postumus) die durch einen Bauern angezeigte Hostienschändung. Daraufhin wurden am 2. Mai 1453 alle 318 Juden in Breslau und Umgebung in Breslau inhaftiert und Geständnisse mit Folter erpresst. Capistranus ließ 41 Juden auf dem Scheiterhaufen verbrennen und die übrigen aus der Stadt ausweisen. Das Vermögen der Juden wurde eingezogen, was nach Cohn der eigentliche Grund für den Pogrom war. Denn Cohn fand in dem Archiv allein elf Hefte mit Schuldbriefen, die den Juden gehört hatten. Es gab auch Inventarlisten der anderen Gegenstände, die die Juden besessen hatten. Im Jahr 1455 erfolgte die Ausweisung der Juden, als die Stadt Breslau von Ladislaus Postumus das verbriefte Privilegium de non tolerandis Judaeis („Privileg zur Nichtduldung der Juden“) erhielt, das de jure bis 1744 in Kraft blieb.

Die Bürger Breslaus wehrten sich acht Jahre später gegen die Regentschaft des hussitischen Königs Georg von Podiebrad von Böhmen als Landesherrn in Schlesien und kamen daraufhin unter den Schutz von Papst Pius II.

Im Krieg gegen Böhmen schloss die Stadt 1466 ein Bündnis mit dem Herrscher des Königreichs Ungarn Matthias Corvinus, der nach acht Jahren Schlesien und damit auch Breslau als böhmischer Gegenkönig regierte. Damals erhielten die neu gewonnenen Gebiete eine wesentlich strengere Verfassung als zuvor. Nachdem Corvinus im Jahr 1490 gestorben war, wurde die Stadt noch im selben Jahr erneut Teil des Königreichs Böhmen, das zu dieser Zeit von den aus Polen-Litauen stammenden Jagiellonen, Wladyslaw dem Polen und Ludwig II. von Böhmen und Ungarn regiert wurde. 15 Jahre später, 1505 genehmigte der damalige König Wladislaw II. aus dem Haus der Jagiellonen die Gründung einer Universität in Breslau. Dieses Projekt wurde jedoch nicht realisiert. 1523 wurde der evangelische Theologe Johann Heß im Zuge der laufenden Reformation entgegen jeglichen Einsprüchen und Proteste des Domkapitels zum Pfarrer der Magdalenenkirche ernannt. Ein weiterer evangelischer Theologe, Ambrosius Moibanus, wurde 1525 als Pastor der Elisabethenkirche eingesetzt, wobei er in Kooperation mit Johann Heß die Leitung der Organisation der evangelischen Kirche in Schlesien übernahm (Die Mehrheit der Bevölkerung der Stadt Breslau war bereits 1525 zum dort bis 1945 vorherrschenden lutherischen Glauben übergetreten.

Unter den Habsburgern

Im Jahr 1526 starb König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn in der Schlacht bei Mohács, woraufhin die Habsburger gemäß Erbverbrüderungsvertrag das Königreich Ungarn und die Länder der Böhmischen Krone und damit auch Breslau und andere Erblande in Schlesien übernahmen und bis 1741 behielten. Sieben Jahre später wurde der erste Stadtmedicus angestellt.

Zwischen 1630 und 1670 war Breslau mit der Schlesischen Dichterschule ein Zentrum der deutschen Literatur. Im Jahr 1632 wurden während des Dreißigjährigen Krieges Teile der Stadt von sächsischen und schwedischen Truppen besetzt gehalten. Noch im selben Jahre äußerte die Stadt Breslau erfolglos den Wunsch, sich vom Habsburgerreich abzutrennen und als freie Reichsstadt anerkannt zu werden. Zur selben Zeit gab es eine Pestepidemie, bei der 18.000 von 40.000 Bürgern starben.

Im Westfälischen Frieden erhielt Breslau 1648 als einzige Stadt das Recht der protestantischen Religionsausübung.

Unter den Hohenzollern

Ein Jahrhundert später belagerte Friedrich der Große mit seinen Truppen im Zuge des Österreichischen Erbfolgekrieges die Stadt ein Jahr lang, bis sie am 10. August 1741 schließlich kapitulierte. Noch im selben Jahr am 7. November huldigten die schlesischen Stände unter Führung des Konsistorialpräsidenten und Oelsner Landeshauptmanns Kaspar Leonhard Moritz von Prittwitz im Breslauer Rathaus Friedrich dem Großen.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 übergab Erzherzogin Maria Theresia in ihrer Eigenschaft als Königin von Böhmen den größten Teil des Herzogtums Schlesien als souveränen Besitz an den preußischen König, wobei ein kleiner Teil als Österreichisch-Schlesien Teil von Österreich blieb. Die Schlesische Zeitung und der Korn-Verlag entstanden im selben Jahr. Er existierte mit der Tageszeitung bis zum Anfang des Jahres 1945 und wurde erneut in München gegründet. Dabei übernahm Stiftung Kulturwerk Schlesien den Verlag 1980.

Im Jahr 1749 explodierte infolge eines Blitzeinschlags der Pulverturm. Dabei wurden 43 Häuser vollständig zerstört, weitere 52 Gebäude mussten aufgrund der Beschädigungen abgebrochen werden. Die Katastrophe forderte 60 Todesopfer.

Im Jahr 1750 erwarb der preußische König Friedrich der Große das Palais des bischöflichen Hofkanzlers Heinrich Gottfried von Spätgen, das er zu seiner Breslauer Residenz ausbaute. Während des Siebenjährigen Krieges kam es am 22. November 1757 zur Schlacht von Breslau, in der Karl Alexander von Lothringen mit rund 80.000 Mann die 28.000 preußischen Truppen unter dem Kommando des Herzogs von Braunschweig-Bevern angriff. Aufgrund der starken Überlegenheit der habsburgischen Truppen zogen sich die Preußen über Breslau nach Glogau zurück. Nach dem Sieg belagerten österreichische Verbände die Stadt, bis der preußische General Johann Georg von Lestwitz in der Nacht zum 25. November die Stadt übergab. Noch im selben Jahr begann die preußische Armee unter Friedrich II. nach ihrem Sieg über die zahlenmäßig weit überlegenen Österreicher in der Schlacht bei Leuthen mit der Belagerung der Stadt, die zur Übergabe durch den Stadtkommandanten von Bernegg am 21. Dezember 1757 führte. Ab 1760 hielt sich der Dichter und Dramatiker der Aufklärung Gotthold Ephraim Lessing für fünf Jahre als Sekretär des Generals Friedrich Bogislav Graf von Tauentzien in der Stadt auf.

1793 kam es in Breslau zu Gesellenunruhen, die zu den bedeutendsten Aufständen im Revolutionsjahrzehnt im Heiligen Römischen Reich gezählt werden. Der Zorn einer aufgebrachten Menschenmenge richtete sich gegen den als korrupt geltenden Geheimrat und Polizeidirektor Carl Friedrich Werner. 100 Reitern des Kürassierregiments Dolffs gelang es, Letzteren in einer Kutsche aus der Stadt zu entfernen und einen Lynchmord zu verhindern. Bei Auseinandersetzungen mit dem Militär kamen im Laufe der Unruhen 53 Zivilisten zu Tode. 1796 kam es zu einer weiteren, kleineren Unruhe. Im Anschluss erließ Friedrich Wilhelm III. ein Publicandum, in dem die für die Zukunft in einem solchen Fall zu treffenden, obrigkeitlichen Maßregeln bestimmt wurden.

Während des Feldzugs Frankreichs gegen Preußen belagerte der General Vandamme mit einem Corps, das größtenteils aus Württembergern und Bayern bestand, die Stadt. Am 7. Dezember 1806 begann die Belagerung. Dabei brannten die Nikolai-, die Ohlauer und die Schweidnitzer Vorstadt ab. Am 7. Januar 1807 nach 29-tägiger Beschießung kapitulierte der General von Thile. So eroberten Truppen des Rheinbunds Breslau und hielten es bis 1808 besetzt. Die Schleifung der Befestigungen Breslaus dauerte bis 1810. Durch die von Napoléon gegen Großbritannien verhängte Kontinentalsperre erlahmte der Handel mit Leinwänden. Infolge des Säkularisationsediktes König Friedrich Wilhelms III. vom 30. Oktober 1810 kam es auch im preußischen Teil Schlesiens zur Aufhebung von Stiften und Klöstern. In Breslau entstand dadurch aus dem Sandstift die Universitätsbibliothek Breslau. Die Brandenburgische Universität Frankfurt wurde ein Jahr später nach Breslau verlegt. Danach schlossen sich die örtliche Hochschule der Jesuiten und die Viadrina zusammen und gründeten 1811 die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität. Breslau erlebte mit Friedrich Wilhelms III. Aufruf „An Mein Volk“ den Auftakt der Befreiungskriege. Die Schlesische privilegierte Zeitung veröffentlichte ihn am 20. März 1813.

Die letzte der 1807 begonnenen preußischen Reformen teilte 1815 den Staat in Provinzen ein und machte Breslau zur Hauptstadt der Provinz Schlesien. Im Jahr 1821 erreichte die katholische Diözese Breslau die Unabhängigkeit vom Erzbistum Gnesen, dem sie seit ihrer Gründung im Jahre 1000 unterstanden hatte. Aus Protest gegen die 1817 vollzogene Vereinigung der reformierten und lutherischen Kirchen Preußens zur Evangelischen Kirche in Preußen gründete sich 1830 unter der Führung des Breslauer Universitätsprofessors für Theologie Johann Gottfried Scheibel die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche. Die Kirche wurde jedoch erst 1845 unter strengen Auflagen des preußischen Staates anerkannt. In der Periode der Jahre 1829–1840 begann der zunehmende Bedeutungsverlust der Stadt.

Industrialisierung und Deutsches Kaiserreich

Inzwischen eingemeindete Außenbezirke Breslaus, darunter die Ortschaft Gräbschen im Südwesten und die bis 1928 eigenständige Stadt Hundsfeld im Nordosten, auf einer Landkarte von 1905
Ab 1849 begann die Gründung diverser Industriebetriebe in Breslau: Mühlen und Brauereien, Ölmühlen und Spritfabriken, chemische- und Metallindustrie (beispielsweise die Wagenbauanstalt Gottfried Linke, Eisenbahnwaggonbau) und auch Bekleidungs-, Papier- und Möbelfabriken. Die jüdische Bevölkerungsgruppe gründete 1854 das Jüdisch-Theologische Rabbinerseminar Fränckel’scher Stiftung, um Rabbiner ausbilden zu können (Um 1890 beherbergte Breslau mit 17.750 Köpfen nach Berlin die zahlenmäßig stärkste jüdische Gemeinde im deutschen Kaiserreich). Wie viele deutsche Städte erfuhr Breslau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein starkes Bevölkerungswachstum durch Geburtenüberschuss, Zuzug und die Eingliederung von Vororten. 1842 wurden 100.000 Einwohner erreicht; damit wurde Breslau nach Wien, Berlin, Prag und Hamburg die fünfte Großstadt im Deutschen Bund. Entsprechend war es 1875 mit 239.050 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Deutschen Kaiserreiches, 1900 mit 422.709 Einwohnern allerdings nur noch die fünftgrößte. Im Jahr 1905 wurden die Religionen der Bürger erhoben, wobei 57,5 Prozent der Bewohner sich zum evangelischen und 36,6 Prozent zum katholischen Glauben bekannten. Zwei Jahre später gab es einen Großbrand im Ursulinenkloster. Dabei verbrannte der Dachstuhl der Kirche und der 65 m hohe Turm brannte aus. Im Ergebnis einer Volkszählung im Jahr 1910 ergab sich folgende Verteilung der Muttersprachen:

95,71 Prozent der Einwohner gaben Deutsch als ihre Muttersprache an,
2,95 Prozent gaben die polnische Sprache an,
0,68 Prozent gaben die tschechische Sprache an,
0,67 Prozent gaben die deutsche und die polnische Sprache an.
Im selben Jahr entstanden bedeutende Bauwerke wie die Kaiserbrücke und die Technische Hochschule (TH). 1913 gab es in der neu errichteten Jahrhunderthalle eine Ausstellung zum Gedenken an die 100 Jahre zuvor ausgetragenen Befreiungskriege gegen Napoléon. In den Jahren 1913 bis 1915 wurde die Königin-Luise-Gedächtniskirche erbaut.

Weimarer Republik

Im Jahr 1919 wurde die Provinz Schlesien geteilt in die Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien, dessen Hauptstadt Breslau war. Der SPD-Politiker Felix Philipp wurde der erste Oberpräsident der Provinz. 1921 erreichte die SPD bei den Provinziallandtagswahlen mit 51,19 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit, zweitstärkste Kraft wurde das katholische Zentrum mit 20,2 Prozent, drittstärkste die DVP mit 11,9 Prozent, viertstärkste die DDP mit 9,5 Prozent und fünftstärkste die KPD mit 3,6 Prozent. Am 1. April 1928 führte das Groß-Breslau-Gesetz zur umfassenden Eingemeindung mehrerer Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke rund um Breslau. Im Jahr 1933 lebten auf 175 Quadratkilometer 625.198 Menschen, nur noch die achtgrößte Einwohnerzahl einer Stadt im Deutschen Reich.

Die Stadt spielte in der frühen deutschen Rundfunkgeschichte eine wichtige Rolle. Der 1924 gegründete Reichssender Schlesische Funkstunde hatte – zusammen mit seinen Nebensendern – Anfang der 1930er Jahre etwa 200.000 Hörer. Es erschien dazu die Programmzeitung Schlesische Wellen, mit den Redaktionsräumen in der Wallstraße 1. Aus dem Gebäude der Schlesischen Funkstunde sendet heute Radio Wrocław an der Aleja Karkonoska.

NS-Diktatur und Zweiter Weltkrieg

Bei der Reichstagswahl März 1933 erhielt die NSDAP in der Stadt 51,7 Prozent der abgegebenen Stimmen. Während der Herrschaft des NS-Regimes gewann Breslau als Sitz eines Parteigaus an Bedeutung. Eines der ersten NS-Konzentrationslager, das KZ Breslau-Dürrgoy, wurde am 28. April 1933 eröffnet. Der Großteil der 200–400 Inhaftierten waren politische Häftlinge, meist NSDAP-Gegner aus SPD, KPD und der in Breslau stark vertretenen SAPD. Das Lager wurde durch die SA bewacht; der damalige Breslauer Polizeipräsident und SA-Obergruppenführer Edmund Heines war für den Betrieb des KZs verantwortlich. Am 10. August 1933 wurde das Lager geschlossen und die meisten Insassen in andere Lager deportiert. In den Jahren 1934–1943 war Hans Fridrich, der spätere Vizechef der Militärverwaltung in Belgien und den Niederlanden, Oberbürgermeister von Breslau. Der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen richtete das Deutsche Turn- und Sportfest 1938 in Breslau aus.

Während der Novemberpogrome 1938 (Reichskristallnacht), in der deutschlandweit 400 Juden ermordet und 1400 Synagogen und andere jüdische Bauwerke und Einrichtungen zerstört wurden, legten SA-Trupps Feuer an die 1872 erbaute Neue Synagoge Breslau. Sie war zuvor neben der Neuen Synagoge Berlin als eine der imposantesten Synagogen Deutschlands bekannt. 2000 jüdische Bürger wurden anschließend in „Schutzhaft“ genommen und in Konzentrationslager verschleppt, um sie zur Emigration zu nötigen und ihr Vermögen zu „arisieren“.

Im November 1941 begann mit einer ersten Deportation von 1005 Frauen, Männern und Kindern die endgültige Ermordung der in Breslau verbliebenen Juden. Am 21. November gegen 6 Uhr morgens aus ihren Wohnungen geholt, wurden sie in Lastwagen in das Sammellager Schießwerder gebracht, von wo sie am 25. November über den nahen Odertorbahnhof ins litauische Kaunas deportiert wurden. Dort wurden sie gleich nach ihrer Ankunft am 29. November 1941 im sogenannten IX. Fort von Angehörigen des Einsatzkommandos 3 unter Karl Jäger erschossen. Ab Mitte 1944 wurden in Breslau zwei Außenlager des KZ Groß-Rosen eingerichtet. Die Zwangsarbeiter aus dem Lager I wurden in den Fahrzeug- und Motoren-Werken (FAMO) zur Herstellung von Flugmotoren eingesetzt; die genaue Häftlingsanzahl ist nicht bekannt. Borsig und die Linke-Hofmann-Werke übernahmen Zwangsarbeiter aus dem Lager II, in dem 520 (nach anderen Angaben zwischen 700 und 1000) Gefangene inhaftiert waren. Die Außenlager wurden rund sieben Monate nach deren Errichtung wegen des Vormarsches der Roten Armee wieder aufgelöst.

Am 7. Oktober 1944 war die Stadt Ziel der ersten Luftangriffe der Alliierten. Die Stadt erfuhr jedoch keine mit anderen deutschen Großstädten vergleichbare Zerstörung. Deshalb wurde Breslau auch oft spöttisch „Reichsluftschutzkeller“ genannt. Nach den Unterlagen der Kleinen Verbrauchergruppenstatistik, die aus den Daten der Lebensmittelzuteilungen gewonnen und 1953 vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurden, umfasste die versorgte Zivilbevölkerung in Breslau Anfang Februar 1943 588.816 Personen, Anfang Februar 1944 592.724, Anfang Dezember 1944 noch 527.128. Das steht mit der Behauptung, die Bevölkerungszahl sei 1944 auf eine Million angeschwollen, nicht in Einklang. 1944 erklärte Adolf Hitler die Stadt Breslau zur „Festung“.

Am 20. Januar 1945, acht Tage nach dem Beginn der Weichsel-Oder-Operation der Roten Armee, erließ der Gauleiter von Nieder-Schlesien Karl Hanke den Befehl zur Evakuierung der Stadt. Im selben Monat stießen die Truppen der sowjetischen 3. Garde-Panzerarmee unter Pawel S. Rybalko sowie der sowjetischen 6. Armee unter Wladimir A. Glusdowski in Richtung Breslau vor. Im Zuge der folgenden Evakuierung aller Schulkinder, die hauptsächlich nach Böhmen transportiert wurden, flohen rund 75 Prozent der Gesamtbevölkerung aus der Stadt. Auf ihrer Flucht starben tausende Menschen aufgrund der russischen Angriffe auf Flüchtlingstrecks und des kalten Winters.

Durch die Niederschlesische Operation der Roten Armee wurde Breslau am 15. Februar eingekesselt, wobei sich noch rund 40.000 Soldaten sowie 150.000 Zivilisten im Stadtgebiet aufhielten. Bis zum Ende der Schlacht um Breslau am 6. Mai, zwei Tage vor der deutschen Kapitulation, fanden in Breslau schwere Häuserkämpfe statt, in denen etwa 20.000 Zivilisten, 6000 deutsche und 7000 sowjetische Soldaten ums Leben kamen. Während der Schlacht wurden ergriffene Deserteure wegen „Feigheit vor dem Feind“ zum Tode verurteilt und exekutiert. Durch die Gefechte wurden 65–80 Prozent aller Gebäude, davon 400 Baudenkmäler, zerstört. Kurz nach der Besetzung Breslaus durch sowjetische Truppen kam es zu Übergriffen auf die deutsche Zivilbevölkerung, insbesondere zu einer Vielzahl von Vergewaltigungen (siehe auch: Sowjetische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg). Am 9. Mai übergaben Militärbehörden der Roten Armee die Stadt verwaltungsrechtlich an Polen.

In 15 Kilometer Entfernung vom Stadtzentrum befindet sich in Nadolice Wielkie (Groß-Nädlitz) eine deutsche Kriegsgräberstätte mit Friedenspark.

Nach Kriegsende

In den ersten Monaten nach Kriegsende kehrten viele Bewohner in die Stadt zurück. Am 30. Juni 1945 wurden die Übergänge über die Oder-Neiße-Grenze von den polnischen Behörden gesperrt. Im Juli gab es ungefähr 300.000 deutsche Bürger in der Stadt. Diese wurden aus Breslau vertrieben. In Breslau begann danach die Zuwanderung polnischer Zivilisten, die zum Teil aus den im Rahmen der „Westverschiebung Polens“ an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Die polnische Ortsbezeichnung Wrocław wurde amtlich. Bis 1948 erfolgte die Aussiedlung der bisherigen deutschen Bevölkerung. Aus Zentralpolen siedelten zahlreiche Menschen nach Breslau um. Im Sommer 1946 hatten sich bereits 30.000 polnische Einwohner angesiedelt, und die Zahl der Deutschen ist mit weiter abfallender Tendenz noch knapp darüber anzunehmen.

Die Auflösung der Evangelischen Kirche von Schlesien im Gebiet östlich der Oder-Neiße-Linie erfolgte am 31. Oktober, ihr Sitz wurde nach Görlitz verlegt. Einen Monat später, am 4. Dezember, wurde auch das Oberhaupt der evangelischen Kirche in Schlesien ausgewiesen. Im Jahr 1948 lebten in Breslau 300.000 polnische und 7000 deutsche Bürger. Ab 1955 begann der Wiederaufbau der durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten Innenstadt. In den 1970er und 1980er Jahren entstand in den Außenbezirken eine große Anzahl an Großwohnsiedlungen.

Zu Beginn der 1980er Jahre entwickelte sich Breslau zu einem wichtigen Zentrum der Solidarność. Am 21. Juni 1983 besuchte Papst Johannes Paul II. die schlesische Metropole. Zu einem Gottesdienst in der südlichen Siedlung Partynice kamen etwa eine halbe Million Menschen. Im gleichen Jahr begann die Oppositionsgruppe Orange Alternative im gesamten Stadtgebiet Zwerge an Häuser und Wände zu malen, um ihren Protest gegen die kommunistische Regierung deutlich zu machen. Seit den 1990er Jahren erinnern im gesamten Stadtgebiet die Breslauer Zwerge an diese Aktionen.

Dritte Polnische Republik

Nachdem der Demokratisierungsprozess in Polen begann und das realsozialistische System ein Ende fand, brach auch in Breslau eine neue Epoche an. Ab 1990 begann der Wiederaufbau, der nun auch deutsches Kulturerbe einbeziehen durfte, und brachte dies in Einklang mit der nun polnischen Identität der Stadt. Im Mai 1997 besuchte Papst Johannes Paul II. erneut die Stadt, da hier der Eucharistische Weltkongress abgehalten wurde.

Nur zwei Monate später verwüstete die Oderflut Breslau schwer. Innerhalb von vier Tagen regnete es in Schlesien so viel wie normalerweise in einem Monat. Eine Flutwelle kam aus Richtung Tschechien und Oberschlesien. Um die Überflutung der Stadt zu verhindern, hätten die Deiche im Süden der Stadt gesprengt werden sollen. Doch Proteste der Anwohner und Bauern verhinderten dies, die Behörden waren mit dieser Situation überfordert und handelten nicht weiter. Während des Hochwassers wurden zahlreiche Stadtteile überschwemmt. Auch die Altstadt war betroffen, wobei der Große Ring mit dem historischen Rathaus verschont blieb. Zahlreiche Wohnhäuser aus der Gründerzeit erlitten schwere Beschädigungen und waren nach der Überschwemmung vom Abriss bedroht. Versicherer und Baufachleute schätzten die Schäden in der Stadt auf knapp 200 Millionen Euro. Nach dem Hochwasser wurden neue Hochwasserschutzmaßnahmen an der Oder angebracht, um die Stadt vor zukünftigen Katastrophen zu schützen.

Der EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 ermöglichte die Inanspruchnahme von Geldern aus dem Infrastrukturfonds, mit deren Hilfe historische Bauten renoviert, Straßen und der öffentliche Nahverkehr saniert wurden. Am 13. Juli 2006 nahm die UNESCO die Jahrhunderthalle in die Welterbeliste auf.

Im Jahr 2012 fand in Polen die Fußball-Europameisterschaft 2012 statt. Breslau wurde als Austragungsort ausgesucht und erhielt ein neues Stadion, das 2011 eröffnete Stadion Miejski. Im gleichen Jahr 2012 wurde der Sky Tower fertiggestellt und ist seitdem das höchste Gebäude der Stadt. Im 21. Jahrhundert ist Breslau ein wichtiger Anziehungspunkt von Touristen aus aller Welt. Pro Jahr besuchen etwa eine Million Menschen die Stadt. 2015 wurde Breslau der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen. Im Jahr 2016 war Breslau neben der spanischen Stadt Donostia-San Sebastián die Kulturhauptstadt Europas.

Etymologie des Stadtnamens

Der deutsche und der polnische Name der Stadt leiten sich vermutlich vom Namen des böhmischen Herzogs Vratislav I. ab, der im frühen 10. Jahrhundert zeitweilig über die Stadt herrschte und der Legende nach der Gründer der Stadt ist. Einer der ersten Belege für den Namen der Stadt ist in der aus dem frühen 11. Jahrhundert stammenden Chronik des Geschichtsschreibers Thietmar von Merseburg zu finden („Iohannem Wrotizlaensem“, „Wortizlava civitate“). Der deutsche Ortsname „Breslau“ ist aus dem Slawischen hervorgegangen.

Etymologisch entstand die deutsche Bezeichnung „Breslau“ aus der slawischen.

Die auf Betreiben der slawischen Piasten mit deutschen Siedlern gegründete Neustadt übernahm den Namen der benachbarten Bischofsstadt, dessen polnische Version mit der Zeit zu „Wrocław“ verkürzt wurde. Der politische Zusammenschluss beider Städte erfolgte erst im Jahr 1808.

Seit dem 19. Jahrhundert war im deutschen Sprachraum nur noch die Form „Breslau“ geläufig. Die deutschen Schlesier sagten oft auch „Prassel“ oder „Brassel“. Die Ersetzung des Buchstabens „W“ durch den Buchstaben „B“ kann dadurch erklärt werden, dass die deutschen Ansiedler den vorgefundenen Ortsnamen slawischen Ursprungs mundgerecht umgebildet haben, um ihn leichter aussprechen zu können. Teilweise wird vermutet, dass der deutsche Ort anfänglich auch einen eigenen Namen hatte, der aber historisch nicht überliefert wurde. Der polnische Ortsname „Wrocław“ wiederum leitet sich vom Personennamen „Wrócisław“ ab.

Politik

Breslau ist seit 1999 Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien. Der Stadtrat besteht aus 39 Mitgliedern und wird direkt gewählt. Bürgermeister ist seit 2018 Jacek Sutryk. Sein Vorgänger war 16 Jahre lang Rafał Dutkiewicz.

Das von Kaiser Karl V. der Stadt verliehene Wappen wurde von 1530–1938 und 1945–1948 verwendet und wurde auf der Flagge Breslaus vor 1938 abgebildet. Es ist seit 1990 wieder in Gebrauch: Quadriert; anstelle eines Mittelschildes belegt mit einer aufgerichteten silbernen Schüssel, darin das Haupt Johannes des Täufers. Im ersten Feld in Rot ein links gewendeter, gold­gekrönter, doppelschwänziger, silberner Löwe (der böhmische Löwe), im zweiten Feld in Gold ein schwarzer Adler, dessen Brust mit einem steigenden silbernen Halbmond (Brustmond) belegt ist (der schlesische Adler), im dritten Feld in Gold ein schwarzes „W“ (vom Stadtnamen Wratislavia und dem Stadtgründer Wratislaw), im vierten Feld in Rot das Haupt Johannes des Evangelisten mit goldenem Nimbus; den Halsabschnitt verdeckt ein goldener Brustschmuck in Gestalt einer gestürzten Krone. Die beiden Johannes’ sind neben der Hl. Hedwig besondere Patrone der schlesischen Kirche.

Im Zeitraum des Nationalsozialismus kam 1938–1945 ein vom Künstler Mjölnir entworfenes Stadtwappen zum Einsatz: Geteilt; oben in Gold ein rot bewehrter schwarzer Adler, dessen Brust mit einem steigenden silbernen Halbmond belegt ist (der schlesische Adler), unten in Rot das Eiserne Kreuz mit der Jahreszahl 1813.

Unter der kommunistischen Regierung Polens wurde 1948–1990 ein Stadtwappen mit folgendem Bild verwendet: links in Rot der halbe silberne, aber ungekrönte polnische Adler, rechts in Gold der halbe schwarze schlesische Adler.

vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Breslau

 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© 2019 Peter Brassel (ViSdTMG), 53604 Bad Honnef, Am Saynschen Hof 27, Kontakt: info@wohnmobil-reisen.de