Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019

 

Elbing

Elbing, poln. Elbląg, ist eine kreisfreie Stadt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren nahe der Ostseeküste im früheren Westpreußen (1922–1939 Ostpreußen). Die Stadt hat rund 122.000 Einwohner.

Geographische Lage

Die Stadt liegt im ehemaligen Westpreußen, rund 55 Kilometer ostsüdöstlich von Danzig am Südwestrand der Elbinger Höhe in der Elbinger Niederung nahe der Mündung der Flüsse Elbląg (Elbing) und Nogat in das Frische Haff (Zalew Wiślany).

Geschichte

Als Vorläufer der Stadt kann der altprußische Handelsort Truso betrachtet werden, der in unmittelbarer Nähe gelegen war. Truso wurde vom angelsächsischen Reisenden Wulfstan im Jahr 890 als am Flusse Ilfing befindlicher Handelsplatz erwähnt. Archäologischen Funden zufolge kam dem Ort überregionale Bedeutung zu, war er doch nicht nur an der Bernsteinstraße gelegen, sondern an den Handelsrouten zwischen Skandinavien und dem Mittelmeerraum. Hier mündete im 10. Jahrhundert der Weichselarm Nogat in eine Bucht des Frischen Haffes. Diese Bucht entspricht dem heutigen Druzno (Drausensee, prußisch Drusin), der durch Verlandung vom Haff abgetrennt wurde. Die Ausgrabungen haben ergeben, dass Truso durch Seeräuber zerstört wurde.

Unter dem Deutschen Orden

Bild eines silbervergoldeten Feldaltars von 1388 eines Großkomturs des Deutschen Ordens
Im Jahr 1237 errichtete der Deutsche Orden unter dem Landmeister Hermann von Balk in der Nähe des Drausensees eine Festung. Die Stadt wurde im Jahr 1237 als Elbing in Pogesanien, damals Teil des Deutschordenslandes, unter dem Schutz des Deutschen Ordens durch aus Lübeck stammende Handwerker und Kaufleute gegründet. Es wurde zunächst eine Siedlung mit rasterförmigem Straßennetz angelegt. Das Zentrum bildete der spätere „Alte Markt“, der an dem großen Handelsweg zwischen Thorn und dem Samland gelegen war. Vor 1238 wurde die Stadtpfarrkirche St. Nikolai erbaut. 1238 ließ Landmeister Hermann von Balk die Liebfrauenkirche und ein Dominikanerkloster errichten. Bis 1246 erfolgte die Einwanderung von weiteren Bürgern, die ebenfalls überwiegend aus Lübeck stammten. 1246 erhielt Elbing das Stadtrecht nach Lübischem Recht und erhielt das Privileg, eigene Münzen zu schlagen. Im Süden der Stadt wurde während der 1240er Jahre das Ordensschloß mit einem Heilig-Geist-Hospital errichtet. In den Jahren 1251 bis 1309 war das Elbinger Ordensschloss der stellvertretende Hauptsitz des Ordensstaates (Hauptsitze waren damals Akkon und später Venedig) und Sitz der Landmeister von Preußen und des Großspittlers, gleichzeitig Residenz des ermländischen Bischofs Anselm, der hier 1274 starb.

Die Kirche zum Heiligen Jakob (Filiale der Stadtpfarrkirche) entstand 1256. Die Corpus-Christi-Kirche mit einem Aussätzigenhospital wurde 1292 erbaut. Der Orden erbaute um 1300 die Befestigungen der Stadt mit 14 Wehrtürmen. In dieser Zeit war Elbing zu einer bedeutenden Handelsstadt angewachsen, die bedeutende Handelsprivilegien bei den Königen von Polen, den Herzögen von Pommern, den skandinavischen Herrschern und sogar bei König Philipp IV. von Frankreich erworben hatte. Im 13. Jahrhundert wurde die schola senatoria (Ratsschule) gegründet, und 1314 wurde der Elbinger Stadtturm erbaut.

Elbing entwickelte sich gemeinsam mit Danzig und Thorn zu einer der führenden Hansestädte im östlichen Mitteleuropa. Anfang des 14. Jahrhunderts war die Stadt so angewachsen, dass 1337 durch den Elbinger Komtur Siegfried von Sitten vor den Toren die Elbinger Neustadt angelegt wurde. Sie verfügte über einen eigenen Rat und wurde nach Lübischem Recht regiert. Dieser Neustadt erteilte am 25. Februar 1347 der Hochmeister Heinrich Dusemer das Privilegium.

Ab 1350 beteiligte sich die Elbinger Flotte an den Kämpfen der Hanse gegen norwegische und dänische Seeräuber in der Ostsee. 1360 wütete in Elbing die Pest, der etwa 13.000 Einwohner (etwa 90 %) zum Opfer fielen.

1367 trat Elbing mit Kulm und Thorn der Kölner Konföderation bei. Die Kirche zur Heiligen Brigitta von Schweden wurde nach 1379 erbaut. 1397 entstand der Eidechsenbund: Der Aufstand des Adels und der Städte gegen die Herrschaft des Ordens begann. Nach der Schlacht bei Tannenberg wurde Elbing acht Wochen lang von polnischen Truppen besetzt. Polnische Truppen belagerten 1414 das Elbinger Ordensschloss, jedoch ohne Erfolg.

1440 gründeten die preußischen Hansestädte, unter ihnen Elbing, gemeinsam mit den Landesständen den Preußischen Bund, der gegen die Herrschaft des Ordens gerichtet war und eine autonome Selbstverwaltung unter der Oberhoheit des polnischen Königs anstrebte. 1452 ließen sie sich ihre Rechte und Privilegien von Kaiser Friedrich III. bestätigen. Im daraufhin einsetzenden Dreizehnjährigen Krieg des Preußischen Bundes gemeinsam mit Polen gegen den Deutschen Orden (1453–1466) nahmen die Bürger Elbings an der Belagerung des Ordensschlosses durch die Polen teil und zerstörten das Schloss nach dessen Kapitulation. Die Ruinen des Schlosses wurden 100 Jahre später abgetragen. Ein Teil steht bis heute. Die Stadt huldigte 1454 dem Jagiellonen Polenkönig Kasimir IV. als Schutzherrn. Er und seine Nachfolger bestätigten der Stadt sämtliche alten Privilegien und verliehen viele neue. 1478 schlossen sich die bis dahin eigenständigen Stadthälften der Alt- und Neustadt Elbings zusammen.

Elbing als Stadt im Königlichen Preußen

Ein Bäckerjunge soll der Legende nach 1521 die Einnahme Elbings durch die Ordensritter verhindert haben. Sein Denkmal am Markttor schuf Waldemar Grabowieckis 2006.

Der Dreizehnjährige Krieg endete 1466 mit dem Zweiten Thorner Frieden, bei dem der Orden Pommerellen, das Culmer Land und Ermland sowie Danzig, Elbing und Marienburg verloren geben musste. Diese Gebiete unterwarfen sich als Preußen Königlichen Anteils freiwillig der polnischen Krone. Dadurch entstand eine Zweiteilung Preußens in einen westlichen polnischen Teil und einen östlichen Teil des Deutschen Ordens, der allerdings die polnische Oberhoheit anerkennen musste. Das Ordensland wurde 1525 in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt. Das Heer des letzten Hochmeisters Albrecht von Brandenburg-Ansbach belagerte noch 1521 unter Führung von Komtur Kaspar von Schwalbach die Stadt Elbing. Die Belagerung konnte abgewehrt werden. Der Tag des Sieges wurde mehrere Jahrhunderte am ersten Freitag nach Sonntag Laetare als „Freudetag“ in der Stadt gefeiert.

Im Jahr 1536 wurde das erste evangelische Gymnasium von Willem van de Voldersgraft bzw. Wilhelm Fullonius, einem Glaubensflüchtling aus Den Haag, eingerichtet. Christoph Hartknoch beschrieb in seiner Acta Borussica III dessen Leben oder Vita Guilielmi Gnaphei. In Hartknochs Arbeiten sind ebenfalls die preußischen Städte einschließlich Elbing dargestellt. Der Rektor des Elbinger Gymnasiums musste auf Grund des Erlasses des katholischen Fürstbischofs von Ermland Elbing verlassen und wurde dann Rat des Herzogs Albrecht von Preußen sowie Rektor und Professor der Universität Königsberg. 1576 bestätigte König Stephan Báthory das Privileg der protestantischen Schule, die bis zum Direktorat Johann Wilhelm Süverns 1803 einen akademischen Anspruch hatte. 1558 sicherte König Sigismund II. August der protestantischen Stadt Elbing die vorläufige Religionsfreiheit zu.

Anlässlich der Errichtung der Union von Lublin auf dem Lubliner Sejm kündigte König Sigismund II. August am 16. März 1569 die Autonomie Westpreußens jedoch unter Androhung herber Strafen einseitig auf, weshalb die Oberhoheit des polnischen Königs in diesem Teil des ehemaligen Gebiets des Deutschen Ordens von 1569 bis 1772 als Fremdherrschaft empfunden wurde.

1567 konnte die Stadt die volle religiöse Autonomie durchsetzen und verwies die Jesuiten der Stadt. Die Lutheraner übernahmen 1577 die Nikolaikirche. Seit dieser Zeit sind auch Kirchenbücher mit Eintragungen der Elbinger Taufen, Heiraten und Bestattungen vorhanden.

Ab 1579 unterhielt die Stadt enge Handelsbeziehungen zu England, das freien Handel in Elbing ausüben konnte. Viele englische und schottische Kaufleute kamen und wurden Bürger der Stadt Elbing. Sie organisierten sich in der Fellowship of Eastland Merchants. Die Church of Scotland gründete die Bruderschaft der Schottischen Nation in Elbing. Familiengräber mit Namen Ramsay, Slocombe waren noch bis 1945 auf dem St.-Marien-Friedhof in der Altstadt Elbings zu finden. Andere Familien aus diesem Kreis waren unter anderem die Lamberts, Paynes, Lardings, Wilmsons.

Der Aufruhr der Danziger gegen König Stephan Báthory von Polen wurde 1580 von den Elbingern, die dem König treu blieben, geschickt ausgenutzt. Für Polen spielte Elbing nun eine Schlüsselrolle im Überseehandel. Über die Nogat, die damals tiefer war als die Weichselmündung bei Danzig, erfolgte der polnische Getreideexport nach Westeuropa und umgekehrt der Import westlicher Luxuswaren bis weiter nach Polen. Die Stadt zählte im Jahr 1594 30.000 Einwohner, und der Umsatz von Waren, die von Elbinger Handelsleuten in diesem Jahre verkauft wurden, erreichte die für damalige Zeiten hohe Summe von 1.247.850 Talern. Die Stadtpfarrkirche wurde 1617 dem katholischen Klerus übergeben.

Dreißigjähriger Krieg und Nordische Kriege

Elbing im Jahre 1626 nach Matthäus Merian
Um 1620 trat die Stadt aufgrund ihrer starken Handelsbeziehungen mit England aus der Hanse aus. 1625 folgte ein Ausbruch der Pest, in dessen folge 3.608 Menschen starben. Die Truppen des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf nahmen 1626 die Stadt ein und hielten sie bis 1635 als Hauptquartier im Kampf zur Unterstützung der Evangelischen gegen die Katholischen im Dreißigjährigen Krieg. Der schwedische König setzte seinen Vertrauten und Reichskanzler Axel Oxenstierna in Elbing als Generalgouverneur für die neuen schwedischen Besitzungen ein. Dieser führte von 1626 bis 1631 neben den regionalen Geschäften auch einen Teil seiner nationalen Aufgaben von Elbing aus. In den etwa 1500 erhaltenen Briefen Oxenstiernas aus Elbing spiegeln sich militärische, ordnungs-, wirtschafts- und außenpolitische Themen der Zeit. Die Schweden nahmen Preziosen, Möbel, Bücher als Kriegsbeute und schickten diese in ihre Heimat.

1646 dokumentierte der Elbinger Stadtschreiber Daniel Barholz, dass der Elbinger Stadtrat Bernsteindreher (Paternostermacher) angestellt habe. Spätere Mitglieder der Familie Barholz waren prominent als Stadtrat und Bürgermeister. Auch der Barockdichter Daniel Bärholz gehörte dieser Familie an. Die Verarbeitung von Bernstein (preußisches Gold), nicht nur zu Schmuck und kirchlichen Artikeln, sondern als Heilmittel und zu Polierlack, war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor jener Zeit. Die Gildemitglieder der Paternostermacher unterstanden besonderen Gesetzen. In den Jahren 1655 bis 1660 wurde Elbing im Zuge des Zweiten Nordischen Krieges ein zweites Mal durch schwedische Truppen unter Karl X. Gustav besetzt. Karl X. Gustav verfuhr dabei auf ähnliche Weise wie sein Onkel Gustav Adolf.

Der polnische König Johann II. Kasimir verpfändete Elbing und dessen Territorium 1657 im Vertrag von Wehlau an den Großen Kurfürsten für die Summe von 400.000 Talern und sicherte ihm außerdem die Souveränität über das Herzogtum Preußen zu. Als die polnische Krone die obige Summe nicht erstattet hatte, machte der Nachfolger des Großen Kurfürsten, Friedrich I. (Preußen) in Preußen, von seinem Recht Gebrauch und nahm 1703 das Elbinger Territorium in Besitz, das mithin preußisch wurde.

Die ansehnlichen Erträge, die bis dahin aus dem Territorium an die Stadt geflossen waren, wurden durch diesen Schritt erheblich beschnitten, was zu einer Lähmung der Wirtschaft und einem damit einhergehenden Rückgang der Bedeutung der Stadt führte. Hinzu kam, dass die Stadt Elbing zwar ihre Autonomie wahrte, doch in den folgenden Jahrzehnten mehrfach Besatzungen über sich ergehen lassen musste und damit einhergehende Kontributionen zu leisten hatte. So wurde Elbing während des Großen Nordischen Krieges nacheinander durch schwedische (1703–1710), russische (1710–1712) und sächsische Truppen (1712) besetzt. Während des Siebenjährigen Krieges wurde die Stadt 1758 von russischen Truppen erobert und bis 1762 besetzt gehalten.

Der kaiserliche Mathematiker und Geograph Johann Friedrich Endersch vollendete 1755 eine Karte Ermlands mit dem Titel Tabula Geographica Episcopatum Warmiensem in Prussia Exhibens. Diese Karte zeigt Stadt und Land Elbing westlich des Ermlands und jedes Dorf in der Gegend. Die Karte von 1755 führt auch den Namen Prussia Orientalis (auf Deutsch: Ostpreußen). Endersch fertigte ebenfalls einen Kupferstich des Segelschiffes (Galiot), benannt D.Stadt Elbing (D=der Erbauer), später auch als Die Stadt Elbing bekannt, welches 1738 in Elbing erbaut worden war.

1772 kam Elbing im Rahmen der ersten polnischen Teilung zum Preußischen Staat. Zwar verlor Elbing dadurch seine städtische Autonomie und einige damit einhergehende Privilegien, doch war nun die vollständige Unabhängigkeit der deutschen Stadt von der polnischen Krone wiederhergestellt.

Im Preußischen Staat


Friedrich II. unterstützte Elbing durch viele Steuererleichterungen, und der Handel begann wieder aufzublühen. 1807 besetzten Napoleons Truppen Elbing und erzwangen innerhalb von vier Tagen eine Kontribution von 200.000 Talern. Am 8. Mai 1807 hielt Napoleon I. in Elbing eine große Truppenparade ab. Vom Dezember 1812 bis Januar 1813 musste die Stadt nach seinem gescheiterten Russlandfeldzug 60.000 zurückflutende französische Soldaten, 8.000 Offiziere und 22.000 Pferde ernähren.

Nach den Stein-Hardenbergschen Verwaltungsreformen war Elbing ab 1815 Teil des Kreises Elbing im Regierungsbezirk Danzig der Provinz Westpreußen. Elbing blieb bis 1945 Verwaltungssitz dieses Landkreises, wurde aber 1874 ein Stadtkreis (kreisfreie Stadt) und unterstand seither nicht mehr der Zuständigkeit des Landratsamts.

Industrialisierung und Verkehrswegebau bestimmten das Schicksal der Stadt im 19. Jahrhundert. 1828 stellten die Elbinger das erste Dampfschiff Ostpreußens in Dienst. 1837 wurden die Schichau-Werke gegründet. 1840 bis 1858 wurde der Oberländische Kanal zwischen Deutsch Eylau, Osterode und Elbing nach Plänen und unter Leitung des Königlich-Preußischen Baurats Georg Steenke angelegt. Am 23. Oktober 1844 erfolgte die Gründung der Baptistengemeinde Elbing.

In den 1840er Jahren wurde zusätzlich zu dem bereits bestehenden Gymnasium eine Realschule ins Leben gerufen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verfügten die im Hafen von Elbing vertretenen Reeder über 14 Handelsschiffe. 1853 wurde die Eisenbahnlinie nach Königsberg fertiggestellt. 1858 bis 1918 erfolgte ein großer wirtschaftlicher Aufschwung der Stadt. Die Stadt hatte viele Fabriken: die Schichau-Werke, die jetzt auch unter anderem Lokomotiven herstellten, die Zigarrenfabrik Loeser & Wolff, eine große Brauerei und Schnapsbrennerei, eine Schokoladefabrik und viele andere Betriebe. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Elbing sieben evangelische Kirchen, eine katholische Kirche, vier Bethäuser verschiedener Freikirchen und Glaubensgemeinschaften sowie eine Synagoge.

In der Industriestadt Elbing erhielt die SPD stets die Mehrheit der Wählerstimmen, bei den Reichstagswahlen 1912 sogar 51 %. Laut der preußischen Volkszählung von 1905 waren in den Kreisen Elbing Stadt und Elbing Land 94.065 Personen deutschsprachig und 280 Personen polnisch- bzw. kaschubischsprachig.

Weimarer Republik und Drittes Reich

Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1920 den größten Teil Westpreußens zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abtreten. Gleichzeitig wurde die ethnisch deutsche, politisch aber von Polen abhängige Freie Stadt Danzig gebildet und ebenfalls vom Reichsgebiet abgetrennt. Die westlich der Nogat gelegenen Teile des Landkreises Elbing fielen an den neuen Freistaat Danzig. Die Stadt Elbing gehörte zu den Gebieten, die bei Deutschland verblieben, und wurde nach Auflösung der Provinz Westpreußen an das benachbarte Ostpreußen angegliedert. Die neu hinzugekommenen westpreußischen Gebiete bildeten dort den Regierungsbezirk Westpreußen, dessen Verwaltungssitz sich in Marienwerder befand, in dem Elbing jedoch die größte Stadt war. 1926 wurde eine Pädagogische Akademie zur Ausbildung von Volksschullehrern eingerichtet.

Die Weltwirtschaftskrise nach 1929 beeinflusste Elbings Situation sehr ungünstig. Die bedeutende Bus- und Lastwagenfabrik Franz Komnick und Söhne AG ging 1930 in Konkurs und wurde von der Büssing AG übernommen.

In den Jahren der Weimarer Republik war Elbing eine Hochburg der KPD. Die auf Deutschlands Aufrüstung gerichtete Politik der NSDAP brachte ab 1933 einen großen wirtschaftlichen Aufschwung für Elbing, hauptsächlich durch den Ausbau der Schichau-Werke, den Bau einer Flugzeugfabrik und die Eröffnung vieler neuer Schulen. 1937 hatte die Stadt 76.000 Einwohner. Nach dem Überfall auf Polen 1939, durch den die 1920 entnommenen Territorien wieder an das Reichsgebiet zurückkamen, wurde Elbing an den Regierungsbezirk Danzig im Reichsgau Danzig-Westpreußen angegliedert.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Elbing fünf Arbeitslager für vornehmlich polnische Zwangsarbeiter errichtet, die dem KZ Stutthof als Außenlager unterstellt waren. Außerdem gab es im Kreis Elbing 15 weitere Zwangsarbeitslager, die für die Rüstungsproduktion arbeiteten. Um den 23. Januar 1945 begann die Belagerung Elbings durch die Rote Armee. Die Stadt mit ihrer strategisch wichtigen Lage wurde bis zum 10. Februar verteidigt. Am Ende lagen 60 Prozent der Gebäudesubstanz der Stadt in Trümmern (insgesamt 5255 Gebäude). Alle Baudenkmäler waren stark beschädigt, nur sechs Häuser in der Altstadt blieben stehen, darunter das Kramer-Zunfthaus und das Postamt. Etwa 5000 deutsche Soldaten fielen, viele Zivilisten ertranken im Frischen Haff während der Flucht aus der belagerten Stadt.

Im Jahre 1918 hatte Elbing Bücherschätze von europäischem Rang beherbergt. Im Stadtarchiv, das im 17. Jahrhundert gegründet worden war, befanden sich viele wertvolle Pergamente aus dem 13. Jahrhundert und wertvolle historische Sammlungen aus dem 15. Jahrhundert. Die Bibliothek am Gymnasium (15.000 Bände) besaß unter anderem ein polnisches Gesetzbuch aus dem 13. Jahrhundert, die Bibliothek an der Nikolaikirche (gegründet vor 1403) 23 alte Handschriften und 1.478 alte theologische Werke. Die Bibliothek an der Marienkirche verfügte über eine herausragende Sammlung von Musikhandschriften – 520 Werke aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Die Stadtbibliothek (gegründet 1601) hatte die wertvollste Sammlung: 30.000 Bände, darunter 214 Handschriften, 123 Inkunabeln und 770 Landkarten. Das Stadtmuseum beherbergte die ehemalige Bibliothek der Dominikaner, unter anderem 50 Handschriften und 15 Inkunabeln. Alle diese Bücherschätze sind seit 1945 verschollen.

Volksrepublik Polen

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die Stadt rund 100.000 vorwiegend evangelische Einwohner deutscher Nationalität. Nachdem Elbing im Frühjahr 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung gestellt worden war, wurde von den Polen die Ortsbezeichnung Elbląg eingeführt. Die Einwohner wurden in der Folgezeit vertrieben und durch Polen ersetzt.

Die ersten Vertreter der kommunistischen Behörden erschienen im März 1945 in Elbing. Sämtliche Maschinen in den Fabriken, die unzerstört geblieben waren – zum Beispiel in den Schichau-Werken – wurden zwischen 1945 und 1946 demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert. Auch Küchenherde, Kachelöfen, Badewannen, Junkers-Öfchen, Türschlösser und -klinken aus unzerstörten Privathäusern wurden dorthin verbracht.

Von 1946 bis 1947 erfolgte die Vertreibung der verbliebenen deutschen Bevölkerung, vor allem in die britische Besatzungszone Deutschlands. Gleichzeitig begann die Migration von Polen, zum Teil aus den Gebieten östlich der Curzon-Linie aber auch aus Zentralpolen. Die sowjetischen Militärbehörden gaben 1946 den Seehafen an die polnische Stadtverwaltung. Da die Ausfahrt zur Ostsee bei Baltijsk (Pillau) nunmehr unter sowjetischer Kontrolle stand, war die Nutzung des Hafens nur sehr eingeschränkt möglich.

1948 hatte die Stadt 40.000 Einwohner. Ab 1950 begann der Wiederaufbau der Elbinger Industrie. Die Stadt wurde wieder zu einem wichtigen Zentrum der Maschinen- und Transportindustrie, außerdem besitzt die Stadt Holz-, Lebensmittel- und Textilindustrie. Die Stadt hatte im Jahr 1962 eine Anzahl von 81.400 Einwohnern. Viele Bewohner von Elbląg beteiligten sich 1970 zusammen mit Bürgern in Danzig und Stettin am Aufstand gegen die kommunistische Regierung in Polen.

Die Stadt wurde im Zuge der Polnischen Verwaltungsreform 1970 Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft. Die Streiks im August 1980 führten zum Aufbau der freien Gewerkschaft Solidarność unter Beteiligung vieler Einwohner Elblągs.

Dritte Polnische Republik

Rekonstruktion und Wiederaufbau neuer Häuser in der Altstadt

Ab 1990 wurde die Altstadt unter Verwendung historistischer Bauformen wie spitze Giebel zur Straße sowie von Fachwerkimitationen wieder aufgebaut. Nach dem Jahr 2000 stehen wieder viele Gebäude nahe, aber nicht direkt an der Elbląger „Waterkant“. Die Stadt wurde 1992 zum Sitz des katholischen Bistums Elbląg erhoben, das zum neugeschaffenen Erzbistum Ermland gehört. Der Hafen bekam 1994 seine Rechte als Seehafen mit eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten zurück, da die Ausfahrt zur offenen Ostsee unverändert über russisches Hoheitsgebiet durch die Pillauer Meerenge in der Frischen Nehrung verläuft.

Elbląg verlor bei der Verwaltungsreform 1998 seinen Rang als Hauptstadt einer Woiwodschaft, gehört seitdem zur von Olsztyn (Allenstein) aus verwalteten Woiwodschaft Ermland-Masuren und ist dort wieder Stadtkreis und Sitz der Kreisverwaltung für den Powiat Elbląski. Die Stadt erhielt 1999 den EU-Preis für Umweltpflege. Die Stadt erhielt 2000 die internationale Auszeichnung „Europäische Fahne“.

vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Elbląg
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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