Von der Ostsee nach Masuren und Schlesien
28. Mai - 23. Juni 2019
Lötzen
Lötzen, früher auch Lözen, poln. Giżycko, ist eine Stadt in der polnischen
Woiwodschaft Ermland-Masuren. Sie ist zugleich Sitz der gleichnamigen
Landgemeinde, der sie jedoch nicht angehört.
Geographische Lage
Die Stadt liegt im historischen Ostpreußen am Löwentinsee, rund 90 Kilometer
nordöstlich der Stadt Allenstein (Olsztyn) und etwa 110 Kilometer südöstlich
der Stadt Königsberg (Kaliningrad), unweit der Grenze zur russischen Exklave
Oblast Kaliningrad.
Geschichte
Der deutsche Ortsname Lötzen leitet sich von prußisch lezuns = ‚auf-‘ und
‚untersteigen‘ ab.
Die Ortschaft wurde 1340 zum ersten Mal als Letzenburg (auch als „in Lezcen“)
urkundlich genannt. Sie liegt auf einer Landenge zwischen dem Löwentinsee
und dem Mauersee. Neben der Leczenburg auf der Landenge zwischen dem
Löwentinsee und dem Kissainsee wurde die Burg Lötzen auf der Großen
Werderinsel errichtet. Eine Wallburg stand direkt in Lötzen und wurde später
mit dem Kreisgericht überbaut. Die Siedlung um die Ordensburg hieß anfangs
Neuendorf, später setzte sich der Name Leczen durch.
Besondere Sehenswürdigkeiten sind die Feste Boyen mit Museum, das wieder
aufgebaute Schloss, in dem sich heute ein Hotel befindet, der Kanal und die
ihn überquerende Drehbrücke, das Bruno-Kreuz auf dem Tafelberg am
Löwentinsee sowie der ehemalige Wasserturm, in dem heute ein Café eingebaut
ist und von dem ein Rundblick auf die Stadt möglich ist.
Es wird vermutet, dass 1009 der Missionar Bruno von Querfurt und 18
Gefährten auf dem Tafelberg am Löwentinsee den Märtyrertod starben.
Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass die evangelische Kirche im
Stadtzentrum von Karl Friedrich Schinkel erbaut sei. Die Kirche ist, wie
viele evangelische Kirchen in Preußen, nach einem Musterentwurf Schinkels
errichtet worden. Anders als die meisten anderen Sakralbauten im ehemaligen
Ostpreußen wurde die Stadtkirche von Giżycko nach 1945 nicht in eine
katholische Kirche umgewidmet.
1612 erhielt Lötzen die Stadtrechte, 1818 wurde Lötzen zur Kreisstadt
erhoben, als der Kreis Lötzen eingerichtet wurde. Zwischen 1843 und 1851
wurde die Feste Boyen in Lötzen erbaut; sie erhielt ihren Namen nach dem
preußischen Kriegsminister General Hermann von Boyen. Diese Festung wurde
1914 erfolglos von der russischen Armee belagert. Durch den Bau der
Ostpreußischen Südbahn wurde Lötzen 1868 an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
Nach dem Friedensvertrag von Versailles stimmte die Bevölkerung im
Abstimmungsgebiet Allenstein am 11. Juli 1920 über die weitere Zugehörigkeit
zur Provinz Ostpreußen oder den Anschluss an Polen ab. In der Stadt Lötzen
stimmten 4.900 Menschen für Ostpreußen und damit für Deutschland, auf Polen
entfiel keine Stimme.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lötzen am 20. Januar 1945 geräumt.
Deutsche Soldaten sprengten am 25. Januar die Eisenbahndrehbrücke Lötzen.
Der Ort wurde im Zeitraum vom 24. bis 26. Januar von der Roten Armee
eingenommen und besetzt. Bald darauf wurde Lötzen dem Potsdamer Abkommen
gemäß zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische
Verwaltung gestellt. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren,
wurden sie in der darauf folgenden Zeit fast sämtlich aus Lötzen vertrieben,
und polnische Neubürger kamen in die Stadt.
1946 führten die Polen für Lötzen die Ortsbezeichnung Giżycko ein, zu Ehren
des evangelischen Pfarrers Gustav Gisevius, der sich im 19. Jahrhundert sehr
für die Förderung der polnischen Schulsprache in Masuren eingesetzt hatte.
Es begann ein langsamer Wiederaufbau, der neue Wohngebiete im Norden und
Nordosten erschloss. Die wenigen in Giżycko verbliebenen Deutschen haben
sich im Deutschen Sozial-Kulturellen Verein zusammengeschlossen.
Von 1975 bis 1998 gehörte Giżycko zur Woiwodschaft Suwałki.
Am 1. Juni 2000 feierten die ehemaligen und die heutigen Bewohner in Lötzen
das 660-jährige Bestehen des Ortes. Aus diesem Anlass wurde ein
Partnerschaftsvertrag zwischen der Kreisgemeinschaft Lötzen und der Stadt
Giżycko abgeschlossen. Im Mai 2012 fanden Feierlichkeiten zum 400-jährigen
Jubiläum der Stadterhebung statt.
Heute ist die Stadt mit ihren vielen Wassersportmöglichkeiten ein sehr
bedeutender Fremdenverkehrsort.
Name
Der Name der Stadt wechselte vielfach, unter anderem war er deutsch
Leczenburg, Lözenburg, Letzen, Lezen, Lezzen, Leczen, Lüzen, Lessen, ab 1612
amtlich Lötzen, polnisch Lec, Łoczany, Łuczany. Zu Ehren des Pastors und
Sprachforschers Gustav Gisevius wurde die Stadt Lötzen am 4. März 1946 in
Giżycko umbenannt. Die historischen Namen der Stadt finden sich noch wieder
in der Bezeichnung des Stadtkanals, der heute noch als Kanał Łuczański oder
Kanał Giżycki bezeichnet wird.
vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Giżycko
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