Indian Summer
Als Indian Summer bezeichnet
man eine ungewöhnlich trockene und warme Wetterperiode im späten
Herbst auf dem nordamerikanischen Kontinent. Das Phänomen wird
begleitet von einem strahlend blauen Himmel, warmer Witterung
und einer besonders intensiven Blattverfärbung in den Laub- und
Mischwäldern. Es beschränkt sich auf ein Gebiet, das von den
Mittelatlantikstaaten nördlich nach Neuengland reicht, sodann
westlich über das Ohio-Tal und die Region der Großen Seen, den
Mittleren Westen der USA, den nördlichen Teil der Great Plains
und Kanada, also Gegenden, in denen es eine ausgeprägte
Kälteperiode im Winter gibt.
Indian Summer in Connecticut
In der öffentlichen Wahrnehmung, in der Werbung und im Tourismus
wird der Indian Summer jedoch überwiegend mit den
Neuenglandstaaten und Kanada assoziiert.
Etymologie
„Indian summer“ bezeichnet im anglo-amerikanischen
Sprachgebrauch die Wetterperiode bzw. den Zeitabschnitt im
Herbst. Das Phänomen der Blattverfärbung nennt man „fall foliage“
oder kurz „foliage“, nach dem mittelenglischen „foliage“ (im
Sinne von Blatt), das wiederum aus dem lateinischen „folium“
abgeleitet ist. Ein weiterer umgangssprachlicher Begriff, der
damit in Zusammenhang steht, ist „leaf peeping“, das Verfolgen,
Beobachten und Fotografieren der Blattverfärbung.
Die Wortherkunft von Indian Summer ist ungeklärt, obwohl
verschiedene spekulative Ansichten in der Literatur – und mehr
noch im Internet – verbreitet werden. Die Wortschöpfung könnte
zum Beispiel von der Haupt-Jagdsaison der nordamerikanischen
Indianer im Herbst abgeleitet sein, aber auch von der günstigen
Witterung, die Überfälle der Indianer auf Siedler noch vor dem
Einsetzen des Winters begünstigte.
Die Irokesen erzählen sich die Legende von der Jagd auf den
großen Bären. Jeden Herbst verfolgen zwei Jäger den großen
Bären, dessen magische Kraft ihn hoch in den Himmel trägt. Doch
die unermüdlichen Jäger und ihr Hund folgen ihm auch dorthin und
erlegen ihn nach langer Hatz. Das Blut des Bären tropft auf die
Erde und färbt die Blätter des Ahornbaumes rot. Wenn man zum
Himmel sieht, kann man den Großen Bären (das aus vier Sternen
gebildete Trapez im Sternbild des großen Wagens) und dicht
dahinter die beiden Jäger und ihren Hund (die drei
Deichselsterne) erkennen.
Wetter- und Naturphänomen
Farbspektrum des kanadischen Zuckerahorns
Die typische Herbstwetterlage, die einen schönen Indian Summer
auslöst, ist ein ausgedehntes Hochdruckgebiet entlang der
amerikanischen Ostküste nach vorangegangenen ersten
Nachtfrösten. Warmluft aus dem Süden und Südwesten der
Vereinigten Staaten strömt nach Norden und sorgt für ansteigende
Temperaturen. In den meisten Jahren bleibt eine solche
Wetterlage für Tage oder gar Wochen stabil, bis ein atlantisches
Tiefdruckgebiet mit einer begleitenden Kaltfront für einen
Wetterumschwung sorgt.[2]
In der Regel verfärben sich nach den ersten kalten Tagen die
Blätter in nördlichen Höhenlagen zuerst. An den Berghängen
Kanadas beginnt die Blattverfärbung bereits Ende August. Sie
schreitet dann kontinuierlich, je nach Wetterlage aber auch
sprunghaft, nach Süden voran. Die typische Fall Foliage beginnt
in Alaska und Kanada und verbreitet sich danach über die
gesamten Vereinigten Staaten nach Süden, mit dem Schwerpunkt in
den Neuenglandstaaten Maine, New Hampshire, Vermont,
Massachusetts, Rhode Island und Connecticut. Den Höhepunkt
erreicht die Foliage zwischen Anfang Oktober im Norden und dem
späten Oktober im Süden Neuenglands. Selbst in Kalifornien und
im Norden Floridas ist die Blattverfärbung auszumachen.
Je nach Witterung können sich die Zeiträume aber verschieben.
Starke Kälte und ein früh einsetzender Nachtfrost beschleunigen
die Laubfärbung, ein warmer und sonniger Spätsommer mit
Tagestemperaturen über 20 °C verlangsamt den Prozess.
Jeder Staat Neuenglands zeigt während des Indian Summers sein
eigenes Farbspektrum, abhängig von der Zusammensetzung der
Vegetation in den Laubwäldern. Allerdings wird behauptet, die
intensivste Färbung fände man in Vermont. Der Zucker-Ahorn,
dessen Blätter sich von grün nach gelb, orange, rot und braun
verfärben, ist einer der häufigsten Bäume Neuenglands. Dessen
Verbreitung sorgt für das einzigartige, leuchtende Scharlachrot
in den Wäldern, ein Farbspektrum, das in dieser Vielfalt und
Leuchtkraft in Europa nicht zu finden ist.
Tourismus
Nicht nur einheimische Touristen, sondern auch viele Besucher aus Übersee nutzen diese Zeit für Trekking-, Kanu- und Wandertouren. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das sich jährlich wiederholende Ereignis von der Tourismusbranche werbewirksam genutzt wird. Pensionen und Hotels sind an den Wochenenden der Foliage ausgebucht und Tagestouristen sorgen auf den Panoramastraßen für Verkehrsstauungen. Im Herbst haben die Neuenglandstaaten besondere Foliage-Info-Telefone geschaltet, bei denen man sich über den aktuellen Stand und das Fortschreiten der Blattverfärbung informieren kann. Zudem veröffentlichen staatliche Behörden und private Anbieter mehrfach pro Woche aktualisierte Foliage Reports im Internet.
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Indian_Summer