Ottawa - Die Hauptstadt Kanadas
Ottawa ist die Bundeshauptstadt
Kanadas. Sie liegt im östlichen Teil der Provinz Ontario am
Fluss Ottawa, unmittelbar an der Grenze zur Provinz Québec.
Ottawa bedeutet „Händler“ in der Sprache der Algonkin, eines
Volkes, das zur Zeit der Besiedlung am Fluss Handel trieb. Am
anderen Ufer des Flusses liegt die Zwillingsstadt Gatineau.
Ottawa selbst zählt 883.391 Einwohner und ist damit die
sechstgrößte Stadt Kanadas, der Großraum Ottawa-Gatineau ist mit
1.236.324 Einwohnern (Volkszählung 2011) der viertgrößte
Ballungsraum Kanadas.
Die Bevölkerung ist zu 63 % englisch- und zu 15 %
französischsprachig. Ottawa ist in der Region die einzige
offiziell zweisprachige Stadt. In der Stadt selbst überwiegt die
englische Sprache, im Gegensatz zu dem auf der anderen Seite des
Ottawa-Flusses gelegenen Gatineau, in dem die französische
Sprache überwiegt. Durch eine große Einwandererzahl sind auch
zahlreiche weitere Sprachen geläufig.
Die Wirtschaft der Hauptstadt wird hauptsächlich von zwei
Sektoren getragen: zum einen durch die Arbeitsplätze der
Bundesbehörden und der Bundesregierung, zum anderen von denen
der Hochtechnologieindustrie. Ottawa belegt beim
Bruttoinlandsprodukt und dem Nettoeinkommen der Angestellten
vordere Plätze im landesweiten Vergleich und belegt den ersten
Platz bei der Pro-Kopf-Zahl von Einwohnern mit akademischem
Grad.
In einer Rangliste der Städte nach ihrer Lebensqualität belegte
Ottawa im Jahre 2018 den 19. Platz unter 231 untersuchten
Städten weltweit.
Geografie
Lage
Die Stadt Ottawa liegt am südlichen Ufer des Ottawa-Flusses, an der Mündung von Rideau-Kanal und Rideau-Fluss. Von Norden her, über das Stadtgebiet Gatineaus, fließt der Rivière Gatineau in den Ottawa-Fluss. Die Stadt Ottawa befindet sich in der östlichen Ecke der Provinz Ontario und liegt etwa auf demselben Breitengrad wie Bordeaux und Venedig.
Die ältesten Teile der Stadt
werden als Lower Town bezeichnet und befinden sich im Bereich
zwischen Rideau-Kanal und Rideau River. Am gegenüberliegenden
Ufer des Kanals ist Centretown (auch Downtown genannt), das
finanzielle und kommerzielle Zentrum der Stadt. Zwischen dem
Stadtzentrum und dem Ottawa-Fluss liegt Parliament Hill, das
Regierungsviertel. Im Ottawa-Fluss liegen mehrere kleinere
Inseln. Vor einer stauen sich die rund 60 m breiten
Chaudière-Fälle mit 15 m Falltiefe. Die natürlichen Wasserfälle
werden heute zusätzlich künstlich gestaut und zur Stromgewinnung
genutzt. Östlich der Innenstadt stürzen am Rideau River die
Rideau-Fälle über mehrere Kaskaden in den Ottawa-Fluss und
bilden damit die Mündung. Das gesamte Stadtgebiet ist
vergleichsweise weitläufig und umfasst mit 2779 km² einen
Bereich, der größer als die Fläche des Saarlands ist.
Ottawa grenzt an folgende Bezirke (counties) in Ontario: im
Osten an die Prescott and Russell United Counties, im Südosten
an die Stormont, Dundas and Glengarry United Counties, im Süden
an die Leeds and Grenville United Counties, im Südwesten an
Lanark County und im Westen an Renfrew County. Im Norden grenzt
es an die kreisfreie Stadt Gatineau und an die regionale
Grafschaftsgemeinde Les Collines-de-l’Outaouais in Québec. Das
Stadtgebiet wird südlich von einem Grüngürtel mit einer
Gesamtfläche von 203,5 km² umgeben. Dieser wurde 1950 vom
Stadtplaner Jacques Gréber im Rahmen eines Masterplans für die
Stadt vorgeschlagen und ab 1956 von der Regierung umgesetzt.
Stadtgliederung
2001 wurde Ottawa (das damals
rund 350.000 Einwohner zählte) mit den zuvor selbstständigen
Städten Nepean, Kanata, Gloucester, Rockcliffe Park, Vanier und
Cumberland sowie den ländlichen Gemeinden West Carleton, Osgoode,
Rideau und Goulbourn verschmolzen. Das gesamte heutige
Stadtgebiet gehörte von 1969 bis 2001 zur Regionalgemeinde
Ottawa-Carleton, die einzelne gemeindeübergreifende
Infrastrukturaufgaben wahrnahm. Seit der Verschmelzung ist das
Stadtgebiet Ottawas auf ein Vielfaches gewachsen, was zur Folge
hat, dass 80 % der Gesamtfläche ländlich geprägt sind. Die Stadt
ist in 23 Verwaltungseinheiten (engl. wards) unterteilt. Diese
wiederum werden informell in Viertel (Neighborhoods) unterteilt.
Obwohl Ottawa und seine Zwillingsstadt Gatineau
verwaltungstechnisch getrennt sind und sogar in
unterschiedlichen Provinzen liegen, bilden sie zusammen mit
weiteren kleineren Gemeinden einen gemeinsamen Ballungsraum mit
über 1,4 Millionen Einwohnern. Die offizielle Bezeichnung dieses
seit 1959 bestehenden und 4715 km² großen Ballungsraums lautet
National Capital Region (frz. Région de la capitale nationale).
Im Gegensatz zu anderen Flächenstaaten gibt es in Kanada keinen
eigentlichen Bundesregierungsbezirk, der Status Ottawas
entspricht jenem anderer kreisfreier Städte in der Provinz
Ontario. Die Bundesregierung übt jedoch über die National
Capital Commission, die die Gebäude und weitläufigen Grundstücke
im Besitz des Bundes verwaltet, indirekt Einfluss auf die
städtebauliche Entwicklung in der National Capital Region aus.
Tektonik
Die meisten tektonischen Bewegungen sind im Westen Kanadas
auszumachen. Dennoch sind auch im östlichen Teil und damit in
der Region um Ottawa leichte bis mittlere Erdbeben zu
verzeichnen. Kanada liegt auf der vergleichsweise stabilen
Nordamerikanischen Platte und damit hat der Osten – verglichen
mit anderen Teilen der Erde – relativ geringe seismische
Aktivitäten. Jedes Jahr werden ungefähr 450 Erdbeben in
Ostkanada registriert, davon übertreffen etwa vier die Magnitude
4 auf der Richterskala.
Ostkanada wird in weitere Erdbebenzonen unterteilt. Ottawa
selbst befindet sich in der ausgedehnten Zone Western Quebec
Seismic Zone, die das gesamte Ottawatal von Montreal bis
Temiscaming, eingeschlossen die Stadtregionen Montreal,
Ottawa-Hull und Cornwall, umfasst. Die Muster der bisherigen
Beben zeigen eine Konzentration der Aktivitäten vor allem auf
den beiden Gebieten entlang des Ottawa-Flusses und auf der Achse
Montreal-Maniwaki.
Am 16. September 1732 ereignete sich in Montreal ein Beben mit
einer geschätzten Stärke von 5,8 auf der Richterskala. Dieses
richtete beträchtliche Schäden an. Am 1. November 1935 gab es
mit einer Stärke von 6,2 das bis heute stärkste Beben, dessen
Epizentrum bei Timiskaming in der Provinz Quebec nordwestlich
von Ottawa lag. Am 5. September 1944 richtete ein Beben der
Stärke 5,6 mit Epizentrum bei Cornwall, einer Kleinstadt
zwischen Ottawa und Montreal, etwa 2 Millionen Dollar Schaden an
und ließ über 2000 Schornsteine zusammenfallen. Zwischen 1980
und 2000 erreichten in Ottawa 16 Beben Stärken über der
Magnitude 4.
Klima
Das Klima in Ottawa ist ein feuchtes Kontinentalklima mit einer
starken Bandbreite und Rekordtemperaturen (Effektive
Klimaklassifikation: Dfb). Am 4. Juli 1913 wurde eine
Höchsttemperatur von 37,8 °C gemessen, dagegen am 29. Dezember
1933 mit −38,9 °C die tiefste je gemessene Temperatur. Bezogen
auf diesen Tiefsttemperaturrekord gehört Ottawa nach Ulaanbaatar,
Astana und Moskau zu den vier kältesten Hauptstädten der Welt.
Diese enormen Temperaturunterschiede erlauben es der Stadt, eine
Vielzahl an jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen abzuhalten,
wie beispielsweise das Winterlude Festival auf dem zugefrorenen
Rideau-Kanal. Durch die relativ warmen Sommer gehört Ottawa
allerdings im Jahresdurchschnitt betrachtet weltweit nur zu den
sieben kältesten Hauptstädten.
Während der Wintermonate
dominieren Schnee und Eis. Jedes Jahr fällt in der Summe etwa
235 cm Schnee. Die größte je gemessene Schneemenge an einem Tag
war 73 cm am 2. März 1947. Die durchschnittliche Temperatur im
Januar beträgt −10,8 °C mit starken Schwankungen zwischen den
Tag- und Nachttemperaturen. Während die Tagestemperaturen leicht
über der Null-Grad-Grenze liegen können, fallen die
Nachttemperaturen hin und wieder auf unter −30 °C. In einem
durchschnittlichen Winter liegt die Hauptstadt von Mitte
Dezember bis Anfang April unter einer geschlossenen Schneedecke,
obwohl es auch schneefreie Tage um die Weihnachtszeit geben
kann. Der Winter 2007/08 war dabei mit insgesamt 432,7 cm Schnee
besonders ergiebig, die Schneehöhe lag damit nur knapp unter der
des Rekordjahres 1970/71 von 444,1 cm. Hohe Windchills sind
dabei ebenso üblich wie überfrierender Regen. Einer dieser
Eisstürme verursachte im Januar 1998 sogar Stromausfälle und
beeinträchtigte die lokale Wirtschaft erheblich.
Die Sommer sind verhältnismäßig feucht und warm, dauern
allerdings nur relativ kurz. Die durchschnittliche
Maximaltemperatur im Juli beträgt 26 °C mit gelegentlichen
Einfällen von kalter Luft mit fallender Luftfeuchtigkeit aus dem
Norden des Landes. Frühling und Herbst fallen aufgrund der
Extreme dementsprechend wechselhaft aus. Heiße Tage mit über 30
°C können bereits Anfang März vorkommen, aber auch noch Ende
Oktober. Der durchschnittliche Niederschlag beträgt rund 914 mm.
Die größte Regenmenge innerhalb eines Tages wurde am 9.
September 2004 mit 136 mm gemessen. In Ottawa scheint die Sonne
etwa 2060 Stunden im Jahr, was 47 % der möglichen Sonnenstunden
entspricht. Im Sommer kann es auch zu Tornados kommen.
Geschichte
Frühgeschichte
Die Erforschung der
Frühgeschichte im Gebiet der kanadischen Hauptstadt begann erst
sehr spät, obwohl sich bereits 1843 ein unbekannter Autor mit
einer Begräbnisstätte von 20 Indianern in Ottawa befasste, 1853
Edward Van Cortlandt mit einer (anderen?) Begräbnisstätte. Doch
kam die Forschung, sieht man von den Arbeiten Thomas Walter
Edwin Sowters um 1900 ab, mehr als ein Jahrhundert lang zum
Erliegen. Auslöser für knappe Erörterungen war der Fund einer
Portage und eines Indianerlagers genau dort, wo sich heute das
Kanadas Nationalmuseum für Geschichte und Gesellschaft befindet.
Erst 2002, anlässlich des Baues des neuen Kriegsmuseums, kam es
zur intensiven Erforschung der durch die Bauarbeiten gefährdeten
Stätten.
Die ältesten menschlichen Spuren reichen rund 6500 Jahre zurück
und finden sich am Leamy Lake, vor allem aber im Tal des Ottawa.
Die Ottawa, denen die Hauptstadt ihren Namen verdankt, kamen im
14. Jahrhundert von Osten zu den Großen Seen. Sie siedelten
jedoch nur bis 1651 in der Region.
Étienne Brûlé befuhr 1610 als erster Europäer den Fluss Ottawa,
Samuel de Champlain traf 1613 mit dem Ottawa-Häuptling Tessouat
nahe der späteren Stadt Ottawa zusammen. Er nannte die Bewohner
„Oudaouais“. Sie siedelten im Winter in Gruppen von zwei oder
drei Familien und fanden sich im Sommer zu großen Jagdverbänden
zusammen. Von ihnen übernahmen die Franzosen die Schneeschuhe.
An den Chaudière-Fällen opferten sie Tabak, wie Champlain
berichtet. 1620 schickte er Jean Nicolet zu den Kichesipirini,
die den Fluss „Kichesippi“ (Großer Fluss) nannten. Um diese Zeit
war es den Ottawa gelungen, ein Handelsmonopol entlang des
Flusses zu errichten. Mit ihren Kanus transportierten sie Pelze
zu den Dörfern der Wyandot oder Huronen, wo sie von den
Franzosen in Empfang genommen wurden. In der Gegenrichtung
transportierten sie französische Handelswaren zu den weiter
entfernten Stämmen. Um 1630 begann mit den Biberkriegen ein
langwieriger Kampf um den Pelzhandel mit den Irokesen, der
weiträumige Völkerwanderungen in Bewegung setzte. 1636
versuchten die Kichesipirini vergeblich, eine Koalition mit
Huronen, Algonkin und Nipissing gegen die Irokesen
zusammenzubringen, die um 1650 die Huronen und später weitere
Stämme vernichteten. Erst um 1700 kehrten einige der Gruppen
zurück, doch blieben die Ottawa überwiegend südlich der Großen
Seen und damit auf dem Gebiet der späteren USA ansässig. Dennoch
hatten sich die französischen Pelzhändler angewöhnt, jeden
Indianer aus der Region der späteren Hauptstadt als „Ottawa“ zu
bezeichnen, auch wenn es ein Algonkin oder Ojibway war. So wurde
aus dem „Grande Rivière des Algoumequins“ genannten Fluss bald
fälschlicherweise die „Grande Riviere des Outaouais“.
Um Ottawa, etwa auf der
Isle-aux-Alumettes, siedelten, abgesehen von den rund zwei
Jahrzehnten, in denen die Ottawa ihr Handelsmonopol aufbauten,
Algonkin-Gruppen. Champlain nannte eine dieser Gruppen „Algoumequins“.
Deren Sprache war eine weit verbreitete Händlersprache, so dass
diese Bezeichnung bald auf alle Stämme dieser Sprachfamilie
übertragen wurde. Nördlich von Ottawa (bei Maniwaki) leben heute
die Kitigan Zibi Anishinabeg, westlich, am Golden Lake, siedelt
die Algonquins of Pikwàkanagàn First Nation.
Im Jahre 1759 kam das Gebiet unter britische Herrschaft. 1800
gelangte mit Philemon Wright aus Massachusetts eine erste
Siedlergruppe von fünf Familien und 33 Arbeitern an die
Chaudière-Fälle, die Wright „Columbia Falls“ nannte. Aus der
Siedlung Wright’s Town entstand das heutige Gatineau. 1806 fuhr
ein erstes Floß aus 700 Holzstämmen den Fluss abwärts bis
Québec, doch erst die Kontinentalsperre Napoleons mit ihren
hohen Preisen machte aus diesen Fahrten ein lohnendes Geschäft.
Auch lieferte Wright, der den Ort dominierte, ab 1812 Weizen an
die USA. Bis 1830 wurde Wright’s Town, insbesondere sein 1814
gegründetes Unternehmen P. Wright & Sons, zur wichtigsten
Holzunternehmung in Kanada, doch zugleich verhinderte Wright
drei Jahrzehnte lang aus Furcht vor Konkurrenz jede
Industrieansiedlung.
Den Pelzhandel dominierte, nachdem er lange von unabhängigen
Jägern und Händlern betrieben worden war, die in Montreal
ansässige North West Company. Sie wurde allerdings 1821 mit der
Hudson’s Bay Company zwangsweise vereinigt, jedoch war die
Pelztierjagd im Ottawatal inzwischen nur noch von geringer
Bedeutung.
Erste Siedlungen, Stadtgründung, Hauptstadt
Der Name Bytown wurde 1827 zum
ersten Mal verwendet, um die Siedlung rund um die Baustelle des
Rideau-Kanals zu benennen. Dessen Bezeichnung geht auf Colonel
John By zurück, der von 1826 bis 1832 den Bau des
Verbindungskanals zwischen dem Ottawa und dem Rideau River
leitete.
James Johnston gründete 1836 die erste Zeitung des Ortes, Bytown
Independent. 1839 zählte die Siedlung 2073 Einwohner. Nach
einigen Kontroversen erlangte Bytown 1850 das Stadtrecht. Den
Namen behielt die Stadt bis 1854; ab 1. Januar 1855 hieß die
Stadt offiziell Ottawa. Die erste bedeutende Industrie war die
Holzindustrie, die den Ottawa zum Transport riesiger Flöße
nutzte. An den Chaudière- und Rideau-Fällen entstanden
Sägewerke, J. R. Booth war der erfolgreichste dieser lumber
barons (Holzbarone). 1855 hatte Ottawa bereits rund 10.000
Einwohner. Der Rideau-Kanal brachte Holz nach Kingston und über
den Eriesee nach Oswego, eine Öffnung der kanadischen Wälder
Richtung USA, die durch die Eisenbahnbauten noch ausgebaut
wurde. Ähnlich wie im Pelzhandel verdrängten Großunternehmen
bald die Familienbetriebe.
Am 31. Dezember 1857 wurde Königin Victoria aufgefordert, eine
Hauptstadt für die Provinz Kanada auszuwählen. (→ Geschichte
Kanadas) Sie entschied sich für Ottawa. Es ranken sich mehrere
Legenden um die Auswahl. So soll die Königin ihre Hutnadel auf
einer Landkarte etwa zur Hälfte zwischen die Städte Toronto und
Montreal gesteckt haben; der nächste Ort sei Ottawa gewesen.
Tatsächlich dürfte die Wahl auf die Stadt gefallen sein, weil
Ottawa zum einen an der Sprachgrenze lag und damit für beide
europäischen Bevölkerungsteile (in Kanada spricht man heute von
Euro-Canadians) akzeptabel schien, andererseits, im Gegensatz
zum nahe an der Grenze zu den USA gelegenen Toronto, das vom
Ontariosee aus – im erneuten Kriegsfall mit den Vereinigten
Staaten – womöglich leicht angreifbar gewesen wäre, lag Ottawa
weit im Hinterland. Der Barracks Hill, wo By seine
Wachmannschaften untergebracht hatte, sollte zum Sitz des
Parlaments werden. Der Bau des Gebäudes begann 1860, er sollte
bis 1866 rund 4,5 Millionen Dollar verschlingen. Allerdings
brachte er Bauarbeiter und Architekten, dann zahlreiche
Verwaltungsbeamte und Angehörige des Parlaments nebst ihren
Familien nach Ottawa. Beim Baustil bevorzugte man die damals in
Großbritannien beliebte Neugotik.
Das Verfassungsgesetz von 1867 erhob Ottawa zur Hauptstadt des
neuen kanadischen Bundesstaates. 1877 wurde der Öffentlichkeit
hier das erste Telefon präsentiert. 1899 entstand die Ottawa
Improvement Commission, die für eine Verschönerung der Stadt
sorgen sollte. Am 26. April 1900 zerstörte jedoch ein Feuer rund
2000 Gebäude. Ein defekter Schornstein in Hull, dem alten
Stadtkern von Gatineau, fing Feuer und breitete sich durch die
Witterungsverhältnisse bis nach Ottawa aus. Sieben Menschen
kamen damals unmittelbar durchs Feuer um, weitere Tote gab es
durch die nachfolgenden Seuchen, 15.000 wurden obdachlos. Am 3.
Februar 1916 zerstörte ein weiterer großer Brand das Parlaments-
und Senatsgebäude. Das neue Parlamentsgebäude wurde 1922
fertiggestellt.
Umbau durch Jacques Gréber, Kalter Krieg
Kurz nach Ende des Zweiten
Weltkrieges rückte die Stadt in die weltweite öffentliche
Wahrnehmung, als am 5. September 1945 der sowjetische
Kryptograph Igor Gouzenko aus der Botschaft in Ottawa zu den
Westmächten überlief. Er stahl dabei 109 Geheimakten über die
Entwicklung von Nuklearwaffen. Auf dem Höhepunkt des Kalten
Krieges entstand zum Schutz von Regierung, Verwaltung und der
Archivalien der Diefenbunker in Carp, einem Dorf westlich von
Ottawa. Er kann heute besichtigt werden. Der Bunker sollte im
Falle eines Atombombenangriffs, selbst bei völliger Zerstörung
der Stadt, das weitere Funktionieren der Regierungstätigkeiten
sicherstellen.
Da Ottawa städtebaulich vergleichsweise schlecht entwickelt war,
wurden nach der Gründung der National Capital Commission im Jahr
1959 unter Leitung von Jacques Gréber Industrie- und
Eisenbahnanlagen aus dem Innenstadtbereich verbannt, Grünanlagen
geschaffen und das Kulturleben gefördert. Dazu gehörte auch die
Zentralisierung zahlreicher Artefakte der kanadischen Geschichte
in einem zentralen Museum. Durch den National Capital Act war
bereits 1958 ein Hauptstadtbezirk von 4800 km² Fläche
entstanden, zu dem 27 Orte (municipalities) gehörten, vor allem
aber Ottawa und Hull.
Politik
Politische
Strukturen
Die Stadtregierung (engl.: Ottawa
City Council, franz.: Conseil municipal d’Ottawa) ist das
Verwaltungsgremium der Stadt und setzt sich aus 23 Stadträten
und einem Bürgermeister zusammen. Die Verwaltungsstruktur ist
einstufig und trägt für sämtliche Bereiche der städtischen
Dienstleistungen die Verantwortung. Der Bürgermeister vertritt
die Interessen und Belange der gesamten Stadt, während die
Stadträte Repräsentanten (City Councillors) der 23
Verwaltungseinheiten (wards) sind. Sie werden für eine
vierjährige Legislaturperiode gewählt. Die letzten Wahlen fanden
am 13. November 2006 statt. Bürgermeister war seit dem 1.
Dezember 2006 Larry O’Brien (Konservative Partei Kanadas), dem
am 1. Dezember 2010 Jim Watson folgte. Er wurde mit 47,08 % der
Stimmen gewählt und löste damit Bob Chiarelli ab. Sitz der
Stadtregierung ist das Rathaus, welches sich südlich des
Confederation Park befindet.
Die Stadtregierung trifft sich regelmäßig zweimal monatlich im
Rathaus, jeweils am zweiten und vierten Mittwoch im Monat. Im
Bedarfsfall werden auch Sondersitzungen eingelegt. Dem Stadtrat
ist ein ständiges Komitee (Standing Committee) beigeordnet.
Diesem Komitee können Bürger ihre Anliegen vortragen, das
wiederum das Anliegen prüft und in kurzen Vorträgen dem Stadtrat
präsentiert. Außerdem gibt es 16 Beratungskomitees, welche zu
verschiedenen Themenbereichen fachlich dem Stadtrat zur Seite
stehen und Empfehlungen aussprechen. Einige Mitglieder des
Komitees bestehen aus ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Wappen und
Flagge
Das Wappen der Stadt Ottawa wurde
am 20. Oktober 1954 durch Vincent Massey vorgestellt. Es zeigt
einen weißen Schild, der kreuzförmig durch zwei wellenförmige,
blaue Linien unterbrochen wird. Sie stellen die beiden Flüsse
Rideau River und Ottawa River dar, die durch die Stadt fließen.
An der heraldisch rechten oberen Ecke ist die Königskrone von
Königin Victoria abgebildet, die Ottawa zur Hauptstadt erhoben
hat. An der heraldisch linken unteren Ecke befindet sich ein
rotes Ahornblatt. Der obere Teil des Schildes zeigt auf rotem
Grund von rechts nach links Pfeile, ein Astrolabium und
Schaufeln. Die Pfeile symbolisieren die ersten Einwohner,
während das Astrolabium für die Entdeckung durch Samuel de
Champlain steht. Die Schaufeln stehen für John By, der den
Rideau-Kanal erbaute. Rechts und links vom Schild stehen ein
Holzfäller und ein Offizier. Beide stehen auf einem grünen
Untergrund aus Gras und Kiefernzapfen. Darunter befindet sich
ein Banner mit dem Stadtmotto „Advance – Ottawa – en avant“.
Oberhalb des Schildes befindet sich ein silberner Helm. Darauf
thront eine Kiefer, die historisch betrachtet die
wirtschaftliche Basis für das Ottawatal und später die Stadt
Ottawa bildete.
Die Flagge stellt ein stilisiertes weißes O dar, den
Anfangsbuchstaben der Stadt. Die dynamischen Linienführungen
symbolisieren außerdem den Maple Leaf, das Nationalsymbol
Kanadas und den Peace Tower des Parlamentsgebäudes. Die
Hintergrundfarben sind blau und ein helles grün. Blau steht
dabei für die Wasserwege durch Ottawa, die grüne Farbe für die
Wälder, Bäume und Parklandschaften. Die Flagge besteht seit dem
1. Januar 2000 mit der Verschmelzung der Stadt mit ihren
Nachbargemeinden.
Von 1987 bis 2000 war die Stadtflagge eine dreifarbige Flagge
mit vertikalen Balken und dem Stadtwappen in seiner Mitte. Die
Trikolore repräsentierte die Monarchie (purpur), die Liberalen
(rot) und die Konservativen (blau). Von 1901 bis 1987 verwendete
man die gleiche Flagge ohne Wappen.
Die Bevölkerung der Stadt wuchs in den vergangenen Jahrzehnten stetig an. Die nebenstehende Tabelle stellt die Einwohnerentwicklung innerhalb der jeweils gültigen Stadtgrenzen dar. Vergrößerungen der Stadtgrenzen fanden seit Gründung von Bytown insgesamt zwölfmal statt, vor allem in den 1940er und 1950er Jahren. Im Jahr 2001 erfolgte die größte und bisher letzte Erweiterung des Stadtgebietes. Die Metropolregion Ottawa-Gatineau verzeichnete in der Volkszählung 2011 1.236.324 Einwohner. Innerhalb der ursprünglichen Grenzen vor der Verschmelzung mit anderen Stadtteilen hatte Ottawa lediglich 337.031 Einwohner, ihre Zahl ging 2006 sogar auf 328.105 zurück. Nach einer Prognose soll die Stadtbevölkerung weiter wachsen und etwa im Jahr 2021 die Millionengrenze überschreiten. Im Jahr 2011 hatte Ottawa 883.391 Einwohner.
Demografie
Im Jahr 2001 betrug der Frauenanteil rund 51,23 %, Jugendliche unter 14 Jahren waren mit 19,30 % an der Gesamtbevölkerung vertreten, der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen betrug 10,81 %. Das Durchschnittsalter lag bei 36,6 Jahren. Der Ausländeranteil betrug 2006 22,28 %. Der Anteil der „sichtbaren Minderheiten“ lag bei 20,2 %, während der Anteil der Ureinwohner 1,5 % von der Gesamtbevölkerung ausmacht. Die größte sichtbare Minderheit wird von den Schwarzen mit 4,9 % gestellt, gefolgt von den Chinesen mit 3,8 %, Südasiaten mit 3,3 % und Arabern mit 3,0 %.
Sprachen
Verteilung der frankophonen
Bevölkerung auf das Stadtgebiet
Ottawa ist offiziell englisch- und französischsprachig. Die
gesamte Verwaltung ist auf die Zweisprachigkeit ausgerichtet.
Die Bevölkerung ist überwiegend englischsprachig (62,6 %); etwa
14,9 % sind französischsprachig (→ Franko-Ontarier). Nur ein
geringer Bevölkerungsanteil (etwa 0,85 %) ist mit zwei
Muttersprachen aufgewachsen. Ein Anteil von 59,87 % hat nur
Kenntnisse der englischen Sprache, 1,62 % beherrschen nur
Französisch. Die französischsprachigen Einwohner leben vor allem
in den nordöstlichen Bezirken entlang des Ottawa River. Etwa 37
% der Bevölkerung sprechen beide Sprachen, rund 1,3 %
beherrschen keine der beiden Sprachen. Durch die Einwanderer
sind viele andere Sprachen wie Arabisch, Chinesisch,
Italienisch, Deutsch, Spanisch oder Persisch vertreten.
Religionen
Nach der Volkszählung des Jahres 2001 gehörten 79,34 % der Bevölkerung einer christlichen Konfession an. Davon gehört mit 54,16 % die größte Gruppe der römisch-katholischen Kirche an, 21,85 % sind Protestanten, 1,68 % gehören der orthodoxen Kirche an. Die verbleibenden sind Angehörige der freien christlichen Kirchen, der Zeugen Jehovas oder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die größte nichtchristliche Gruppe bilden die Angehörigen des Islam mit 3,97 %. Danach folgen Angehörige des Judentums (1,09 %) und des Buddhismus (0,95 %). Der Anteil der Konfessionslosen beträgt 13,29 %.
Wirtschaft und Infrastruktur
Hauptstädtische Infrastruktur
In Ottawa befinden sich die
wichtigsten politischen Institutionen des Landes. Das kanadische
Parlament mit Senat und Unterhaus sowie der Generalgouverneur
von Kanada haben hier ebenso ihren Sitz wie der Oberste
Gerichtshof Kanadas. An der Adresse 24 Sussex Drive befindet
sich seit 1949 der offizielle Amtssitz des kanadischen
Premierministers. Das eher bescheidene Haus wurde zwischen 1866
und 1868 von Joseph Merrill Currier (1820–1884) erbaut. Der
Landsitz des Premierministers befindet sich außerhalb der Stadt
am Harrington-See im Gatineau-Park, rund 33 km nordwestlich des
Regierungsviertels. Die Residenz des Staatsoberhauptes (der
Monarch bzw. der Generalgouverneur als Stellvertretung)
residiert seit dem 1. Juli 1867 in der Rideau Hall (1 Sussex
Drive). Das repräsentative Gebäude wird vor allem für
Staatsempfänge genutzt. Lediglich 500 m² der insgesamt 9500 m²
sind als Wohnung konzipiert. Auch der Oppositionsführer des
Unterhauses und dessen Vorsitzender (speaker) haben offizielle
Residenzen im Hauptstadtbezirk. Das offizielle Gästehaus für
Staatsbesuche ist ein viktorianisches Gebäude in der Nähe der
Rideau Hall.
Außerdem haben 126 Auslandsvertretungen und Hochkommissare ihren
Sitz in der Hauptstadt. Die meisten Botschaften und Residenzen
befinden sich im Diplomatenviertel Rockcliffe nordöstlich des
Regierungsviertels, eine weitere Ansammlung von diplomatischen
Missionen befindet sich in der südlichen Innenstadt. Die
Deutsche Botschaft in Ottawa besteht, nach Unterbrechung durch
den Zweiten Weltkrieg, wieder seit dem 13. Februar 1951.
Die Zentralbank Bank of Canada
wurde 1935 in Ottawa gegründet und befindet sich an der Ecke
Wellington Street zu Bank Street in der Downtown.
In Ottawa befindet sich seit 1971 die nationale Statistikbehörde
Statistics Canada (franz.: Statistique Canada). Diese
Organisation ging aus dem 1918 gegründeten Dominion Bureau of
Statistics hervor. Die Behörde mit rund 1700 Mitarbeitern hat
ihren Sitz westlich der Downtown.
Außerdem befinden sich in der Stadt folgende Ministerien und
Bundesbehörden: Agriculture and Agri-Food Canada, Citizenship
and Immigration Canada, Department of Finance Canada, Fisheries
and Oceans Canada, Global Affairs Canada, Health Canada,
Industry Canada, Department of Justice, Department of National
Defence, Natural Resources Canada, Public Safety Canada,
Transport Canada, Veterans Affairs Canada sowie Canada Border
Services Agency, Nav Canada, Royal Canadian Mounted Police,
Communications Security Establishment Canada und der kanadische
Kronrat.
In Gatineau sind u. a. folgende Ministerien und Bundesbehörden
untergebracht: Employment and Social Development Canada,
Environment and Climate Change Canada, Public Services and
Procurement Canada, Indigenous and Northern Affairs Canada,
Transportation Safety Board of Canada sowie Canadian
International Development Agency.
Wirtschaft
Die Angestellten arbeiten in
der Stadt vornehmlich entweder für die kanadischen
Bundesbehörden und die Bundesregierung oder in der
Hochtechnologieindustrie. In Ottawa sind unter anderem die
Unternehmen 3M, General Dynamics Canada, Adobe Systems, Bell
Canada, IBM Canada, MacDonald Dettwiler, Telesat Canada, Neptec,
Corel Corporation und Hewlett-Packard niedergelassen. Die
Konzentration an Unternehmen dieser Branche brachte der Stadt
auch den Spitznamen „Silicon Valley des Nordens“ ein. Die Firma
Royal Canadian Mint prägt hier an ihrem denkmalgeschützten
Hauptsitz exklusiv die Anlage- und Gedenkmünzen des Kanadischen
Dollars.
Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2006 gibt es in Ottawa
insgesamt 522.000 Arbeitsstellen. Zwischen 2001 und 2006
entstanden rund 40.000 neue Arbeitsstellen. Trotz der Steigerung
ist das durchschnittliche Wachstum auf einen
Fünf-Jahres-Zeitraum bezogen langsamer als Ende der 1990er
Jahre. Während die Zahl der Beschäftigten im Bereich der
Bundespolitik stagnierte, wuchs sie in der Branche der
Hochtechnologie mit 2,4 % stärker an. Das gesamte Wachstum der
Arbeitsplätze in Ottawa-Gatineau betrug 1,3 % im Vergleich zum
Vorjahr und lag damit auf Platz 6 hinter Edmonton (6,7 %),
Calgary (3,9 %), Vancouver (3,0 %), Montreal (2,5 %) und Toronto
(2,3 %). Die Arbeitslosenquote in Ottawa-Gatineau betrug 5,2 %
(nur Ottawa: 5,1 %) und lag damit unter dem nationalen
Durchschnitt von 6,0 %.
Die Zunahme des Bruttoinlandsprodukt betrug in Kanada 2007 2,4
%; Ottawa war mit 2,7 % auf Platz 4 der großen Städte. Die
Region Ottawa-Gatineau hat die dritthöchsten Einkommen aller
großen Städte Kanadas. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen in
der Region lag bei 40.078 Dollar (nach Calgary mit 52.927 Dollar
und Edmonton mit 42.866 Dollar) und stieg damit um 4,9 % im
Vergleich zum Vorjahr. Das Nettoeinkommen lag bei 30.347 Dollar
(Zuwachs um 4,4 % zum Vorjahr) und bedeutet für die Region
ebenfalls Platz 3. Der Lebenshaltungskostenindex wurde 2007 mit
110,7 gemessen, was einer Jahresteuerungsrate von 1,9 %
entsprach.
Die Weltwirtschaftskrise bewirkte einen Anstieg der
Arbeitslosenquote zwischen April 2008 und April 2009 von 4,7 auf
6,3 %. In der Provinz stieg diese Quote allerdings im gleichen
Zeitraum von 6,4 auf 9,1 %.
Bildungseinrichtungen
Die Stadt verfügt über zwei staatliche Universitäten, die Universität Ottawa und die Carleton University. Darüber hinaus gibt es mehrere Hochschulen. Das 1967 gegründete Algonquin College ist eine Hochschule für angewandte Kunst und Technologie. Das Dominican University College bietet mehrere Fakultäten der Philosophie und Theologie. Die kleine Hochschule hat rund 160 Studenten und wurde im Jahr 1900 gegründet. Die 1848 gegründete Saint Paul University ist eine päpstlich-katholische Universität mit etwa 1000 Studenten. Sie beherbergt Fakultäten für Kirchenrechts, Humanwissenschaften, Philosophie und Theologie. Die meisten Hochschulen und Universitäten lehren englisch und französisch. Das La Cité collégiale mit etwa 5.000 Studenten ist eine französischsprachige Hochschule, die als Ableger des Algonquin College 1990 gegründet wurde.
Stadtbild und Architektur in Downtown
Im Gegensatz zu Toronto und
Montreal dominieren nur wenige hohe Gebäude das Stadtbild
Ottawas. Mit 112 m ist das höchste Gebäude Place de Ville II nur
unwesentlich höher als der historische Peace Tower des
Parlamentsgebäudes. Vor allem in der Innenstadt sind die Straßen
rechtwinkelig angelegt, wobei die großen Ausfallstraßen
teilweise ihren ursprünglichen Verlauf behalten haben und dem
Muster nur teilweise folgen.
Als Hauptsehenswürdigkeit gilt das Regierungsviertel, dessen
Gebäude in Anlehnung an die Regierungsbauten in London entworfen
wurden und im Stil der britischen Neugotik gehalten sind. Die
Bauwerke befinden sich auf dem Parlamentshügel (Parliament Hill)
zwischen dem Rideau-Kanal und dem Ottawa River. Das
Parlamentsgebäude ist ein Komplex, der aus drei Teilen (East
Block, West Block und Centre Block) und dem markanten 92 m hohen
Peace Tower besteht. An der Nordseite des Centre Block befindet
sich die Parlamentsbibliothek, die aufgrund ihres Kuppeldachs
und seinen Stützpfeilern an einen gotischen Sakralbau erinnert.
Auf dem Vorplatz des Parlaments brennt die Centennial Flame, die
in der Neujahrsnacht 1966 an die ersten hundert Jahre der
Kanadischen Konföderation erinnern soll. Einige hundert Meter
westlich des Parlaments befindet sich der Oberste Gerichtshof
Kanadas. Das höchste kanadische Gericht tagt in einem 1939
erbauten Gebäude mit grünlichem Dach. Im Regierungsviertel
finden sich zahlreiche Statuen berühmter kanadischer Politiker.
Östlich des Parlamentsgebäudes befindet sich eine Statue aus dem
Jahr 1977, die Königin Elisabeth II. auf einem Pferd darstellt.
Die 1846 geweihte römisch-katholische Kathedralbasilika Notre
Dame östlich des Rideau-Kanals am Sussex Drive ist die älteste
Kirche Ottawas und Sitz des Erzbischofs. Die neogotische Kirche
wurde von 1841 bis 1865 erbaut, der prachtvolle Innenraum
zwischen 1876 und 1885 gestaltet.
Westlich der Notre Dame befindet sich die Kanadische
Nationalgalerie (National Gallery of Canada). Südlich des
Museums befinden sich die Zufahrt zur Alexandra Bridge nach
Gatineau und ein kleiner Park mit dem Denkmal Samuel de
Champlains (Nepean Point).
Zwischen den Parlamentsgebäuden und dem Nobelhotel Château
Laurier fließt der Rideau-Kanal, der an der Mündung zum Ottawa
River mehrere Schleusenstufen aufweist und einen
Höhenunterschied von 24,1 Meter mit Hilfe von acht von Hand zu
bedienenden Toren überbrückt. In den Wintermonaten wird der
Kanal zur längsten Schlittschuhlaufbahn der Welt (etwa sieben
Kilometer).
Am Rideau-Kanal befindet sich der Confederation Square, eine
dreieckige Parkanlage, in der sich ein monumentales
Kriegsdenkmal befindet. Südlich des Parks steht das National
Arts Centre, ein Konzert-, Opern und Theaterhaus. Nördlich des
Confederation Square befindet sich das Château Laurier. Das an
eine mittelalterliche Burg erinnernde Hotelgebäude wurde 1912
als Eisenbahnhotel errichtet und zählt zu den besten Hotels der
Stadt.
Museen
Die Sammlung der Kanadischen
Nationalgalerie dokumentiert die Entwicklung der kanadischen
Kunst, stellt aber auch asiatische und europäische Kunst aus.
Das Museumsgebäude mit seinem auffälligen Glaskuppelbau wurde
1988 von Moshe Safdie entworfen. Das Museum besitzt Werke von
Künstlern wie Lucas Cranach d. Ä., El Greco, Gustav Klimt, Pablo
Picasso oder Andy Warhol. Die kanadische Kunst ist z. B. mit
Werken von Paul Kane und der Group of Seven vertreten. Außerdem
zeigt das Museum in einer eigenen Abteilung Videokunst. Auf dem
Vorplatz befindet sich die 1999 aufgestellte, zehn Meter hohe
Spinnenskulptur Maman aus Bronze, die die französische
Bildhauerin Louise Bourgeois schuf.
Neben dem Château Laurier befindet sich das der Nationalgalerie
angegliederte Museum of Contemporary Photography. In einem
ehemaligen Eisenbahntunnel untergebracht, beherbergt es über
150.000 Fotografien von zumeist kanadischen Künstlern.
Seit 2005 befindet sich das Kanadische Kriegsmuseum in einem
neuen Gebäude in den Lebreton Flats nahe dem Ottawa-Fluss. Das
Gebäude wurde von den Architekten Raymond Miriyama und Alex
Rankin entworfen. In fünf verschiedenen Sektionen wird
chronologisch die Kriegsgeschichte Kanadas beleuchtet, im
eigenen Land wie auch in anderen Erdteilen. Eine Attraktion ist
ein originales Mercedes-Benz-770-Cabriolet von Adolf Hitler. Bei
diesem Exponat, das ursprünglich der Wagen von Hermann Göring
hätte sein sollen, handelt es sich um eine Schenkung eines
Québecer Geschäftsmannes aus dem Jahr 1970. Zudem rekonstruierte
das Museum einige bekannte Kriegsschauplätze, beispielsweise
einen Schützengraben aus dem Ersten Weltkrieg.
Im benachbarten Gatineau befindet sich mit Kanadas
Nationalmuseum für Geschichte und Gesellschaft, das
meistbesuchte Museum Kanadas. Es widmet sich der Kultur- und
Besiedlungsgeschichte Kanadas, wobei es sich in Form von
Dauerausstellungen mit dem Thema der Ureinwohner (vor allem der
First Nations, aber auch der Métis und Inuit), der
Besiedlungsgeschichte durch europäische und asiatische
Einwanderer und herausragenden Persönlichkeiten der kanadischen
Geschichte befasst. Im Museum ist außerdem das Kanadische
Postmuseum (Canadian Postal Museum), das u. a. eine Sammlung
sämtlicher in Kanada erschienenen Briefmarken besitzt.
Weitere Museen Ottawas sind das Canadian Museum of Nature am
Südrand der Downtown, das Canada Science and Technology Museum
am südöstlichen Stadtrand, das Canada Aviation and Space Museum
auf dem Gelände des Flugplatzes Ottawa-Rockcliffe nordöstlich
der Innenstadt und das Museum für Landwirtschaft und Ernährung
auf dem Gelände der Central Experimental Farm/Ferme
expérimentale centrale im Südwesten der Innenstadt.
Ausstellungsstücke im Museum für Geschichte und Gesellschaft |
vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ottawa